checker-finance Februar 22, 2009 Zum Thema Aufgeld speziell bei Bonuszertifikaten Um es gleich vorweg zu schicken: ich bin kein Experte für Zertifikate. Habe mir zwar etwas Anlegerliteratur zum Thema durchgelesen und meine ich zumindest auch verstanden, aber ein paar offene Punkte habe ich noch, s. u. Erstmal, was für mich sozusagen Grundlage ist: - Bonuszertifikate setzen beim Anleger voraus, dass er eine konkrete Markterwartung hat, d. h. für einen bestimmten Zeitraum einer bestimmten Entwicklung des Underlyings (für mich kommen nur Bonuszertifikate auf Indizes in Frage) eine bestimmte Wahrscheinlichkeit zuordnet. Alternativ könnte der Anleger sich auch gegen eine bestimmte Entwicklung absichern wollen. - Bonuszertifikate beinhalten als Inhaberschuldverschreibung ein Emittentenrisiko. Das ist einer ihrer Nachteile gegenüber z. B. Indexfonds. Wer einen hohen Anteil seines Depots in Bonuszertifikaten anlegen will, müsste/sollte über viele Emittenten bester Bonität streuen. - Die steuerliche Behandlung von Bonuszertifikaten ist simpel. Es fallen, im best case, nur Kursgewinne an und davon zieht die Bank automatisch die Abgeltungsteuer ab. - Die allgemeinen Marktgesetze gelten auch und gerade bei Bonuszertifikaten: 1. Der Emittent hat gegenüber dem Anleger einen massiven Informationsvorsprung und kann diesen durch seinen Gestaltungsspielraum nutzen. 2. No free lunch den Renditen bei Bonuszertifikaten stehen entsprechende Marktrisiken gegenüber und werden zudem vom Anleger durch Dividendenverzicht und Aufgeld bezahlt. 3. Natürlich verdient der Emittent an seinem Produkt. Die Emittenten behaupten aber, dass es keinen Interessengegensatz zwischen Emittent und Anleger gibt, sondern beide zusammen gegen den Markt spielen. - Die Struktur ist im Prinzip einfach: Bonuszertifikate bestehen aus einem zero-strike-call, der die Entwicklung des underlyings abbildet und einem down-and-out-put, der die Bonusrendite, für den Fall liefert, dass die untere Schwelle/die Barriere/das Protect-Niveau/der Sicherheits-Level während der Laufzeit nicht verletzt wird. - Es gibt bei Bonuszertifikaten die CAPPED-Variante. In diesem Fall verzichtet der Anleger auf die Partizipation an Steigerungen des Underlyings über den Capped-Level. Ein solches Zertifikat muss dann aus Anlegersicht entweder eine höhere Bonusrendite oder ein tieferes Absicherungsniveau haben, falls Laufzeit und Bonuslevel bei einem vergleichbaren Produkt ohne Cap identisch sind. - Eine Kennzahl ist das Aufgeld. Es gibt bei einem Bezugsverhältnis von 1:1 die Differenz vom Preis des Zertifikats gegenüber dem des Underlyings wieder. Was mir nicht so ganz klar ist: - Das Aufgeld kassiert bei Zeichnung auf jeden Fall der Emittent. Im Sekundärmarkt, d. h. bei Erwerb über die Börse müsste das Aufgeld die Erwartung des Verkäufers wiederspiegeln, die sich aus der Wahrscheinlichkeit möglicher Bonusrenditen ergibt. D. h. je höher und je sicherer die Bonusrendite ist, desto höher müsste das Aufgeld sein. Wie seht ihr das? - Thema Laufzeit! Je näher das Laufzeitende ist, des stärker müsste sich doch der Wert des Bonuszertifikats von dem der zero-strike-call-Komponente abkoppeln (sofern die untere Schwelle/Barriere noch intakt ist und das Bonusniveau nicht überschritten ist). D. h. der Wert des down-and-out-put müsste am höchsten sein, wenn je weiter der Wert des Underlyings vom Bonusniveau entfernt ist, ohne das eine Verletzung der Barriere wahrscheinlich ist. M. a. W. wenn die Volatilität niedrig und das Laufzeitende nah ist und müssten Kursverluste des Underlyings sofern es sich nicht nahe der Bariere bewegt, schwächer bzw. sogar wertsteigernd den Kurs des Underlyings beeinflussen. So und jetzt konkret: Ich erwarte in den nächsten 12 Monaten keinen DAX von 3200 oder darunter, andererseits auch keinen Dax oberhalb 4500., d. h. ein seitwärts-/ moderates abwärts Szenario. Was haltet ihr für diesen Fall von: PROTECT-Bonus-Cap-Index-Zertifikat auf DAX [sal. Oppenheim jr. & Cie.] WKN: SL10FZ ISIN: DE000SL10FZ9 Kennzahlen Bonus in % 13,97 Bonus p.a. in % 70,94 Abstand Barriere 18,72% Aufgeld in % 12,80 Aufgeld p.a. rel. in % 63,88 Spread 0,15 EUR Stammdaten Emission 05.01.09 Laufzeit 22.05.09 Basiswertschwellen Basiswert DAX (Perf.) Bonusschwelle 5.161 Barriere 3.263 Kurs Basiswert 4.015 Bezugsverhältnis 0,020 Cap 5.161 oder falls ich doch noch vorsichtiger werde von Capped-Bonus-Zertifikat auf DAX [Goldman Sachs] [18.12.2009] WKN: GS1LJL ISIN: DE000GS1LJL4 Bonus in % 25,96 Bonus p.a. in % 32,55 Abstand Barriere 1.290 EUR Abstand Barriere +32,12% Aufgeld in % 42,38 Aufgeld p.a. rel. in % 53,93 Spread 0,05 EUR Stammdaten Emittent Goldman Sachs Art Capped-Bonus-Zertifikat Emission 02.12.08 Laufzeit 18.12.09 Letzter Börsenhandel 17.12.09 Basiswertschwellen Basiswert DAX (Perf.) Bonus 7.200 Bonus rel. in % 157,88 Barriere 2.725 Barriere rel. in % 59,75 Kurs Basiswert 4.015 Bezugsverhältnis 0,010 Cap 7.200 Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
H.B. Februar 22, 2009 Man kann sich auf den Standpunkt stellen, dass die aktuelle Volaentwicklung eine langsame Marktberuhigung impliziert und deshalb antizyklisch auch wieder Binäre/Digitale Optionen ins Kalkül einbeziehen. Dennoch: Der VDAX steht bei 43%. Das bedeutet schlichtweg, dass die Kurse mit 66%iger Wahrscheinlichkeit in den nächsten 90 Tagen im Preisband 5720 - 2800 notieren werden. Der Markt nimmt also für die nächsten drei Monaten eine größere Handelsspanne an, als du innerhalb des nächsten Jahres. Schon aus Respekt vor der schnöden Statistik nehme ich aktuell von allen Barriereprodukten Abstand. Es geht schließlich auch anders: klassische Discounter, Discount-Calls/Puts (capped OS) oder Sprint-Zertifikate. Die haben alle einen Deckel, der eine gehebelte Bewegung in einem bestimmten Preisband ermöglicht, tolerieren jedoch zwischenzeitliche Ausreisser, sowohl nach oben wie nach unten. Abschließend: Schau dir unbedingt die Volakurve an. Anstatt ein 12 Monats-Zertifikat zu kaufen, ist es aktuell ratsamer, mehrere kurzfristige Teile suksessive zu kaufen. Wenn es dann Produkte mit Barriere sein sollen, ist es vielleicht intelligenter, anstatt den DAX als Ganzes, Einzelwerte zu verwenden oder gleich das aktiv gemanagte "rolling-Discount-Zertifikat" von Oppenheim: https://www.wertpapier-forum.de/index.php?s...st&p=426590 Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
checker-finance Februar 22, 2009 Man kann sich auf den Standpunkt stellen, dass die aktuelle Volaentwicklung eine langsame Marktberuhigung impliziert und deshalb antizyklisch auch wieder Binäre/Digitale Optionen ins Kalkül einbeziehen. Dennoch: Der VDAX steht bei 43%. Das bedeutet schlichtweg, dass die Kurse mit 66%iger Wahrscheinlichkeit in den nächsten 90 Tagen im Preisband 5720 - 2800 notieren werden. Der Markt nimmt also für die nächsten drei Monaten eine größere Handelsspanne an, als du innerhalb des nächsten Jahres. Schon aus Respekt vor der schnöden Statistik nehme ich aktuell von allen Barriereprodukten Abstand. Es geht schließlich auch anders: klassische Discounter, Discount-Calls/Puts (capped OS) oder Sprint-Zertifikate. Die haben alle einen Deckel, der eine gehebelte Bewegung in einem bestimmten Preisband ermöglicht, tolerieren jedoch zwischenzeitliche Ausreisser, sowohl nach oben wie nach unten. Abschließend: Schau dir unbedingt die Volakurve an. Anstatt ein 12 Monats-Zertifikat zu kaufen, ist es aktuell ratsamer, mehrere kurzfristige Teile suksessive zu kaufen. Wenn es dann Produkte mit Barriere sein sollen, ist es vielleicht intelligenter, anstatt den DAX als Ganzes, Einzelwerte zu verwenden oder gleich das aktiv gemanagte "rolling-Discount-Zertifikat" von Oppenheim: https://www.wertpapier-forum.de/index.php?s...st&p=426590 Erstmal: Vielen Dank, Ficoach! Ok, da sieht man eine deutliche Divergenz zwischen der mitgeteilten Markterwartung einerseits und den ausgewählten BZ andererseits. Das Sal. Oppenheim geht ja nur bis Ende Mai (wäre das ein kurzläufer im Sinne Deines Postings?), da dürfte die Bandbreite entsprechend schmaler sein und das Goldman liegt ja in dem Band, das Du aus dem VDax errechnest. ich hatte zudem vergessen mitzuteilen, dass ich mit nur ca. 5% meines Depots in Zertifikate gehen möchte, d. h. die Risikoneigung eher hoch ist - bei entsprechender Renditeerwartung. Daher meine Vermutung, dass das typische erhöhte Risiko "binärer/digitaler" Produkte dem entspricht. Bist Du generell der Meinung, dass das mit binären/digitalen Produkten verbundene Risiko nicht fair gepriced ist, also keine entsprechnende Renditechance eröffnet oder ist das eine Besonderheit der aktuellen Volatilitätssituation? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
H.B. Februar 23, 2009 Bist Du generell der Meinung, dass das mit binären/digitalen Produkten verbundene Risiko nicht fair gepriced ist, also keine entsprechende Renditechance eröffnet oder ist das eine Besonderheit der aktuellen Volatilitätssituation? Bilde dir bitte eine eigene Meinung hierzu. Auch wenn du die Einzelkomponenten möglicherweise nicht in jedem Einzelfall separat bepreisen kannst, ist die Ermittlung eines fairen Preises mit einer Genauigkeit von 5-10 % problemlos möglich. Da inzwischen auch Down&Out-Optionen börsennotiert sind, kann man sich "Muster-Zertifikate" zusammenstellen, die mit den ausgewählten vergleichbar sind. In einem weiteren Schritt kannst du die alternativen barrrierefreien Strategieprodukte neben die Barriereprodukte stellen und schauen, welche Parameter die barrierefreien Produkte aufweisen müssten, damit die gleiche Zielrendite herauskommt. (Dies ist eine schöne Übung, um die barrierespezifischen Risiken "begreifbar" zu machen). Die Preisfindung für diese Produkte ist übrigens wesentlich einfacher und genauer möglich, weil man diese Produkte ganz einfach mit Eurex-Optionen nachbilden kann) Viel Erfolg. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag