Steve06 Januar 14, 2010 Hallo liebe Leute, handele vorwiegend mit Optionsscheinen (OS), habe mir aber auch einen Interactive Brokers (IB) Account zugelegt um evtl. direkt über die Eurex Optionen handeln zu können. Vorteile sind ja wohlbekannt: Keine Emittentenrisiko, Möglichkeit Stillhalterposition einzunehmen bzw. Optionsstrategien anzuwenden, die solche beinhalten, geringe Transaktionskosten (1,70 EUR je DAX-Kontrakt aus 5 Optionen). Die kleinste Stückelung beträgt 5 Optionen je DAX-Kontrakt und das Bezugsverhältnis für eine Option ist 1:1 (bei OS 1:100), d.h. wenn ein OS 2 EUR kostet, kostet eine Option mit selben Eigenschaften (auf hundert mal so viel Underlying-Wert) 200 EUR, ein Kontrakt also 1000 EUR. Was mir aufgefallen ist: Die Bid-Ask-Spreads (Geld-Brief-Spanne) ist ziemlich groß, auch bei Kontrakten die nur 3 Monate von der Fälligkeit entfernt sind und die aus dem Geld sind. (Optionen im Geld sind ja immer illiquide). Bei OS sind es ja immer so 1-2 cent, was also 1-2 EUR bei den Optionen entspräche; tatsächlich sind es dort auch gerne mal 7 EUR... Spricht das dafür, dass die EUREX in punkto Optionen generell recht illiquide ist gegenüber dem OS-Markt, obwohl es dort für einen OS 10 Emittenten gibt??? Hatte mir eigentlich einen Liquiditätsgewinn durch den Wechsel auf Optionen versprochen. Bin gespannt auf Eure Postings. Steve Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
H.B. Januar 14, 2010 An der Euwax wird ein großer Teil des Handelsvolumens mit Marketmakern abgewickelt. In so fern unterscheidet sich dieser Handel nicht vom OS-Handel. Die Unterschiede sind: Es gibt vom Betreiber des Marktplatzes vorgegebene Standardprodukte, die Preisbildung und der Handel sind transparent und man kann selbst in die Rolle des Marketmakers schlüpfen. Die Produkte an der Eurex werden übrigens weniger für spekulative Zwecke eingesetzt. Die Marktteilnehmer setzen vielmehr Absicherungs- oder komplexe Optionsstrategien ein. Der Kauf einer Option und das Hoffen auf steigende Preise führt im Optionshandel genauso schnell zum Ruin, wie im OS-Handel. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
etherial Januar 14, 2010 An der Euwax wird ein großer Teil des Handelsvolumens mit Marketmakern abgewickelt. In so fern unterscheidet sich dieser Handel nicht vom OS-Handel. Euwax = Börse in Stuttgart Eurex = Terminbörse (in Zürich?) Hast du vermutlich verwechselt. Die Produkte an der Eurex werden übrigens weniger für spekulative Zwecke eingesetzt. Die Marktteilnehmer setzen vielmehr Absicherungs- oder komplexe Optionsstrategien ein. Komplexe Optionsstrategien sind eindeutig Spekulationen. Hinzu kommen Arbitrage-Geschäfte (Wenn der Optionspreis hoch ist, wird der Kassawert gekauft und die Option verkauft, ansonsten umgekehrt). Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
H.B. Januar 14, 2010 Stimmt, hab's verwechselt. Danke. Beim Optionshandel ist die Komplexität auch immer Chance, die Chance nämlich das Risikoprofil sauber einzustellen. Und klar: Undeckte Optionen sind immer spekulativ. Es geht aber auch gecovered, gelle? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Steve06 Januar 14, 2010 Danke ihr beiden, das war schon mal hilfreich. Nackte Optionen sind alleine wegen des Zeitwertverlusts bei längerer Haltedauer zur Spekulation in eine Richtung nur bedingt geeignet. Wenn man mit einem Hebel arbeiten möchte, anstatt nur auf den Basiswert direkt zu setzen, was würdet ihr empfehlen? Eher Futures, wenn man sie sich leisten kann? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
klausk Januar 14, 2010 Nackte Optionen sind alleine wegen des Zeitwertverlusts bei längerer Haltedauer zur Spekulation in eine Richtung nur bedingt geeignet. Wenn du eine Option verkaufst, arbeitet der Zeitwertverlust FÜR dich. Komplexe Strategien mit Options enthalten meist eine Kombination von Longs und Shorts, so dass der Zeitwertverlust in gewissem Mass neutralisiert wird. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Blujuice Januar 14, 2010 Wenn man mit einem Hebel arbeiten möchte, anstatt nur auf den Basiswert direkt zu setzen, was würdet ihr empfehlen? Eher Futures, wenn man sie sich leisten kann? Ein Future-Investment entspricht bei "financials" (z.B. Aktienindizes, Rentenindizes, nicht Rohstoffe!) ziemlich genau einem kreditfinanzierten Investment, also einem klassischen "Hebel". Wenn du das suchst, ist ein Future genau das richtige dich für. Eine Option ist dagegen das völlig falsche Produkt für diesen Einsatzzweck. Mit Plain Vanilla Optionen spekulierst du im Endefekt auf zwei Dinge gleichzeitig: Wertentwicklung in die richtige Richtung und steigende (long Optionen) bzw. sinkende (short Optionen) Volatilität. Außerdem ist die Wertentwicklung in eine Richtung (Strike) begrenzt. Dementsprechend ergeben sich bei Futures und plain vanilla Optionen folgende ideale Einsatzzwecke: Spekulation auf steigende Kurse (unbegrenzt): Long Future Spekulation auf fallende Kurse (unbegrenzt): Short Future Spekulation auf steigende Kurse (unbegrenzt) und höhere Volatilität: Long Call Spekulation auf fallende Kurse (unbegrenzt) und höhere Volatilität: Long Put Spekulation auf steigende Kurse (bis zum Strike) und geringere Volatilität: Short Put Spekulation auf fallende Kurse (bis zum Strike) und geringere Volatilität: Short Call Man sieht, dass Optionen nicht für simples "Rauf-Runter"-Spekulieren geeignet sind, sondern für das Wetten auf spezifischere Szenarien. Mit Optionsstrategien oder exotischen Optionen lässt sich das ganze noch weiter treiben. Z.B. Spekulation auf das Erreichen von Kurskorridoren, Berühren von Barrieren, geringe Wertsteigerungen, schwankungsarme Seitwärtsbewegungen, schwankungsreiche Seitwärtsbewegungen, etc. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
corni Januar 19, 2010 · bearbeitet Januar 19, 2010 von corni Das blöde ist das, unabhängig davon wie liquide der Markt tatsächlich ist/wäre, der Emittent meißt der Handelspartner ist und eben auch den Kurs stellt. Der Emittent kann und wird (wenn ihm die Felle davon schwimmen) den Spread aufdrehen - ein paar hundert Prozent können das schon mal sein. Im Kleingedruckten der Emittenten steht idR auch irgendwo einen Klausel dass der Emittent das darf "bei Bedarf". Wenn man nicht ganz blauäugig ist übersetzt man das mit: "Wir machen um Grunde was wir wollen, wer den Kram kauft ist uns ausgeliefert". Am besten mal die Angebotsbedingungen anschauen... Wenn ich negative Berichte über solche Aktionen gelesen habe (und teilweise auch nachvollziehen konnte) waren es allerdings immer wieder die selben Banken - allen voran die Citi Bank die sich da scheinbar recht rabiat verhält. Meine persönlichen Regeln sind: - keine OS auf Basiswerte kaufen die nur ein/zwei Emittenten im Programm haben - es sollte immer reichlich Auswahl geben - keine OS von Societe Generale, UBS Warburg, Citi Bank kaufen (ganz üble Geschichten erfahren) - sich darüber im klaren sein das man 100% riskiert - der Emittent muss die Dinger nicht zurücknehmen, wenn sie aber nicht der Emittent zurückkauft - wer dann? Wenn es an der Börse knallt findet sich da wohl kaum jemand der rein zufällig genau die Menge die du loswerden willst kaufen möchte und dann auch noch zu einem sinnvollen Preis! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Mr.X Januar 19, 2010 · bearbeitet Januar 19, 2010 von Mr.X Das blöde ist das, unabhängig davon wie liquide der Markt tatsächlich ist/wäre, der Emittent meißt der Handelspartner ist und eben auch den Kurs stellt. Der Emittent kann und wird (wenn ihm die Felle davon schwimmen) den Spread aufdrehen - ein paar hundert Prozent können das schon mal sein. Im Kleingedruckten der Emittenten steht idR auch irgendwo einen Klausel dass der Emittent das darf "bei Bedarf". Wenn man nicht ganz blauäugig ist übersetzt man das mit: "Wir machen um Grunde was wir wollen, wer den Kram kauft ist uns ausgeliefert". Am besten mal die Angebotsbedingungen anschauen... Wenn ich negative Berichte über solche Aktionen gelesen habe (und teilweise auch nachvollziehen konnte) waren es allerdings immer wieder die selben Banken - allen voran die Citi Bank die sich da scheinbar recht rabiat verhält. Meine persönlichen Regeln sind: - keine OS auf Basiswerte kaufen die nur ein/zwei Emittenten im Programm haben - es sollte immer reichlich Auswahl geben - keine OS von Societe Generale, UBS Warburg, Citi Bank kaufen (ganz üble Geschichten erfahren) - sich darüber im klaren sein das man 100% riskiert - der Emittent muss die Dinger nicht zurücknehmen, wenn sie aber nicht der Emittent zurückkauft - wer dann? Wenn es an der Börse knallt findet sich da wohl kaum jemand der rein zufällig genau die Menge die du loswerden willst kaufen möchte und dann auch noch zu einem sinnvollen Preis! Ich denke bei DAX zertifiakten kann sich das kein Emittent lange leisten, der Konkurenz druck ist so groß. oder hast du schon was anderes Erfahren. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
etherial September 2, 2011 Was ist denn jetzt hier das Fazit? Gehen wir mal einfach von einem DAX Call mit Basispreis 5600 aus: - Bei Optionsscheinen liegt der Spread zwischen 0,2% und 0,5% - Zu Optionen finde ich das hier, im konkreten Fall wäre der maximale Spread 0,4% Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
H.B. September 2, 2011 Der Vergleich von Optionen mit Optionsscheinen hinkt genauso, wie der von Futures und CFD's. Um es noch ein wenig weiter zu treiben: Beim Discounter gibt es Apfelsaft teilweise günstiger, als bei der Presse. Dort habe ich aber ggf. die Möglichkeit, auch eigene Äpfel zum pressen hinzubringen. Man muss sich eben entscheiden, ob man ein Aldi-Typ ist, oder ein "Apfelpressen"-Typ. Letzterer zeichnet sich durch eigene Apfelbäume und ein völlig anderes Einkaufs- und Konsumverhalten aus, als ersterer. Der Weg zum Aldi steht jedoch allen offen, wenn man also etwas Junk-Food braucht, bedient man sich eben beim Emittenten. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
etherial September 2, 2011 Ich bin gerade am Überlegen ob ich lieber Junkfood möchte oder lieber Äpfelpressen. Um mich entscheiden zu können brauche ich Kriterien. Ich meine schon dass es Kriterien gibt, z.B.: - Preis (Spread, Kosten) - Qualität (Risiken) Was die Vergleichbarkeit angeht. Optionsscheine und Optionen (CFDs und Futures) haben das gleich Auszahlungsprofil. Das ist schonmal ein Punkt wo sie gleich sind. Vergleichbar bedeutet nicht, dass sie gleich sind, sondern, dass man die Unterschiede klarmachen kann. Du hältst das für unmöglich? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
H.B. September 2, 2011 Den Unterschied zwischen CFD-Brokern und einer Terminbörse muss man wohl nicht groß darlegen. Bei den Emittenten von strukturierten Produkten ist es eigentlich das Gleiche. Bleiben wir bei einfachen Produkten, z.b. Aktienanleihen. Wenn man die steuerlichen Aspekte aussen vor lässt, kann man eine Aktienanleihe direkt mit einem Nacked-Put-Verkauf vergleichen. Im Ergebnis kommt man auf nur geringe monetäre Unterschiede. Für den (versierten) Anleger macht jedoch allein die Tatsache, dass er mit der erforderlichen Sicherheit flexibel verfahren kann, einen gewaltigen Unterschied. Ein Emittent zahlt für die hinterlegte Sicherheit (den Kaufpreis eines entsprechenden Zertifikats) den risikolosen Zins (meist mit Abschlag). Nach einem Put-Verkauf kann man das Kapital trotzdem noch in andere Währungen tauschen, man kann damit auch Investments tätigen (z.b. Anleihen kaufen) - oder man nutzt den Put-Verkauf gleich als Hedge für die bestehende Assetallocation. Das meinte ich mit meinem Vergleich oben, wo man auch selbst Äpfel zur Saftpresse bringen kann, anstatt sich nur im Regal zu bedienen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
