smathek Juni 20, 2005 Was ist eigentlich genau ein "Squeeze out" einer Aktiengesellschaft? Das hat irgendwas mit dem Mehrheitsaktionaer zu tun, aber mehr weiss ich leider auch nicht. Welche Entwicklungen und Kursrichtungen lassen sich bei einer Aktie erwarten, wo ueber ein moegliches "squeeze out" spekuliert wird? Danke fuer eure Antworten! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Toni Juni 20, 2005 · bearbeitet Juni 20, 2005 von Toni Ich erlebe gerade einen Squeeze-Out: Ich habe vor ca. 1,5 Jahren Aktien der estnischen Bank "Hansabank" gekauft, WKN 893261. Vor einigen Monaten hat eine schwedische Bank begonnen, die Hansabank aufzukaufen. Das läuft so ab, dass sich die übernehmende Firma möglichst viele Aktien der zu übernehmenden Firma am freien Markt oder auch anders kauft, bis sie einen hohen Prozentsatz besitzt und damit genug Stimmrechte innerhalb der übernommenen Firma hat. Soweit das Vorspiel....denn da es genug sog. Minderheitsaktionäre gibt, wie ich z.B. einer bin, müssen diese "ausgequetscht" werden (englisch: to squeeze out). Die übernehmende Firma möchte natürlich ALLE Aktien besitzen. Es gibt dann irgendwann ein Angebot über eine Barabfindung. Bei der Hansabank sind das konkret 13,40 Euro pro Aktie. Der Aktienkurs springt daher sofort an diese Marke (vgl. Kurs der Hansabank!). Wenn dann nach einiger Zeit immer noch nicht alle Minderheitsaktionäre auf das Angebot eingegeangen sind (so wie ich, hehe), wird ein sog. obligatorisches (d.h. letztes und zwingendes) Angebot gemacht, das aber leider meist auch nicht viel höher ist, als das vorherige (mein Warten hat sich also nicht gelohnt....). D.h. dann werden die Aktien einfach in Geld getauscht, was am 1. Juli 2005 mit meinen Hansabank-Aktien passieren wird. Es soll aber auch Fälle geben, wo das letzte Angebot noch wesentlich höher ist, darauf warten halt viele Aktionäre...dann lohnt sich ein Squeeze-Out erst richtig. Weiter Infos zum Squeeze-Out der Hansabank: Link PS: Ich bedaure sehr, dass die Hansabank vom Kurszettel verschwinden wird, es war ein echter "Value-Wert" nach Buffett.... Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
smathek Juni 22, 2005 Danke Toni! In meinem Fall geht es um folgendes: Die Beteiligungsgesellschaft, die 80% der Aktien haelt, denkt nun in einer Pressemeldung(!) ueber eine Aenderung ihrer Kapitalstruktur nach. Entweder wolle man die restlichen 20% auch noch uebernehmen oder die 80% abstossen. Die Uebernahme der restlichen 20% waere also ein squeeze out, oder? Wenn ich dich richtig verstanden habe, geht dann auch der Kurs eher nach oben... Die Frage ist natuerlich fuer mich: Was passiert im anderen Fall? Land unter? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Toni Juni 22, 2005 Ja, im ersten Falle wäre es ein Squeeze-Out, dadurch könnte der Wert der Aktien der übernommenen Firma steigen. Im zweiten Fall werden die Aktien ganz normal am Markt erhalten bleiben, aber wahrscheinlich die eventuell schon eingepreiste Kurssteigerung, die durch die Übernahme der 80% ausgelöst wurde, wieder abgeben.... Sicher ist das aber nicht. Um welche Firmen handelt es sich denn? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
gordong Juni 24, 2005 Die Uebernahme der restlichen 20% waere also ein squeeze out, oder? Nein, ein Squeeze-Out ist (im deutschen Aktienrecht) erst möglich, wenn ein Hauptaktionär 95% oder mehr des Grundkapitals hält. Erst dann ist es ihm rechtlich möglich, die restlichen Aktionäre auch gegen deren Willen aber natürlich gegen eine Barabfindung aus der Beteiligung "heraus zu zwingen". Wenn der Großaktionär Deiner Aktie erst 80% hält, muß er die restlichen Anteile entweder über die Börse kaufen oder ein Übernahmeangebot an die restlichen Aktionäre stellen, das im Regelfall höher als der Durchschnittskurs der letzten xx Tage/Woche ist. Wieviel höher ist Ermessenssache des Aufkäufers. Ist es zu niedrig, besteht die Gefahr, daß es von den Restaktionären nicht angenommen wird und nachgebessert werden muss. Infos über zwei Übernahme-Situationen der letzten Zeit hier: http://www.taprofessional.de/ausgaben/050603-2223.htm Bei der legendären Mannesmann/Vodafone-Übernahmeschlacht, die zunächst als "feindlich" seitens Mannesmann betrachtet wurde ("unfriendly takeover"), empfahl der Vorstand seinen Aktionären sogar lange, das "unangemessene" Angebot nicht anzunehmen. http://www.manager-magazin.de/unternehmen/...,242161,00.html HTH Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
smathek Juni 25, 2005 · bearbeitet Juni 25, 2005 von smathek Vielen Dank Gordong fuer deinen Beitrag! Ich werde ihn mir demnaechst zu Gemuete fuehren... Toni, du wolltest wissen um welche Firma es sich handelt - Es ist ein deutscher "Mini-Wert", den ich im Depot halte: Euromicron (521450) Wer mehr wissen will: Ad-hoc-Mitteilung Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich. ------------------------------------------------------------------------------ AdCapital AG plant Aenderung der Beteiligungsverhaeltnisse bei ihrer wichtigsten Tochtergesellschaft euromicron AG Die AdCapital AG ist mit 80,2% an der ebenfalls boersennotierten euromicron AG, Frankfurt, beteiligt. Die aktuelle Beteiligungsstruktur ist insbesondere aus kapitalmarktrechtlichen, wirtschaftlichen und steuerlichen Gesichtspunkten nicht optimal. Wir streben daher entweder eine vollstaendige Uebernahme der euromicron AG oder eine moegliche Verselbstaendigung der euromicron AG durch eine teilweise oder vollstaendige Veraeußerung unserer Aktien an. Die verschiedenen Handlungsalternativen werden von uns zur Zeit analysiert. Wir gehen davon aus, dass bis spaetestens zu den Hauptversammlungen 2006 entweder eine Umsetzung der ausgewaehlten Alternative erfolgt oder, sofern Hauptversammlungsbeschluesse erforderlich sind, diese in den Hauptversammlungen des Jahres 2006 getroffen werden. Der Vorstand der AdCapital AG Ende der Ad-hoc-Mitteilung ------------------------schnipp------------------------ P.S. Letzten Freitag war uebrigens die Hauptversammlung der euromicron ag. Ich konnte mir leider nicht den Bauch vollschlagen, da ich im Moment nicht in Deutschland lebe... Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
smathek Juli 8, 2005 Habt ihr schon mal von einem Fall gehoert, dass ein Mehrheitsaktionaer oder eine Beteiligungsgesellschaft den Aktienkurs niedrig haelt um dann spaeter weitere Anteile (oder die restlichen) relativ billig zu uebernehmen? Funktioniert das ueberhaupt bzw. rechnet sich das finanzmathematisch? Ich habe naemlich seit einiger Zeit den Eindruck, dass der Kurs relativ konstant gehalten wird, d.h. jedesmal wenn z.B. 100 oder 1000 Aktien gekauft worden sind (und der Kurs entsprechend gestiegen ist), wird ein paar Stunden spaeter etwa die gleiche Menge verkauft. Vor zwei Tagen ist der Kurs um fast 4% deutlich gestiegen, nur um gestern fast den gleichen Prozentsatz wieder abzugeben. Ich habe dazu in der Rubrik "Inlandsaktien" ein neues Thema eroeffnet. Vielleicht koennen wir da weiter diskutieren: https://www.wertpapier-forum.de/index.php?act=ST&f=3&t=2843 Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
gordong Juli 8, 2005 Bzgl. des Squeeze Out bei oben erwähnter Walter AG ist das Ende des 2.Absatz der letzten Adhoc recht interessant: 15.06.2005 20:53:21 (dpa-AFX) Aktionäre stimmen Ende der Börsennotierung der Walter AG zu TÜBINGEN (dpa-AFX) - Die Aktionäre des Tübinger Maschinenbauers Walter AG haben dem Ende der Börsennotierung zugestimmt. Auf einer turbulenten und lange dauernden Hauptversammlung am Mittwoch in Tübingen kritisierten Minderheitsaktionäre zuvor das Abfindungsangebot des schwedischen Mehrheitseigners Sandvik , der 96,44 Prozent der Anteile hält. Das Unternehmen bietet eine Zahlung von 75,50 Euro je Aktie an, was rund die Hälfte über dem durchschnittlichen Aktienkurs der vergangenen Monate liegt. Die auf 900 Cent verdoppelte Dividende für 2004 halten die Kleinaktionäre ebenfalls für zu niedrig. Von dem wegen des Verkaufs der Maschinenbausparte hohen Gewinns von rund 24 Millionen Euro im Jahr 2004 sollten nur vier Millionen ausgeschüttet werden, kritisierte Rainer Schad von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Die Gegenvorschläge von zwei Aktionären beliefen sich auf 3,80 und 5,12 Euro Dividende pro Aktie. 2005-ZIELE Vorstandschef Peter Witteczek kündigte für 2005 einen Umsatz von 257 Millionen Euro an sowie ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) von 38,5 Millionen Euro. Wegen des Verkaufs der Maschinenbausparte werde der Umsatz - trotz eines geplanten zweistelligen Wachstums der verbleibenden Bereiche - unter dem Vorjahreswert von 261 Millionen Euro liegen. Die Walter AG stellt Werkzeuge zum Drehen, Bohren und Fräsen her. Dem Vorstand gelang es bis zum Abend, die Flut von Fragen aus dem Kreis der Aktionäre zu beantworten und so eine Vertagung der Entscheidung über die Zwangsabfindung der freien Aktionäre auf kommendes Jahr zu verhindern. Bei Hauptversammlungen anderer Firmen zum 'Squeeze Out' (Hinausdrängen) hatten Minderheitsaktionäre mit nicht endenden Fragen erfolgreich die Pläne des Vorstands durchkreuzt./as/DP/sbi Quelle: dpa-AFX Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag