TerracottaPie November 21, 2009 Weiß nicht, ob das Thema hier hin passt, ein bisschen off-topic ist es in jedem Fall. Aber immerhin geht es um Finanzmathematik. Also: Ich habe vorhin eine Couch gekauft, für 1198 Euro. Das Möbelhaus hat eine Null-Prozent-Finanzierung ohne jegliche Gebühren mit einer Laufzeit von 50 Monaten angeboten. Einen Rabatt bei Barzahlung konnte ich aber nicht aushandeln. Also habe ich jetzt eine kreditfinanzierte Couch. Natürlich möchte ich jetzt meine Ersparnis gegenüber einem Barkauf zum gleichen Preis berechnen. Dazu muss ich die von mir zukünftig zu leistenden Zahlungen diskontieren. Wie das geht, weiß ich im Grundsatz auch schon: Mit der OpenOffice-Formel XKAPITALWERT. Aber welchen Zinsfuß (=Diskontierungsfaktor?) setze ich dabei ein? Ich habe beim ersten Versuch mal 2 Prozent genommen, aber das erscheint mir doch zu wenig. Und letzten Endes tappe ich im Dunkeln, weil ich nicht genau weiß, nach welchen Kriterien ich den Faktor bestimmen sollte. Das Zinsniveau wird wohl eine Rolle spielen. Sonst noch was? Interessieren würde mich außerdem, um wie viel schlechter das verkaufende Möbelhaus nun gegenüber einer Barzahlung dasteht. Welche Faktoren müsste ich da einbeziehen? Danke schon mal! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
ImperatoM November 21, 2009 Eigentlich relativ unwichtig, oder? Aber nagut. Nimm doch einfach den Zinssatz, den Du für Tagesgeld bekommst, das ist wohl am realistischsten. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
TerracottaPie November 21, 2009 Eigentlich relativ unwichtig, oder? Aber nagut. Nimm doch einfach den Zinssatz, den Du für Tagesgeld bekommst, das ist wohl am realistischsten. Unwichtig, aber spaßig. Dann liege ich mit meinen 2 Prozent also ganz gut? Und ich muss nichts berücksichtigen außer der Verzinsung, die ich in der Zwischenzeit erhalten würde? Und dieser Zinssatz entspricht genau dem Diskontierungsfaktor? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Malvolio November 21, 2009 Nun ja, man kann das Problem natürlich nahezu beliebig verkomplizieren. Aber ob dadurch ein "besseres" Ergebnis herauskommt ist doch fraglich. Aber im Prinzip würde ich aus der Überlegung der Opportunitätskosten heraus einen durchschnittlichen Anlagezinssatz ansetzen, den du über die Laufzeit erwartest. Da wir ja hier über 50 Monate Laufzeit sprechen würde ich schon etwas höher als 2% annehmen. Aus Sicht des Möbelhauses kommt es natürlich nicht zuletzt auf die Finanzierung an, welchen Kalkulationszinssatz man hier annehmen sollte. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Sheridon November 21, 2009 Der Diskontierungsfaktor ist ja im Prinzip nichts anderes, als der Zinssatz, zu dem du das Geld, welches du durch die Ratenzahlung nicht sofort sondern erst später ausgeben musst, anlegen kannst. Wie du das Geld anlegen kannst, musst du eben selber schätzen... - liegt es in bar unterm Kopfkissen? Dann ist der Diskontierungssatz 0% - Tagesgeld? Dann würde ich etwas mehr als die jetztigen rund 2% nehmen, da ich nicht annehme, dass die Zinsen 5 Jahre so niedrig bleiben. Hier tauchen auch schon erste Probleme auf, denn das ganze wird schon zu einer (noch relativ guten) Schätzung - du legst das Geld in Aktien an? Dann nimm doch 10, 20, 30%, je nachdem was du erwartest. Wenns dann statt +30% -30% werden, war deine Zukunftsprognose eben falsch --> man sieht also, dass der "richtige" Diskontierungsfaktor immer eine Prognose ist um die Prognose einigermaßen sicher zu machen, sollte man also den Zinssatz einer sicheren Anlage wählen. Irgendwas zwischen 2 und 5% wird da wohl realistisch sein... Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
klausk November 21, 2009 · bearbeitet November 21, 2009 von klausk Bei solchen Rechnungen (Diskontierung eines Zahlungsstroms) benutzt man gewöhnlich die Verzinsung einer risikolosen Anleihe, also Bundesanleihen, US-Treasuries etc. plus die erwartete Inflationsrate. Nur als Anhaltspunkt: Die Fed zahlt bis Ende April 2010 3,36% auf ihre I-Bonds. Vielleicht gibts in D/EU ja was Ähnliches wie inflationsgeschützte Bonds. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
billy-the-kid November 21, 2009 Weiß nicht, ob das Thema hier hin passt, ein bisschen off-topic ist es in jedem Fall. Aber immerhin geht es um Finanzmathematik. Wenn du das gewissermaßen wissenschaftlich angehen willst, bitte schön: du diskontiert mit der Zerobondkurve. Also die Cashflows jeden einzelnen Jahres mit der für dieses Jahr geltenden Renditen von Staatsanleihen-Zerobonds. Zu finden bei bloomberg.com Grüße, billy-the-kid Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
harryguenter November 21, 2009 Ich denke auch der Zinssatz der risikolosen Anleihe wäre OK. Damits für Dich dann aber realisitscher wird, solltest Du nur die netto.Erträge der Kapitalanlage rechnen - die Steuern sind ja nicht Dein Vorteil dieses Geschäfts. Also gehen nochmal bis zu (je nach Sparerpauschbetrag und Steuersatz) 28% runter vom Zinssatz. 2% dürfte schon ganz gut passen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Stephan09 November 21, 2009 · bearbeitet November 21, 2009 von Stephan09 gibt sogar eine, die deinen Parametern nahe kommt:, ansonsten die Franzosen, die sind aehnlich und haben mehr Inflationsbonds: https://www.boerse-stuttgart.de/rd/de/anleihen/factsheet?sSymbol=BL51.STU〈=de Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
TerracottaPie November 22, 2009 Danke euch für die vielen Antworten. Dann lag ich also zumindest nicht völlig falsch. Inflationsindexierte Anleihen verstehe ich nicht komplett, fürchte ich. Muss ich mich noch mal reinlesen. Und Billy: Das mit der Zerobondkurve klingt in der Tat wunderbar wissenschaftlich. Warum macht man das so? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
billy-the-kid November 22, 2009 Das mit der Zerobondkurve klingt in der Tat wunderbar wissenschaftlich. Warum macht man das so? Weil deine Rückzahlungen ja in unterschiedlichen Jahren erfolgen, und für unterschiedliche Laufzeiten gelten (z.T. deutlich) unterschiedliche Renditen. Grüße, billy-the-kid Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
robert4real Januar 8, 2012 Hallo, bin neu hier im Forum und sitze gerade an der selben Fragestellung. Ich gehe im Moment von einem Diskontierungszinssatz von 1,25 % aus und wende es auf das oben genannte Beispiel an. Also: Preis der Couch: 1.198,00 Diskontierungszinssatz: 1,25% Finanzierung der Couch: 50 Monate zu 0% ohne weitere Kosten oder Gebühren Jetzt diskontiere ich: Zo = 1198*(1+0,0125)^(-50) Zo = 643,73 Wie interpretiere ich das Ergebnis nun? Sind die 643,73 die Zinsen die ich über die 50 Monate bekomme? Oder was genau rechne ich mit dieser Formel? Ich glaube gerade selbst ich bin auf dem falschen Dampfer. Ich sollte für die Lsg. wohl eher die Kapitalwertmethode verwenden. Oder? Grüße Robert Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
otto03 Januar 8, 2012 Hallo, bin neu hier im Forum und sitze gerade an der selben Fragestellung. Ich gehe im Moment von einem Diskontierungszinssatz von 1,25 % aus und wende es auf das oben genannte Beispiel an. Also: Preis der Couch: 1.198,00 Diskontierungszinssatz: 1,25% Finanzierung der Couch: 50 Monate zu 0% ohne weitere Kosten oder Gebühren Jetzt diskontiere ich: Zo = 1198*(1+0,0125)^(-50) Zo = 643,73 Wie interpretiere ich das Ergebnis nun? Sind die 643,73 die Zinsen die ich über die 50 Monate bekomme? Oder was genau rechne ich mit dieser Formel? Ich glaube gerade selbst ich bin auf dem falschen Dampfer. Ich sollte für die Lsg. wohl eher die Kapitalwertmethode verwenden. Oder? Grüße Robert Kommt Dir Dein Rechenergebnis nicht merkwürdig vor? 1,25 sind doch sicherlich nicht als Monatswert sondern als Jahreswert gemeint? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
robert4real Januar 8, 2012 · bearbeitet Januar 8, 2012 von robert4real Ja stimmt. Da hab ich mit Äpfel und Birnen gerechnet... Dann nochmal ein Versuch, indem ich die 50 Monate in Jahre umgerechnet habe Zo = 1198*(1+0,0125)^(-4,15) Zo = 1137,80 € Das heisst meine Ersparnis macht etwa 60,19 €? Was für mich aber nicht ganz Sinn macht weshalb ich immernoch an der Rechnung zweifel. Ich muss ja monatliche Raten von 24€ an das Möbelhaus bezahlen. Das heisst ich kann am Anfang noch die 1198€ anlegen wärend es im Monat 49 nur noch 24€ sind. Da macht die Kapitalwertmethode, bei der mit Ein- und Auszahlungen gearbeitet wird, doch mehr Sinn, oder? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Schinzilord Januar 8, 2012 FinanzierungCouch.odsEs sind nur 29 Ersparnis, siehe spreadsheet. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
sparfux Januar 8, 2012 Ich würde aber empfehlen, höher abzudiskontieren. Die Inflation lag in den letzten 20 Jahren durchschnittlich bei ca. 2%, in den letzten 2 Jahren eher bei 3%. Da das Geld durch die Inflation an Wert verliert, würde ich mit 2,5% abdiskontieren. PS. "FinanzierungsCouch" ist irgendwie gut Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
klausk Januar 8, 2012 PS. "FinanzierungsCouch" ist irgendwie gut Abgekürzt: "ficouch". Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag