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Hellerhof

Genesis des Monopols

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Hellerhof

Hallo Forum,

 

ich berühte gerade über meinen Unterlagen zur Vorbereitung für eine Klausur. Die Vorlesung ist mit "Einführung in die Ökonomie des Staates" betitelt und beschäftigt sich im Groben mit den Grundzügen der Wirtschaftspolitik.

 

Dazu habe ich eine konkrete Frage. Im Abschnitt "Marktversagen" ist vom "Genesis des Monopols" die Rede. Kann mir jemand von euch erläutern was darunter zu verstehen ist?

 

Schonmal vielen Dank im Voraus :thumbsup:

 

Grüße

Hellerhof

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ipl

Hallo Forum,

 

ich berühte gerade über meinen Unterlagen zur Vorbereitung für eine Klausur. Die Vorlesung ist mit "Einführung in die Ökonomie des Staates" betitelt und beschäftigt sich im Groben mit den Grundzügen der Wirtschaftspolitik.

 

Dazu habe ich eine konkrete Frage. Im Abschnitt "Marktversagen" ist vom "Genesis des Monopols" die Rede. Kann mir jemand von euch erläutern was darunter zu verstehen ist?

 

Schonmal vielen Dank im Voraus :thumbsup:

 

Grüße

Hellerhof

Wörtlich heißt das (aus dem altgriechischen) "Entstehung des Monopols". Also wird es wohl um den Prozess gehen, der zu monopolistischen Marktstrukturen führt, und um Faktoren, die ihn begünstigen.

 

 

Einer meiner Professoren hat mal beispielsweise die These in den Raum gestellt, dass das Internet durch die globale Verfügbarkeit der Angebote die Entstehung von Monopolen begünstigt (Google, Amazon, Facebook, etc.).

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klausk
· bearbeitet von klausk

Einer meiner Professoren hat mal beispielsweise die These in den Raum gestellt, dass das Internet durch die globale Verfügbarkeit der Angebote die Entstehung von Monopolen begünstigt (Google, Amazon, Facebook, etc.).

Wenn es viele Monopole gibt, sind es dann noch Monopole?

 

Einerseits: Monopol hat mit der Marktgrösse UND der Marktdurchdringung zu tun. Die Molkerei in Niederklinkendirchen hat zweifellos ein Monopol im lokalen Bereich; auf Land, Bund, Europa, Welt bezogen ganz sicher nicht. Das Internet vergrössert den Markt, verringert aber (für die Molkerei) die Marktdurchdringung, weil die Logistik dagegen spricht.

 

Andererseits: Auf einem weltweiten Markt können sich neue Monopole bilden, aber nur im Rahmen derselben Kriterien, die z.B. zum Monopol der Molkerei führten. Vor allem Ausschliesslichkeit (Exklusivität), z.B. Produktmerkmale, Qualität und Service, Preis, Erreichbarkeit etc. Für Software, reinen Service (Google, Facebook) sind lokale Gegebenheiten kein Problem (allenfalls juristisch, siehe Google's Probleme mit China). Anders für Amazon: die brauchen Lager; Leser wollen immer noch das Ding in der Hand halten und in den Schrank stellen.

 

Das Erreichen eines Monopols hat also mit der Grösse des Marktes wenig oder nichts zu tun, ergo auch nicht mit dem Internet.

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Malvolio
· bearbeitet von Malvolio

Einer meiner Professoren hat mal beispielsweise die These in den Raum gestellt, dass das Internet durch die globale Verfügbarkeit der Angebote die Entstehung von Monopolen begünstigt (Google, Amazon, Facebook, etc.).

 

Das ist eine interessante These. So habe ich da noch gar nicht drüber nachgedacht. Rein intuitiv hätte ich sogar genau das Gegenteil behauptet, eben dass die globale Verfügbarkeit über das Internet Monopole eher zurückdrängt und, zumindest in bestimmten Märkten, eine "Atomisierung" ermöglicht wird, weil z.B. auch jeder Anbieter in Garmisch-Partenkirchen bestimmte Waren oder Dienstleistungen einem Kunden in Flensburg oder sogar weltweit anbieten kann. Ich glaube pauschale Aussagen sind hier problematisch. Andererseits hat das Internet den Marktzugang in einigen Bereichen für viele dramatisch erleichtert, andererseits bilden sich leichter nationale oder sogar globale Standards heraus, die Firmen wie Google oder Amazon durch die ihre Leistungen setzen und vielen Konkurrenten das Leben wieder sehr schwer machen können.

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Schinzilord

Einer meiner Professoren hat mal beispielsweise die These in den Raum gestellt, dass das Internet durch die globale Verfügbarkeit der Angebote die Entstehung von Monopolen begünstigt (Google, Amazon, Facebook, etc.).

 

Das ist eine interessante These. So habe ich da noch gar nicht drüber nachgedacht. Rein intuitiv hätte ich sogar genau das Gegenteil behauptet, eben dass die globale Verfügbarkeit über das Internet Monopole eher zurückdrängt und, zumindest in bestimmten Märkten, eine "Atomisierung" ermöglicht wird, weil z.B. auch jeder Anbieter in Garmisch-Partenkirchen bestimmte Waren oder Dienstleistungen einem Kunden in Flensburg oder sogar weltweit anbieten kann. Ich glaube pauschale Aussagen sind hier problematisch. Andererseits hat das Internet den Marktzugang in einigen Bereichen für viele dramatisch erleichtert, andererseits bilden sich leichter nationale oder sogar globale Standards heraus, die Firmen wie Google oder Amazon durch die ihre Leistungen setzen und vielen Konkurrenten das Leben wieder sehr schwer machen können.

Ich würde diese Aussage nur auf skalierbare Produktlösungen beziehen.

Google, Facebook, ebay ja, amazon nein.

Google etc. brauchen nur Server, Amazon braucht ein Lager.

 

Die Verbreitung über das Internet geht viel schneller vonstatten, jeder hört davon. So entwickelt sich eine Eigendynamik, welche in meinen Augen wirklich Monopolstellungen begünstigt.

Begründung:

Aus Nischenprodukten (ebay) werden ohne viel Aufwand globale Märkte, welche aufgrund ihrer schnellen Marktdurchdringung Konkurrenten ,welche erst nach und nach dazukommen, keine Chance lassen.

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Hellerhof

Vielen Dank!

 

Ich denke das Problem mit der Molkerei lässt sich mit der Abitrage lösen. Auf Grund der geringen Transportkosten für Milch halte ich daher selbst das lokale Monopol für fragwürdig. Zumindest für den Verkauf der Milch, beim Einkauf der "Rohmilch" mag das evtl anders sein. Aber da dürfte die Verderblichkeit der Ware wohl entscheidender als die Kosten sein.

 

Viele Grüße und nochmals danke,

 

Hellerhof

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ipl

Einer meiner Professoren hat mal beispielsweise die These in den Raum gestellt, dass das Internet durch die globale Verfügbarkeit der Angebote die Entstehung von Monopolen begünstigt (Google, Amazon, Facebook, etc.).

Wenn es viele Monopole gibt, sind es dann noch Monopole?

 

Einerseits: Monopol hat mit der Marktgrösse UND der Marktdurchdringung zu tun. Die Molkerei in Niederklinkendirchen hat zweifellos ein Monopol im lokalen Bereich; auf Land, Bund, Europa, Welt bezogen ganz sicher nicht. Das Internet vergrössert den Markt, verringert aber (für die Molkerei) die Marktdurchdringung, weil die Logistik dagegen spricht.

 

Andererseits: Auf einem weltweiten Markt können sich neue Monopole bilden, aber nur im Rahmen derselben Kriterien, die z.B. zum Monopol der Molkerei führten. Vor allem Ausschliesslichkeit (Exklusivität), z.B. Produktmerkmale, Qualität und Service, Preis, Erreichbarkeit etc. Für Software, reinen Service (Google, Facebook) sind lokale Gegebenheiten kein Problem (allenfalls juristisch, siehe Google's Probleme mit China). Anders für Amazon: die brauchen Lager; Leser wollen immer noch das Ding in der Hand halten und in den Schrank stellen.

Auf Molkereien hat er das sicher nicht bezogen. :) Ich habe seine These natürlich sehr verkürzt wiedergegeben, außerdem hat er sie im persönlichen Gespräch geäußert, sodass ich leider nicht in den Unterlagen nachschauen kann, wie er sie genau formuliert hat.

 

Der Gedanke hatte nichts mit der Größe des Marktes zu tun, sondern eher damit, dass die Internetmärkte sehr uniform und nicht lokalisiert sind. In vielen Bereichen gibt es deshalb nur einen einzigen Markt weltweit und nicht wie beispielsweise bei Fernsehern, mit einem Luxus-Markt, Billig-Markt, Mini-Fernseher-Markt, Heimkinoanlagen-Markt, LCD-Markt, Plasma-Markt, etc. Es ging also um die Begünstigung des winner-takes-it-all-Spielchens im globalen Ausmaß. Die beste Suchmaschine gewinnt, das beste (nach welchen Kriterien auch immer, Netzwerkeffekte eingeschlossen) soziale Netzwerk gewinnt, die beste Auktionsplattform gewinnt, usw. In vielen Märkten ist die Ware so standardisiert, dass da wenig Raum für Differenzierung bleibt. Durch die extremen Skaleneffekte im IT-Bereich werden die Großen noch mal begünstigt und es gibt auch kaum Differenzierung über Kosten - die meisten Angebote sind eh umsonst oder kosten wenige Cent. Auch das Design oder das Markenimage spielen bei den meisten Internetangeboten eine sehr untergeordnete Rolle, denn Dienste (diese Angebote sind ja nur Dienste, selbst wenn es der Dienst ist, etwas reales zu verkaufen) haben kein Design und Dienste werden auch fast ausschließlich rational gesehen - man kann damit ja nicht wie mit einem Luxusauto angeben. Natürlich spielen etwa Datenschutzskandale eine Rolle, aber eine Image-Differenzierung wie z.B. bei Autos (Luxusauto, sportliches Auto...) findet nicht statt.

 

Der Begriff "Monopol" war in dem Zusammenhang nicht absolut (100% Marktanteil) gemeint - auch Google hat weltweit "nur" 80% Marktanteil (in Deutschland über 90%) und der Rest wird auf mehrere kleinere Anbieter verteilt.

 

Das Erreichen eines Monopols hat also mit der Grösse des Marktes wenig oder nichts zu tun, ergo auch nicht mit dem Internet.

Internetmärkte unterscheiden sich wie oben beschrieben nicht nur in ihrer Größe von den konventionellen Märkten. Hinsichtlich der Marktgröße sind die Prozesse, die zu einem Monopol führen, im Kleinen wie im Großen ähnlich, da gebe ich dir Recht. Wobei ein lokales Monopol deutlich andere Implikationen hat, als ein globales.

 

 

Das ist eine interessante These. So habe ich da noch gar nicht drüber nachgedacht. Rein intuitiv hätte ich sogar genau das Gegenteil behauptet, eben dass die globale Verfügbarkeit über das Internet Monopole eher zurückdrängt und, zumindest in bestimmten Märkten, eine "Atomisierung" ermöglicht wird, weil z.B. auch jeder Anbieter in Garmisch-Partenkirchen bestimmte Waren oder Dienstleistungen einem Kunden in Flensburg oder sogar weltweit anbieten kann.

Wenn man nur den internetbasierten Verkauf seiner spezifischen Waren betrachtet, so wird sein Marktanteil durch die konventionellen Gesetze bestimmt. Internet wird hier nur zum Vertriebsweg und der Marktanteil wird dem seiner Produkte entsprechen. Wenn seine Konkurrenten aber die gleichen Waren (zumindest aus Sicht der Verbraucher) verkaufen, so wird der Konkurrent, der sie am billigsten/schnellsten anbieten kann, gleich den ganzen Markt übernehmen.

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