Savini Oktober 5, 2005 Ein Unternehmen kann von einem hohen Kurs für seine Aktien auch darin profitieren, in dem es neue Aktien herausgibt. Denn liegt die Börsenkapitalisierung über dem bilanzierten Eigenkapital der Firma, kann die Firma dadurch Kapitalgewinne, die durch den Verkauf der Aktien oberhalb ihres Buchwerts entstehen, als Gewinn einstreichen (Kapitalrücklage). @Sperber: Erklärst Du das mal bitte genauer? Ich dachte, wenn ein Unternehmen neue Aktien herausgibt, handelt es sich um eine Kapitalerhöhung. Und das hab ich noch nicht so ganz kapiert: Angenommen eine Firma geht an die Börse und gibt 10.000 Aktien zu 100,- aus. Der Börsenwert ist dann 1.000.000 und das wird zumindest beim Börsengang auch den Wert des Unternehmens widerspiegeln. Ab nun bestimmt der Markt den Kurs der Aktie und somit den Börsenwert. Nehmen wir nun an, der Kurs steht nach einem Jahr auf 110,- und stellt eine faire Bewertung da. Nun kommt die Firma auf die Idee, eine Kapitalerhöhung durchzuführen. Sie gibt - hier mal ein unrealistisches Extrembeispiel, um mein Verständnisproblem aufzuzeigen - einfach weitere 10.000 Aktien heraus, was zu einem Bezugsverhältnis von 1:1 führen würde - kauft man genau so viele junge Aktien, wie man alte hat, so bleibt der Anteil, den man am Unternehmen hält, konstant. So weit ist alles klar. Doch wenn nun 20.000 Aktien auf dem Markt sind, müßte sich der Kurs doch halbieren, schließlich hat man mit einer dieser Aktien nur noch 1/20.000 der Firma und nicht 1/10.000 wie früher. Die Firma hat doch durch die Ausgabe neuer Aktien den Wert der alten verringert, da sich der Wert des Unternehmens nun auf mehr Aktien als früher veteilt. Das Geld, das dies der Firma bringt, verliert der Anleger dadurch, dass seine alten Aktien an Wert verlieren, oder? Kauft er keine der jungen Aktien, hat sich der Wert seiner alten Aktien halbiert, kauft er die neuen im Verhältnis 1:1 muss er zusätzlich Geld aufbringen, um den Gesamtwert seiner Aktien auf dem alten Stand zu halten. Also irgendwie versteh ich das Prinzip der Kapitalerhöhung nicht bzw. sehe es als große Ver**** des Anlegers. Kannst Du mein Verständnisproblem lösen? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
cubanpete Oktober 5, 2005 @sperber und @savini Ihr habt beide nicht ganz Recht: Der Börsenwert einer Firma beeinflusst seine Bilanz nur dann, wenn die Firma eigene Aktien hält. Normalerweise wird aber so ein Gewinn gar nicht aktiviert/verbucht. In der Bilanz steht meist das Minimum von Einstandspreis und Börsenwert, es werden also nur die negativen Bewegungen verbucht. Bei einer Kapitalerhöhung sinkt natürlich der Anteil an der Firma, die die alten Aktionäre hielten. Dafür fliesst neues Kapital in die Firma, die dadurch mehr Wert ist. Dieser Mehrwert sollte für den verminderten Anteil entschädigen. Beispiel: ich halte 1 % der Aktien einer Firma. Jetzt verdoppelt diese das Eigenkapital durch Herausgabe neuer Aktien. Ich halte jetzt nur noch ein halbes Prozent der Firma, die Firma hat aber jetzt doppelt so viel Eigenkapital. Wenn der Börsenwert dem Eigenkapital entsprechen würde, so wäre das für mich eine Nullrunde. Leider werden aber die meisten Aktien deutlich höher gehandelt als ihr Eigenkapital. Deshalb ist eine Kapitalerhöhung für die alten Aktionäre normalerweise ein schlechtes Geschäft. Sie tun meistens gut daran, entweder die Bezugsrechte auszunutzen oder die Aktien vor der Erhöhung zu verkaufen. Deshalb gerät der Börsenpreis vieler Unternehmen ins Rutschen, wenn sie Kapitalerhöhungen bekanntgeben. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Sperber Oktober 5, 2005 Mit dem Wort "Gewinn" habe ich etwas falsch gegriffen. Die Aktiengesellschaft macht dabei natürlich keine Gewinne, die sie unternehmerisch oder steuerlich als solche Ausweisen muss - sie erhöht aber ihr Eigenkapital und damit ihr Investitionspotenzial. Der Vorteil liegt letztlich bei den Altaktionären. Wie cubanpete richtig gerechnet hat würde, wenn Eigenkapital und Börsenkapitalisierung identisch wären, der Altaktionär nicht viel dabei gewinnen. Nun aber gesetz der Fall die AG wird an der Börse zum fünffachen Wert ihres Eigenkapitals gehandelt und die AG schafft es neue Aktien zu diesem hohen Kurs zu platzieren, dann sieht die Sache ganz anders aus. Beispiel: Eine AG hat 10.000.000 Eigenkapital und 1.000.000 Aktien, die mit 50 Euro das Stück gehandelt werden. Börsenkapitalisierung = 50.000.000 Euro. Die Altaktionäre genehmigen nun eine Kapitalerhöhung von 20% (seien wir mal bescheiden) und verzichten auf ihre Bezugsrechte. Die 200.000 neuen Aktien werden für 50 Euro das Stück an der Börse platziert und die AG erhält dadurch weitere 10.000.000 Eigenkapital hinzu. Konsequenz: die Altaktionäre haben auf 20% ihres Stimmrechts verzichtet, aber dafür halten sie nun 80% vom verdoppelten Eigenkapital. Vorher repräsentierte jede Aktie 10 Euro Eigenkapital, nach der Kapitalerhöhung 16,67 Euro. Kein schlechter Tausch, wenn man eh nie vor hatte zu Hauptversammlungen zu gehen Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Sperber Oktober 5, 2005 Oh, und bevor jemand damit kommt: Ja, das ganze macht natürlich nur Sinn für die Altaktionäre, wenn die Firma das neue Eigenkapital auch mit ähnlicher Rendite wie das alte investieren kann. Schafft sich die Geschäftsführung hingegen von dem neuen Kapital Firmenjets und Golfplätze für ihre Mitarbeiter des gehobenen Managements an (wer hier lacht, war bei der Dotcom Blase nicht dabei), ging der Schuss für sie nach hinten los. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag