Holgerli 10. Februar · bearbeitet 10. Februar von Holgerli Oliver Burkeman - Four Thousand Weeks: Embrace your limits. Change your life. Make your four thousand weeks count. Vorbemerkung: Buch und Hörbuch selber sind aus August 2021. Das Buch hat 288 Seiten und das Hörbuch eine Laufzeit von fast 6 Stunden. Ich habe das ungekürzte Hörbuch in Englisch gehört. Dieses wird vom Oliver Burkeman selber gelesen. Man merkt maximal hin und wieder, dass dieser kein professioneller Sprecher für Hörbücher ist. Ich habe ihm sehr gerne zugehört. Seine Stimme und seine Stil sind sehr angenehm. Das Buch habe ich von Audible. Es gibt auch eine deutsche Ausgabe sowohl vom Buch als auch vom Hörbuch. Dann reden wir über 304 Seiten oder bzw. 7:36 Stunden Laufzeit des Hörbuches. (Kurz-)Kritik: Burkeman startet mit der Erkenntnis, viele Menschen kein Gefühl haben wie viele Wochen sie auf dieser Erde bleiben. Die krasseste Fehleinschätzung war, etwas über 100.000 Wochen. „Four Thousand Week“, also der Titel des Buches, eben 4.000 Wochen entsprechen 77 Jahre. Schon 5.000 Wochen (also 96 Jahre) werden die wenigsten nicht erleben. Das sollte man sich mal durch den Kopf gehen lassen. Die Hauptaussage des Buches (zumindest für mich ist), dass Zeit keine Ressource ist und das man deswegen eben nicht „Zeit haben“ kann. Wir befinden uns in der Zeit und können auch nichts dagegen machen, weil die Zeit einfach da ist. Das mag sich im ersten Moment trivial anhören, muss man sich aber auch erstmal vergegenwärtigen. Denn: Wenn die Zeit abgelaufen ist und Zeug liegen bleibt, dann ist das halt so. Es macht keinen Sinn durch noch mehr Selbstoptimierung noch mehr schaffen zu wollen, da dies eigentlich immer dazu führt, dass wir nicht schneller werden, sondern nur noch mehr unwichtiges Zeug in der Zeit erledigen wollen. Des Weiteren spricht er über das Mantra durch geschicktes Zeitmanagement dann Zeit „für die wichtigen Dinge“ zu haben. Hierbei fragt er nicht zu Unrecht was denn eigentlich diese sogenannten wichtigen Dinge sind. Zu Recht merkt er an, dass wir heute (in Zeiten des Internets) Opfer eines Zuviel an Informationen und auch der immer schnelleren Geschwindigkeiten werden. Früher hatte man Spaß am Urlaub an der Nordsee, weil z.B. die Malediven unbekannt oder einfach viel zu weit weg und zu teuer waren. Man hatte halt nicht den Eindruck, dass die Malediven erstrebenswerter als ein regionaler Urlaub waren. Daher plädiert er auch dafür nicht immer nach dem nächsten noch wichtigeren Ding zu streben, sondern Spaß und Glück auch und besonders am „Normalen“ zu haben und diese Augenblicke zu genießen. Überdies beschäftigt er sich mit der Aussage „etwas aus seinem Leben zu machen“ und etwas „sinnvolles mit seiner Zeit“ hier auf der Erde zu machen und „etwas zu hinterlassen“. Er meint, dass man das Ganze bitte nicht überbewerten solle da kaum ein Mensch wirklich längerfristig im Gedächtnis der Menschheit bleiben würde und der Großteil ganz schnell vergessen ist. Von daher gibt er denn Tipp, dass man für sich selber das Beste aus seinem Leben holen soll. Fazit: Ich vergebe 90 von 100 Punkten. Burkeman hat jetzt nicht wirklich bahnbrechende neue Informationen gebracht aber dadurch, dass er die Themen in seinem Buch anders aufbereitet hat als der Hauptteil der anderen Bücher zum Thema ist, zumindest für mich, ein sehr hoher Erkenntnisgewinn dabei hausgekommen. Eine klare Empfehlung von mir. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Holgerli 11. Februar · bearbeitet 11. Februar von Holgerli Elmar Theveßen - Kampf der Supermächte : Amerika und China auf Konfrontationskurs Vorab: Das Buch war hier im Thread eine oder mehrere Empfehlung(en). Danke für diese Empfehlung(en). Das zeigt mir, dass in diesem Buch wirklich hervorragende Bücher vorgestellt und besprochen werden. Vorbemerkung: Das Buch ist aus Oktober 2022 und hat 288 Seiten. Das Hörbuch eine Laufzeit von etwas über 14 Stunden und ist im November 2022 erschienen. Ich habe das ungekürzte Hörbuch gehört. Dieses wird vom Sebastian Dunkelberg gelesen. Man merkt, dass Dunkelberg professioneller Sprecher ist. Es war sehr angenehm ihm zuzuhören. Teilweise ist er aber, wenn er Zitate anderer Personen nachgesprochen hat, in eine Stimmlage verfallen, die die Person von der das Zitat entstammte, unsympathisch wirken ließ. Besonders ist mit dies bei Zitaten von Donald Trump aufgefallen. Im Ganzen aber, war das Buch hervorragend eingesprochen. Das Buch ist aktuell auch kostenlos bei Spotify zu hören. Dann allerdings ohne dem Komfort von Audible. Ich hatte es bei Spotify gehört. Kritik: Vorweg: Deutschland kommt schlecht weg. Europa kommt schlecht weg. Die USA kommen noch schlechter weg. Aber vor allem China kommt ganz, ganz schlecht weg. Theveßen sagt es direkt am Anfang selber. Das Buch ist nicht neutral geschrieben und Theveßen benennt ganz klar die Seite auf der nicht steht. Und er steht definitiv nicht auf der Seite von China. Er stellt dabei aber weder den USA, Europa noch Deutschland einen Persilschein aus. An Kritik wird nicht gespart. Sei es nun die direkte Kritik an China oder kritisches Hinterfragen der Politik Deutschlands, der EU und den USA gegenüber China. Daher relativiere ich auch etwas meine frühere Aussage hier im Thread, dass er seine ganz persönliche Meinung konsequent von den präsentierten Fakten trennt. Man merkt sehr deutlich, dass er eine negative Meinung zu China hat. Aber ich bleibe dabei, dass Theveßen Quellen nennt und er die Qualität seiner Quellen einordnet und auch ganz klar sagt, wenn gewisse Unsicherheitsfaktoren mit den Aussagen seiner Quellen bzw. den Quellen selber verbunden sind. Aber vor allem: Es ist kein Brei aus Fakten, Halbwissen und persönlicher Meinung des Schreibers, es ist fundiert. Von daher ist das Buch kein meinungsfreies Buch aber ein sehr gut begründetes Buch, sodass ich seiner Meinung sehr gut folgen kann. Das Buch ist mit 14 Stunden so lang, dass ich nicht auf jeden Aspekt eingehen kann. Ich möchte daher nur exemplarisch auf drei bzw. vier Themen eingehen. Das Buch ist aber so umfassend, dass man sich auch die anderen Themen durchlesen bzw. anhören sollte. Kein gutes Haar lässt Theveßen am chinesischen „Belt and Road“-Initiative. Besser bekannt unter dem Namen „Chinesische Seidenstraße“. Theveßen ist der Meinung, dass mit dieser Initiative China indirekt und auch direkt die Korruption in den Investitions-Ländern anheizt und die Länder von China teils massivst übervorteilt werden. Er zeigt auf, dass die EU und die USA mit Gegeninitiativen stärker Präsenz als Alternative zu China zeigen müssen und dass wenn sie es tun die westliche Welt sehr wohl eine gern gesehene und gern genommene Alternative zu China sind. Er zeigt aber auch ganz klar auf, dass China selber teilweise den Bogen überspannt, dass sich Länder aus Verträgen mit China zurückziehen. Interessant fand ich die Begründung, warum sich die Initiative so negativ für die Länder auswirkt. Theveßen sagt, dass China primär an wirtschaftlicher Zusammenarbeit interessiert ist dafür aber die Politik in den jeweiligen Ländern ausblendet. Selbiges wünscht sich China aber auch für sich selber: Wirtschaftliche Zusammenarbeit ja, Kritik an der Innenpolitik Chinas verbittet man sich aber auf das Schärfste. In dem Bezug sehr interessant fand ich seine Aussagen zum Verhältnis von Ungarn zu China. Um es kurz zu machen: Autokraten suchen andere Autokraten und Ungarn wird z.B. mit Akkufabriken von China dafür belohnt, Da Ungarn Chinas Politik nicht kritisiert (und ebenso auch China Ungarn nicht). Seine klare Stellungnahme, dass sich die EU nicht von Ungarn erpressen lassen soll, sondern zeigen möge, dass nicht die EU abhängig von Ungarn, sondern eben Ungarn von der EU ist fand ich gut. Primär trifft er Aussagen zu Ungarn, aber auch Polen kommt nicht gut weg. Da das Buch aber von 2022 ist, ist es in diesem Fall etwas outdated und Polen kann nun als positives Beispiel nach der Wahl 2023 gesehen werden. Von daher kann man sagen, dass wenn die EU kämpft und nicht aufgibt, China noch nicht alternativlos gewonnen hat. Die häufigste Kritik die man zu dem Buch liest ist, dass es zwar sehr gut recherchiert ist aber dennoch sehr einseitig geschrieben ist. Es gab Kapitel, wie z.B. jenes über Biowaffen, da dachte ich dann auch, dass Theveßen nun den Bogen überspannt. Nur um dann wenige Tage später zu lesen, dass China mit Genmanipulation an Viren forscht, die die Menschheit ausrotten könnten, wenn sie gewollt oder ungewollt freigesetzt werden. Hochinteressant fand ich seine Ausführungen zum Ukraine-Krieg und die Auswirkungen auf einen möglichen Angriff von China auf Taiwan. Einerseits, dass die USA aktuell noch schwer zu schlagen sind für China. Andererseits, dass China die starke Informationsvernetzung des US-Militärs als gezielte Schwachstelle entdeckt hat und ausnutzen will. Richtig interessant wird es, wenn der Beginn und der mögliche Ausgang des Ukrainekrieges in Bezug auf Chinas möglichen Angriff auf Taiwan analysiert wird. Denn nicht nur Russland war geschockt und nicht nur der Westen war überrascht, dass der Ukrainekrieg eben kein „Blitzkrieg“ geworden ist. China war sowohl überrascht als auch geschockt, dass Russland keinen Durchmarsch hinlegen konnte. Noch geschockter war man aufgrund der geschlossenen Haltung des Westens was Sanktionen gegenüber Russland anging. Theveßens Fazit kann man wohl zusammenfassen: Ein chinesischer Krieg mit Taiwan wird auch in der Ukraine entschieden. Fazit: Ich vergebe 90 von 100 Punkten. Auch wenn es manchmal schwer erträglich war dem Ganzen zuzuhören, habe ich es getan und muss sagen, dass das Buch meine (in letzter Zeit) sowieso schwindende positive Stimmung gegenüber China, in eine deutlich kritische hat umschwenken lassen. Das Buch ist – unter der Prämisse, dass man sich bewusst ist, dass es schon Theveßens kritische Meinung zu China wiedergibt - eine klare Lese- bzw. Hörempfehlung. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Nachtfalke 3. April Aswath Damodaran veröffentlicht eine Begleitvorlesung zur überarbeiteten Neuauflage von "Valuation". Vielleicht einen Blick wert. Bin gerade dran an Damodaran, zum zweiten Mal. Erscheint mir immer noch ein sinnvoller Zeitvertreib. Ansonsten hör' ich gerade das beste Hörbuch in langer Zeit: Christina Henry, "The Ghost Tree". Kein Quantensprung, aber gut erzählter Kleinstadt-Horror mit ein Bisserl Abstand zu Stephen King. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Holgerli 30. Mai Hugh Howey – Silo (Teil 1 der Silo-Trilogie), Level (Teil 2), Exit (Teil 3 der Silo-Trilogie) Vorab: Die Hörbücher habe ich gehört, nachdem ich von der 1. Staffel von „Silo“ bei Apple+ angefixt worden bin. Daher werde ich auch hin und wieder mal auf die Streaming-Serie verweisen. Vorbemerkung: Silo (Original: Wool) Das aktuell verfügbare Buch wurde im Juni 2014 als deutsche Übersetzung mit 560 Seiten veröffentlicht. Es muss davor aber schon eine Ausgabe gegeben haben, denn das auf Audible verfügbare, deutsche Hörbuch stammt aus dem August 2013. Das Original „Wool“ ist von 2012 und wurde von Howey im Eigenverlag bei Amazon veröffentlicht. Das Hörbuch hat eine Länge von 16 Stunden. Es gibt auch eine Version auf Spotify, diese scheint aber mit 9 Stunden stark gekürzt zu sein. Level (Original: Shift): Das Original wurde 2013 veröffentlicht. Das aktuell bei Amazon verfügbare, deutsche Buch in 2016. Es muss aber auch hier schon eine Version davor gegeben haben, denn das auf Audible verfügbare, deutsche Hörbuch stammt aus dem August 2014. Das deutsche Buch hat 432 Seiten, das Hörbuch eine Laufzeit von knapp unter 11 Stunden. Exit (Original: Dust): Das Original wurde auch noch in 2013 veröffentlicht, Das aktuell bei Amazon verfügbare, deutsche Buch in 2016. Was für die beiden ersten Teile gilt auch hier: Da das deutsche Hörbuch von 2015 ist, muss es schon vorher eine deutsche Buchveröffentlichung gegeben haben. Das deutsche Buch hat 464 Seiten, das deutsche Hörbuch von Audible eine Laufzeit von fast 13 Stunden. Vom dritten Teil (wie auch vom zweiten Teil) gibt es keine Version auf Spotify. Alle drei Bücher werden von Peter Bieringer gesprochen. Er macht seine Sache sehr gut und bringt die Atmosphäre (eigentlich: die verschiedenen Atmosphären) sehr gut rüber. Ich habe die ungekürzten Versionen von Audible gehört. Kritik: 6.000 Menschen (in der Serie ca. 10.000) leben in einem hermetisch von der Außenwelt abgeriegelten Silo. Seit wann weiss keiner. Warum schon: Die Außenwelt ist tödlich. Selbst mit Schutzanzug stirbt man binnen weniger Minuten. Die Regel ist ganz einfach: Wer den Wunsch hat mit Schutzanzug in die Außenwelt zu gehen, dem wird sein Wunsch erfüllt. Wer schwere Verbrechen begeht oder aufrührerisch ist (oder auch nur dafür gehalten wird), wird auch gegen seinen Wunsch in die Außenwelt geschickt. Hier steigt die Handlung ein: Nachdem sich seine Frau drei Jahre vorher freiwillig nach draußen begeben hat, äußert der amtierende Sherriff nun den Wunsch seiner Frau zu folgen. Daher muss ein neuer Sheriff her und das wird nach dem Willen der Bürgermeisterin eine Technikerin aus dem unteren Teil des Silos: Juliette Nichols. Ab hier spoilere ich Teile, die m.M.n. zu viel von der Handlung preisgeben (bitte markieren, dass man sie lesen kann): Schnell wird klar, dass sie nicht die Wunschkandidatin des IT-Chefs Bernard Holland ist. Binnen kurzer Zeit werden die Bürgermeisterin und der Deputy-Sheriff ermordet und IT-Chef Bernhard zeigt, dass er der wahre Machthaber des Silos ist. Deswegen wird Juliet von ihm persönlich auch in die Außenwelt verbannt. Eigentlich ihr klares Todesurteil. Spoiler-Ende Hier sind wir gerade so auf etwas mehr als dem ersten Drittel des Buches und dem Ende der 1. Staffel der Streaming-Serie. Die grobe Handlung wird hierbei auch von der Serie wiedergegeben. Es gibt aber große Unterschiede: Während im Buch recht schnell klar wird, dass die Außenwelt wirklich tödlich ist, wird das in der Serie zum großen Geheimnis und erst in den letzten Minuten der letzten Episode der 1. Staffel wirklich klar. Spoiler: Der Rest des ersten Buches beschäftigt sich dann mit Juliets Wanderung zu einem anderen Silo, ihren Erfahrungen in diesem Silo. Gleichzeitig werden die Auswirkungen von Juliets Verbannung auf ihren Silo, welche in einer Rebellion mündete aufgezeigt. Am Schluss des Buches steht die Rückkehr von Juliet in ihren Silo. Spoiler-Ende Dieses Buch hat m.M.n. die größte atmosphärische Dichte und es hat richtig Spass gemacht mit Juliet und ihren Mitstreitern mitzufiebern, mitzutrauern mitzuhoffen. Im Endeffekt hatte ich am Ende des Buches das Problem, dass mir die Wartezeit bis zum nächsten Guthaben zu lang war und ich nochmal Geld extra für das zweite Buch investiert habe. Und das obwohl ich erst später im Monat mit dem Buch angefangen hatte. Ganz klar: Wer was mit der Apple-Serie anfangen konnte (oder so wie ich absolut genial fand), dem sei dieses Buch empfohlen. Spoiler (Handlung des 2. Buches): Das zweite Buch erzählt die Geschichte der Erbauung der Silos (in der Tat sind es 49 Stück plus einem Kontroll-Silo) in einer nahen Zukunft und wie und warum es zu der lebensfeindlichen Umwelt kam. Parallel dazu wird die Vorgeschichte von Juliets Silo erzählt und wie es zu den Ereignissen aus dem ersten Buch kam. Dabei werden diverse, teilweise schnelle zeitliche Sprünge, über mehrere Jahrhunderte vor und zurück quer durch die Geschichte der Silos gemacht. Das zweite Buch endet quasi damit, dass sich der Kreis zum ersten Buch schließt. Zeitlich und erzählerisch ist es dort angekommen, wo auch das erste Buch endete. Ab hier gibt es nur noch eine Zeitebene. Spoiler-Ende Erzählerisch brauchte das Buch einige Zeit um an Fahrt aufzunehmen und mich wieder atmosphärisch so zu packen, wie es das erste Buch durchweg konnte. Erzählerisch bleiben mir einige Szenen in Erinnerung bei denen ich nur dachte: Ehrlich jetzt? Das ist jetzt aber nicht wirklich realistisch Zwei Beispiele: Eine hochschwangere Frau wird von einem Mann, entwicklungstechnisch auf der Ebene eines 16-Jährigen, als übergewichtige Frau missinterpretiert. Oder auch ein IT-Mitarbeiter, der zuerst mit seinen „Sandkasten-Freunden“ rebelliert, zwischenzeitlich ein paar Minuten zugelabert wird und dann seine besten Freunde kaltblütig erschießt, weil Gehorsam das Wichtigste ist. Spoiler (Handlung des 3. Buches): Das dritte Buch, beschäftigt sich mit Juliets Kampf, bzw. dem Kampf von Juliets Mitstreitern gegen den Kontroll-Silo und wie dieser für größere Teile der Bevölkerung verloren geht und dem schlussendlichen Ausbruch von Juliet und ihren Mitstreitern aus dem Silo-Konstrukt und dem Beginn ihres neuen Lebens. Spoiler-Ende Das letzte Buch hinterlässt den zwiespältigsten Eindruck der Bücher. Einerseits ist es wieder super-spannend, andererseits dachte ich mir am Ende: „Wie und das war es jetzt? Was mit dem, dem oder auch dem Handlungsstrang?“. Im Endeffekt haben mir hier noch zwei oder drei Stunden gefehlt um ein wirklich rundes Ende zu bekommen. Zumindest für meinen Geschmack. Fazit: Trotz der Kritik und auch wenn die Punktzahlen der Einzelwertungen der Bücher es rein rechnerisch nicht hergeben, vergebe ich in der Rückschau 90 von 100 Punkten für die Gesamttrilogie. Im Einzelnen vergebe ich 100+ von 100 Punkten für den ersten, 80 von 100 Punkten für den zweiten und 70 von 100 Punkten für den dritten Teil der Trilogie. Gerade das dritte Buch hätte Potential für gut 90 von 100 Punkten, hätte ich Howey mehr Mühe mit der Auserzählung der Handlungsstränge am Ende der Handlung gelassen. Aber auch so: Eine sehr klare Empfehlung. Ich freue mich schon auf die 2. Season der Serie und über die Tatsache, dass quasi schon drei weitere Staffeln und ein rundes Ende der Serie angekündigt sind. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Holgerli 10. Juni William Gibson - Peripherie / The Peripheral Vorab: Die Hörbücher habe ich gehört, nachdem ich von der 1. Staffel von „The Peripheral“ bei Amazon wirklich begeistert war. Daher werde ich auch kurz auf die Streaming-Serie verweisen. Allerdings sei direkt gesagt, dass es keine 2. Staffel der Serie auf Amazon geben wird, da die Serie gecancelt wurde. Vorbemerkung: Das englische Original wurde im Oktober 2014 veröffentlicht. Die aktuell verfügbare deutsche Ausgabe stammt aus dem August 2016 und hat 622 Seiten. Das entsprechende Hörbuch, welches ich gehört habe, kam im Februar 2018 auf den Markt und hat eine Laufzeit von 16 Stunden. Es wird von David Nathan gelesen. Seine Lesestil und seine Stimme sind sehr angenehm und er hat die Atmosphäre immer sehr gut rübergebracht. Ich selber habe das Hörbuch für quasi kostenlos auf Spotify gehört. Dort ist es aber aktuell nicht mehr verfügbar. Auf Audible ist das Buch in deutscher Sprache aktuell auch nicht mehr verfügbar, keine Ahnung warum. In englischer Sprache gibt es das Buch weiterhin auf Audible. Andere Anbieter haben das deutsche Hörbuch weiterhin im Angebot. Kritik: Anfang/Mitte der 2030er Jahre wohnt Flynne Fisher mit ihrem Bruder und ihre kranken Mutter im mittlerweile total verarmten Rostgürtel der USA. Um sich und ihre Familie über Wasser zu halten jobbt sie in einem 3D-Printer-Shop wo man sich mittels 3D-Printer Tech „fabben“ lassen kann. Ihr Bruder ist Veteran der erste Ansätze von Bioimplantaten durch die Armee implementiert bekam und nun Invalide ist. Um etwas mehr Geld zu machen jobbt er als Spieletester. Als er eines Abends nicht an einem Spieletest teilnehmen kann, bittet er Flynne für ihn einzuspringen. Diese wird in dem Spiel Zeuge eines Mordes in einer futuristischen Version von London. Schnell stellt sich raus, dass es sich nicht um ein Spiel handelt. William Gibson gilt als der Erfinder des „Cyberspace“ in seinem Buch „Neuromancer“. Während dieses Buch m.M.n. schon etwas in die Jahre gekommen ist, hat er hier eine technisch deutlich „modernisierte“ Geschichte auf die Beine gestellt. Ohne Spoiler: Die Rahmenhandlung des Buches dreht sich darum, dass es ab dem Ende der 2030er Jahre mehrere aufeinander folgende und in ihrer Gesamtheit mehrere Jahrzehnte andauernde, globale Ereignisse geben wird, die zum Tod ca. 80% der Weltbevölkerung führen werden. Durch den dennoch stattfindenden technischen Fortschritt in der Zeit hat sich die Menschheit aber schlussendlich wieder gefangen und hat Ende des Jahrhunderts eine hochtechnische Welt aufgebaut, wo es technisch möglich ist mit der Vergangenheit zu interagieren. Im Endeffekt orientiert sich die Amazon-Serie nur sehr grob an dem Buch und der Spoiler mit welcher die 1. Staffel endet hat wirklich Null mit dem Buch zu tun. Eigentlich hätte Amazon das Buch sehr gut in ein bis zwei Staffeln verfilmen können. Auch wenn mir die Serie sehr gefallen hat wirkt das Buch dann doch etwas runder, gerade weil die Macher die Serie unnötig für mehrere Staffeln, die es nun nicht mehr gibt, aufgebläht haben. Fazit: 90 von 100 Punkten von meiner Seite für das (Hör-)Buch. Die 10 Punkte Abzug wegen des Buches welches beim Hören bei mir primär eine „Echt jetzt?“-Reaktion auslöste. Beim zweiten Nachdenken dennoch sehr gut zum gesamten Buch passt. Das Buch sei jedem empfohlen der gut gemachte SciFi, durchsetzt mit Zeitreise und einer interessanten Mischung aus bevorstehender und gleichzeitig überstandener Apokalypse, mag. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Caveman8 10. Juni Beide Serien haben mir auch sehr gut gefallen! Die Bücher sind da sicher ebenfalls lesenswert. Insgesamt finde ich es sehr stark, was Apple TV so an Serien produziert. Eine besser als die Andere. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
stagflation 17. Juni · bearbeitet 17. Juni von stagflation David Graeber: "Schulden: Die ersten 5000 Jahre" Seit Adam Smith steht in allen Lehrbüchern, dass sich Geld aus dem Tauschhandel entwickelt hat: zuerst gab es den Tauschhandel. Dieser war jedoch umständlich. Vielleicht benötigte jemand Eier und hatte Äpfel abzugeben. Jemand anderes hatte Eier abzugeben, wollte aber keine Äpfel, sondern ein Stück Fleisch. Die beiden sind sich vermutlich nicht handelseinig geworden. Ein Tausch war immer erst möglich, wenn Menschen zusammenkamen, die sich tatsächlich gegenseitig etwas bieten konnten, was der andere wollte. Deshalb erfanden die Menschen das Geld - und der Tausch wurde wesentlich einfacher. Nach dem Geld kamen Banken und Kredite. Diese Geschichte kennt jeder Mensch. Das Problem ist, so Graeber, dass sie nicht stimmt. So suchen Forscher seit Jahrhunderten nach diesem sagenhaften Land des Tauschhandels - alle ohne Erfolg. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sich unsere Geldsystem auf diese Weise entwickelt hat. In seinem Buch führt Graeber, der Professor für Anthropologie war und in 2020 leider viel zu früh gestorben ist, den Leser durch 5.000 Jahre menschliche Geschichte - und zeigt auf, wie sich unser Geldsystem seiner Meinung nach tatsächlich entwickelt hat. Zentraler Aspekt sind "Schulden" - was sie bedeuten - und wie sie beglichen werden können und konnten. Das Buch ist interessant für alle, die sich für die Geschichte unseres Geldsystems interessieren und für alle, die sich für die Interaktion zwischen Menschen und die Geschichte der Menschheit interessieren. Interessant fand ich die vielen Beispiele von Völkern, in denen andere Sitten und Wertvorstellungen als bei uns gelten. Dabei wird auch deutlich, dass unsere westliche Zivilisation nicht auf "natürlichen" oder "universellen" Werten und Regeln basiert, sondern dass viele Verhaltensweise antrainiert sind - und für fremde Völker ziemlich merkwürdig wirken müssen. Man denke nur an das viele "Bitte" und "Danke" sagen - und wie Eltern ihre Kinder regelmäßig dazu erziehen, diese beiden Wörter zu verwenden. Ich bin gespannt, ob die Lehrbücher bzgl. der Entstehung des Geldsystems demnächst umgeschrieben werden. Vermutlich nicht. Graeber hat wahrscheinlich Recht, dass Geld nicht aus dem Tauschhandel entstanden ist - aber dieser Mythos ist viel zu schön, als dass er aus dem Lehrkanon gestrichen werden würde. Ich habe das Buch gerne gelesen. Ein Kritikpunkt ist, dass das Buch recht lang ist. Ein paar Kapitel in der Mitte habe ich nur überflogen. Für einen Ottonormal-Leser wie mich wäre eine deutlich gekürzte Ausgabe besser gewesen. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Graeber, der einer der Gründer der Occupy-Bewegung ist, gelegentlich ein wenig zu aktivistisch schreibt. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Holgerli 18. Juni vor 8 Stunden von stagflation: Ich habe das Buch gerne gelesen. Ein Kritikpunkt ist, dass das Buch recht lang ist. Ein paar Kapitel in der Mitte habe ich nur überflogen. Für einen Ottonormal-Leser wie mich wäre eine deutlich gekürzte Ausgabe besser gewesen. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Graeber, der einer der Gründer der Occupy-Bewegung ist, gelegentlich ein wenig zu aktivistisch schreibt. Wenn Dir das Buch gefallen hat empfehle ich Dir noch "Bullshit Jobs". Teilweise auch recht aktivistisch, ja, aber ich musste teilweise richtig herzhaft lachen und zustimmen. Wenn Du hier im Thread suchst, Rezi hatte ich glaube ich zum Buch geschrieben. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
RoterZoro 18. Juni Ich habe das Graeber Buch bei Erscheinung gelesen und erinnere mich noch an einige Aspekte, da sie zu "occupy Zeiten" häufiger diskutiert wurden: - Wie entsteht Schuld? Wem Schulden wir etwas? Wie setzen wir die Rückzahlung von Schuld durch? - Geld zur Dokumentation von Schulden und nicht zur Vereinfachung des Handels. - Durch Geld dokumentierte Schulden und die "Achtung" dieser Schulden erfordert Gewalt in einer Gesellschaft. - In einer natürlicheren Vergangenheit haben wir uns Dinge einfach geschenkt. - Das System Geld führt zwangsläufig zur Ausbeutung der Gläubiger und zur Ausübung von Gewalt durch die herrschende Klasse. Seine Beispiele aus der Anthropologie sind interessant. Die Verallgemeinerung der Beispiele ist fragwürdig. Der Zusammenhang Geld und Gewalt ist fragwürdig. Es gibt in der Anthropologie neben seinen Beispielen für Verschenken (verschenken der eigenen Frau, verschenken von Waffen, von fake Schmuck, von Gold usw.) auch viele Beispiele für gewalttätige bis blutrünstige (gegen andere, gegen sich selbst) Gesellschaften, die ohne Geld und Dokumentation von Schulden lebten. Das Buch gibt ein paar interessante Impulse für weingeschwängerte Diskussionen mit Freunden und Bekannten. Wenn man kein Soziologe oder Anthropologe ist, hat dieses Buch sonst keinerlei Relevanz. Es ist ein aktivistisches Buch der occupy Bewegung, die mittlerweile völlig bedeutungslos ist. Die Inhalte des Buchs und die enthaltene Dokumentation der Denkmuster der occupy Bewegung sind nicht mehr relevant. Seine Einstellung zu Gläubigern, der Verpflichtung zur Rückzahlung von Verbindlichkeiten usw ist eben anarchistisch. Zu einem tieferen Verständnis der Geschichte unseres Geldsystems - geschweige denn zum Verständnis unseres aktuellen Geldsystems - trägt das Buch nicht wirklich bei. Dafür ist es nicht stringent genug. Es ist eine Aneinanderreihung von anthropologischen Beispielen, die nicht verallgemeinert werden sollten, sondern lediglich das Narrativ der occupy Bewegung stützen sollten. Und natürlich: das Buch ist viel zu lang. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Holgerli 21. Juni Napoleon Hill - Think and Grow Rich / Denke nach und werde reich Vorbemerkung: Der Finanzbuch Verlag hat die Originalausgabe aus 1937 von „Think and Grow Rich“ als Hörbuch neu einlesen lassen. Der Sprecher sagt auch direkt in der Einführung, dass man keine Änderungen am Text vorgenommen, sondern maximal Erklärungen für die heutige Hörerschaft eingefügt hat. Das merkt man sehr deutlich daran, dass Napoleon Hill sehr häufig von „Äther“ spricht, jener hypothetischen Substanz, die benutzt wurde um die Ausbreitung des Lichts vor der Relativitätstheorie von Einstein zu erklären. Das Buch, welches wohl ebenso auf dem Original von 1937 beruht, wurde vom Finanzbuch Verlag 2018 neu aufgelegt und umfasst 320 Seiten. Das von mir gehörte Hörbuch ist von Ende 2019 und hat eine Laufzeit von etwas über 10 Stunden. Sprecher ist Stefan Lehnen. Er hat eine angenehme Stimme und bringt den Inhalt in einer ruhigen und angemessenen Art herüber. Das Hörbuch ist sowohl bei Audible als auch, quasi kostenlos, bei Spotify verfügbar. Ich habe das Hörbuch bei Spotify gehört. (Kurz-)Kritik: Schwierig. Ich glaube in einem Satz zusammengefasst kann man sagen, dass das Buch nicht wirklich gut gealtert ist. Ja, Napoleon Hill schreibt wirklich interessante Dinge. Aber einerseits kann man diese dreizehn Grunderkenntnisse sicherlich auch auf 50 Seiten zusammendampfen. Hill hingegen wiederholt sie immer und immer wieder, in der Hoffnung (und das sagt er selber), dass der Leser/Hörer sie spätestens mit dem letzten Kapitel verstanden hat. Andererseits halte ich mindestens zwei von diesen „Erkenntnissen“ für mindestens fragwürdig. Über die Umwandlung des Sextriebes zum Erreichen seiner finanziellen Ziele mag man noch schmunzeln. Spätestens aber, wenn er über Telepathie redet wird es dann doch konfus. Für mich selber habe ich mitgenommen: Glaube an das was Du machst. Wenn man nicht wirklich daran glaubt, wird es schwierig mit der Zielerreichung. Sammele (Spezial-)Wissen an. Frage gezielt Leute die mehr Ahnung haben als Du. Die Aussage aber, dass man sich wegen über seine Ziele bedeckt halten soll, teile ich nur bedingt und habe so meine moralischen Schwierigkeiten (und auf moralisches Handeln besteht Hill kategorisch und verurteilt unmoralisches Handeln von anderen strikt), wenn er sagt, dass man kaum was preisgeben soll bevor man es erreicht hat andererseits er aber auch den Tipp gibt, dass man früher oder später alles von Menschen erfahren kann, wenn man sie nur lange genug fragt bzw. lange genug zuhört. Die beiden wichtigsten Ratschläge (und da hat Hill unbewusst den heutigen Unsozialen Medien vorgegriffen) sind für mich: 1. Umgebe Dich mit Menschen, die Dich in Deinen Zielen bestärken. 2. Höre nicht auf die Schlechtmacher die nur darauf warten, Dir einen Fehler oder einen Rückschlag aufs Brot zu schmieren, nur um Dich schlecht zu machen und schlussendlich zu entmutigen. Fazit: Ich würde dem Buch maximal 60 von 100 Punkten geben. Es steht viel Wichtiges und Interessantes drin. Es steht aber auch viel komisches Zeug drin. Ja, „Think and Grow Rich“ ist sicherlich ein Klassiker der viele Coaches auch der aktuellen Zeit beeinflusst hat. Aber heute gibt es deutlich bessere, weil an die Zeit angepasste, Bücher die diese Grundsätze auch und besser rüberbringen. Wenn man wirklich ein älteres Buch zum Thema lesen will, würde ich eher das deutlich zeitlosere „Der reichste Mann von Babylon“ empfehlen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Holgerli 12. Juli Aktuell gibt es ein Angebot: 3 Monate Audible gratis. Danach 9,95 Euro. Wie immer aber jederzeit kündbar. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Holgerli 15. Juli · bearbeitet 15. Juli von Holgerli Nikolaus Braun – Geld oder Leben. Wie Sie aufhören, Unsinn mit Ihrem Vermögen zu treiben. Vorbemerkung: Buch und Hörbuch sind aus April bzw. Mai 2023. Das Buch hat 266 Seiten. Das Hörbuch eine Laufzeit von knapp unter 8:30 Stunden. Buch und Hörbuch gibt es nur auf Deutsch. Gelesen wurde es von Thomas Höricht. Er hat meiner Meinung nach das Beste aus dem Buch rausgeholt. Zumindest gibt es an ihm als Sprecher nichts auszusetzen. Ich habe das Buch von Audible. (Kurz-)Kritik: Nikolaus Braun ist Honorar-Berater wenn es um das Thema Vermögensanlage geht. Das ist auch schon der erste Kritikpunkt. Die Tatsache, dass er kein gutes Haar an Provisionsberatern lässt, verstehe ich noch. Dass er sich und seine Leistung einer guten Finanzplanung in den Himmel lobt finde ich fast schon schmierig. Im gesamten Buch gibt es maximal zwei selbstkritische Reflektionen seiner (Minder-)Leistungen. Und auch hier gibt er seinen Kunden die überwiegende Schuld. Bis auf einmal, wo er sagte, dass er was falsch gemacht und sein Handeln grundsätzlich geändert auch. Auch redet er nicht wirklich gut über Kollegen. Über einen befreundeten „Honorarberater“ sagt er eben nicht, dass er eine gute Leistung erbracht habe, sondern nur, dass er es nicht schlecht gemacht habe. Braun erzählt 30 Geschichten aus dem Leben. Bei den meisten wird klar, dass die Protagonisten Kunden von ihm sind bzw. waren oder hätten zumindest werden sollen. Mit diesen 30 Geschichten versucht er die Themenschwerpunkte Erfolg, Reichtum, Angst, Betrug, Männer, Luxus und Zeit abzudecken. Das gelingt ihm meiner Meinung mehr schlecht als recht. Zum einen fällt auf, dass es zwar das Kapitel „Männer“ aber eben kein Kapitel „Frauen“ gibt. Andererseits sind da Geschichten mit dabei, da fragte ich mich „Und was hat das jetzt mit mir zu tun?“. Gerade direkt am Anfang stand ich kurz vor dem Abbruch des Buches. Die ersten beiden Geschichten handelten einerseits von zwei Start-Up-Gründern die ihre durchaus erfolgreiche Bude schlecht verkauft und zu einem finanziellen Desaster haben verkommen lassen. Die zweite von einem deutschen Kriegsversehrten nach dem zweiten Weltkrieg, der zum Zeitpunkt des Erscheinens des Buches schon tot sein dürfte. Andere Geschichten waren interessanter, machten aber teilweise den Eindruck, dass diese mit dem Vorschlaghammer eine „Moral von der Geschicht“ wiedergeben sollten. Fazit: Die Frage die ich mir nach Abschluss des Hörbuches gestellt habe war: Und für wen ist das Buch nun etwas? Und ich kann diese Frage echt nicht beantworten. Für mich als „Fortgeschrittenen“ in Sachen Finanzen würde ich sagen, dass es definitiv kein Must-Read und noch nicht mal ein Could-Read ist. Ich bewerte das Buch für mich maximal mit 50 bis 60 von 100 Punkten. Aber auch einen Anfänger würde ich das Buch nicht wirklich empfehlen wollen, da die Geschichten viel zu unstrukturiert sind und die „Lessons learned“ nicht wirklich klar werden. Das verunsichert mehr als das es hilft. Daher würde ich hier maximal 49 von 100 Punkten geben, um einfach deutlich zu machen, dass das Buch für diese Gruppe eher zu den schlechteren Büchern gehört. Nachtrag: Brauns Erstlingswerk „Über Geld nachdenken. Klug entscheiden, gelassen bleiben, Lebensqualität gewinnen“, konnte ich mir bei Audible gerade kostenlos in meine Bibliothek legen. Ich weiß nicht 100%ig ob es nur daran lag, dass ich sein zweites, eben jenes „Geld oder Leben“, Buch gekauft habe. Die Tatsache, dass das kostenlose Buch aber 177 und „Geld oder Leben“ nur drei Wertungen bei Audible bekommen hat, lässt mich annehmen, dass sein Erstling generell kostenlos verfügbar ist. Ggf. wäre es eine gute Idee mit dem kostenlosen Buch anzufangen und erstmal zu schauen ob die Art einem zusagt. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
StE 15. Juli Kürzlich durchgelesen: The Man Who Solved the Market: How Jim Simons Launched the Quant Revolution Für Quant-Aficionados also Leute, die sich mit algorithmischen Trading-Entscheidungen beschäftigen, ein Muss. Simons ist ja kürzlich verstorben, aber Renaissance Technologies lebt ja weiter. Zwar werden keine Geheimnisse in dem Buch verraten, aber man bekommt ein gutes Gefühl für das Drumherum und wie es da zugegangen sein muss. Der hat soviel geraucht wie Helmut Schmidt. Und keine Socken, wie Einstein. Nebenbei erfährt man, warum Trump 2016 überhaupt eine Chance hatte: Weil ein Herr Mercer ohne sonderliche Bedingungen ein paar Mio hat springen lassen, denn er konnte Hillary nicht ausstehen. Mit dem Geld kamen Frau Connway und ein Herr Bannon ins Team, der Rest ist Geschichte. Mercer war oder ist an RenTech beteiligt und die Wahlkampf-Finanzierung stammt daher. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
John Silver 15. Juli · bearbeitet 15. Juli von John Silver Am 21.6.2024 um 15:47 von Holgerli: Napoleon Hill - Think and Grow Rich / Denke nach und werde reich ... Fazit: Ich würde dem Buch maximal 60 von 100 Punkten geben. Es steht viel Wichtiges und Interessantes drin. Es steht aber auch viel komisches Zeug drin. Ja, „Think and Grow Rich“ ist sicherlich ein Klassiker der viele Coaches auch der aktuellen Zeit beeinflusst hat. Aber heute gibt es deutlich bessere, weil an die Zeit angepasste, Bücher die diese Grundsätze auch und besser rüberbringen. Wenn man wirklich ein älteres Buch zum Thema lesen will, würde ich eher das deutlich zeitlosere „Der reichste Mann von Babylon“ empfehlen. Jetzt hast Du das Buch nach all den Jahren doch gelesen / gehört. Ich stimme Dir in einigen Punkten zu. Das Buch hat seine Längen und seine Merkwürdigkeiten. Ich bleibe aber dabei: Der Titel ist der Hammer. Am 6.6.2021 um 20:24 von Holgerli: Ich muss zugeben, dass ich in der Vergangenheit öfters mal über "auf Halde" gekauft habe, weil sie a.) Jemand hier im Thread erwähnt hat und ich das Thema spannend fand b.) Im Radio oder TV über das Buch geredet wurde c.) Mir der 1. Teil gut gefallen hat und ich deswegen direkt den 2. oder 3. Teil gleich mitbestellt hatte. Leider muss ich zugeben, dass ich viele dieser Bücher einfach ins Regal gestellt habe ohne sie je einmal angeschaut zu haben, bzw. noch 40 Seiten klar war, dass das Buch nichts für mich ist. Daher bin ich dazu übergangen, Bücher konsequent aus dem Regal zu entfernen. Das bedeutet, dass ich entweder direkt denke, dass ich es nicht lesen werde oder noch lesen muss. Entweder taugt das Buch soviel, dass ich es zu Ende lese, dann gibt es hier eine kurze Kritik oder ich halte es für verschwendete Zeit und höre nach 40 oder 50 Seiten auf. Dann schreibe ich aber auch nichts mehr dazu. „Denke nach und werde reich“ von Napoleon Hill wäre so ein Beispiel. Sehr gerne. Freunt mich, wenn ich Feedback bekomme. Dann war die Kritik keine verlorene Zeit. Hervorhebung durch mich. Am 6.6.2021 um 23:38 von John Silver: Das sehe ich bei dem Buch 100% anders. Allein um es quer in Regal zu stellen, damit man jede Tag den Titel liest "Denke nach und werde reich", ist das Geld wert. ... Falls Interesse besteht: "Der reichste Mann von Babylon" habe ich hier rezensiert. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
hattifnatt 15. Juli · bearbeitet 15. Juli von hattifnatt vor 9 Minuten von John Silver: Am 6.6.2021 um 23:38 von John Silver: Das sehe ich bei dem Buch 100% anders. Allein um es quer in Regal zu stellen, damit man jede Tag den Titel liest "Denke nach und werde reich", ist das Geld wert. Sorry, aber dafür gibt es doch solche "Motivationskalender", wo man nicht nur einen, sondern 12 solche Sprüche an die Wand hängen kann, meistens noch mit einem hübschen Foto? Ansonsten würde ich mich eher an diese Kurzkritik halten: https://en.wikipedia.org/wiki/Think_and_Grow_Rich Zitat Accuracy Although Hill claims to have had a pivotal conversation with Andrew Carnegie in 1908, there is no record of the two having met. Hill spent much of the year on the run from the authorities for committing lumber fraud in Alabama. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
chirlu 15. Juli vor 6 Stunden von Holgerli: Braun erzählt 30 Geschichten aus dem Leben. Bei den meisten wird klar, dass die Protagonisten Kunden von ihm sind bzw. waren oder hätten zumindest werden sollen. Wer sich für die Art dieser Geschichten interessiert, kann sich auch bei Spiegel online ein paar von ihm durchlesen: Artikel von Nikolaus Braun (Paywall, aber bekanntlich durch archive.ph umgehbar). Ich finde die auch nicht so gelungen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
stagflation 16. Juli Nachdem am Wochenende diskutiert wurde, ob der Anschlag auf Donald Trump ein Black Swan Ereignis ist, habe ich mir heute "The Black Swan" von Nassim Taleb im Buchladen geholt. Ich bin erst auf Seite 20 - aber ich habe schon keine Lust mehr. Der Autor ist etwas arrogant, oder? Empfinde das nur ich so? Jedenfalls hat Taleb einen ganz andere Schreibstil als Daniel Kahneman in dem wohltuenden Buch "Schnelles Denken, langsames Denken". Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Nachtfalke 16. Juli · bearbeitet 16. Juli von Nachtfalke 35 minutes ago, stagflation said: Nachdem am Wochenende diskutiert wurde, ob der Anschlag auf Donald Trump ein Black Swan Ereignis ist, habe ich mir heute "The Black Swan" von Nassim Taleb im Buchladen geholt. Ich bin erst auf Seite 20 - aber ich habe schon keine Lust mehr. Der Autor ist etwas arrogant, oder? Empfinde das nur ich so? Jedenfalls hat Taleb einen ganz andere Schreibstil als Daniel Kahneman in dem wohltuenden Buch "Schnelles Denken, langsames Denken". Aus dem gleichen Anlass schaue ich mir gerade das hier an: https://www.goodreads.com/book/show/5369144-the-fat-tail Taleb hat kluge Ideen, ist mir aber als persönlicher Erzähler zu anstrengend. Daneben ist Bremmer nicht immer der Prophet, der er gerne wäre - aber er konzentriert sich auf die Ideen seiner Bücher, und nicht darauf, nebenbei (wie Taleb) ein Beichtbuch über seine eigenen Lebensentscheidungen zu schreiben. Und auch Talebs Selbstinszenierung außerhalb seiner Bücher ist oooh so nervig; wer die Deadlift-Videos gesehen hat, der, uhm, kann sie nicht mehr ungesehen machen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
StE 16. Juli Ja ist er. Und vor allem ist es mit den schwarzen Schwänen so eine Sache. Spötter wie ich argumentieren, daß es gar keine schwarzen Schwäne gibt, wenn man die Geschichte hinreichend genau studiert hat. Weil alles wiederholt sich, oder die Story reimt sich zumindest auf schon vorher dagewesenes. Nothing new under the sun, sozusagen, https://www.deutschelyrik.de/die-entwicklung-der-menschheit.html. Aber auch gegen den Rest an Tail Risks ist zumeist ein Kraut gewachsen. Und bei denen es nur schwer eine Mitigation gibt (Kuba-Krise endet mit Atomkrieg, 1 km Asteroid schlägt auf dem Planeten ein, gamma ray burst in der Nachbarschaft rasiert 1/3 der Ozonschicht, ein Virus rafft 50% aller Menschen dahin, etc.), musste man einfach das Glück haben, in einer Zeitlinie zu leben, wo diese gesammelt nicht eintreten. Angeblich hatte der Iran auch Pläne gegen Trump. Und Herr Putin will Herrn Pappberger von Rheinmetall aus dem Weg räumen. Es gab Fälle in der Geschichte, da hat die Gegenseite aus Rache dann die gesamte Familie hernach ausradiert. Quidquid agis prudenter agas et respice finem ist sichtlich aus der Mode. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Nachtfalke 16. Juli · bearbeitet 16. Juli von Nachtfalke Der Unterschied zwischen Taleb und Autoren wie Bremmer und Kahnemann ist halt der, dass Taleb dem Leser schmeichelt: "Man versteht solch kluge Gedanken wie meine nur, wenn man auch ganz besonders klug ist." -- Andere Schreiberlinge beschränken sich darauf, ein Phänomen oder eine Phänomenologie abzubilden, die sie selbst zwar als wert einer längeren Bemerkung, aber eben nicht wert eines talebschen Superschurken-Monologes betrachten: Gleiches Ergebnis, weniger postmoderne suburbane Selbstbeweihräucherung. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
hattifnatt 16. Juli vor 43 Minuten von Nachtfalke: "Man versteht solch kluge Gedanken wie meine nur, wenn man auch ganz besonders klug ist." Gut formuliert Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Holgerli 17. Juli Am 15.7.2024 um 18:59 von John Silver: Jetzt hast Du das Buch nach all den Jahren doch gelesen / gehört. Ich stimme Dir in einigen Punkten zu. Das Buch hat seine Längen und seine Merkwürdigkeiten. Ich bleibe aber dabei: Der Titel ist der Hammer. Der Unterschied zwischen gelesen und gehört bei mir ist, dass beim lesen die Haupttätigkeit (in die ich meine Zeit investiere), das Lesen selber ist. Beim Hörbuch hören ist es hingegen so, dass meine Haupttätigkeit das Spazierengehen ist und ich zusätzlich meine Zeit durch das Hören eines Buch "verdoppeln" kann. Bei "Denke nach und werde reich" kam zusätzlich hinzu, dass ich das Buch quasi kostenlos via Spotify Premium hören konnte. Sagen wir es so: Gekauft hätte ich das Buch nicht. Gelesen hätte ich das Buch auch nicht. Gehört habe ich es als "Add-on" dann doch. Ja, der Titel ansich ist schon klasse, passt dann aber im Endeffekt doch nicht wirklich zum Buch. Der Titel müsste heissen: "Fokusiere Dich und werde reich!". Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Holgerli 10. August Mike Maples Jr., Peter Ziebelman - Pattern Breakers: Why Some Start-Ups Change the Future Vorbemerkung: Buch und Hörbuch sind vom Juli 2024 und haben 288 Seiten bzw. 7:20 Stunden Hörzeit. Ich habe das Hörbuch im englischen Original gehört. Mapels und Ziebelman sprechen ihr Buch selber. Dabei ist Ziebelmans Anteil mit ca. 20 bis 30 Minuten sehr gering. Das ist auch gut so. Ziebelman über 7 Stunden zuzuhören, wären nicht einfach geworden. Maples hingegen ist ein angenehmer Sprecher und es macht Spass ihm zuzuhören. Das Hörbuch habe ich via Audible gehört. Kritik: Eigentlich war das Buch ein Zufallsfund. Ich habe es rein zufällig in den Neuerscheinungen gefunden und habe dann nach 5 Minuten Hörprobe gekauft. Mir haben die beiden Autoren nichts gesagt, aber das was sie gesagt haben, hörte sich direkt interessant an. Daher zuerst ein paar Worte zu den Autoren: Mike Maples Jr. ist einer der Mitbegründer von Floodgate, einer Venture Capital Firma. Beste Investments bisher: Twitch und Lyft. Voll danebengegriffen hat man bei AirBnB, weil man nicht investiert hat. Peter Ziebelman hat u.a. die Venture Capital Firma Palo Alto Venture Partners mitgegründet. Die These von Maples und Ziebelman ist folgende: Die wirklich erfolgreichen Start-ups entdecken eine „Inflection“. Eine Inflection ist auf Deutsch eine Biegung, die eine bedeutende technische und/oder wirtschaftliche Änderung der Richtung hervorrufen kann. Das Problem dabei: Die meisten Leute erkennen diese Änderung nicht oder nicht früh genug. Er führt mehrere Beispiele auf von Menschen die sie erkannten. Twitch: Justin Kan erkannte, dass das Datennetz stabil genug war um ständig streamen zu können. Lyft und Uber erkannten, dass durch den GPS-Chip im iPhone erstmals Ride-Service-Apps mit genauer Standortbestimmung möglich wurden. Die AirBnB-Macher erkannten, dass das heute übliche 5-Sterne-Bewertungssystem die Vermietung von privaten Räumlichkeiten sicher(er) und somit erstmalig von Privat zu Privat machte. Interessant dabei: Ich habe es bisher immer als Schwäche angesehen, wenn ein Start-up ein Pivot hinlegte und was (auf den ersten Blick) anderes machte. Maples und Ziebelman sehen das anders. Am Beispiel von Twitch zeigen sie es. Twitch war früher Justin.tv. Justin Kann streamte sei komplettes Leben 24/7 und Leute konnten ihm dabei zuschauen. Dazu trug er ein Rucksack mit Sendeeinheit Maples investierte, weil er die Inflection der stabilen Datennetze auch sah. Zum Erfolg wurde Justin.tv aber erst nach dem Pivot zu Twitch. Justin.tv hingegen wäre wohl zum Scheitern verurteilt gewesen. Der, auf den ersten Blick, komplette Dreh von „Reality TV“ zu „Game Streaming“ ist aber kein kompletter Dreh, da die Inflection der stabilen Datennetze immer noch vorhanden ist. Und in der Tat hat z.B. Scalable Capital auch so einen Pivot ja auch hingelegt: Vom RoboAdvisor zum Neobroker. Die dahinterliegende Technik ist zu größeren Teilen die gleiche auch wenn sich RoboAdvisor und Neobroker doch deutlich unterscheiden. Und sicher wäre Scalable als RoboAdvisor niemals zu einem stabilen Unicorn geworden. Interessant fand ich auch die vielen Nebengeschichten. Z.B. den absolut misslungenen Pitch von AirBnB (damals noch: Airbedandbreakfast), welches ursprünglich gegründet wurde, um Leuten die u.a. Teilnahme am Nominierungskongress von Barack Obama zum Präsidentschaftskandidaten zu ermöglichen und der Tatsache, dass die AirBnB-Gründer den Pitch total versauten (sagt der Brian Chesky selber) und Maples überdies das Potential hinter User-Bewertungen nicht verstand (sagt Marples selber). Fazit: Ich würde das Buch jetzt nicht als „Mind Blowing“ bezeichen. Als „Augen öffenend“ allerdings schon. Er sich mit dem Start-Ups, deren Erfolg aber auch deren Scheitern beschäftigt, dem sei dieses Buch sehr an Herz gelegt. Ich vergebe 95 von 100 Punkten. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag