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Risikosenkung im risikolosen Depot?

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Liebe Leute,

 

meine Fragen beziehen sich ausschließlich auf den "risikolosen" Teil des Depots (gemäß Tobin-Separation):

 

1. Aufgaben des risikolosen Portfolios

Nachdem was ich bisher gelesen habe, ist der risikolose (bzw. risikoarme) Teil des Portfolios ausschlißlich für die Sicherheit und Stabilität des Gesamtdepots zuständig. Wer also seine Gesamtrendite steigern will (weil er mehr Risiko ertragen mag und/oder einen längeren Anlagehorizont hat), sollte nicht das Risiko in dem risikoarmen Depot-Teil erhöhen, sondern eher den Anteil des risikobehafteten Weltportfolios (Aktien, Immobilien, Rohstoffe, Alternative Investments) am Gesamtvermögen erhöhen.

Ist es nach Eurer Auffassung tatsächlich so, dass der risikolose Depot-Teil allein die Aufgabe hat, sicher zu sein (und die Rendite hier nachrangig betrachtet werden solte?)

Eine zweite Funktion, die diesem Portfolioteil auch immer zugesporchen wird, ist die der Diversifikation (der Kompensation des Weltportfolios mit seinen vielen Aktien). Deshalb ist die Staatsanleihe hier ja auch ein so beliebtes Vehikel, da sie leicht negativ mit den Aktienmärkten korreliert. Ist diese zweite Funktion (Diversifikation des Gesamtportfolios) hier wirklich wichtig?

 

2. Staatsanleihe vs. Tages-/Festgeld

Gerd Kommer schreibt in seinen Werken zum Indexing/Buy-and-Hold, dass die einzigen sinnvollen Vehikel für das riskolose Depot kurzlaufende Staatsanleihen höchster Bonität oder Fest- bzw. Tagesgelder sind. Er erwähnt dies mehrfach und man bekommt den Eindruck, als ob es eigentlich egal ist was von beidem man nun nimmt.

Ist das wirklich egal? Was das Thema Sicherheit angeht, kann ich das nachvollziehen. Aber sollte es auch um die leicht negative Korrelation zu den Aktienmärkten gehen, habe ich diesen Effekt doch nur bei den Kurzläufer-Staatsanleihen, oder? Oder habe ich duch ein konsequentes Tagesgeldhopping (immer hin zum besten Angebot am Markt) einen ähnlichen Effekt? ODER: Ist es ratsam, sich nicht für eines von beiden zu entscheiden sondern einen Mix von beidem zu wählen? Und wie sollte das Verhältnis aussehen und vorallem: warum?

 

3. Diversifikation innerhalb des risikolosen Depost

Gerd Kommer sagt: Mit Kurzläufer-AAA-Staatsanleihen und Tagesgeld geht das Risiko gegen 0. Daher hält er nichts davon, hier noch weiter zu diversifizieren. Denn ein Risiko, dass gegen 0 geht kann man ja schlecht noch weiter senken. Klingt erst einmal logisch. Aber so weit ich weiß, ist die Diversifikation zwar einerseits dafür da, bei gleichbleibender Renditeerwartung das Risiko zu senken, aber eben auch um bei gleichbleibendem Risiko, die Renditeerwartungen zu steigern. Wenn es also eine Möglichkeit gäbe, via Diversifikation, das Risiko bei 0 zu belassen, aber die Chancen auf Rendite ein bisschen zu erhöhren, wäre das doch eine interessante Sache.

Des Weiteren bin ich nach den Entwicklungen der letzten Jahre (Griechenland, Eurokrise, etc.) nicht mehr 100% davon überzeugt, dass das Risiko der Staatsanleihen wirklich so dicht bei 0 liegt - erst Recht, wenn man um Währungsrisiken zu vermeiden nur Anleihen von Eurostaaten kauft. Und das diese Staaten von Ratingagenturen als AAA bewertet sind, ist wohl auch nicht das absolut todsichere Ruhekissen (ich weiß - so etwas wird es bei Geldanlagen eh nie geben ;-)

Kann ich mich also gegen fiskale Katastrophen im Euroraum schützen OHNE das Risiko nennenswert zu erhöhen?

Normalerweise, habe ich dafür ja mein Weltportfolio mit seinen Aktien. Wenn also der Euro einbricht schützen mich ja meine Unternehmensbeteiligungen, Immobilien, Öl und Gas ein wenig vor dem Ruin.

Aber wenn sich meine Ansparphase dem Ende entgegen neigt (zum Beispiel zum Rentenbeginn hin), dann will ich natürlich ein paar Jahre im Vorfeld, meinen risikobehafteten Depotanteil nach und nach in feste Zinsen umschichten.

Wäre nur blöd, wenn ausgerechnet in dem Jahr, in dem ich alle Aktien in Staatsanleihen und Festgeld umgeschichtet habe, eine erneute Eurokrise eine Hyperinflation mit nachfolgender Währungsreform auslösen würde (ich nehme hier ein Extrembeispiel zu besseren Deutlichkeit - auch in geringerem Umfang sind natürlich Währungsrisiken denkbar).

 

Also, Leute, was ist nun? Wache ich mir zu viele Gedanken? Hat jemand eine Idee diesen Gedanken mit einer Lösung zu begegnen?

Natürlich habe ich selber auch schon gegrübelt und gelesen und mir für mein "risikoarmes" Depot folgendes Modell ausgedacht, dass meine o.g. Überlegungen adressieren soll:

 

40% Tagesgeld (das jeweils besten Angebot am Markt -> aktuell z.B. 4% bei CortalConsors bei Depotwechsel)

40% Kurzlaufende Euro-Staatsanleihen höchster bonität (nur AAA)

10% Schwellenländeranleihen in lokaler Währung

10% Physisches Gold

Was sagt Ihr?

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Kezboard

Mal rein von der Logik her: kann man das Risiko im risikolosen Depot noch weiter senken? Was kommt denn dann danach?! Fragen über Fragen ...

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etherial

Der Effekt von Diversifikation ist unter anderem hier einmal visualisiert worden.

https://www.wertpapier-forum.de/topic/14134-rentenfonds-uberflussig/?do=findComment&comment=627445

 

Dazu sei folgendes angemerkt:

- die negative Korrelation zwischen aktien und Langläufer-Renten ist gar nicht so negativ wie viele denken

- EM-Anleihen und Gold sind nicht sicher! Beim Kommer wären diese beiden Positionen (wenn überhaupt) ins risikobehaftete Depot gekommen

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teffi

40% Tagesgeld (das jeweils besten Angebot am Markt -> aktuell z.B. 4% bei CortalConsors bei Depotwechsel)

40% Kurzlaufende Euro-Staatsanleihen höchster bonität (nur AAA)

10% Schwellenländeranleihen in lokaler Währung

10% Physisches Gold

 

Weder die Schwellenländeranleihen noch das Gold senken das Risiko. Ich halte es sogar für hoch riskant, Gold auf Allzeithoch zu kaufen.

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Delphin
· bearbeitet von Delphin

Hallo Crazy Casiono,

 

dir ist aber schon klar dass dieser "risikolose Portfolioanteil" bei Tobin ein abstraktes Konzept ist, das als Denkhilfe gemeint ist. In der Praxis gibt es natürlich ekien risikolose Anlage und man muss schauen, was da einigermassen ran kommt. Für Berechnungen nimmt man da oft Staatsanleihen. Nun darf man aber nicht vergessen, dass die Betrachtungen der Portfoliotheorie, sicherstmal immer auf den Zeitraum 1 Jahr beziehen, mit sicher meint man eine feste ein-jährige sichere Anlage. Da kann man dann für die praktische Berechnung halt den Zinssatz für einjährige Staatsanleiehn nehmen - funktioniert natürlich nur in relativ stabilen Volkswirtschaften, aber da sitzen ja die Wissenschaftler oft.

 

In der Praxis wird die Portfoliotheorie gern auch mal auf mehr als ein Jahr ausgedehnt, witzigerweise wird die zunehmende Rechtsschiefe der Renditeverteilung dann oft mental ausgeblendet, aber das ist ne andere Sache. Bei mehrjährigen Anlagen wird das mit den Staatsanleihen natürlich eine immer gröbere Näherung, denn 10jähriege Staatsanleihen haben ja durchaus ein gewisses Risiko. (Achtung! "Risiko" im Sinne der Portfoliotherie ist nichts weiter als die Schwankung der Jahresrenditen, also deren Ungewissheit "ex ante". Das deckt sich, gerade auch bei Anleihen, nicht mit dem Risiko-Begriff der meisten normalen Menschen!)

 

Fazit: wenn du in Staatsanleihen anlegen willst, schön, aber niemand hat behauptet, dass das für dich kein Risiko darstellt. Du musst das Risiko so gut du kannst vor allem qualitativ einschätzen (die Portfoliotherie würde, wenn sie nicht ohnehin einen anderen Risiko-Begriff hätte als du, das auch nur quantitiv tun), und dann deine Entscheidungen fällen, einen anderen Weg sehe ich nicht.

 

Ist es nach Eurer Auffassung tatsächlich so, dass der risikolose Depot-Teil allein die Aufgabe hat, sicher zu sein (und die Rendite hier nachrangig betrachtet werden solte?)

Nein. Ich halte auch diese Methode der gedachten Aufteilung in "sicheren Anteil" und "Marktportfolio" (betsehend aus allen Aktien, Anleihen usw. zusammen) nur für sinnvoll, wenn du das wissenschaftliche Modell der Portfoliotheorie gut verstanden hast und dessen Grenzen einschätzen kannst. Für den normalen Anleger finde ich den traditionellen Ansatz der "naiven" Diversifikation für besser: du bildest ein Portfolio mit zwei (Kern-)Anlageklassen, Investmentgrade-Anleihen und Aktien. Wenn du unsicher über die Aufteilung bist, nimm 50/50 und gut ist. Und die Aufgabe des Anleihe-Teils ist es nicht "sicher" zu sein, sondern mit den Aktien nicht zu stark zu korrelieren, in Deutschland ging das die letzten Jahrzehnte ganz gut.

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Crazy Casino

Der Effekt von Diversifikation ist unter anderem hier einmal visualisiert worden.

http://www.wertpapie...post__p__627445

 

Dazu sei folgendes angemerkt:

- die negative Korrelation zwischen aktien und Langläufer-Renten ist gar nicht so negativ wie viele denken

- EM-Anleihen und Gold sind nicht sicher! Beim Kommer wären diese beiden Positionen (wenn überhaupt) ins risikobehaftete Depot gekommen

 

Danke! Das die Schwankung der Anleihen zu schwach sind, um von der leicht negativen Korrelation profitieren zu können hatte ich bereits gehört. Klingt plausibel.

Also fahre ich mit einem reinen (möglichst gut verzinsten) Tagesgeldkonto genau so sicher, wie mit Anleihen. Ist notiert ;)

 

Zum zweiten Punkt:

Mir ist klar, dass JEDER sagt, Gold sei nicht sicher und gehört deshalb nicht in den Fixed-Income-Teil des Depots. Das sagt Kommer, das sagt Finanztest, das sagt jeder den man fragt.

Ich sehe das auch ein, habe aber ein kleines Problem. Das Gold sehe ich nicht als Investment an dem ich verdienen will. Ich möchte es nur als Währungsversicherung haben.

Nun ist es aber so - wie ich oben beschreibe - dass mit Ablauf der Ansparphase/des Anlagezeitraums mein Risiko-Anteil immer kleiner und meine sicheren Geldanlagen immer größer werden. Wenn aber, dass was ich an Euro-Anlagen auf dem Tagesgeldkonto immer größer wird, halte ich es für unklug im selben Zug, die Versicherung ganu hierfür (die dann als Gold im Risiko-Teil liegen würde) immer kleiner werden zu lassen.

 

Wie könnte ich damit dann umgehen?

 

Und zum Risiko ganz allgemein:

Ich bekomme aktuell 4 % auf mein Tagesgeld (SEHR sicher).

Wenn ich 10% Gold beimische und der Goldpreis komplett zusammenbricht (sagen wir mal um 50% - obwohl das wohl schon ein sehr übertriebenes Worst-Case-Szenario ist) würde mein sicheres portfolio 1,4% an wert verlieren.

1. dass kann mir auch mit anleihen passieren.

2. vor dem hintergrund der wirklich extrem geringen wahrscheinlichkeit halte ich das für ein akzeptables risiko, wenn ich dafür auf der anderen seite im falle einer hyperinflation/währungsreform nicht alles verliere was ich habe (dieses szenario ist zugegebenermaßen ebenso unwahrscheinlich ;) )

 

Die Schwellenländeranleihen müssen dann aber vielleicht wirklich nicht sein...

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