etherial Dezember 20, 2011 So - jetzt mal ein exemplarischer Vergleich von: - einer nackten Short-Put-Option, die mit Geld gesichert ist - einem Discount-Zertifikat (welches im Grunde das selbe in verbriefter Form ist) - einer gedeckten Short-Call-Option beim DAX-Stand 5716 1. Short-Put auf DAX (Eurex) mit Strike 5200 und Erfüllungdatum 17.02.2012 ergibt eine Prämie von 91,50 (Mitte zwischen Bid/Ask) 2. Discount-Zertifikat auf DAX (BC1VP8) mit Strike 5200 und Erfüllungsdatum 17.02.2012 kostet 50,90 in der Anschaffung 3. Covered Call auf DAX (eurex) mit Strike 5200 und Erfüllungdatum 17.02.2012 ergibt eine Prämie von 5716 - 607,5 = 5108,5 (Mitte zwischen Bid/Ask) Grundlagen der folgenden Rechnung: - 28.580 Anlagekapital (= 5 * DAX) - Depotkonto ist unverzinst - Zinsanlage ist möglich zu 1,5% - Zinsanlagedauer der einfachheit halber auf 2 Monate - Kosten vernachlässige ich 1. Short Put - Verkauf eines Kontrakts für 457,50 (=5 * 91,50, ein Kontrakt an der Eurex betrifft 5 mal DAX) - Inititial Margin ist 1.200 - Reserve Margin (damit man Zeit hat nachzuschießen), setze ich willkürlich auf 1200 - Bleiben 28.580 - 2.400 = 26.780, die zu 1,5% verzinst werden können Unter der Annahme, dass der Kurs sich nicht bewegt ergeben sich dann folgende Gewinne: - Prämie: 457,50 - Zinsen: 66,54 - Zinsen auf Prämie: 1,14 - Summe = 525,18 2. Discount-Zertifikat - Kauf von 500 Discountzertifikaten für 50,90 * 500 = 25.450 - Bleiben 28.580 - 25.450 = 3130, die verzinst werden können Unter der Annahme dass der Kurs sich nicht bewegt ergeben sich dann folgende Gewinne: - Bei Verkauf der DZ ergibt sich ein Gewinn von 500 * (52,00 - 50,90) = 550 - Zinsen: 7,78 - Summe = 557,78 3. Covered Call - Verkauf eines Calls, Kauf von 5xDAX für 5 * 5108,5 = 25.542,50 - Keine Margin nötig, weil DAX als Hedge existiert - Bleiben 28.580 - 25.542,50 = 3037,50, die verzinst werden können Unter der Annahme dass der Kurs sich nicht bewegt ergeben sich dann folgende Gewinne: - Bei Aufflösung der Covered Call Position ergibt sich ein Gewinn von (5.200-5108,5)*5 = 457,50 - Zinsen: 7,55 - Summe = 457,50 Fazit: Tatsächlich ist - trotz Emittentenkosten - das Discountzertifikat rechnerisch am günstigsten. Der Covered Call ist am ungünstigsten. Und der Short Put liegt dazwischen. Für mich ist das eigentlich auch kaum verwunderlich: - Das Discountzertifikat ist deswegen so günstig, weil eine Prämie für das Emittentenrisiko drauf kommt - Der Covered Call ist schlechter als der Short Put, weil eine DAX Position zwei Monate durchgehalten wurde (statt einem Future für 2 Monate, der dann noch einen gewissen Zinsertrag erlaubt hätte) In folgenden Situationen hat eine Short-Option noch Vorteile gegenüber einem Zertifikat: - wer eine Option bewusst ungesichert schreiben möchte, kann das mit einem Zertifikat gar nicht - wer das Underlying long hält und einen Call darauf schreiben möchte, müsste zur Replikation erst das Underlying verkaufen und dann via Zertifikat wieder zurückkaufen (und hätte hinterher noch Emittentenrisiko im Portfolio) - wer das Emittentenrisiko scheut, sollte sich von Zertifikaten generell fernhalten - wer komplexe Strategien (Spreads, Straddles, Strangles, Split Futures etc.) umsetzen möchte, denn dafür sind die verfügbaren Zertifikate nicht liquide (billig) genug Wer von euch hat so eine Rechnung schon gemacht? Seid ihr auf die gleichen Ergebnisse gekommen? Vielleicht möchte jemand auch noch was kritisches dazu anmerken, würde mich auch interessieren. Wen die Zahlen stören, der kann das gleiche Beispiel ja mal mit besseren Zahlen durchrechnen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag