Thomas0815 März 2, 2010 Hallo liebe Forumsgemeinschaft, ich befasse mich gerade ein wenig mit Kursentwicklungen und habe eine allgemeine Frage zum Verständnis. In der gängigen Literatur wird ja nun darauf verwiesen, dass Kassakurs und Terminkurs irgendwie in einem Zusammenhang stehen. Wenn ich heute Öl zum Kurs von 5GE kaufe und in einem Monat per Termin verkaufen und für Lagerung und Finanzierung 1 GE anfallenk, müsste der Terminkurs in einem Monat 6GE betragen. D.h. der Terminkurs entspricht dem Kassakurs zzgl. Cost-of-Carry. Demnach müsste die Terminmarktkurve einen ähnlichen Verlauf haben wie die Spotmarktkurve. Wenn ich mir eine Forwardkurve für Erdgas anschaue und die Spotpreise dazu, dann kann ich dies aber nicht erkennen. Damit ergibt sich auch meine Frage, warum hat der Verlauf der Spotmarktpreise eine hohe Standardabweichung wohingegen der Terminmarktkurve oder Forwardcurve so gut wie keine Ausschläge hat. Das ist mir irgendwie ein wenig unklar. Welche Zusammenhänge bestehen da und wie lässt sich das erklären? Ich wäre über Hinweise sehr dankbar. Viele Grüße, Thomas Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
DON März 2, 2010 Hi Thomas, ich kann mir das so erklären: Forwards sind eher zu Absicherung des Basiswerts gedacht und werden oft vor Ablaufzeit nicht glattgestellt. Es gibt auch keine handelstägliche GuV-Abrechnung wie bei Futures und sie sind eher illiquide Daher hängt die Forwardkurve vom Spotpreis im Zeitpunkt der Kontraktabschließung und der verbleibenden Laufzeit ab. Die Vola des Basiswerts wird kaum berücksichtigt. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Thomas0815 März 3, 2010 Hi Thomas, ich kann mir das so erklären: Forwards sind eher zu Absicherung des Basiswerts gedacht und werden oft vor Ablaufzeit nicht glattgestellt. Es gibt auch keine handelstägliche GuV-Abrechnung wie bei Futures und sie sind eher illiquide Daher hängt die Forwardkurve vom Spotpreis im Zeitpunkt der Kontraktabschließung und der verbleibenden Laufzeit ab. Die Vola des Basiswerts wird kaum berücksichtigt. Hallo und Guten Morgen, Absicherung ist ein gutes Stichwort. Gehen wir einmal davon aus, dass wir einen Basiswert auf Termin absichern, also implizit das Recht kaufen, den Basiswert in Zukunft zu einem festgelegten Preis zu erwerben, dann haben wir uns das Preisrisiko abgesichert. Was passiert, wenn der Kassakurs unter dem Preis des Futures liegt? Der future muss dann glatt gestellt werden, wir würden aber günstiger kommen, wenn wir zum Kassakurs kaufen. D.h. der future bringt uns nur etwas, wenn der Terminkurs unter dem Kassakurs liegt. Gehen wir einmal davon aus, dass wir Erdöl handeln und ein Erdöllager betreiben, welche Hedgingfunktion hat dann das Lager? Wir könnten heute auf Termin anbieten oder eben an Termin anbieten oder einen Ertag erzielen, der über den Terminkurs liegt oder einen Ertrag erzielen, der unter dem Terminkurs liegt? aber die Entscheidung dazu muss ich ja letztendlich heute treffen, denn ich entscheide heute, ob ich auf Termin verkaufe oder ob ich zu einem zukünftigen Zeitpunkt am Spotmarkt verkaufe. Hier sind mir die Zusammenhänge noch ein wenig vernebelt. Ich wäre deswegen über Hilfe dankbar. Viele Grüße, Thomas Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Chemstudent März 3, 2010 @Thomas: Bzgl. Futures hier der Sticky dazu. Dort werden vielleicht schon einige Fragen beantwortet. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Thomas0815 März 3, 2010 Hallo Chemstudent, danke für den Verweis. Es ist da sehr umfangreich und ausführlich beschrieben. Dennoch ist mir noch unklar, wie das bei physischen Bedarf erfolgen soll. Was ist, wenn ich einen Future gekauft habe, weil ich die Lieferung erwarte; bspw. ich betreibe ein Gaskraftwerk und verfüge über einen Gasspeicher. Der Terminkurs ist niedriger als der zum Termin herrschende Spotkurs. Ich könnte das Gas speichern und damit mein Kraftwerk betreiben. Andererseits könnte ich mit Speicher und Spotmarkt auch rollen. d.h. günstig einkaufen und auf auf Termin verkaufen. Funktioniert das und auf welcher Basis wäre solch ein Vorgehen erklärbar? Viele Grüße, Thomas Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
DON März 3, 2010 Hi Thomas, Du solltest vielleicht wirklich erst mal Chemstudents Link durcharbeiten, Deine Posts sind etwas wirr, sorry. Ich versuch trotzdem mal drauf einzugehen: Gehen wir einmal davon aus, dass wir einen Basiswert auf Termin absichern, also implizit das Recht kaufen, den Basiswert in Zukunft zu einem festgelegten Preis zu erwerben, dann haben wir uns das Preisrisiko abgesichert. Das ist ja schon mal Käse. Wenn Du einen Basiswert besitzt und diesen absichern willst, dann schließt Du einen Vertrag ab, jenen Basiswert zum festgelegten Zeitpunkt für einen festgelegten Preis zu liefern. Du kaufst also gar nichts und hast auch kein Recht sondern eine Pflicht. Was passiert, wenn der Kassakurs unter dem Preis des Futures liegt? Nix, dann isses halt so. Das impliziert nur dass die Finanzierungs- und Haltekosten größer sind als der Ertrag des Basiswerts in der Laufzeit. Der future muss dann glatt gestellt werden, wir würden aber günstiger kommen, wenn wir zum Kassakurs kaufen. D.h. der future bringt uns nur etwas, wenn der Terminkurs unter dem Kassakurs liegt. Gehen wir einmal davon aus, dass wir Erdöl handeln und ein Erdöllager betreiben, welche Hedgingfunktion hat dann das Lager? Wir könnten heute auf Termin anbieten oder eben an Termin anbieten oder einen Ertag erzielen, der über den Terminkurs liegt oder einen Ertrag erzielen, der unter dem Terminkurs liegt? aber die Entscheidung dazu muss ich ja letztendlich heute treffen, denn ich entscheide heute, ob ich auf Termin verkaufe oder ob ich zu einem zukünftigen Zeitpunkt am Spotmarkt verkaufe. Das ist jetzt mehr als wirr. Das Lager hat eine Lagerfunktion und nix mit Hedging zu tun Du hast also das Erdöllager und der Spotkurs für Erdöl ist heute bei 100 GE, welchen Du absichern willst. Der Terminpreis ist nun der Spotpreis aufgezinst um die Lager und Finanzierungskosten für die Laufzeit. Ertragskosten müssen nicht abgezogen werden, da Öl keine Zinsen oder Dividenden o.ä. zahlt. Wie gesagt, lies nochmal gründlich den Link von Chemstudent. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Chemstudent März 3, 2010 Hallo Chemstudent, danke für den Verweis. Es ist da sehr umfangreich und ausführlich beschrieben. Dennoch ist mir noch unklar, wie das bei physischen Bedarf erfolgen soll. Was ist, wenn ich einen Future gekauft habe, weil ich die Lieferung erwarte; bspw. ich betreibe ein Gaskraftwerk und verfüge über einen Gasspeicher. Der Terminkurs ist niedriger als der zum Termin herrschende Spotkurs. Ich könnte das Gas speichern und damit mein Kraftwerk betreiben. Andererseits könnte ich mit Speicher und Spotmarkt auch rollen. d.h. günstig einkaufen und auf auf Termin verkaufen. Funktioniert das und auf welcher Basis wäre solch ein Vorgehen erklärbar? Viele Grüße, Thomas So wie du es beschrieben hast, ist es unsinnig. Möglicherweise hast du dich nur falsch ausgedrückt. So wie ich dich verstanden habe meinst du, dass der Kurs des Futures zum Liefertermin unter dem des dann gültigen kassakurses liegt. Will heißen: Wenn wir einen Future für die Lieferung im Januar 2011 eröffnen, dann ist im Januar 2011 (d.h. am Liefertermin) der Kurs dieses Futures unter dem des Spotkurses. Richtig verstanden? Wenn ja: Das geht nicht. Am Liefertermin fallen Spot- und Futurekurs zusammen. Sie sind dann identisch. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Blujuice März 7, 2010 In der gängigen Literatur wird ja nun darauf verwiesen, dass Kassakurs und Terminkurs irgendwie in einem Zusammenhang stehen. Wenn ich heute Öl zum Kurs von 5GE kaufe und in einem Monat per Termin verkaufen und für Lagerung und Finanzierung 1 GE anfallenk, müsste der Terminkurs in einem Monat 6GE betragen. D.h. der Terminkurs entspricht dem Kassakurs zzgl. Cost-of-Carry. Das stimmt nicht. Kassakurs plus Cost-of-Carry (also Lagerhaltungskosten + Zinsen) sind nur die Obergrenze für den Futurekurs. Bei noch höheren Futurekursen würde irgendjemand solang Öl kaufen, lagern und auf Termin verkaufen (kurz gesagt: Arbitrage betreiben), bis der Futurekurs wieder auf Kassakurs plus Cost-of-Carry gesunken ist. Der Futurekurs kann aber problemlos unter diesen Wert sinken. Wenn z.B. Gas jetzt dringend gebraucht wird, es im Sommer 2011 aber niemand mehr haben will, dann wird der Futurekurs für die Lieferung im Sommer 2011 unter den heutigen Spotkurs sinken. Demnach müsste die Terminmarktkurve einen ähnlichen Verlauf haben wie die Spotmarktkurve. Wenn ich mir eine Forwardkurve für Erdgas anschaue und die Spotpreise dazu, dann kann ich dies aber nicht erkennen. Damit ergibt sich auch meine Frage, warum hat der Verlauf der Spotmarktpreise eine hohe Standardabweichung wohingegen der Terminmarktkurve oder Forwardcurve so gut wie keine Ausschläge hat. Das ist mir irgendwie ein wenig unklar. Welche Zusammenhänge bestehen da und wie lässt sich das erklären? Ich wäre über Hinweise sehr dankbar. Ich glaub hier besteht ein grundsätzliches Verständnisproblem. Eine Spotmarktkurve zeigt, wie sich ein Basiswert (der Spot-Kurs) im Laufe der Zeit entwickelt hat. Eine Forward-Kurve zeigt dagegen nur den aktuellen Kurs vieler verschiedener Basiswerte (die Kurse der Futures mit verschiedenen Lieferterminen). Es ist also Quatsch, diese beiden Charts zu vergleichen. Wenn du sinnvoll vergleichen willst, dann z.B. so: 1) Wertentwicklung des Spot-Kurses (z.B. Öl) in den letzten 6 Monate 2) Wertentwicklung eines Futures (z.B. Öl Juli 2012) in den letzten 6 Monaten. Diese beiden Charts werden sich umso ähnlicher entwickeln, je näher der Liefertermin des Futures rückt. Bis dann im Juli 2012 beide Werte identisch sein. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag