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Fleisch
· bearbeitet von Schnitzel

Nachdem wir in den vergangenen Monaten einige Unternehmensinsolvenzen namhafter Unternehmen gesehen haben und noch einige Insolvenzen bzw. Konkurse in den nächsten Monaten sehen werden, erscheint mir das Thema sehr aktuell und für alle Bondis sehr wichtig. Es soll in diesem Thema daher um die Ermittlung und die Bedeutung des sog.



"Recovery Value"

 

gehen. Weitere bekannte Begriffe aus diesem Feld sind daher auch "Implied Probability of Default" oder "Recovery Rate", die wir im Verlaufe dieses Threads klären wollen.

 

Auch hier gilt wieder: Jeder darf was dazu beitragen.

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fireball
Berechnung der Implied

Probability of Default

Beim Pricing von Kreditstrukturen hat sich in den letzten Jahren der

Ansatz durchgesetzt, eine sogenannte implied Probability of Default (PD)

aus den handelbaren Assets mit der Annahme einer entsprechenden Recovery

Rate zu berechnen und dann mit dieser implied PD und der Annahme

über die Recovery Rate der Struktur die Preisberechnung durchzuführen.

 

Die im Pricing verwendete implizierte PD ist nicht 1 zu 1 vergleichbar mit der im normalen Bankbetrieb

und in Basel II verwendeten Definition der PD. Üblicherweise wird die PD als Ausfallswahrscheinlichkeit

eines Kreditnehmers definiert. Als Basis dienen die Anzahl der Ausfälle in einer bestimmten Rating-Kategorie

im Verhältnis zur Gesamtanzahl der Kreditnehmer in dieser Kategorie. In der Kundenkalkulation wird

dieser Wert dann sehr oft als durchschnittliche Ausfälle und damit als Standardrisikokosten in der

Produktkalkulation verwendet. Bei Basel II wird das Ausfallrisiko des Kreditnehmers ausgehend von dieser

PD als mögliche Abweichung von der berechneten PD quantifiziert.

Bevor wir auf die genaue Berechnung dieser implizierten Ausfallswahrscheinlichkeit eingehen, möchten

wir einerseits die notwendigen Vorschritte bzw. Annahmen besprechen und andererseits eine Daumenregel

für eine Vorabschätzung des Ergebnisses präsentieren. In weiterer Folge gehen wir dann auf die genaue Berechnung

ein.

Als Basis für die Abschätzung der implizierten Ausfallswahrscheinlichkeit werden der aktuelle Credit

Spread und die erwartete Recovery Rate benötigt. Bei der Festlegung des Credit Spreads wird allgemein die

Differenz zwischen der aktuellen Rendite der Anleihe und dem aktuellen Zinsniveau (hier wird üblicherweise

der entsprechende Zinsswap-Preis als Basis genommen) fixiert. Dieser Credit Spread ist damit in anderen

Worten die Zusatzrendite dieses Assets und sollte genügen, um sowohl die erwarteten durchschnittlichen

Ausfälle als auch die entsprechende Rendite auf das Risiko (bzw. auf das notwendige Eigenkapital)

abzudecken. Weiters brauchen wir für diese erste Überlegung eine reine Darstellung des Blanko-Exposures,

so dass etwaige Sicherheiten nicht im Exposure berücksichtigt sein sollten.

Daumenregel für die Abschätzung der implizierten PD:

PD =

CS

1 RR

PD = implizierte Probability of Default

CS = Credit Spread

RR = Recovery Rate

Beispiel:

Anleihe Laufzeit: 5 Jahre

Coupon: 6,00%

Preis: 97,00%

Recovery Value: 40%

Rendite: 6,73%

Zinsniveau (IRS): 5,00%

Credit Spread: 1,73%

PD =0,0173/1-0,40 = 2,88%

 

Für die genaue Berechnung der implied PD wird üblicherweise folgende Überlegung angestellt:

Beim Pricing von Kreditpositionen ist die implied PD nicht die reine Ausfallswahrscheinlichkeit, sondern

die Ausfallwahrscheinlichkeit, bei der die mit dem risikolosen Zins diskontierten Cashflows dem Preis der

Anleihe entsprechen. Die berechnete PD zeigt also, bei welcher Ausfallswahrscheinlichkeit der erwartete

Ertrag einer Kreditposition genau dem Ertrag einer risikolosen Anlage entspricht. Damit kann diese implied

PD auch als rechnerischer Break-Even der Kreditposition, bezogen auf die Ausfallswahrscheinlichkeit,

interpretiert werden.

 

Formel:

Beispiel:

Anleihe Laufzeit: 5 Jahre

Coupon: 6,00%

Preis: 97,00%

Recovery Value 40%

(1) (2) (3) (4) (5) (6) (7)

(4)*(3) (1)*(4)*(3) RV*(3)

Laufzeit (j) Zinsen dj CFj CFj*dj j*CFj*dj RV*dj

1 5,10% 0,951475 0,060000 0,057088 0,057088 0,380590

2 4,75% 0,911508 0,060000 0,054690 0,109381 0,364603

3 4,80% 0,868871 0,060000 0,052132 0,156397 0,347548

4 4,90% 0,825681 0,060000 0,049541 0,198163 0,330272

5 5,00% 0,782975 1,060000 0,829953 4,149765 0,313190

Summe 1,043405 4,670795 1,736204

PD

1,043405 0,97/4,670795 1,736204 = 2,50%

 

Das Ergebnis der Berechnung ist eine annualisierte implizierte Ausfallswahrscheinlichkeit. Da die Ausfallswahrscheinlichkeiten

jedoch in der Praxis üblicherweise nicht gleich verteilt sind, empfiehlt sich wie auch

bei der Zero Kurve die Boot-Strapping Methode, mit der schrittweise die implied PDs für die einzelnen

Jahre berechnet werden. Dazu sollten jedoch die Preise für Anleihen mit den entsprechenden Restlaufzeiten

zur Verfügung stehen. Da in der Praxis in der Regel nicht alle Laufzeiten zur Verfügung stehen, werden die

PDs für die zur Verfügung stehenden Anleihen ermittelt und die PDs dann für die fehlenden Jahre interpoliert.

Nachdem in der oben dargestellten Berechnung die Break-Even PD berechnet wird, ist dieses Ergebnis

nicht gleich zu setzen mit der erwarteten PD. Sollte genau diese PD eintreffen, so ist das Ergebnis dieses

Kreditinvestments genau gleich dem Ergebnis einer Investition in eine kreditrisikolose Anleihe und damit

die Rendite auf das Risiko genau Null. Im Durchschnitt würde also damit ein Investor in kreditbehaftete

Anleihen keine zusätzliche Rendite verdienen.

Das Pricing von Kreditrisikopositionen über die Ermittlung einer implied PD hat den großen Vorteil, dass

für einen Kreditnehmer (oder für eine Rating-Kategorie) nur einmal die entsprechende Implied PD Kurve

zu entwickeln ist. Anschließend können die verschiedenen Produkte und Strukturen dieses Kreditnehmers

alle mit dieser Kurve gepreist werden. Unterschiedliche Spreads kommen dann zu Stande, wenn für die einzelnen

Produkte und/oder Strukturen mit einer anderen Recovery Rate gerechnet wird. Ist in weiterer Folge

das KRM in der Lage, eine qualifizierte Aussage über die erwartete Recovery Rate zu machen und sind für

den Emittenten bzw. die Asset-Klasse entsprechende Papiere am Markt, die eine Festlegung der Credit

Spreads erlauben, können über die Berechnung der implied PD wesentliche Indikatoren für das Pricing und

entsprechende Kauf/Verkauf-Indikationen für kapitalmarktnahe Produkte gewonnen werden.

N (Σ · CFj ·) P

j =1

PD =

N N (Σ j · CFj · dj) RV · Σ · dj

j =1 j =1

P = Preis

N = Laufzeit in Jahren

RV = Recovery Value

CF = Cashflow

d = Diskontfaktor

j = Zähler für Jahre

Quelle Patrick Haas

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Superhirn

Okay, mein Beitrag für alle Anfänger: ;)

 

Laßt die Finger von Anleihen und erst recht von Aktien von Firmen die kurz vor oder schon in Insolvenz/Konkurs sind. Erst recht sollt ihr die Finger davon lassen, wenn ihr kein Geld zu verschenken habt und nicht mindestens über 10 Jahre Börsenerfahrung verfügt. Aber vor allem lasst die Finger davon wenn in irgendwelchen Börsenbriefen oder Blättchen von einem Aufkaufen des Mantels oder Ähnlichem die Rede ist. :-

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Fleisch

@ tino: würdest du das für so manchen User, auch die Überläufer ;) , weniger wissenschaftlich erläutern. Der Ansatz ist sehr theoretisch, wenn auch richtig, aber eben schwer verständlich

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