stocksurfer Mai 14, 2010 Die Finanzkrise beruht ja bekanntlich auf übermäßigen Kreditvergaben, welche zur Blasenbildung geführt haben. Um normale Kredite zu vergeben, muss eine Bank gewisse Sicherheiten in Form von Einlagen, Eigenkapital, Zentralbank-Mindestreserve halten. Ich frage mich nun: wie ist das eigentlich bei Derivaten, die ja auch Kreditgeschäfte sind? Fließt zum Beispiel jedes Hebelzertifikat in die Kreditsumme der Emissionsbank ein? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Malvolio Mai 14, 2010 Die Finanzkrise beruht ja bekanntlich auf übermäßigen Kreditvergaben, welche zur Blasenbildung geführt haben. Um normale Kredite zu vergeben, muss eine Bank gewisse Sicherheiten in Form von Einlagen, Eigenkapital, Zentralbank-Mindestreserve halten. Ich frage mich nun: wie ist das eigentlich bei Derivaten, die ja auch Kreditgeschäfte sind? Fließt zum Beispiel jedes Hebelzertifikat in die Kreditsumme der Emissionsbank ein? Inwiefern ist ein emittiertes Zertifikat ein Kredit? Die Bank bekommt doch Geld dafür. Bei einem vergebenen Kredit legt sie Geld aus. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
stocksurfer Mai 14, 2010 Inwiefern ist ein emittiertes Zertifikat ein Kredit? ein Hebelzertifikat beinhaltet einen Kredit (AKA "Finanzierungskosten"). So wird ja der Hebel erzeugt. Bei anderen Derivaten von Swaps bis CDS ist es doch nicht anders, wenn ich mich nicht irre. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
langzeitsparer Mai 14, 2010 ein Hebelzertifikat beinhaltet einen Kredit (AKA "Finanzierungskosten"). So wird ja der Hebel erzeugt. Bei anderen Derivaten von Swaps bis CDS ist es doch nicht anders, wenn ich mich nicht irre. Ich würde es sogar andersrum sehen: Ein verkauftes Zertifikat ist im Prinzip eine Bankanleihe, deren Rückzahlwert sich eben nach einer bestimmten Formel berechnet. Somit denke ich dass man man diese zur Fremdkapitalquote der Bank hinzurechnen muss! Also ist die Herausgabe von Zertifikaten durchaus ein Mittel um weitere Kredite vergeben zu können! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
stocksurfer Mai 14, 2010 Ein verkauftes Zertifikat ist im Prinzip eine Bankanleihe verstehe ich nicht. Kannst du mir das genauer erklären? Und sind die Finanzierungskosten eines Zertifikats denn kein Kredit? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
langzeitsparer Mai 14, 2010 Ein verkauftes Zertifikat ist im Prinzip eine Bankanleihe verstehe ich nicht. Kannst du mir das genauer erklären? Naja, wenn du das Zertifikat kaufst, gibst du der Bank erstmal Geld. Im Gegenzug erhältst du das Versprechen, einen bestimmten Betrag wieder zurückzubekommen. Beim Zertifikat wird dieser Betrag aus der Kursentwicklung von Indizes und ähnlichem berechnet. Bei einer "normalen" Anleihe ist der Betrag von vorn herein ausgehandelt oder hängt eben auch von z.B. der Zinsentwicklung ab... Sobald dein Geld bei der Bank ist, kann sie damit praktisch machen, was sie will -> Es ist halt einfach Fremdkapital. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
stocksurfer Mai 14, 2010 Naja, wenn du das Zertifikat kaufst, gibst du der Bank erstmal Geld. Im Gegenzug erhältst du das Versprechen, einen bestimmten Betrag wieder zurückzubekommen. das wäre bei einer echten Anleihe der Fall :- formal werden Zertifikate (andere Derivate eigentlich auch?) als Inhaberschuldverschreibungen bezeichnet. Aber.. Sobald dein Geld bei der Bank ist, kann sie damit praktisch machen, was sie will -> Es ist halt einfach Fremdkapital. ..der Unterschied ist doch, dass ich das Geld der Bank eben nicht für deren Zwecke leihe, sondern sie tätigt für mich dafür ein Geschäft an der Börse. Dabei gibt doch die Bank mir einen Kredit (für die Hebelfunktion). Ist also die Bezeichnung "Inhaberschuldverschreibung" für Zertifikate irreführend? Vielleicht ein Trick, um der Bank zu erlauben, Kredite zu verkaufen, ohne Eigenkapital? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Chemstudent Mai 14, 2010 · bearbeitet Mai 14, 2010 von Chemstudent ..der Unterschied ist doch, dass ich das Geld der Bank eben nicht für deren Zwecke leihe, sondern sie tätigt für mich dafür ein Geschäft an der Börse. Dabei gibt doch die Bank mir einen Kredit (für die Hebelfunktion). Nicht zwingend denk ich. Das eingesammelte Kapital bei bspw. MiniFutures kann sie als Margin für Futures benutzen. Bewegt sich der Basiswert ungünstig wird die Margin aufgebraucht und der KO der Zertifikate ausgelöst. Einen Kredit muss die Bank dir dafür nicht geben. Letztlich wird sie aber sicher erstmal short und long Positionen miteinander verrechnen und nur die Nettoposition absichern. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
stocksurfer Mai 14, 2010 Letztlich wird sie aber sicher erstmal short und long Positionen miteinander verrechnen und nur die Nettoposition absichern. ich meine weniger die Risikoabsicherung der Bank gegen Verluste aus dem Zertifikategeschäft. Mir geht es gerade um die Kreditfunktion. Es scheint fast, als es ob Banken geschafft hätten, die in Zertifikaten "versteckten" Kredite an der Eigenkapitaldeckung vorbei zu mogeln. Wenn ja, dann wäre das doch ein Skandal ersten Ranges. Oder wo ist mein Denkfehler? Ich bin weder Banker noch VWLer, daher kann es sehr gut sein, dass ich etwas übersehen habe Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
otto03 Mai 14, 2010 Letztlich wird sie aber sicher erstmal short und long Positionen miteinander verrechnen und nur die Nettoposition absichern. ich meine weniger die Risikoabsicherung der Bank gegen Verluste aus dem Zertifikategeschäft. Mir geht es gerade um die Kreditfunktion. Es scheint fast, als es ob Banken geschafft hätten, die in Zertifikaten "versteckten" Kredite an der Eigenkapitaldeckung vorbei zu mogeln. Wenn ja, dann wäre das doch ein Skandal ersten Ranges. Oder wo ist mein Denkfehler? Ich bin weder Banker noch VWLer, daher kann es sehr gut sein, dass ich etwas übersehen habe Einnahme aus Zertifikateverkäufen minus Hedging Positionen für die eingegangenen Risiken je nach Zertifikatetyp/art minus Kosten = risikoloser Ertrag der Bank Ich sehe da keine Kreditfunktion, die Minibeträge für die Finanzierung der Hebelfunktion bei bestimmten Retailpapieren für "Klein"-Zocker sind wohl nicht der Rede wert - im Zusammenhang mit Kredit/Eigenkapital Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
stocksurfer Mai 14, 2010 Ich sehe da keine Kreditfunktion, die Minibeträge für die Finanzierung der Hebelfunktion bei bestimmten Retailpapieren für "Klein"-Zocker sind wohl nicht der Rede wert - im Zusammenhang mit Kredit/Eigenkapital ist das wirklich so vernachlässigbar? Ich hätte jetzt geschätzt, dass ein großer Anteil der Wetten per Hebel geschieht. Kennst du andere Derivate (neben Hebelzertifikaten), die prinzipiell per Kredit finanziert werden? Wie ist es eigentlich bei Optionsscheinen? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Chemstudent Mai 14, 2010 Mir geht es gerade um die Kreditfunktion. Mir auch. Und eben jene gibt es nicht unbedingt. Die Einnahmen aus Hebelzertifikaten kann der Emittent direkt als Margin für entsprechende Futures verwenden. Ein Kredit ist dafür nicht nötig. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
otto03 Mai 14, 2010 Ich sehe da keine Kreditfunktion, die Minibeträge für die Finanzierung der Hebelfunktion bei bestimmten Retailpapieren für "Klein"-Zocker sind wohl nicht der Rede wert - im Zusammenhang mit Kredit/Eigenkapital ist das wirklich so vernachlässigbar? Ich hätte jetzt geschätzt, dass ein großer Anteil der Wetten per Hebel geschieht. Kennst du andere Derivate (neben Hebelzertifikaten), die prinzipiell per Kredit finanziert werden? Wie ist es eigentlich bei Optionsscheinen? Alle nicht gehebelten Papiere, normale Discount, Bonus und wie sie auch auch immer heißen haben keinerlei Kreditfunktion seitens Emi; normale Optionsscheine ebenfalls nicht, auch bei gehebelten Scheinen ist der gegenüber dem Kunden indirekt gewährte Kredit um den Hebel zu finanzieren, eigentlich nur virtuell, da die die hedging Position des Emittenten in der Regel alles abdeckt. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
langzeitsparer Mai 14, 2010 Dazu kommt, dass die Bank keinesfalls die Position hedgen muss. Sie kann auch gegen dich wetten. Dann nimmt sie einfach den von dir bezahlten Betrag als Fremdkapital auf und haftet mit ihrem Kapital für den jeweils aktuellen Wert des Zertifikats. Natürlich wird das keine Bank so machen, wieso ein Risiko eingehen, wenn man auch risikolos gute Gewinne machen kann. Insgesamt ist die Bilanz: Verkauf des Zertifikats: Zunahme des Fremdkapitals der Bank Hedging: Geschieht mit dem Kapitel dadurch Abnahme des Kapitals der Bank. Da - wie schon geschrieben wurde - nur netto-Positionen aus allen long/short-Zertifikaten, Swap-Geschäften und eigenen long/short-Positionen (sprich eigene Spekulationen) der Bank gehedged werden müssen, ist das Hedging insgesamt für viele Produkte ein vernachlässigbarer Betrag! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag