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Delfine1

Gibt es eine wirklich sichere Altersvorsorge?

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Delfine1
· bearbeitet von Delfine1

Hallo zusammen,

 

ich möchte hier keine Untergangsszenarien entwickeln, aber angesichts der Krisenzeiten und der demografischen Entwicklung in Deutschland (und in Europa) mache ich mir Sorgen darüber, ob die Form der Altersvorsorge, die mein Mann und ich (beide 44 Jahre alt, 1 Kind) betreiben, wirklich sinnvoll ist und uns wirklich ein finanziell abgesichertes Leben im Alter ermöglicht.

 

Wir haben uns bewusst gegen eine Immobilie entschieden, weil wir flexibel bleiben wollten. So zahlen wir denn auch ca. 25% unseres Einkommens in jeweils eine Kapitallebensversicherung, eine private Rentenversicherung (Direktversicherung), einen Riestervertrag (RR Premium über AVL) und Unterstützungskasse (BAV).

Ich möchte hier jetzt gar nicht so darüber diskutieren, ob nun die Riester Rente Premium zu teuer ist oder nicht.

 

Mir geht es eher darum, was wohl in der Zukunft mit unseren Anlagen passieren mag, wenn der Kapitalmarkt in der Zukunft einmal dauerhaft komplett zusammenbriechen sollte. Wenn wir jedoch in eine Immobilie investieren würden, so kann diese ja auch an Wert verlieren. Auch diese Form der Altersvorsorge ist ja nciht ohne Risiko.

 

Mich würde einfach interessieren, welche Form der Altersvorsorge Ihr für die sicherste haltet.

 

Viele Grüße

 

Delfine

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Hannah
· bearbeitet von Hannah

Einige Gedanken: Wirklich sicher gibt es nicht im leben. Ansonsten: Wie immer in solch fernen unsicheren Szenarien gilt wohl, am besten ist eine breit diversifizierte Anlage.

 

-Das heißt vielleicht, nicht nur auf die Altersvorsorge von einem Partner setzen, sondern auf die von beiden.

 

-Das heißt vermutlich auf Kapitalmarkt und Umlage zu setzen. Bei dem Kapitalmarkt nicht nur auf den deutschen und europäischen, sondern den weltweiten: Nicht nur die anderen Industrieländer USA und Japan, sondern auch Entwicklungsländer. Nicht nur auf die klassischen Anlageklassen Aktien und Anleihen, sondern auch Immobilien, Rohstoffe usw. Hier wäre die Frage, ob man mit den Altersvorsorgeverträgen das genug in der Hand hat, wenn nicht, ob die Anlagegesellschaft da entsprechend drauf reagiert. Für Paranoide: Nicht nur bei einer Bank in Deutschland das Geld liegen haben, sondern auch bei einer Bank im Ausland (Schweiz,Kanada,…). Überall gleichzeitig werden die Kapitalmärkte nicht zusammenbrechen. Bei einem teilweisen Zusammenbruch würde man zwar viel Geld verlieren, aber immerhin nicht alles. Und bei so etwas dramatischem muss es reichen, wenn man etwas behält, alles in jedem Fall behalten zu wolle, wäre dann utopisch. Solch ein teilweiser Zusammenbruch ist ja auch sehr unwahrscheinlich. Hingegen gibt es in unserem recht normalen Umfeld das Klumpenrisiko bei einer Immobilie. Insofern würde ich auch in der jetzigen Lage die Entscheidung gegen eine Immobilie treffen. Anonsten lässt sich das oben genannte in der Praxis wohl ganz gut umsetzen. Dazu wäre die Frage: Seid Ihr gut über das Thema Finanzen informiert (jenseits der Lektüre von Finanztest, dem Finanzteil der Tageszeitung und ein paar Artikeln aus dem Internet und etwas Forumslektüre)? Dazu sind Bücher unersetzlich….

 

-Nicht nur auf die etablierte (oben genannten) klassischen Altersvorsorgeinstrumente setzen, sondern auch auf ungewöhnliche: Die eigenen Fähigkeiten fördern, so dass man auch noch über die etablierte Altersgrenze von 65 (68 oder 70) in einem Bereich in dem es nicht so sehr auf die nachlassenden Körperkräfte ankommt (halbtags) tätig sein kann. Neben der eigenen Absicherung, hält das körperlich und geistig fit und wohl häufig auch zufrieden. Das könnte in der Praxis aber schwer realisierbar sein, als es wohl zwangsläufig auf eine Form von Selbständigkeit hinauslaufen dürfte.

 

-Ganz konservativ vorgehen (so wie Altersvorsorge bis vor 100 Jahren betrieben wurde): Heute heißt das, die Ausbildung des eigenen Kindes extrem fördern: Dafür sorgen dass es in der Schule gute Noten hat (also notfalls pervers viel in Nachhilfe stecken), sich ansonsten für anregendes Umfeld bemühen (Freundeskreis, was für die Hände, Natur, Kultur, Musik,….). Wenn es um den Beruf geht: Gute handwerkliche Ausbildung, oder falls möglich, Hochschulausbildung (am besten wohl etwas handfestes wie Naturwissenschaften oder Medizin. Das empfiehlt sich auch für Weltuntergangsfürchtige, denn damit kann man immer außerhalb von Deutschland und Europa Arbeit finden). In solch eine Ausbildung kann man viel Geld investieren, da trotz kostenfreien Erststudiums zB gute (dann teure) Nachhilfe nützlich ist, exotische Praktika bezahlt werden wollen oder zB dass das Kind ein Jahr an einer teuren ausländischen Privatuni studieren kann (was ihm – weltuntergangsfürchtig ist das wichtig - eher eine Arbeit außerhalb Deutschlands erlaubt und was hinterher seine Karrierechancen erhöht, vgl. zu letzterem https://www.wertpapier-forum.de/topic/29306-noch-ein-paar-fragen-zu-etfs/?do=findComment&comment=520973 ), was dem Kind erlauben würde, euch ggf. zu unterstützen. Solch ein Optimalprogram hieße fürs Studium (also etwa 5 Jahre) in heutiger Kaufkraft 75-125T€. und für die Schulzeit davor auch ein nicht wenige Tausender… Damit das gut ausgebildete Kind einen unterstützt, muss es mangels rechtlicher Verpflichtung (oder will man mit einem 18jährigem so einen Vertrag schließen…?) aufgrund besonderer Elternliebe dazu gebracht werden. Eine dementsprechende kulturelle Verpflichtung gibt es ja in der deutschen Mainstream-Kultur (glücklicherweise) nicht mehr (anders wohl in manchen Immigrantenfamilien). Solch eine überdurchschnittliche Elternliebe verbunden mit der Bereitschaft bei Materiellem zu teilen, lässt sich sicherlich durch die Erziehung beeinflussen… Aber ob man da (oder gar die Wissenschaft) gesicherte Aussagen machen kann, frage ich mich. Insofern könnte man sich in diesem Bereich etwas schlau machen. Und man muss natürlich den Aufwand ins Verhältnis zum Ergebnis setzen. Bei dem Aufwand wäre neben dem vielen Geld auch die eigene geistige Gesundheit zu berücksichtigen, die vermutlich belastet wird, wenn man ein immer verständnisvolles, förderndes Ideal-Elternteil ist. Die letzten vier Sätze sind im Übrigen ernst gemeint, wenn auch vielleicht etwas unschön formuliert. Wenn ich Kinder hätte, würde ich auf jeden Fall, einen guten Teil - auch auf Kosten der klassischen Altersvorsorge - in sie investieren.

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gnitter

Einige Gedanken: Wirklich sicher gibt es nicht im leben. Ansonsten: Wie immer in solch fernen unsicheren Szenarien gilt wohl, am besten ist eine breit diversifizierte Anlage.

 

...

 

@Hannah: das ist wirklich ein ganz fantastischer Beitrag. thumbsup.gif Habe weiter nichts hinzuzufügen.

 

@Delfine1: ich mache es ähnlich wie ihr, das Risiko auf verschiedene Säulen und Anbieter verteilen. Man kann nicht alles optimal machen, aber die Strategie erscheint mir sinnvoll.

Wieviel man wirklich richtig gemacht hat, sieht man leider erst im Nachhinein.

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Delfine1

Hallo Hannah,

 

selbstverständlich gibt es einen Banksparplan für die ausbildung unserer Tochter. Allerdings wird er nur in etwa die Hälfte des Betrages erwirtschaften, den Du genannt hast. Wir haben jedoch vor, diesen aufzustocken, sobald ich wieder arbeite.

 

Ob das Szenario des Zusammenbruches der Kapitalmärkte so unrealistisch ist, weiß ich nicht, denn laut einem Artikel im Focus ist ja die demografische DEntwicklung in ganz Europa und selbst in China katastrophal. Wer soll also etwas erwirtschaften?

 

Ich möchte meiner Tochter aber auf keinen Fall aufbürden, uns unterstützen zu müssen. Ich würde also niemals darum bitten.

 

Seid Ihr insgesamt der Meinung, dass es in zwanzig Jahren (zu dem Zeitpunkt werden wir in Rente gehen) überhaupt noch eine staatliche Rente geben wird - und sei es auch nur auf Grundsicherungsniveau?

 

Viele Grüße

Delfine

 

Einige Gedanken: Wirklich sicher gibt es nicht im leben. Ansonsten: Wie immer in solch fernen unsicheren Szenarien gilt wohl, am besten ist eine breit diversifizierte Anlage.

 

-Das heißt vielleicht, nicht nur auf die Altersvorsorge von einem Partner setzen, sondern auf die von beiden.

 

-Das heißt vermutlich auf Kapitalmarkt und Umlage zu setzen. Bei dem Kapitalmarkt nicht nur auf den deutschen und europäischen, sondern den weltweiten: Nicht nur die anderen Industrieländer USA und Japan, sondern auch Entwicklungsländer. Nicht nur auf die klassischen Anlageklassen Aktien und Anleihen, sondern auch Immobilien, Rohstoffe usw. Hier wäre die Frage, ob man mit den Altersvorsorgeverträgen das genug in der Hand hat, wenn nicht, ob die Anlagegesellschaft da entsprechend drauf reagiert. Für Paranoide: Nicht nur bei einer Bank in Deutschland das Geld liegen haben, sondern auch bei einer Bank im Ausland (Schweiz,Kanada,). Überall gleichzeitig werden die Kapitalmärkte nicht zusammenbrechen. Bei einem teilweisen Zusammenbruch würde man zwar viel Geld verlieren, aber immerhin nicht alles. Und bei so etwas dramatischem muss es reichen, wenn man etwas behält, alles in jedem Fall behalten zu wolle, wäre dann utopisch. Solch ein teilweiser Zusammenbruch ist ja auch sehr unwahrscheinlich. Hingegen gibt es in unserem recht normalen Umfeld das Klumpenrisiko bei einer Immobilie. Insofern würde ich auch in der jetzigen Lage die Entscheidung gegen eine Immobilie treffen. Anonsten lässt sich das oben genannte in der Praxis wohl ganz gut umsetzen. Dazu wäre die Frage: Seid Ihr gut über das Thema Finanzen informiert (jenseits der Lektüre von Finanztest, dem Finanzteil der Tageszeitung und ein paar Artikeln aus dem Internet und etwas Forumslektüre)? Dazu sind Bücher unersetzlich.

 

-Nicht nur auf die etablierte (oben genannten) klassischen Altersvorsorgeinstrumente setzen, sondern auch auf ungewöhnliche: Die eigenen Fähigkeiten fördern, so dass man auch noch über die etablierte Altersgrenze von 65 (68 oder 70) in einem Bereich in dem es nicht so sehr auf die nachlassenden Körperkräfte ankommt (halbtags) tätig sein kann. Neben der eigenen Absicherung, hält das körperlich und geistig fit und wohl häufig auch zufrieden. Das könnte in der Praxis aber schwer realisierbar sein, als es wohl zwangsläufig auf eine Form von Selbständigkeit hinauslaufen dürfte.

 

-Ganz konservativ vorgehen (so wie Altersvorsorge bis vor 100 Jahren betrieben wurde): Heute heißt das, die Ausbildung des eigenen Kindes extrem fördern: Dafür sorgen dass es in der Schule gute Noten hat (also notfalls pervers viel in Nachhilfe stecken), sich ansonsten für anregendes Umfeld bemühen (Freundeskreis, was für die Hände, Natur, Kultur, Musik,.). Wenn es um den Beruf geht: Gute handwerkliche Ausbildung, oder falls möglich, Hochschulausbildung (am besten wohl etwas handfestes wie Naturwissenschaften oder Medizin. Das empfiehlt sich auch für Weltuntergangsfürchtige, denn damit kann man immer außerhalb von Deutschland und Europa Arbeit finden). In solch eine Ausbildung kann man viel Geld investieren, da trotz kostenfreien Erststudiums zB gute (dann teure) Nachhilfe nützlich ist, exotische Praktika bezahlt werden wollen oder zB dass das Kind ein Jahr an einer teuren ausländischen Privatuni studieren kann (was ihm weltuntergangsfürchtig ist das wichtig - eher eine Arbeit außerhalb Deutschlands erlaubt und was hinterher seine Karrierechancen erhöht, vgl. zu letzterem https://www.wertpapier-forum.de/topic/29306-noch-ein-paar-fragen-zu-etfs/?do=findComment&comment=520973 ), was dem Kind erlauben würde, euch ggf. zu unterstützen. Solch ein Optimalprogram hieße fürs Studium (also etwa 5 Jahre) in heutiger Kaufkraft 75-125T. und für die Schulzeit davor auch ein nicht wenige Tausender Damit das gut ausgebildete Kind einen unterstützt, muss es mangels rechtlicher Verpflichtung (oder will man mit einem 18jährigem so einen Vertrag schließen?) aufgrund besonderer Elternliebe dazu gebracht werden. Eine dementsprechende kulturelle Verpflichtung gibt es ja in der deutschen Mainstream-Kultur (glücklicherweise) nicht mehr (anders wohl in manchen Immigrantenfamilien). Solch eine überdurchschnittliche Elternliebe verbunden mit der Bereitschaft bei Materiellem zu teilen, lässt sich sicherlich durch die Erziehung beeinflussen Aber ob man da (oder gar die Wissenschaft) gesicherte Aussagen machen kann, frage ich mich. Insofern könnte man sich in diesem Bereich etwas schlau machen. Und man muss natürlich den Aufwand ins Verhältnis zum Ergebnis setzen. Bei dem Aufwand wäre neben dem vielen Geld auch die eigene geistige Gesundheit zu berücksichtigen, die vermutlich belastet wird, wenn man ein immer verständnisvolles, förderndes Ideal-Elternteil ist. Die letzten vier Sätze sind im Übrigen ernst gemeint, wenn auch vielleicht etwas unschön formuliert. Wenn ich Kinder hätte, würde ich auf jeden Fall, einen guten Teil - auch auf Kosten der klassischen Altersvorsorge - in sie investieren.

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gnitter

Seid Ihr insgesamt der Meinung, dass es in zwanzig Jahren (zu dem Zeitpunkt werden wir in Rente gehen) überhaupt noch eine staatliche Rente geben wird - und sei es auch nur auf Grundsicherungsniveau?

 

Ja, ich erwarte noch eine gesetzliche Rente zu bekommen - in 30 Jahren.

 

Allerdings: da die Renten ja nun gesetzlicherseits nicht mehr sinken dürfen, werden wir wohl auf absehbare Zeit auch keine Rentenerhöhung mehr erleben. Das heißt wiederum, dass die reale Rente sinken wird; hoffentlich nicht bis auf das Grundsicherungsniveau.

Aber selbst dann werden wir mit den zusätzlichen Säulen der Altersvorsorge über die Runden kommen.

 

Meine Meinung.

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langzeitsparer

Ich möchte meiner Tochter aber auf keinen Fall aufbürden, uns unterstützen zu müssen. Ich würde also niemals darum bitten.

 

Seid Ihr insgesamt der Meinung, dass es in zwanzig Jahren (zu dem Zeitpunkt werden wir in Rente gehen) überhaupt noch eine staatliche Rente geben wird - und sei es auch nur auf Grundsicherungsniveau?

 

Das mit der Investition in die Kinder ist definitiv sinnvoll (in Maßen) - aber die Motivation, dass diese mich später finanziell unterstützen finde ich persönlich sehr fragwürdig! Insbesondere ist es extrem fragwürdig, in das Kind "Nachhilfegeld ohne Ende zu pumpen", damit die Schulnoten erstklassig sind und eine möglichst "hohe Ausbildungsstufe" (was immer das heißt) erreicht wird (notfalls auch über das gesunden Niveau hinaus). Das erzeugt (implizit) einen extrem großen Druck und führt eher dazu, dass das Kind eine sehr gestörte Entwicklung hat. Hannah, wenn ich lese, was du da schreibst, bin ich persönlich froh, dass du keine Kinder hast!

 

Ich würde es deshalb eher so halten, dass ich meinen Kindern beibringe genügsam zu leben - dann können sie nämlich auch mit einem Beruf, bei dem sie nicht viel verdienen, glücklich werden!

 

Zur Ausgangsfrage: Obwohl ich noch relativ jung bin, mache ich mir absolut keine Sorgen um meine Altersvorsorge und glaube auch, dass ich zuätzlich dazu meinen Kindern noch einiges an Vermögen vermachen werde. Aber um auf alle möglichen Szenarien reagieren zu können ist eines extrem wichtig: Finanzielle Flexibilität! Das heißt vor allem eine große Sparquote zu haben und diese Geld so anlegen, dass man relativ flexibel drankommt!

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Schinzilord

Ich hab schon Nachhilfe gegeben und kann garantieren, dass gute und teure Nachhilfe NICHT mit guter schulischer Leistung korreliert.

Pervers viel Geld in Nachilfe zu stecken erhöht den Druck auf die Kinder ins Unermessliche.

Wo bleibt denn da der kreative Freiraum für Kinder, wenn sie nur versuchen, den Erwartungen der Eltern gerecht zu werden?

Dann lieber ein Bildungsniveau runter, eine Ausbildung / Lehre machen und evtl., wenn das Kind Lust hat, über den zweiten BIldungsweg ein Studium anzuschließen.

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Archimedes

Als die Amerikaner in der Normandie landeten hatte jeder Offizier einen Michelin Guide und eine Packung Kondome im Gepäck.

 

Ich denke das war die richtige Einstellung für Krisenzeiten. B)

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Hannah
· bearbeitet von Hannah

vorweg zu meiner Verteidigung: den Beitrag habe ich morgens sehr früh geschrieben, also sind meine Gedanken oben spontan und ungefiltert.

 

zur Kinderförderung: wenn es um Kinder geht finde ich (natürlich), dass das oberste Ziel der Eltern sein sollte, sie gesund ins Erwachsenenalter zu bringen; und zwar nicht bloß körperlich, sondern natürlich auch geistig. Kinder sollten im großen und ganzen glücklich aufwachsen und zu einem selbständigen Leben befähigt werden. Das wars. Alles andere ist deutlich nachrangig (wie die besagte "hohe Ausbildungsstufe"). Das heißt natürlich auch, dass das Kind nicht überfordert und nicht überhöhtem Druck/Erwartungen ausgesetzt werden darf. Von Englisch in der Krabbelgruppe, Computerkursen ab 3, Chinesisch ab 5 und ab Schulanfang dann jeden Nachmittag noch 2 Veranstaltungen a la Geige und Tennis halte ich gar nichts. Im Gegenteil, ich finde einen laissez-faire Ansatz viel interessanter. Mein Gedanke war, dass durch Betreuung eines Kindes man ihm was gutes tun kann. und Zusatzbetreuung kostet nun einmal. Manchmal wird das auch Nachhilfe im engeren Sinne sein (zB wenn aus einer drei für die Gymnasialempfehlung eine zwei werden sollte; anders wäre das wohl, wenn das eine vier oder fünf wäre und dann nur Quälerei helfen würde.). Aber, was weiß ich, man könnte sein Kind (durch wen anderes begleitet, wenn man zB arbeiten muss) in den Wald usw schicken. Oder wenn das 13jährige Kind sich fürs Programmieren interessiert, ihm dazu für zB 100€ Bücher kaufen, wenn es sich sehr interessiert ihm gegebenfalls zeitweise eine Betreuung suchen usw. Falls mein Kind mit 15 überzeugt sein sollte, mit einer Ratte auf der Schulter auf den Straßen Londons zu leben wäre das richtige und die Schule schmeißen will, würde ich das letztlich auch akzeptieren und mein Kind nicht verdammen. Bevor es das aber tut, würde ich viel darein setzen, es davon abzubringen, und nicht lediglich auf elterliche Nötigung wie "solange du die Füße unter meinen Tisch stellst..." setzen. In solch einem Fall wäre ich glaube ich eher überfordert, und würde mir zusätzlich persönlich professionelle Hilfe einkaufen (was viele sicherlich seltsam finden). Und wenn dann zB "Buschhütte mit Jugendgruppe im Amazonas bauen für 1999€" als Motivierungshilfe/Lebenssinnstiftung nicht ganz aussichtslos klingt, würde ich - obwohl ich diese Idee von teuer bezahlten "sozialen" Aufenthalten in der Dritten Welt pervers finde - das schweren Herzens auch bezahlen. Falls zu dem Kind die Oberstufe passt und meine Überlegungen es nicht quälen, würde ich unter Umständen auch einem schulisch recht guten Kind Nachhilfe anbieten: Vielleicht bin ich ja antiquiert, aber an Nachhilfe denke ich eigentlich erst, wenn das Kind droht, schlechter als ausreichend in der Notenskala dazustehen. Darauf bezog sich mein "pervers viel". Als auf den ersten Blick pervers erscheint mir die Bereitschaft, Nachhilfe zu kaufen, wenn es zB darum geht, von einem gut auf ein sehr gut zu kommen (was es aber nicht ist, wenn das Kind mal Halbgott in weiß werden möchte oder ein sonstigen NC knacken möchte).

 

Zum Thema "Unterstützung im Alter durch das Kind": Natürlich will man das nicht als reguläre Säule seiner Altersvorsorge haben. Aber die Threaderstellerin geht ja von einer recht ernsten Gefahr aus, dass die eigenen Ersparnisse wertlos werden. In diesem Fall gibt es nuneinmal wenig anderes als Humankapital, das bei Alten im Ruhestand nun einmal nicht mehr vorhanden ist. Da bleiben dann nur Kinder. In diesem Zusammenhang ist auch die "hohe Ausbildungsstufe" zu sehen. Wenn man einigermaßen ernsthaft fürchtet, dass Europa demographisch zusammenbricht, dürften das Leben bzw die Arbeitschancen hier deutlich unattraktiver werden, Emigration sollte dann ernsthaft erwogen werden. Attraktivere Länder schotten sich aber praktisch immer stark gegen Zuwanderung ab. Am leichtesten kommt man damit nuneinmal mit einer anerkannten akademischen Ausbildung an.

 

Ansonsten finde ich das auch nicht ganz abwegig. Dazu ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis. Nach Abschluss seines Jurastudiums stellte er sich die Frage, wie er angesichts der viel beschworenen Juristenschwemme sein Einkommen und seine Berufszufriedenheit maximieren kann. Um sich positiv abzuheben, wollte er eine Doktorarbeit schreiben. Um schnell damit durchzukommen, musste er sich eineinhalb Jahre finanzieren lassen. Ebenson hat er sich überlegt, ein einjähriges Aufbaustudium an einer renommierten Uni in den USA, mache sich gut im Lebenslauf. Weil er nicht parteiaffin war und auch nicht zu den brillianten Absolventen gehörte, schied eine Stipendiumsfinanzierung aus. Da müssen - soweit ich das überblicke - zu großen Teilen seine Eltern eingesprungen. Ich schätze, dass sie das an die 50T€ gekostet haben wird. Als Millionärskind ist er mir nicht erschienen, also müssen die Eltern sich stark belastet haben. Die Investition scheint sich gelohnt zu haben, er arbeitet heute da, wo er will. Er meint, ohne diese beiden Sachen wäre ihm das wahrscheinlich nicht gelungen und sein Gehalt sei deutlich höher, als es ohne diese beiden Sachen wäre. Vielleicht hätte er im Laufe der Zeit das anders wett gemacht und auch in einer anderen beruflichen Laufbahn mit weniger Geld wäre er (wenn man der boomenden Glücksforschung glauben darf) wahrscheinlich genauso zufrieden gewesen, wer weiß? Wenn er jetzt seinen Eltern diesen in seine Luxusausbildung investierten Betrag und einen Teil seiner Mehreinkünfte zurückzahlt, wäre das doch gerecht. Er hätte immer noch einen Teil seines Mehreinkommens, stünde also besser als ohne diese Zusatzausbildungen da. Ebenso stünden durch die Rückzahlung seine Eltern besser da.

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jumpsuit27

vorweg zu meiner Verteidigung: den Beitrag habe ich morgens sehr früh geschrieben, also sind meine Gedanken oben spontan und ungefiltert.

 

zur Kinderförderung: wenn es um Kinder geht finde ich (natürlich), dass das oberste Ziel der Eltern sein sollte, sie gesund ins Erwachsenenalter zu bringen; und zwar nicht bloß körperlich, sondern natürlich auch geistig. Kinder sollten im großen und ganzen glücklich aufwachsen und zu einem selbständigen Leben befähigt werden. Das wars. Alles andere ist deutlich nachrangig (wie die besagte "hohe Ausbildungsstufe"). Das heißt natürlich auch, dass das Kind nicht überfordert und nicht überhöhtem Druck/Erwartungen ausgesetzt werden darf. Von Englisch in der Krabbelgruppe, Computerkursen ab 3, Chinesisch ab 5 und ab Schulanfang dann jeden Nachmittag noch 2 Veranstaltungen a la Geige und Tennis halte ich gar nichts. Im Gegenteil, ich finde einen laissez-faire Ansatz viel interessanter. Mein Gedanke war, dass durch Betreuung eines Kindes man ihm was gutes tun kann. und Zusatzbetreuung kostet nun einmal. Manchmal wird das auch Nachhilfe im engeren Sinne sein (zB wenn aus einer drei für die Gymnasialempfehlung eine zwei werden sollte; anders wäre das wohl, wenn das eine vier oder fünf wäre und dann nur Quälerei helfen würde.). Aber, was weiß ich, man könnte sein Kind (durch wen anderes begleitet, wenn man zB arbeiten muss) in den Wald usw schicken. Oder wenn das 13jährige Kind sich fürs Programmieren interessiert, ihm dazu für zB 100 Bücher kaufen, wenn es sich sehr interessiert ihm gegebenfalls zeitweise eine Betreuung suchen usw. Falls mein Kind mit 15 überzeugt sein sollte, mit einer Ratte auf der Schulter auf den Straßen Londons zu leben wäre das richtige und die Schule schmeißen will, würde ich das letztlich auch akzeptieren und mein Kind nicht verdammen. Bevor es das aber tut, würde ich viel darein setzen, es davon abzubringen, und nicht lediglich auf elterliche Nötigung wie "solange du die Füße unter meinen Tisch stellst..." setzen. In solch einem Fall wäre ich glaube ich eher überfordert, und würde mir zusätzlich persönlich professionelle Hilfe einkaufen (was viele sicherlich seltsam finden). Und wenn dann zB "Buschhütte mit Jugendgruppe im Amazonas bauen für 1999" als Motivierungshilfe/Lebenssinnstiftung nicht ganz aussichtslos klingt, würde ich - obwohl ich diese Idee von teuer bezahlten "sozialen" Aufenthalten in der Dritten Welt pervers finde - das schweren Herzens auch bezahlen. Falls zu dem Kind die Oberstufe passt und meine Überlegungen es nicht quälen, würde ich unter Umständen auch einem schulisch recht guten Kind Nachhilfe anbieten: Vielleicht bin ich ja antiquiert, aber an Nachhilfe denke ich eigentlich erst, wenn das Kind droht, schlechter als ausreichend in der Notenskala dazustehen. Darauf bezog sich mein "pervers viel". Als auf den ersten Blick pervers erscheint mir die Bereitschaft, Nachhilfe zu kaufen, wenn es zB darum geht, von einem gut auf ein sehr gut zu kommen (was es aber nicht ist, wenn das Kind mal Halbgott in weiß werden möchte oder ein sonstigen NC knacken möchte).

 

Zum Thema "Unterstützung im Alter durch das Kind": Natürlich will man das nicht als reguläre Säule seiner Altersvorsorge haben. Aber die Threaderstellerin geht ja von einer recht ernsten Gefahr aus, dass die eigenen Ersparnisse wertlos werden. In diesem Fall gibt es nuneinmal wenig anderes als Humankapital, das bei Alten im Ruhestand nun einmal nicht mehr vorhanden ist. Da bleiben dann nur Kinder. In diesem Zusammenhang ist auch die "hohe Ausbildungsstufe" zu sehen. Wenn man einigermaßen ernsthaft fürchtet, dass Europa demographisch zusammenbricht, dürften das Leben bzw die Arbeitschancen hier deutlich unattraktiver werden, Emigration sollte dann ernsthaft erwogen werden. Attraktivere Länder schotten sich aber praktisch immer stark gegen Zuwanderung ab. Am leichtesten kommt man damit nuneinmal mit einer anerkannten akademischen Ausbildung an.

 

Ansonsten finde ich das auch nicht ganz abwegig. Dazu ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis. Nach Abschluss seines Jurastudiums stellte er sich die Frage, wie er angesichts der viel beschworenen Juristenschwemme sein Einkommen und seine Berufszufriedenheit maximieren kann. Um sich positiv abzuheben, wollte er eine Doktorarbeit schreiben. Um schnell damit durchzukommen, musste er sich eineinhalb Jahre finanzieren lassen. Ebenson hat er sich überlegt, ein einjähriges Aufbaustudium an einer renommierten Uni in den USA, mache sich gut im Lebenslauf. Weil er nicht parteiaffin war und auch nicht zu den brillianten Absolventen gehörte, schied eine Stipendiumsfinanzierung aus. Da müssen - soweit ich das überblicke - zu großen Teilen seine Eltern eingesprungen. Ich schätze, dass sie das an die 50T gekostet haben wird. Als Millionärskind ist er mir nicht erschienen, also müssen die Eltern sich stark belastet haben. Die Investition scheint sich gelohnt zu haben, er arbeitet heute da, wo er will. Er meint, ohne diese beiden Sachen wäre ihm das wahrscheinlich nicht gelungen und sein Gehalt sei deutlich höher, als es ohne diese beiden Sachen wäre. Vielleicht hätte er im Laufe der Zeit das anders wett gemacht und auch in einer anderen beruflichen Laufbahn mit weniger Geld wäre er (wenn man der boomenden Glücksforschung glauben darf) wahrscheinlich genauso zufrieden gewesen, wer weiß? Wenn er jetzt seinen Eltern diesen in seine Luxusausbildung investierten Betrag und einen Teil seiner Mehreinkünfte zurückzahlt, wäre das doch gerecht. Er hätte immer noch einen Teil seines Mehreinkommens, stünde also besser als ohne diese Zusatzausbildungen da. Ebenso stünden durch die Rückzahlung seine Eltern besser da.

 

 

Hannah, du bist mein neues Lieblingsmitglied :thumbsup: Mehr wollte ich an dieser Stelle gar nicht sagen.

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