TerracottaPie September 25, 2009 Ich hab auch noch eine Frage dazu, bzw. ich verstehe eines nicht wirklich: Warum muss die Bank jeden Swap einzeln hedgen. Sie hat doch ein riesiges Gesamtportfolio, das sie als Ganzes optimieren kann. Das sollte doch viel günstiger sein. Oder nicht? Wenn Sie Swap-ETFs auflegen würde, nur um den Index an anderer Stelle doch voll zu replizieren, dann müsste das nach der von Blujuice beschriebenen Vorgehensweise doch ineffizient sein, oder? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
etherial September 25, 2009 Ich weiß, dass simple Replikation für die Bank fast nichts kostet. Ich gebe zu, dass diese Worte aus deinem Mund und mit der besonders langen Erklärung dabei, schon ziemlich überzeugend sind ... Eine Autowerkstatt kann ja auch nicht daran verdienen, alle Reparaturaufträge nur an andere Werkstätten weiterzuleiten. Das Geschäftsmodell zahlreicher Branchen basiert darauf: Versicherungsmakler/Finanzdienstleister, Immobilienmakler, Gebrauchtwagenhändler, generell jede Form von Outsourcing und Offshoring. Ein quantitatives Handelsmodell kann z.B. melden, dass für 1 Milliarde FESX-Kontrakte verkauft und im gleichen Umfang Aktien des ES50 gekauft werden sollen, weil der Future zu teuer ist. Ob die Investmentbank zu dem Zeitpunkt eine Netto-Short-Position von 2 Milliarden im ES50 per Replikation hedgt oder nicht, spielt keine Rolle. Das quantitative Modell meldet, dass 1 Milliarde Futures verkauft werden sollen und in gleichem Umfang Aktien gekauft. Die Aktienposition ist über den Swap bereits da, also muss er den einen Teil des Geschäfts gar nicht mehr durchführen. Dein Vorschlag besagt, dass er einerseits die Aktien kauft zudem eine Shortposition genau denselben Aktien eingehen soll. Nicht nur, dass der Kauf einen Market-Impact erzeugt und die Short-Position Leihgebühren kostet - es ist auch schlichtweg unnötig. Und die Aussage (welche du an anderer Stelle verbreitet hast), dass das Hedgen mit Futures für Zertifikate effizient ist, für Swaps aber ineffizient ist auch nicht haltbar. Angeblich ist der Futures-Zins günstig. Dann ist er es auch für Swaps. Im Endeffekt könnte man jetzt sagen, dass die Bank ihr Hedging zu 50% von Replikation auf Futures umstellt, weil sie die Hälfte ihre Kassa-Short-Position schließt und eine Future-Short-Position aufmacht. Aber im Endeffekt hat das eine mit dem anderen nichts zu tun. Es sind zwei Transaktionen die unabhängig voneinander getätigt werden. Die Bank wäre dumm die Positionen nicht zu verrechnen, sondern einzeln zu hedgen. Ich hab auch noch eine Frage dazu, bzw. ich verstehe eines nicht wirklich: Warum muss die Bank jeden Swap einzeln hedgen. Sie hat doch ein riesiges Gesamtportfolio, das sie als Ganzes optimieren kann. Das sollte doch viel günstiger sein. Oder nicht? Ich sehe zumindest eine Optimierungschance - wie hoch die ist müsste man mit konkreten Zahlen und mit etwas Mathematikkentnnissen feststellen. Dass die Einbeziehung des gesamten Portfolios mindestens gleichgut sein muss, ist zumindest einfach zu beweisen. Wieso fast nichts? Was ist das "fast"? Was ist mit Spreads? Spreads, Transaktionskosten, Leihkosten (bei Shortpositionen), Market-Impact, Illiquidität von diversen Positionen usf. Fairerweise würde ich aber erwähnen, dass auch auf dem Futuremarkt diese Faktoren eingepreist sind oder in anderer Form auftreten. Insgesamt kann der Terminmarkt aber gar nicht ungünstiger als der Kassamarkt sein, denn auch da gibt es immer zwei Parteien, die an einem Geschäft beteiligt sind (einer Short, einer Long). Der einzige Unterschied ist, dass die Preise auf dem Futuresmarkt manchmal nicht synchron zum Kassamarkt laufen (deswegen kann man Arbitrage treiben) und dass die Transaktionskosten womöglich etwas höher sind. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Blujuice September 25, 2009 Wieso fast nichts? Was ist das "fast"? Was ist mit Spreads? Das "fast" sind z.B. etwaige Gebühren an den Indexanbieter für die Realtime-Bereitstellung der genauen Indexzusammensetzung. Dann ist natürlich noch ein bisschen Aufwand (-> Lohnkosten) dabei. Und bestimmt noch einige andere kleine Kostenposten. Und dann natürlich die Transaktionskosten inkl. Spread. Aber da der Umschlag in einem Indexportfolio minimal ist (100% Umschlag dauern Jahre), und außer Transaktionskosten und evtl. Leihgebühren (Short) alle anderen Kosten lächerlich sind, kann man davon sprechen, dass die Replikation "fast nichts" kostet. Dagegen muss z.B. beim Future regelmäßig das gesamte Portfolio in den nächsten Future gerollt werden. Es gibt zwar theoretisch auch Futures mit mehrjähriger Laufzeit, die sind aber illiquide, sodass die Bank darin kaum Milliarden-Positionen aufbauen kann. Wieso das? Ich sehe den Unterschied in der Argumentation zur Replikation nicht. Ein Derivatemantel verursacht nunmal Kosten. Irgendjemand muss sich immerhin darum kümmern, dass Optionen ausgeübt werden können, Futures geliefert werden und die Marginanforderungen eingehalten werden (Clearing eben). Des weiteren fallen Derivat-Kontrahenten nicht vom Himmel. Die Bank muss die Netto-Positionen hedgen, die in ihrem Derivatebuch offen bleiben. Also die Positionen, für die ihre Kunden nicht als Kontrahent auftreten wollten. Es wäre Quatsch, davon auszugehen, dass der Futuremarkt für diese "unliebsamen" Positionen als Kontrahent auftreten will. Viel eher wird die Bank auf dem Futuremarkt implizit dafür bezahlen, dass jemand anderes (Arbitrageure) für sie die unliebsamen Positionen auf dem Spotmarkt repliziert. Im Endeffekt wird die Bank also meistens Replikationskosten + Gewinnmarge des Arbitrageurs + Derivatemantel + zusätzliche Transaktionskosten (Rollen) dafür zahlen, wenn sie ihre Positionen nicht selbst repliziert, sondern an die Terminmärkte weiterreicht. Dein Satz anders ausgedrück: "Eine Bank kann ja nicht daran verdienen, Swaps abzuschließen, und Swaps abzuschließen"Wieso nicht? Wenn sie für beide Swaps Gebühren einkassieren kann... Das ist der Knackpunkt. Wir reden über die Positionen, die im Derivatebuch der Bank offen bleiben. Wenn die Kunden sich ausgleichende Short- und Long-Positionen auf den gleichen Basiswert kaufen, dann ist das für die Bank natürlich ideal. Gebühren kassieren, aber nichts hedgen müssen. Aber das kann die Bank nicht steurn. Denn die Kunden bezahlen deswegen Gebühren für die Swaps, weil sie die Basiswerte bekommen, die sie haben wollen. Die Bank ist also der Dienstleister. Bei den Positionen, die im Derivatebuch offen bleiben, ist das Gegenteil der Fall. Hier müsste die Bank bestimmen, über welche Basiswerte sie Swaps abschließt. Sie ist also Kunde und müsste für einen solche Swap bei einer anderen Bank (die dann Dienstleister ist) Gebühren bezahlen. Ich hab auch noch eine Frage dazu, bzw. ich verstehe eines nicht wirklich: Warum muss die Bank jeden Swap einzeln hedgen. Sie hat doch ein riesiges Gesamtportfolio, das sie als Ganzes optimieren kann. Das sollte doch viel günstiger sein. Oder nicht? Natürlich muss die Bank nur die Positionen hedgen, die in ihrem Derivatebuch offen bleiben. Swaps, die sich gegenseitig aufheben, sind bereits gehedgt und damit prima für die Bank. Wenn Sie Swap-ETFs auflegen würde, nur um den Index an anderer Stelle doch voll zu replizieren, dann müsste das nach der von Blujuice beschriebenen Vorgehensweise doch ineffizient sein, oder? Was meinst du mit voll replizieren? Natürlich muss die Bank den Swap nur soweit hedgen, wie er nicht durch andere Swaps automatisch gehedgt ist. Ich gebe zu, dass diese Worte aus deinem Mund und mit der besonders langen Erklärung dabei, schon ziemlich überzeugend sind ... Man muss kein Insider sein, um eine ungefähre Ahnung von den Kosten einer simplen Replikation zu bekommen. Das Geschäftsmodell zahlreicher Branchen basiert darauf: Versicherungsmakler/Finanzdienstleister, Immobilienmakler, Gebrauchtwagenhändler, generell jede Form von Outsourcing und Offshoring. Hier finden zusätzliche Dienstleistungen statt, für die der Kunde natürlich bezahlt. Beim Swap sieht das anders aus. Hier besteht die einzige Dienstleistung darin, dem Kunden die Swaps bzw. Basiswerte anzubieten, die er haben will. Dafür bezahlt der Kunde Geld. Bietet eine andere Bank das gleiche günstiger an, geht der Kunde einfach zur anderen Bank. Dein Vorschlag besagt, dass er einerseits die Aktien kauft zudem eine Shortposition genau denselben Aktien eingehen soll. Nicht nur, dass der Kauf einen Market-Impact erzeugt und die Short-Position Leihgebühren kostet - es ist auch schlichtweg unnötig. [...] Es sind zwei Transaktionen die unabhängig voneinander getätigt werden. Die Bank wäre dumm die Positionen nicht zu verrechnen, sondern einzeln zu hedgen. Da hast du etwas falsch verstanden. Selbstverständlich halte ich es für sinnvoll, Positionen aus dem Eigenhandel (Arbitrage) mit Positionen, die aus dem Hedging resultieren, zu verrechnen. Das habe ich auch oft genug gesagt. Trotzdem sind die Geschäfte unabhängig voneinander. Ich gehe davon aus, dass die Bank - wenn sie Arbitrage betreibt - eher noch die zu hedgendende/zu replizierende Position vergrößert. Denn in ihrem Orderbuch bleiben die Positionen offen, für die die eigenen Kunden nicht als Kontrahent auftreten wollen. Da liegt die Vermutung nahe, dass auch am Futuremarkt für diese Positionen keiner als Kontrahent auftreten will - außer den Arbitrageuren, die die Positinen gegen eine gewisse Gewinnmarge replizieren. Und die Aussage (welche du an anderer Stelle verbreitet hast), dass das Hedgen mit Futures für Zertifikate effizient ist, für Swaps aber ineffizient ist auch nicht haltbar. Angeblich ist der Futures-Zins günstig. Dann ist er es auch für Swaps. Da hast du recht. Inzwischen glaube ich auch, dass ich in Bezug auf die Zertifikate Unsinn erzählt habe. Insgesamt kann der Terminmarkt aber gar nicht ungünstiger als der Kassamarkt sein, denn auch da gibt es immer zwei Parteien, die an einem Geschäft beteiligt sind (einer Short, einer Long). Der einzige Unterschied ist, dass die Preise auf dem Futuresmarkt manchmal nicht synchron zum Kassamarkt laufen (deswegen kann man Arbitrage treiben) und dass die Transaktionskosten womöglich etwas höher sind. Das ist die übliche Vorstellung, die Terminmärkte wären ein reines Nullsummenspiel. Das stimmt theoretisch. Aber in der Praxis gibt es in der Regel einen Überhang entweder der Long- oder der Short-Nachfrage, wesegen Arbitrageure einspringen müssen, die den Überhang gegen eine gewisse Marge ausgleichen. Wieso fahren Instis wohl so auf ETFs (oder direkt Swaps) ab, obwohl sie genausogut den Futures-Markt nutzen könnten? Weil sie zu doof sind, selber Futures zu kaufen, und deswegen von der Bank Future-gehedgte ETFs kaufen müssen? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag