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KChristian

Makroökonomie: Eine Frage zum geschlossenen Wirtschaftskreislauf mit Sparen

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KChristian

Guten Morgen,

 

derzeit bilde ich mich privat ein wenig fort zum Thema VWL und stecke gerade bei der Makroökonomie UND den Wirtschaftskreisläufen. Wahrlich ist es sehr interessant. Jetzt verweile ich schon etwas länger beim Geschlossenen Wirtschaftskreislauf mit Sparen.

 

Wie bekannt ist, tauschen die Haushalte mit den Unternehmen ihre Arbeitskraft für Lohn und den Lohn für Produkte (also den Konsum) aus. Es ist demnach ein Kreislauf. Jetzt kommt das Sparen hinzu. Der neue Pol "Kapitalmarkt" ist in etwa eine Bank, in die die Haushalte z.B. 5% ihres Einkommens einzahlen. Dieses Geld steht für den Konsum nicht weiter zur Verfügung und so können die Unternehmen ihre Produkte nicht vollständig auf den Markt "werfen". Nun steht aber in dem mir vorliegenden Buch und auch in anderen Beispielen, dass vom Kapitalmarkt "Investitionen" in die Unternehmen ausgehen. Dann aber wären die Investitionen doch aber keine Investitionen, sondern eher Kredite, da die Investitionen die Anlagen der Haushalte sind, also eben "Die Anlage von Heute ist der Kredit von Morgen". Folglich müssten dann Zinsen durch die Unternehmen gezahlt werden. Es käme eine Geldvermehrung zustande und die Unternehmen würden sich verschulden aufgrund der Kredite + Zinsen.

Meine Frage: Sehe ich dies richtig oder habe ich vielleicht ein Brett vorm Kopf?

 

Apropos Brett vorm Kopf, da wäre noch eine Verständnisfrage. In eben jenem erwähnten Buch ("Grundlagen der Volkswirtschaftslehre" von Dennis Paschke) heißt es zum besagten Kapitel, "angenommen die Unternehmen wollten ihre gesamte Produktion an die Konsumenten verkaufen, dann werden sie zu unfreiwilligen Investitionen aufgrund der Spartätigkeit gezwungen. So entsteht ein Ungleichgewicht, das erst zum Ende der Periode durch Zwang ausgeglichen werden kann. Auf der anderen Seite können die Haushalte durch Investitionen auch zum Sparen gezwungen werden, wodurch, wie durch erzwungene Investitionen, Unzufriedenheit entsteht." Diese zwei Sätze verstehe ich, so leid es mir tut, nicht. Der Verkauf der Produkte wird doch sicherlich nicht profitabel sein, wenn zu deren Verkauf es nötig ist, zu investieren bzw. was soll eine Investition bewirken? Und warum können Haushalte durch Investitionen zum Sparen gezwungen werden?

 

Bevor jemand misstrauisch wird, so kann ich versichern, dass es sich hier nicht um eine Hausarbeit oder ähnliches handelt. Ich lerne dies privat, um ein besseres Verständnis zu bekommen und wollte dann die besagten Modelle in Excel nachbilden. Dazu will ich sie aber auch verstehen.

 

Wenn mir jemand helfen kann, wäre ich sehr dankbar.

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DrFaustus
Wie bekannt ist, tauschen die Haushalte mit den Unternehmen ihre Arbeitskraft für Lohn und den Lohn für Produkte (also den Konsum) aus. Es ist demnach ein Kreislauf. Jetzt kommt das Sparen hinzu. Der neue Pol "Kapitalmarkt" ist in etwa eine Bank, in die die Haushalte z.B. 5% ihres Einkommens einzahlen. Dieses Geld steht für den Konsum nicht weiter zur Verfügung und so können die Unternehmen ihre Produkte nicht vollständig auf den Markt "werfen". Nun steht aber in dem mir vorliegenden Buch und auch in anderen Beispielen, dass vom Kapitalmarkt "Investitionen" in die Unternehmen ausgehen. Dann aber wären die Investitionen doch aber keine Investitionen, sondern eher Kredite, da die Investitionen die Anlagen der Haushalte sind, also eben "Die Anlage von Heute ist der Kredit von Morgen". Folglich müssten dann Zinsen durch die Unternehmen gezahlt werden. Es käme eine Geldvermehrung zustande und die Unternehmen würden sich verschulden aufgrund der Kredite + Zinsen.

Meine Frage: Sehe ich dies richtig oder habe ich vielleicht ein Brett vorm Kopf?

Du musst das dir ein bisschen wie zwei Töpfe vorstellen:

 

1. Topf das Einkommen der Haushalte

das besteht aus Zinseinnahmen und Lohn/Gehalt

 

2. Topf das Einkommen der Unternehmen

das besteht aus Dem geld das die Haushalte für Konsum ausgeben.

 

Sparen vermindert das Einkommen der Unternehmen, weil weniger für Konsum aufgewendet wird. Das gesparte Geld fließt zu den Banken und diese geben es weiter an die Unternehmen die davon Investitionen tätigen. Gäbe es keine Ersparnisbildung müssten die Unternehmen theoretisch die Investitionen aus den Konsumeinnahmen erzielen. Das wiederum ist aber nicht so einfach, denn entweder müsste der Unternehmen auf einen Teil seines Gewinnes verzichten, oder die Arbeiter auf einen Teil ihres Gehalts. Beides ist eher unwahrscheinlich. Deshalb werden i.d.R. Investitionen per Kredit finanziert.

 

Eine Geldvermehrung kommt dadurch noch nicht zu stande. Denn die Zinsen die die Unternehmen zahlen fließen ja als Zinsen weiter an die Haushalten (natürlich nimmt sich die Bank dann auch noch was). Der Preis für Kapital ist der Zins. Wenn wenig gespart wird steht wenig Geld zur Verfügung (=angebot). das führt zu einem steigenden Zins. Genauso wenn die Unternehmen plötzlich mehr investieren (=Nachfrage).

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quinvestor

Zur ersten Frage: die Unternehmen nehmen Schulden auf, aber das macht nichts, denn diese werden von den Investitionsgewinnen (Renditen) gedeckt. Überschuldung spielt in der Theorie selten eine Rolle (Modigliani-Miller-Theorem). Zwar zu Unrecht, aber egal.

 

Zur zweiten Frage: eine gute Frage. Die Sätze sind mMn auch nicht zu verstehen. Was als Gleichung anfängt wird dann als Verhalten interpretiert. Ich wüßte nicht wie Haushalte durch Investitionen zum Sparen gezwungen werden können, aber vielleicht wird das aus dem Kontext klar.

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valueseeker

naja scheint mir auch ein bisschen ein seltsames büchlein zu sein.

 

ich denke er will darauf hinaus, dass in einer geschlossenen volkswirtschaft immer gelten muss: Investitionen = Sparen. Das ist nicht etwa eine gleichgewichtsbedingung, sondern eine buchhalterische Identität, sie gilt per Definition. D.h. also, alles was investiert wird MUSS von irgendjemand gespart werden, und alles was gespart wird MUSS von jemand investiert werden.

 

dazu werden die akteure aber natürlich nicht im eigentlichen wortsinn "gezwungen", sondern es wird sich "am ende der periode" (wie er es formuliert) ganz automatisch einstellen, da sich eben einfach der preis fürs kapital (= der zins) an angebot und nachfrage (d.h. an die ursprünglichen spar- und investitionswünsche zum alten zins) anpasst. zum marktzins, der am ende der periode dann vorherrscht, sind spar- und investitionswünsche wieder im gleichgewicht. (man geht hier natürlich davon aus, dass die leute um so mehr sparen möchten, je höher der zins, und die unternehmen umso mehr investiern möchten, je niedriger der zins. also gibt es auch einen markzins, zu dem sich angebot und nachfrage grade die wage halten - du kannst dir ein normales preis-mengen-diagramm mit steigender angebots- und fallender nachfragekurve für den kapitalmarkt malen. am schnittpunkt ist der marktzins)

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KChristian
· bearbeitet von KChristian

Ich danke hier schon mal für die Antworten.

 

Nun ergibt sich aus dem Modell - erstmal dem einfachen Modell mit den Polen Unternehmen und Haushalte, dass die Einnahmen der Firmen aus dem Konsum gleichen. Heißt, dass die Haushalte 100 Geld verdienen, weil sie 100 Produkte (sagen wir Brote) produzieren. Diese konsumieren sie aber sofort wieder. Folglich gibt es keinen Gewinn die Unternehmen, aber auch keinen Verlust. Man hat also keine finanziellen Mittel zur Anlage und ist so auf Kredite angewiesen.

 

Wenn nun, wie im Modell mitsamt des Sparens aber eher ein Verlust vorhanden ist, dadurch dass nicht mehr die 100 Geld zum Unternehmen fließen, dann wird das Sparvermögen in die Unternehmen investiert. Doch zu welchem Zweck wird investiert? Wenn ich investieren würde, dann doch mit der Erwartung, dass daraus Gewinn gemacht wird. Hieße, die Haushalte müssten wieder Geld ausgeben oder eben mehr Geld ausgeben. Das wäre eine temporäre Änderung, die sich nicht darstellen ließe in desem Modell.

 

Mein Gedanke dazu war jetzt, dass wie bei einer Zentralbank die Zinsen für Anleihen und Kredite durch einen Leitzins vorgegeben werden. Sind die Zinsen niedrig, lohnt sich ja für die Unternehmen die Aufnahme eines Kredites - aber für die Haushalte nicht das Anlegen. Sind die Zinsen hoch, so lohnt sich ein Kredit nicht, aber eine Anlage. So oder so gäbe es aber Kredite und Anlagen.

 

Jetzt kommt aber noch hinzu, dass, wenn ein Unternehmen auf Gewinn aus wäre, dann würde es aber wiederum das Geld verknappen, wie die Haushalte durch Sparen. Demnach könnten ja die Haushalte Kredite aufnehmen und so den Konsum finanzieren (Hurra, Amerika). Die Firmen könnten mehr Produkte absetzen oder auch mehr produzieren, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu stillen. Da die Haushalte Verbindlichkeiten bei den Unternehmen haben bzw. bei der Bank und die Bank die Anlage, kann es seine Anlage verringern und in seine Produktionsstätte investieren, um mehr zu produzieren.

Sehe ich das insoweit richtig?

 

 

@ Valueseeker: Tut mir leid, deinen Beitrag hatte ich eben nicht mehr gesehen.

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quinvestor
Wenn nun, wie im Modell mitsamt des Sparens aber eher ein Verlust vorhanden ist, dadurch dass nicht mehr die 100 Geld zum Unternehmen fließen, dann wird das Sparvermögen in die Unternehmen investiert. Doch zu welchem Zweck wird investiert? Wenn ich investieren würde, dann doch mit der Erwartung, dass daraus Gewinn gemacht wird. Hieße, die Haushalte müssten wieder Geld ausgeben oder eben mehr Geld ausgeben. Das wäre eine temporäre Änderung, die sich nicht darstellen ließe in desem Modell.

 

Die Unternehmen können Maschinen kaufen mit dem sie dann Brot billiger produzieren können. Gewinne können durch höheren Absatz oder durch niedrigere Kosten (Arbeits- oder Kapitalkosten) entstehen (abgesehen von Steuer).

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KChristian

Und die Maschine wäre demnach eine Veränderung der Formel, wonach

 

1. die Herstellungsquote der Haushalte von 1 auf 0,95 Brote verringert wird (es werden 95 statt 100 Brote bei 100 Arbeitern erstellt) und

2. Wird der Verdienst der Arbeiter verringert auf 95 Geldeinheiten insgesamt.

 

Daraus folgt dann aber auch, dass die Arbeiter wieder sparen und es geht von vorne los.

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quinvestor

Hast Du alle Gleichungen? Dann könnte man das nachvollziehen.

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KChristian

Ys -> Gesamtwirtschaftl. Angebot

Yd -> Gesamtwirtschaftl. Nachfrage

C -> Konsum

I-Ersatz -> Ersatzinvestionen ("Der private Konsum fließt vollständig an die Unternehmen zurück und steht damit in voller Höhe für die notwendigen Ersatzinvestitionen I-Ersatz zur Verfügung. Diese müssen getätigt werden, da das Kapital durch die Produktion teilweise abgenutzt worden ist."

Ω -> Sparen

m -> Einkommen

 

Allein für den "Einfachen Wirtschaftskreislauf ohne Sparen" gilt

Ys = Yd = C = I-Ersatz (Das Gesamtwirtschaftliche Angebot ist die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und diese der Konsum. Der Konsum ist gleich die Ersatz-Investition)

 

 

Es kommt im "Einfachen Wirtschaftskreislauf ohne Sparen" hinzu

m = C + Ω (Einkommen = Konsum + Sparen)

 

Dann wird auch noch hinzugefügt, dass

 

Yd = C + Ω (Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage resuliert aus dem Konsum und dem Sparen)

Ω = Yd - C (Das Sparen ist die gesamtwirtschaftliche Nachfrage ohne Konsum)

 

Sowie

 

Ys = C + I (Das gesamtwirtschaftliche Angebot besteht aus dem Konsum und den Investitionen)

I = Ys - C (Die Investitionen bestehen aus dem gesamtwirtschaftlichen Angebot ohne Konsum)

 

So ist dann auch bekannt, dass....

 

C + Ω = C + I (Konsum und Sparen sind gleich Konsum und Investitionen)

 

Ω = I (Sparen ist gleich die Investitione)

Ys = Yd = C + I = C + Ω (Das gesamtwirtschaftliche Angebot ist gleich die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und diese ist Konsum mit Investitionen bzw. Konsum mit Sparen.

 

Das sind die mir vorliegenden Formeln. Die Sätze in Klammern habe ich selbst ergänzt, um anzudeuten, dass ich sie auch interpretiere. Aber entweder muss ich mich noch weiter in die Modelle hineinknien, oder aber sie sind mir nicht genau genug für ein Wirtschaftsmodell.

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tauvision

Es ist schwierig dieses Model statisch zu betrachten und alles richtig zu verstehen. Es werden nur die Geldströme zum Zeitpunkt T betrachtet - deswegen sind die Investitionen in Richtung Banken --->Unternehmen einerseitig.

Schaue mal das folgende Beispiel - Zum Zeitpunkt T nimmt ein Unternehmen 2 mln. Euro als Kredit an. In deiser Periode gibt es keine Zahlung in Richtung der Banken. In den nächsten Perioden werden Zinsen und Grundkredit zurückgezahlt, nehmen wir an, dass in 3 Jahren insgesamt beträt die Rückzahlung 2,2 mln. Euro.

Daneben kann eine neue Variable eingeführt werden: Geldmenge an die Banken, Privatvermögen, nur Vermögen oder etwas Ähnliches. Diese befindet sich im Rahmen des Bankpolen. Zu jeder Zeitpunkt verändert sich so etwas:

V(t)= V(t-1) + St - Z_hauslate(t) -I(t)+Z_unternehmen(t).

 

Wenn man diese Gleichung ins Model hinzufüge, sollen die Zahlungen in Richtung Unternehmen ---> Haushalte auf (L + M) reduziert. Oder?

Ich habe doch eine Frange: Wie steht es mit der Geldmenge innerhalb der Banken? Banken verschulden sich gegen einander ständig, und das schafft Geld. Verändert das das Vermögen zum Zeitpunkt T ? Das, was oben vorgeschlagt wurde.

 

Apropos, Ich entschuldige mich für meine sprachlichen Fehlern.

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