CarloGiovanni November 5, 2010 Hallo, Eine Frage, auf die ich weder bei Kommer noch bei Graham oder hier im Forum eine Antwort gefunden habe: Gibt es eine allgemeine Empfehlung, wann man Wertpapiere verkaufen sollte? Sicher gibt es hier gewisse Standards bzw. Literatur, auf die Ihr mich hinweisen könnt. Hintergrund: Ich habe ein recht ausgeglichenes Depot überwiegend aus ETFs. Zwei dieser ETFs sind echte Zugpferde und erreichen jetzt knapp 100% Wertsteigerung gegenüber dem Kaufkurs: DB X-TRACKERS MSCI EUROPE SMALL CAP TRN INDEX ETF (dbx1au) MSCI EMERGING MARKETS TRN INDEX ETF (dbx1em) Ich überlege, Sie jetzt abzustossen, um bei Kursrutschen nach unten mich nicht ärgern zu müssen. Andererseits könnte ich das Geld wohl erst in 1-2 Jahren sinnvoll anderweitig investieren. Es ist sicher eine individuelle Entscheidung, die von vielen persönlichen Faktoren abhängt, daher würde mich interessieren, wie Ihr das handhabt. Setzt Ihr Euch beispielsweise beim Kauf ein Kursziel und verkauft dann gnadenlos, z. B. bei 50 % Gewinn? Nach Graham wäre das wohl sinnvoll, da man ja die Emotionen abschalten und klar rational handeln sollte. Allerdings könnte der aktuelle Kurs nach oben ja noch ein bisschen andauern. Danke für Eure Meinungen und Ratschläge! CG Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
abbreviation November 5, 2010 Im Moment mach ich mir auch viele Gedanken über diese Frage, zumal ich Ende 2008 erstmals Werrtpapiere gekauft habe und sich seitdem einiges zum Positiven entwickelt hat. Logisch wäre es, wenn man soviel verkauft, dass die Aufteilung im Depot wieder mit der Anfangsallokation übereinstimmt. Noch logischer wäre es, wenn man bei 100% Zuwachs die Hälfte einer Position verkauft, dann ist der Gewinn gesichert. Problematisch dabei ist natürlich, dass man Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen soll. Dann wäre auch das Risiko durch zu große Zuwächse irgendwann fast nur noch das Vermögen im Depot zu haben zu groß. (Weil der Aktienanteil am Gesamtvermögen mit den Kursen ja steigt und fällt.) Vermutlich wäre es sinnvoll auch regelmäßig Kasse zu machen, so wie man auch regelmäßig investiert. Bei kleineren Positionsgrößen erscheint mir das allerdings wegen der hohen Kosten wenig praktikabel. (Da treibt einen dann die relative Armut in die Buy-and-Hold-Strategie) Falls Du regelmäßig sparst bzw. Dein Depot Ausschüttungen generierst könntest Du überlegen, ob Du nicht einfach ab demnächst Cash vorhältst mit den kommenden Raten. Ansonsten denke ich lernt man aus dieser Situation, dass man sich beim Überlegen der Einstiegsstrategie auch bereits eine Ausstiegsstrategie ausdenken sollte. Entschuldige, dass das jetzt vielleicht wenig konstruktiv war, aber das ist der aktuelle Stand meiner Überlegungen zur Frage. Eigentlich wollte ich ja mal Passivanleger werden... aber die Psyche spielt einem seltsame Streiche, wenn es dann doch besser läuft als zunächst erwartet. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
matchbox November 5, 2010 Moin, schwierig hier konkrete Empfehlungen auszusprechen. Ich möchte vorab sagen, dass ich mir die Basiswerte der Zertifikate nicht angesehen habe. Eine Möglichkeit wäre z. B. jetzt die Hälfte Deiner Scheine zu verkaufen, weil Du dann das ursprünglich eingesetzte Kapital gesichert hättest. Den Rest könntest Du dann später zu anderen (höheren/niedrigeren) Kursen verkaufen. Eine weitere Möglichkeit sehe ich darin, Stops zu setzen um Deine Positionen abzusichern. Dabei sollte man kurzfristige Kursschwankungen mit berücksichtigen, damit Du nicht vorzeitig ausgestoppt wirst. Dies nur mal so als Denkanstösse. Viele Grüße Matchbox Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
nord_sued November 5, 2010 Kommer und Graham sind schon sehr unterschiedlich. Ganz grob und schematisch: Kommer verkauft an sich nie, weil Aktien eine statistische Renditeerwartung haben und er als ganz passiver völlig auf Markettiming verzichtet. Verkauft wird folglich ggf. nur als Rebalancingüberlegungen bzw. wenn sich das Risikoprofil ändert. Graham als Fundamentalanalyst verkauft, wenn die Aktien überbewertet sind. Grundsätzlich ist seine Orientierung - grade für den sogenannten defensiven Investor - auch langfristig. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
John Silver November 5, 2010 Wenn Du mit dem bisher erreichten Ergebnis zufrieden bist, aber mögliche weitere Gewinne nicht "verschenken" willst, überlege Dir mal, ob Du nicht mit Trailing Stops arbeiten möchtest. Die dabei zu setztenden "Grenzen" mußt Du Dir aber selber überlegen. Zum Stop Loss allgemein siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Orderzusatz Zum Trainling Stop siehe hier: https://www.cortalconsors.de/euroWebDe/-?$part=nps5.parts.CmsContentDetail&externalid=denps37783269 Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Maikel November 5, 2010 · bearbeitet November 5, 2010 von Maikel Gibt es eine allgemeine Empfehlung, wann man Wertpapiere verkaufen sollte? Sicher gibt es hier gewisse Standards bzw. Literatur, auf die Ihr mich hinweisen könnt. Es ist eigentlich völlig egal, wie die Papiere in der Vergangenheit gelaufen sind. Entscheidend sollte dagegen die Frage sein, wie du die zukünftigen Aussichten beurteilst. Würdest du die Papiere zu den aktuellen Kursen und mit der Depotgewichtung kaufen oder nicht? Oder besser andere? Aus eigener Erfahrung gebe ich allerdings zu, daß es oft schwer fällt, so zu handeln. Vor allem wenn man daraufhin Verluste realisieren müßte. Gruß, Michael Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Superhirn November 5, 2010 Gute Problemstellung, aber eigentlich nicht zu beantworten. Versuchen wir es mal anders herum: Aus folgenden Gründen sollte man besser nicht verkaufen. nur weil ein Investment im Gewinn ist nur weil ein bestimmter Prozentualer Gewinn aufgelaufen ist nur weil man etwas Anderes kaufen will nur weil man Angst hat liste beliebig erweiterbar durch das Forum ... Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
matchbox November 5, 2010 Wenn Du mit dem bisher erreichten Ergebnis zufrieden bist, aber mögliche weitere Gewinne nicht "verschenken" willst, überlege Dir mal, ob Du nicht mit Trailing Stops arbeiten möchtest. Die dabei zu setztenden "Grenzen" mußt Du Dir aber selber überlegen. Zum Stop Loss allgemein siehe hier: http://de.wikipedia....iki/Orderzusatz Zum Trainling Stop siehe hier: https://www.cortalco...d=denps37783269 Trailing Stops werden nicht von jedem Emittenten angeboten. Keine Ahnung ob das in diesem Fall so ist. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
CarloGiovanni November 5, 2010 @abbreviation: Schön zu sehen, dass auch Andere diese Probleme haben. Dein Beitrag macht mir Mut, mich weiter in die Thematik einzuarbeiten. @nord_sued: Danke, eine sehr treffende Zusammenfassung der beiden Standpunkte. Den völligen Verzicht auf Markettiming möchte ich nicht eingehen, da ich das Geld wahrscheinlich in 1-2 Jahren anderweitig anlegen möchte. Für den Graham-Ansatz fehlen mir die Hintergrund-Informationen dazu, ob die entsprechenden Bereiche aktuell über- oder unterbewertet sind. Das ist für Profis wohl einfach, für den Laien aber nicht einfach zu erkennen. @superhirn: Hehe, da hast Du Recht. Aber da ich mich freuen würde, möglichst viel des Geldes in 1-2 Jahren verfügbar zu haben, wäre es wohl reif für eine Ernte. Das mit den "Trailing Stops" klingt sehr interessant. Die DiBA bietet das für mein Depot allgemein an, ist es jedoch noch vom Emittenten abhängig, wie matchbox fragt? Wenn das möglich ist, dann würde ich wohl Trailing Stops mit 10% nach unten auf beide Positionen setzen. Dass mit dem Risiko, dass ein kleiner Schluckauf des Kurses dann 10% weniger Rendite bedeutet könnte, aber dafür ist die Gewinnmitnahme gesichert und ich möchte ja nicht übergierig sein. Eventuell werde ich noch jeweils die Hälfte der Positionen verkaufen, um das schonmal sicher zu haben. Aber aktuell geht es schon steil nach oben, ein bisschen warten riskiere ich da noch, zumal ich auch noch keinen Schatten am Horizont sehe. Ich hoffe, der Absturz kommt dann nicht allzu plötzlich. Danke, Ihr habt mir schon sehr geholfen! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
WOVA1 November 5, 2010 Das mit den "Trailing Stops" klingt sehr interessant. Die DiBA bietet das für mein Depot allgemein an, ist es jedoch noch vom Emittenten abhängig, wie matchbox fragt? Wenn das möglich ist, dann würde ich wohl Trailing Stops mit 10% nach unten auf beide Positionen setzen. Dass mit dem Risiko, dass ein kleiner Schluckauf des Kurses dann 10% weniger Rendite bedeutet könnte, aber dafür ist die Gewinnmitnahme gesichert und ich möchte ja nicht übergierig sein. Eigentlich nicht vom Emittenten, sondern von der Börse, die Du für den Auftrag wählst. Wie ich's verstehe, geht es um ETF's. Börsen, für die bei der DIBA diese Limitart angeboten wird, sind der Direkthandel, und die Börsen Stuttgart und München. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
TerracottaPie November 5, 2010 @superhirn: Hehe, da hast Du Recht. Aber da ich mich freuen würde, möglichst viel des Geldes in 1-2 Jahren verfügbar zu haben, wäre es wohl reif für eine Ernte. Das ist tatsächlich ein guter Grund. Wenn Du jetzt schon weißt, dass Du das Geld in 1 bis 2 Jahren brauchst, hast Du nur noch einen sehr kurzen Anlagehorizont und solltest Dein Risiko entsprechend reduzieren - das spricht dann definitiv für einen Verkauf. Du solltest Dich halt fragen, was aus Deinen Plänen wird, wenn in den nächsten 1 bis 2 Jahren die Kurse noch mal um 50 Prozent abstürzen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
H.B. November 5, 2010 Grundsätzlich halte ich nicht davon "nach xxx" zu handeln. Das ist genauso, wie das Fragen eines Vorgesetzen zu den Basisaufgaben innerhalb deines aufgabengebiets. Investmententscheidungen sind zu wichtig, als dass man dies delegieren kann. Trailing-Stops und Stopp-Loss sind für den Trading-Alltag für manche wichtig. Ich setze nur im spekulativen Bereich mentale Stop-Losse. In meiner Welt folgen Verkaufsentscheidungen den gleichen Regeln, wie Käufe. Konkret: Was sind die Investmentgrundlagen? 'Hat sich seit dem Kauf (außer der Preisänderung) etwas verändert, hat dies Auswirkungen auf die Entscheidung. Ja oder Nein. Wenn ja, dann muss man eigentlich short gehen, mindestens die Position glatt stellen. Wenn nein, dann müsstest du streng genommen die Position aufstocken und nach Gründen suchen, warum dies nicht zielführend ist. Falls du diese findest, dann war deine obige Analyse fehlerhaft. viel erfolg Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
teffi November 5, 2010 Wenn man passiv Investiert, dann verkauft man höchstens aus Gründen des Rebalancing. Wenn man aber stattdessen neues Kapital anlegen kann, kann das ausreichen und man muss nicht verkaufen. In dem Fall spielt es keine Rolle, dass der Trend Dein Freund ist oder etwas schon zu gut gelaufen ist. Wenn man fundamental investiert, hat man eine Vorstellung davon, wie viel eine Aktie wert ist. Wenn der Wert übertroffen ist, verkauft man, weil sich dort nichts mehr holen lässt. Wenn man spekuliert, dann lässt man Gewinne laufen und versucht abzuspringen, wenn es zu heiß wird. Das lässt sich imho am besten mit einem nachgezogenen Stop-Loss machen. Man muss sich halt entscheiden, was man für eine Strategie fährt. Beim OP handelt es sich wahrscheinlich um einen Passivinvestor, daher war die Frage eigentlich überflüssig. Da hat wohl jemand die Strategie noch nicht ganz verinnerlicht Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag