Aktienfahnder Mai 18, 2006 Ok, nehmen wir Arbomedia als Beispiel: wenn ich Dich richtig verstanden habe, wärest Du eine Position von 50 Stück vorgestern eingegangen, damals war der Preis 7.30. Nun müssen wir das Ganze rückwärts betrachten, da Du ja erst die Stückzahl genannt hast, korrekt? Ok, wenn Du 50 Stück kaufen willst, und ein Gesamtdepotwert von 10.000 hast, hättest Du einen Stopp-Loss von 3.30 (!!!) gehabt! wie komme ich darauf? Nun, nach der 2% Regel hättest Du maximal 200 riskieren dürfen, korrekt? 200/ Differenz von aktuellem Kurs zu Stopp-Loss = 200/ (7.30-3.30) = 200/4 = 50 Du wärest also noch im Trade drin... Sehen wir uns das Ganze noch einmal anders herum an - aktuell liegt Arbomedia bei 6.45. Du willst jetzt long gehen, da Du gesehen hast, dass der Abwärtstrend erschöpft ist, und Du an das Unternehmen glaubst. Nehmen wir an, Du willst einen Stopp-Loss (wegen ATR oder Pivot oder...) bei 5.95 setzen. Die Differenz beträgt nun 50 Cent. Ergo dividierst Du 200 durch 0.5 und erhälst exakt 400 Aktien. Du könntest nun also für 2580 Aktien kaufen, um nicht mehr als 2% zu verlieren, sofern der Wert unter 5.95 fällt. Alles klar? Grüße, Der Aktienfahnder Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
reza Mai 18, 2006 Ok, klingt plausibel, aber das ändert im Prinzip nichts an der Tatsache, dass 200 Euro nun mal 200 Euro Risiko sind bei einem spekulativen Wert, den man auch ganz einfach per atr handeln könnte auf eod-basis - wenn sich das ganze so rechnet, wie du das beschrieben hast, dann eignet es sich ja wirklich super für Dax-Werte - auch für spekulative Werte..wobei ich da eher denke, dass ein atr klüger is, man kann aber auch genauso gut die letzte Unterstz. nehmen. Hey, das ist wirklich n gutes System... Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
cubanpete Mai 18, 2006 Das Risiko- und Geldmanagement ist ein sehr wichtiges Element in jeder Tradingstrategie. Trotzdem möchte ich das Thema jetzt hier kurz verlassen. Ich möchte der Reihe nach gehen, also wie fängt man an wenn man eine Strategie entwickeln will. die Idee Jede Strategie braucht eine solide Grundidee. Es gibt mehr solche Ideen als Marktteilnehmer, jeder hat eine gewisse Idee wenn er in den Markt geht. Nur eben, die meisten Teilnehmer formulieren daraus keinen genauen Plan. Beispiele für Ideen: -Ich denke Aktien steigen. -Ich denke Aktien fallen. -Ich denke Preise schwanken stark aber kehren immer wieder zum Durchschnitt zurück -Ich denke Preise gehen sehr weit wenn sie erst einmal in Bewegung sind. -Ich möchte gerne Aktien kaufen, wenn sie günstig sind und die Aussichten wieder besser werden. Als nächstes müssen wir uns klar machen, dass jedwelche Teilnahme an den Finanzmärkten ein Spiel mit Probabilitäten ist. Das heisst, es ist komplett unmöglich, immer richtig zu liegen. Das ist aber nicht schlimm, es genügt, insgesamt mehr zu verdienen wenn man richtig liegt als man verliert, wenn man falsch liegt. Es spielt übrigens dabei überhaupt keine Rolle, ob man mehr richtig als falsch liegt. Im Gegenteil, die profitabelsten Strategien die ich kenne arbeiten mit einer Art "Skorpion Technik". Der Skorpion kann sehr lange ohne Essen überleben. Solche Strategien haben manchmal 20 oder mehr Verluste, bis ein Gewinn kommt. Und jetzt zur Abwechslung mal eine gute Nachricht: Es gibt nur zwei Phänomene von denen man systematisch profitieren kann. Unglücklicherweise benötigen die beiden Phänomene komplett unterschiedliche Strategien. Wir sollten uns zunächst fragen, mit welcher Art von Phänomen unsere Idee sich am besten verträgt. Diese sind: - Preise kehren öfter zum Durchschnitt zurück, als durch Zufall erklärbar - Preise haben grössere Abweichungen vom Durchschnitt als durch Zufall erklärbar Auf den ersten Blick widersprechen sich die beiden Phänomene. Man muss diese Eigenschaften von Preisen mit komplett zufälligen Entwicklungen vergleichen, dann sieht man vielleicht was gemeint ist. Grundsätzlich haben Strategien, die sich auf das erste Phänomen konzentrieren eine grössere Trefferquote, während Strategien mit dem zweiten Phänomen riesige Einzelgewinne verbuchen können. Das sind die Extrempositionen, dazwischen gibt es jede Ausprägung. Natürlich ist eine Strategie mit grosser Trefferquote und grossen Einzelgewinnen optimal. Aber beim Versuch so etwas zu erreichen kann genau das Gegenteil passieren, man hat die Trefferquote und die Einzelgewinne des schlechteren Systems. Lieber auf das eine oder das andere konzentrieren und sich freuen, wenn's dann halt doch öfter Gewinner oder grössere Einzelgewinne gibt. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
€-man Mai 19, 2006 Hallo und Guten Morgen! Zunächst einmal möchte ich allen Mitgliedern für die ausgezeichnete Qualität dieses Forums gratulieren. Sowohl die Themen, als auch der Umgangston zeugen von einer hohen Wertigkeit. Diese Faktoren und letztlich auch mein Bedürfnis immer neu zu lernen, haben heute meine Anmeldung veranlasst. Zum aktuellen Beitrag kann ich cubanpete nur gratulieren, er wird wohl wieder mehr Licht in das äußerst wichtige Thema "Strategie" bringen. Ich freue mich schon auf die nächsten Beiträge und wünsche einen schönen Tag. Gruß -man Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
cubanpete Mai 19, 2006 · bearbeitet Mai 19, 2006 von cubanpete Als nächstes schauen wir und ein paar Tipps und Tricks an. Wir haben gesehen dass es eine Grundidee braucht und dass wir uns dann entscheiden sollten, ob wir bei dieser Art von Handel von wenigen grossen Bewegungen oder von vielen kleineren Bewegungen profitieren wollen. Ersteres wäre Trendfolge, letzteres Kontratrend oder return-to-mean. Diese Entscheidung hat übrigens entgegen der weitverbreiteten Meinung nichts mit Zeiteinheiten zu tun. Aus diesen Grundsätzen bauen wir jetzt einen Plan. Dabei müssen die Elemente abgedeckt werden, die in diesem Thread schon ganz am Anfang vorgestellt wurden, also Risikoverwaltung, Stockpicking und Gewinne. Der Risikoverwaltung möchte ich einen eigenen Artikel widmen, sie ist mit Abstand das wichtigste und am meisten unterschätzte Element im Plan! Aber man fängt normalerweise nicht mit der Risikoverwaltung an. Hier also ein paar Tipps und Tricks: Trick 1: Schuster bleib bei Deinen Leisten Leg zuerst die unabänderlichen Rahmenbedingungen fest. Diese kommen ausschliesslich von Dir und nicht vom Markt. Hast Du nur wenig Geld zur Verfügung, bringt es nichts eine Strategie zu definieren, die Millionen bräuchte. Hast Du einen Vollzeitjob kannst Du kein Daytrading machen. Bist Du ein ungeduldiger Mensch so wird eine Strategie bei der man jahrelang auf Gewinne warten muss nichts für Dich sein. Bist Du viel auf Reisen und möchtest Dich nur einmal die Woche oder gar einmal im Monat um Deine Investments kümmern, so sollte Dein Plan auch nichts anderes von Dir verlangen! Trick 2: Sei spezifisch Stell Dir einfach vor, jemand anders müsste nach Deinen Vorgaben handeln. Jeder noch so geringe Raum für Interpretationen würde zu Fehlern führen. Das heisst Du schreibst auf in welcher Situation Du was für einen Auftrag mit welchem Preis in den Markt stellst. Kein "oder" in Deinem Plan! Trick 3: Elefantenbüchse oder Schmetterlingsnetz? Versuche die Situationen optimal abzuhandeln, die Deiner Idee entsprechen. Sobald Du zu viele Elemente von anderen Situationen miteinbeziehst ist die Gefahr gross, dass Deine Originalidee nicht mehr optimal abgedeckt ist. Mit Elefantenbüchsen jagst Du keine Schmetterlinge, mit dem Schmetterlingsnetz keine Elefanten! Trick 4: Erwarte nichts, bekomme alles Das Spiel mit Wahrscheinlichkeiten beinhaltet mit absoluter Sicherheit Verluste. Diese lassen sich mit keiner Methode der Welt verhindern, sie sind die Kosten des Geschäfts. Rechne immer damit, dass genau der aktuelle Trade den schlimmsten möglichen Ausgang nimmt und plane dafür zuerst. Trifft das nicht ein, umso besser, aber irgendwann wird es eintreffen. Du planst beim nächsten Trade wieder genau gleich, unabhängig davon ob das letzte Geschäft gut oder schlecht ausging. Trick 5: Selbsteinschätzung, bleib realistisch Frag Dich wenn Du den Plan erstellst, ob Du Dich wirklich daran halten würdest, in wirklich jeder noch so extremen Situation! Kannst du diese Frage nicht mit ja beantworten, so bringt dieser Plan nichts. Ein schlechter Plan kann nicht funktionieren obwohl man sich daran hält. Aber kein Plan kann funktionieren, wenn man sich nicht daran hält! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
thor_of_asgard Mai 19, 2006 Ich bin für so etwas zu blöd. Ich suche eine relativ einfach, vernünftige Strategie, die mich vor Verlusten bewahrt und in der Summe langfristig zu guten Ergebnissen führt. Ich finden deswegen den O`Shaugnessy gut, hab aber dennoch einen (kostenpflichtigen) Berater, der mir da beim Managen hilft. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
cubanpete Mai 19, 2006 Die sucht jeder O'Shaugnessy hat ein paar sehr gute Methoden beschrieben, ich hab das Buch "what works on Wall Street" vor Jahren gelesen. Solche Systeme sind tatsächlich sehr einfach zu definieren und brauchen nicht viel Zeit zum Handeln (ca 2 Stunden im Jahr) Die am besten funktionierenden dieser Systeme würde ich der Trend-Kategorie zuordnen. Ich glaube es war Kurs/Umsatzverhältnis und relative Stärke verglichen zum Gesamtmarkt als Kriterium, nicht? Das Schwierigste ist es wohl, sich dann auch in solchen Situationen daran zu halten. Ich hoffe, Du bezahlst dem Berater dann auch nur 2 Stunden im Jahr, wenn er nach diesen Methoden handelt Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
€-man Mai 19, 2006 @thor_of_asgard Ich glaube nicht, dass Du (oder irgend ein anderer hier im Forum) zu blöd dafür bist. Das Problem besteht meiner Meinung nach in dem enormen Zeitaufwand, um auf eine passende Strategie zu kommen (fummle auch schon seit vielen Monaten daran rum). Außerdem können Versuche, die vielleicht im Papertrading funktioniert haben, dann im Realdepot ganz schön in die Hose gehen. Als Beispiel könnte man einen Börseneinsteiger sehen, der bis zu einem Datum X nur von einem Trendmarkt begleitet wurde. Bei einem plötzlichen Wechsel in einen Sägezahnmarkt wird dann aber kräftig Lehrgeld bezahlt. Von der zusätzlichen Psychobelastung ganz zu Schweigen. Aber beides gehört halt auch dazu! Es wäre natürlich äußerst erfeulich, von unseren Profis gezielte Anwendungsbeispiele (natürlich nicht ihre eigene und deshalb geheime Strategie) zu erfahren. Dann könnte man sich aus den einzelnen Tipps die eigene Strategie herausarbeiten und die bereits vorhandene besser justieren. Ein herzliches Servus -man Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
cubanpete Mai 20, 2006 Der Zeitaufwand den man bereit ist zu investieren ist eine der Eckdaten des Systems. Wenn Du nur wenig Zeit investieren willst oder kannst, so muss Dein System das beinhalten. O'Shaugnessy war ein gutes Beispiel. Mit ein paar Stunden pro Jahr hat man ein funktionierendes System, das zwar nicht gerade Traumrenditen abwirft aber den Markt und vermutlich 90% der Investoren schlägt. Ich denke, am Schluss dieser Serie werde ich als Beispiel Tradingpläne mit verschiedenen Ansätzen und Zeiträumen formulieren. Spontan in den Sinn kommen mir: -Turtle Trendfolge -Patalon Contrarian -O'Shaugnessy "mathematical indicators" Vielleicht habt Ihr ja noch weitere Vorschläge. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
cubanpete Mai 20, 2006 · bearbeitet Mai 20, 2006 von cubanpete Riskmanagement Wir haben als jetzt eine Idee formuliert und beschrieben, wie wir sie genau handeln wollen. Unser Plan beinhaltet einen Satz wie "Wenn x, y, und Z eintreffen, so erfasse ich am nächsten Tag einen Marktauftrag zum Kauf". Um zu gewinnen darf man vor allem nicht zu viel verlieren. Wir haben gelernt, dass Verluste unmöglich zu vermeiden sind, sie sind die Kosten des Geschäftes und kein Geschäft funktioniert kostenfrei. Grosse Verluste entstehen immer dann, wenn wir uns ad-hoc für eine Riskmanagement Methode entscheiden müssen. Ist eine Position erst eröffnet, so wird jede Entscheidung die wir in dieser Beziehung treffen beeinflusst von unseren Gefühlen und wird in der Regel falsch sein. Wir müssen uns also zum voraus überlegen was wir tun werden. Ist die Position eröffnet, darf diese Entscheidung nicht mehr verändert werden! Unter keinen Umständen! Dies ist die mit Abstand wichtigste Regel die man lernen muss! Das Riskmanagement muss uns sagen, wieviel wir riskieren sollen. Wieviel pro Trade und wieviel insgesamt. Es muss uns sagen, ob und wie wir Positionen absichern. Absichern kann durch stops oder durch hedges erfolgen. Ein Stop bedeutet, dass man die Position schliesst wenn ein gewisser Verlust entstanden ist. Ein hedge bedeutet, dass man die Position auf irgendeine Art und Weise absichert. Gar nicht absichern bedeutet, dass man die Positionen einfach z.B. über einen bestimmten Zeitraum hält. Schauen wir und Vor- und Nachteile der Methoden an: 1. Stops: das ist die am häufigsten benutzte Methode. Man kann dabei den konkreten maximal möglichen Verlust ziemlich genau beziffern. Leider nicht ganz genau, vor allem bei kurzfristigeren Strategien kann einem ein overnight-gap einen ganz schön dicken Strich durch die Rechnung machen. Stops haben natürlich den Nachteil, dass man die Position verliert. Sollte sich der Wert also wieder erholen, so ist man nicht mehr dabei. Grössere Moves kündigen sich vor allem durch grössere Volatilität an und dabei kann es an sich gute Positionen zu früh schliessen. Es gibt grundsätzlich keinen korrekten Ort, wo man einen Stop setzen kann. Er ist immer entweder zu weit weg oder zu nah. Damit muss man leben oder man trägt die Konsequenzen und wählt eine andere Methode. 2. Hedge: das Wort ist vor allem durch die "Heuschrecken", die Hedge-Fonds bekanntgeworden. Diese benutzen Hedges um das Risiko theoretisch zu verkleinern um dann einen viel grösseren Hebel anzuwenden. Das dass leider auf Zeit nicht funktioniert hat 1998 LTCM gezeigt, die ganze Finanzwelt wurde wie durch ein Erdbeben erschüttert. Hedges sind aber nicht grundsätzlich etwas schlechtes, im Gegenteil. Es ist eine Art Versicherung, die allerdings eine Prämie kostet. Viele Käufer von komplexeren Zertifikaten fahren eigentlich eine Hedge Strategie, oft ohne dass sie sich das bewusst sind. Am häufigsten werden Optionen zum hedgen verwendet. Das einfachste Szenarium ist das Kaufen eines Puts, sobald der Wert eine gewisse Schwelle unterschreitet. Wird dann der strike des Puts unterschritten, so neutralisieren sich die Bewegungen des Basiswertes und der Option, man kann also nicht mehr verlieren aber trotzdem noch gewinnen. Das tönt natürlich sehr gut, kostet aber Geld. Optionen beinhalten immer eine sogenannte Zeitprämie, die normalerweise mit jedem Tag abnimmt. Diese Prämie ist für den Hedger auf jeden Fall verloren, egal welches Szenarium eintritt. 3. keine Absicherung Nach einer längeren Bullenphase ist diese Methode aus offensichtlichen Gründen sehr beliebt. Der Vorteil ist natürlich, dass auch extrem hohe Volatilität uns nicht aus der Position werfen kann. Es gibt bestimmt Aktien, für die diese Strategie die einzig Richtige ist. Aber wir müssen uns bewusst sein, dass wir alles verlieren können und sollten die Positionsgrösse entsprechend wählen. Es gibt Systeme die so arbeiten. Diese funktionieren allerdings erst mit relativ viel Geld und einer grossen Streuung. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
€-man Mai 21, 2006 Stop-Loss Also das mit den Stops ist schon eine heikle Angelegenheit. Ich persönlich nutze hier die ATR, um die SL-Marke zu setzen. Das Problem dabei ist und bleibt der Faktor, mit dem die ATR multipliziert werden soll. Momentan arbeite ich noch mit einem diskretionären Ansatz bei dieser Sache. D.h., ich betrachte mir den längerfristigen Chart des Wertpapiers um so einen groben Überblick über die Schwankungen zu erhalten. Zu diesen Schwankungen - bei denen ich noch nicht ausgestiegen wäre - betrachte ich die dazugehörige ATR und ermittle den Faktor, der künftig mein Stop-Loss festlegt. Dies ist beileibe nicht die optimale Lösung, deshalb wären zu diesem Thema auch andere Erfahrungen und Vorgehensweisen nicht uninteressant. Servus -man Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
reza Mai 21, 2006 Schau dir mal den Thread von Actiencrash an: "Actiencrashs Charttechnik" - da gibst ne sehr gute Version... wenn man will, kann man dann sogar den Faktor bis zur letztern Unterstz rausnehmen, also das 1-2 mal machen, um so zukünftige atr damit zu multiplizieren. Naja, schaus dir einfach mal an. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
cubanpete Mai 21, 2006 Die ATR ist als Stop sehr beliebt. Ein wichtiger Nachteil darf allerdings nicht ausser Acht gelassen werden: man bezieht sich auf Messungen der vergangenen Volatilität, während gerade Veränderungen in der Volatilität oft grössere Bewegungen ankündigen. Was bedeutet ATR: der True Range ist die Schwankungsbreite innerhalb eines gewissen Zeitraums, wobei Gaps dazugerechnet werden. Von diesem Wert wird ein Durchschnitt (average) errechnet. Weekly ATR(20) heisst also die durchschnittliche wöchentliche Schwankung über 20 Wochen etc. Oft wird mit ATR ohne weitere Angabe die durchschnittliche Schwankungsbreite eines Tages über 20 Tage referenziert. Die Turtle Strategie hatte einen Initialstop bei 2xATR(20) daily gesetzt, diesen dann aber mit dem donchian channel (dem tiefsten Tief über einen bestimmten Zeitraum) nachgezogen. Viele Trader benutzen aber auch für das Nachziehen des Stops eine ATR. Hier stellt sich erstens die Frage, welchen ATR man benutzen soll und von welchem Punkt man diesen abziehen soll (z.B. vom open, close, high, low). Weitere Möglichkeiten für das Setzen von Initial- und Trailing Stops sind moving averages, fixe Beträge oder Prozente, Teile vom Gewinn und fixe Beträge pro Zeitraum (eine Art "Stundenlohn"). Oft wird auch das Chartmuster beigezogen und das letzte "Tief" minus einen gewissen Betrag wird als Stop nachgezogen, die sogenannte Resistenzlinie. Das Problem ist hier wohl, wie man das Tief, diese Resistenzlinie, genau definiert. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
€-man Mai 22, 2006 Viele Trader benutzen aber auch für das Nachziehen des Stops eine ATR. Hier stellt sich erstens die Frage, welchen ATR man benutzen soll und von welchem Punkt man diesen abziehen soll (z.B. vom open, close, high, low). Wenn ich z.B. längerfristig mit ETFs arbeite, ist meines Erachtens eine ATR 20 (weekly) als Trailingstop schon nicht ganz verkehrt. Als Bewertungspunkt nehme ich dann den close. Für kürzere Aktivitäten dann ATR 20 (daily), je nach persönlichem Geschmack dann evt. auch im Bereich von high und low. Interessant ist die von Dir angesprochene Volatilitätserhöhung vor einer größeren Bewegung. Gibt es dazu vielleicht Anwendungen (z.B. ATR daily > ATR weekly, oder ATR ist um einen prozentualen Wert höher als die Durchschnitts-ATR usw.), um dann bei einer tatsächlich einsetzenden Bewegung den Trailingstop noch feiner zu justieren? Gruß -man Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
cubanpete Mai 22, 2006 Ich persönlich benutze ATR nur als Initialstop. Wenn ich in einer Position bleibe, so will ich für die Zeit die mein Kapital gebunden ist entschädigt werden. Das ist die Hauptaufgabe des trailing stops. Ich nehme also einen fixen Betrag pro Zeiteinheit, das ist der "Stundenlohn". Läuft die Position besonders gut, so nehme ich zusätzlich noch einen Teil des Papiergewinnes, die "Prämie" zum Stop. Meine Bezahlung für das Verbleiben in der Position besteht also aus dem Stundenlohn plus der Prämie. Das hat den Vorteil, dass in Zeiten wo sich die Volatilität schlagartig erhöht sofort ein gewisser Spielraum für Schwankungen zur Verfügung steht, aber auch sofort ein Teil des Gewinnes gesichert wird (ein ATR würde wegen der Durschschnittsrechnung erst sehr viel später reagieren). Irgendwann beruhigt sich der Wert und der Zeitstopp übernimmt wieder. Dadurch wird vermieden, allzu viel vom Gewinn wieder abzugeben. Das einzige ungünstige Szenarium ist eine erhöhte Volatilität bei gleichzeitig gegen mich laufenden Preisen. In so einem Fall ist es allerdings in den meisten Fällen eine sehr gute Idee, rauszugehen. Beispiel: Kauf bei 10, Stop bei 8, Gewinnschwelle bei 12, soll im Idealfall mit trailingstop geschlossen werden. Bis 12 erreicht werden, gar nichts tun. Ab 12 z.B. den Trailingstop um die Hälfte des zusätzlichen Gewinnes plus eine Zeitprämie, z.B. 1 pro Woche, erhöhen. Gehen wir davon aus, der Wert erreicht nach einer Woche 12 und nach zwei Wochen 14. Der Stop wäre jetzt 8 + Hälfte des Gewinnes ab 12 (1) plus 1 pro Woche nach erreichen von 12 (1) gleich 10. Dann wird er jeweils jede Woche um 1 erhöht und jedesmal wenn ein Papiergewinn von 2 entstanden ist. Das kann lange dauern und dann plötzlich innerhalb von Stunden explodieren. Man ist für jeden Fall vorbereitet. "Stundenlohn" = 1 pro woche "Prämie" = 1 pro 2 Gewinn. Irgendwann überscheidet sich der Stop mit dem aktuellen Preis und sehr oft ist das der ideale Ausstiegszeitpunkt. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
€-man Mai 22, 2006 @cubanpete Habe soeben meine Liquidationen der letzten Woche (mein ATR Trailingstop hat gegriffen), mit der von Dir vorgestellten Methode verglichen - wäre einiges mehr an Profit übriggeblieben. Hättest Du auch schon vor zwei Wochen schreiben können! Natürlich nur kleiner Scherz am Rande. Zu Deiner Gewinnschwelle hätte ich noch eine Frage: Ermittelst Du diese diskretionär, oder beziehst Du evt. die Volatilität mit ein. Ich hoffe, dass ich Dich mit meinen Fragen nicht nerve und freue mich schon auf die weitere Entwicklung dieses Threads. Ein herzliches Servus -man Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
cubanpete Mai 22, 2006 Ermittelst Du diese diskretionär, oder beziehstDu evt. die Volatilität mit ein. Das kommt auf das Instrument und die Tradingstrategie an. Aber nicht zu früh damit anfangen. KISS --> Gewinnschwelle gleich Initialstop ist vielleicht eine gute Ausgangslage. Wenn der Initialstop vom ATR abhängt, so hängt auch diese Gewinnschwelle davon ab. Und noch ein Wort der Vorsicht: diese Methode ist vor allem für Trendfolgestrategien geeignet. Für return-to-mean oder swing Strategien benutze ich lieber einen trailing Stop auf dem MA oder sogar ein Exit mit einem Limit. So, wir sind jetzt ziemlich detailliert auf einen Punkt des Risikomanagements eingegangen, Stops und trailing Stops. Wir sollten aber vor allem den Wald nicht vor lauter Bäumen aus den Augen verlieren. Als nächstes widmen wir uns den verschiedenen Testmethoden. (to be continued...) Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
cubanpete Mai 23, 2006 Testen Wir haben jetzt also eine Tradingidee, haben festgestellt auf welches Phänomen sich die Idee eher bezieht und entsprechend konkrete Einstiegsszenarien entworfen. Unser Risikomanagement sagt uns wie gross eine Position werden soll und wo wir Stops setzen. Wir haben definiert, wie und wo wir sinnvollerweise Gewinne mitnehmen können/sollen. Jetzt kommt der weniger kreative Teil, der aber ganz schön Geld bringt bzw. Geld sparen kann. Wer keine Geduld für ausgiebige Tests hat, sollte es lieber gleich ganz weglassen. Die Gefahr mit echtem Geld zu testen ist schlicht zu hoch. Welcher Anfänger macht schon beim ersten Mal alles richtig. Glaubt mir, auch nach hunderten von Stunden Tests werdet Ihr immer noch genug Fehler machen Tests sollten so wissenschaftlich wie möglich ablaufen. Stellt Euch vor Ihr seid in einem Medizinaltechnischen Labor und entwickelt ein Medikament. Tests können immer nur negative definitive Ergebnisse liefern, niemals positive. Wir versuchen, unsere eigenen Hypothesen mit Tests zu widerlegen. Gelingt uns das nicht, so ist die Chance einer korrekten Hypothese grösser, aber keinesfalls bewiesen! Es braucht schon eine starke Psyche, so viel Aufwand in etwas zu stecken an das man eigentlich gar nicht glaubt (man glaubt ja, die eigene Hypothese sei korrekt). Man sollte alles testen was sich testen lässt. Für Methoden die auf mathematische technische Indikatoren basieren sind solche Tests relativ einfach und können automatisiert werden. Wealth-Lab und etwa ein halbes Dutzend weitere Software-Produkte bieten sich dafür an. Etwas schwieriger wird es, wenn man ein Gemisch aus technischen, fundamentalen und makroökonomischen Kennzahlen benutzt. Ein Test ist hier nur unter schwierigsten Umständen möglich, da er manuell erfolgen muss und schon die Beschaffung der Vergangenheitsdaten ein grosses Problem werden kann. Trotzdem sollte man den Aufwand nicht meiden, es lohnt sich! Wie in Labors üblich sollten die Ergebnisse der Tests genauestens protokolliert werden. Wenn Einstellungen auf Grund der Tests geändert werden, so sollte dies nicht ausschliesslich wegen der Tests erfolgen; die Aenderung muss Sinn ergeben, ansonsten entwickeln wir einfach ein auf zufällige vergangene Ereignisse optimiertes System. Auch solche Aenderungen müssen genauestens protokolliert werden, um sich nicht im Kreis zu drehen. Denkt daran, was immer in der Vergangenheit nicht funktioniert hat, dürfte auch in der Zukunft nicht funktionieren. Was immer in der Vergangenheit funktioniert hat, könnte vielleicht auch in der Zukunft funktionieren, beweisen lässt sich das leider nicht. Nächster Artikel: papiertraden. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
€-man Mai 23, 2006 Testen ist schon ein Zeithammer und vor lauter Testerei ist es mir auch schon passiert, dass bei der Aktie zwischenzeitlich der Schlusspfiff war, ohne dass ich mitgespielt habe. Nur ohne testen der einzelnen Sektoren und der darin interessanten Werte geht es halt auch nicht. Meistens wird es jedoch bei den Fundis ohne großartige Abgleichung der Indikatoren und bei den Technikern umgekehrt ablaufen. Dabei ist z.B. nach stundenlangen Versuchen mit verschiedenen Indikatoren und deren Einstellungen a) nicht gesagt, dass es auch künftig bei dieser Aktie funktioniert und B) es bei anderen Aktien sogar die Wahrscheinlichkeit besteht, dass es schlecht bis gar nicht läuft. Grundsätzlich neige ich zur technischen Seite, die mein Hauptaugenmerk auf sich zieht. Fundamen- tale und makroökonomische Daten (falls ausreichend vorhanden) betrachte ich etwas nachrangiger. Ideal wäre natürlich, wenn bei jedem dieser drei Blöcke die Ampeln auf grün stehen würden. Aber wie verhalte ich mich, wenn nur die Technik stimmt, aber nicht zwingend die Fundamentaldaten? Da unterscheide ich zwingend zwischen Blue Chips und Small Caps mit Werten bis ca. 3,00 . Bei kleinen Werten steige ich ohne gute Fundamentalwerte, bzw. makroökonomische Aussichten keines- falls ein, auch wenn die Indikatoren zum Einstieg drängen. Über weitere Anregungen würde ich mich freuen und sage Servus -man Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
€-man Mai 23, 2006 Kleiner Nachtrag. Das zweite Smilie in meinem vorherigen Beitrag hätte eigentlich ein "b" werden sollen! Ich hoffe ihr könnt mir noch einmal verzeihen. Gruß -man Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
downtowncr Mai 23, 2006 Ich denke, am Schluss dieser Serie werde ich als Beispiel Tradingpläne mit verschiedenen Ansätzen und Zeiträumen formulieren. Spontan in den Sinn kommen mir: -Turtle Trendfolge -Patalon Contrarian -O'Shaugnessy "mathematical indicators" Vielleicht habt Ihr ja noch weitere Vorschläge. Hallo Cubanpete, vielleicht könnten wir ja auch noch die Momentumstrategie durchgehen. Haltedauer ist von wenigen Tagen bis zu wenigen Wochen, gehandelt wird nach Schlusskursen. Der Zeitaufwand hält sich sehr in Grenzen, so dass man auch als berufstätige Person danach handeln kann. Dazu habe ich fast alles zusammen, was notwendig ist, da könnte ich auch mal was sinnvolles beitragen. Das System basiert dabei übrigens auf Volatilitätsausbrüchen, von denen du ja auch schonmal was geschrieben hast. Interessant ist die von Dir angesprochene Volatilitätserhöhung vor einer größeren Bewegung.Gibt es dazu vielleicht Anwendungen (z.B. ATR daily > ATR weekly, oder ATR ist um einen prozentualen Wert höher als die Durchschnitts-ATR usw.), um dann bei einer tatsächlich einsetzenden Bewegung den Trailingstop noch feiner zu justieren? Sinn macht es vor allem solche Volatilitätsausbrüche zu handeln. Mann kann nämlich davon ausgehen, dass sich an solch einen Volatilitätsausbruch eine größere Anschlussbewegung anschliesst, die man mit enger Stoppsetzung handeln kann. Dabei nimmt man aber nicht die ATR, da diese ein gleitender Durchschnitt durch die Volatilität ist. Hier wird die tägliche Volatilität mit der Volatilität der letzten (z. B. 9) Tage verglichen. Diese Ausbrüche kann man auch sehr gut durch einen Screener ausfiltern lassen, so dass 500 Aktien in ner halben Stunde untersucht werden können! Ich lasse mir die Volatilitätsausbrüche z.B. durch prorealtime ausfiltern, und das noch vollkommen umsonst. Wenn du willst kann ich dir mal den Quellcode, oder einen Mustertrade per Email zukommen lassen. Gruss und danke für einen der sinnvollsten Threads hier im Forum! downtowncr Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
€-man Mai 23, 2006 @downtowncr Obwohl Du mich in Deinem Beitrag zitiert hast (Anwendungsfrage zu Volatilitätserhöhung), bin ich mir nicht sicher, ob Du auch mich meinst - oder cubanpete? Wenn ja, würde ich mich schon freuen einen Mustertrade bzw. den Quellcode zu erhalten. Ansonsten kann ich mich nur Deinem Lob an cubanpete anschließen. Beste Grüße -man Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
cubanpete Mai 23, 2006 Super Idee, downtowncr, wir freuen uns auf diese Strategie. Zum Abschluss des theoretischen Teils möchte ich noch kurz etwas zum papertrading sagen. Es gibt leider viele Methoden, bei denen Tests wegen fehlender oder nur schwer zu beschaffender Vergangenheitsdaten praktisch unmöglich sind. Um so länger sollte man dann eine Strategie zunächst nur auf Papier handeln. Aber wie? Am besten ist es natürlich, wenn einem sein Broker ein Papertrade-Account anbietet. Dann hat man eine realistische Umgebung inklusive slippage und Kommissionen. Es gibt viele Leute die sagen dass Papiertraden gar nichts bringt, da die nervliche Belastung fehlt. Das stimmt natürlich. Trotzdem sollte man eine Strategie einige Zeit auf Papier handeln. Wenn man bei den Tests etwas übersehen hat, so sollte es hier zum Vorschein kommen. Es gilt leider auch wieder: wenn es auf Papier nicht funktioniert, so wird es auch in Echt nicht funktionieren, wenn es auf Papier funktioniert, so funktioniert es vielleicht auch in echt. Auch nach dem Papertrading empfielt es sich, zunächst nur mit reduzierten Positionsgrössen zu arbeiten. Am besten man setzt sich ein Ziel, das man in einer gewissen Zeit erreicht haben sollte. Erst wenn man das in der entsprechenden Zeit geschafft hat, sollte man auf die optimale Positionsgrösse wechseln. In jeder Stufe sollte ein Fehler zurück an den Start führen. Also zurück zur Idee, überprüfen ob man eher das Phänomen "Rückkehr zum Durchschnitt" oder "extreme Ausschläge" abdecken will und alle Regeln auf Konformität überprüfen. Dann wieder Testen und Papiertraden, mit reduzierter Grösse traden etc. Als nächstes schauen wir uns wie versprochen verschiedene konkrete Strategien und Handelspläne an. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
cubanpete Mai 26, 2006 konkrete Strategien Uebersicht Wie bereits versprochen, möchte ich hier zwei verschiedene bekanntere Strategien vorstellen. Die beiden Strategien könnten unterschiedlicher nicht sein. Downtowncr hat sich ausserdem anerboten seine Momentum Strategie vorzustellen. Die turtle Strategie eignet sich für Werte, bei denen mit einem sehr hohen Hebel gearbeitet werden kann, also vor allem Futures. Sie beansprucht den Trader während der gesamten Marktöffnungszeit und ist eindeutig den Trendfolgestrategien zuzuweisen. Die contrarian Strategie, vorgestellt in einem Buch von Gallea und Patalon (erhältlich auch in deutsch unter dem Titel "Antizyklisch investieren") ist eine typische Aktienstrategie, die keinen Hebel und relativ wenig Zeit voraussetzt. Sie ist den "return-to-mean" Strategien zuzuweisen. Wir werden sehen, dass keine Strategie auf der Welt rein mechanisch funktioniert, aber auch keine Strategie in wichtigen Punkten ohne mechanische Elemente auskommt. Die turtle Strategie wurde während etwa 10 Jahren geheimgehalten, aber eigentlich hätte man sie gemäss deren "Erfinder" auch im Wall Street Journal publizieren können, sie hätte trotzdem funktioniert. Die contrarian Strategie wurde ja sogar in einem Buch publiziert. Nicht jeder Trader mit einer guten Strategie verdient auch Geld! Der wichtigste Grund dafür ist, dass man sich nicht an die Regeln hält. Der nächste Grund sind die diskretionären Entscheidungen, die in jedem System anzutreffen sind. Diese können oftmals über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Deshalb ist es wichtig, dass wir beim Testen einer Strategie bei jeder diskretionären Entscheidung davon ausgehen, dass wir die falsche Aktion ausführen werden. Wenn die Strategie dann immer noch Gewinn bring, so ist sie brauchbar. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
cubanpete Mai 26, 2006 · bearbeitet Mai 26, 2006 von cubanpete Die turtle Strategie Risikoverwaltung Die turtle Strategie arbeitet mit Positionsgrössen, die nur aufgrund der Volatilität bestimmt werden. Als erstes wird über 20 Tage der exponentielle Durchschnitt der täglichen Schwankung des Instruments berechnet, der Exponential Average True Range (20). Diese Zahl wird im Orginalplan "N" genannt. Die Positionsgrösse wird zunächst so gewählt, dass N ein Prozent des zur Verfügung stehenden Kapitals beträgt. Der Wert des Instruments wird dabei komplett ignoriert, es zählt nur die Schwankung. Es kann durchaus vorkommen, dass der Wert einer einzigen Position deutlich grösser ist als das gesamte zur Verfügung stehende Kapital! Daraus folgt, dass diese Strategie praktisch nur mit Futures gehandelt werden kann (es gibt noch andere Gründe, dazu kommen wir später). Ein Beispiel: Gold e-mini Juni Kontrakt hat zur Zeit einen ATR20 von $19.20 pro Unze. Wenn wir mit einem Konto von $100'000 handeln, so würde dies bedeuten, eine Position wäre ca. 52 Unzen. Ein Kontrakt ist gleich 33.3 Unzen, es gibt keine Teilkontrakte, wir könnten also eine Positionsgrösse von nur einem Goldkontrakt fahren. Die Diversifizierung wird wie folgt erreicht: Maximal 4 Positionen des gleiche Kontraktes, maximal 6 Positionen von eng korrelierenden Märkten, maximal 10 Positionen von wenig korrelierenden Märkten und maximal 12 Positionen in die gleiche Richtung (long oder short). Eng korrelierende Märkte sind z.B. Heizöl und Rohöl, Soyabohnen und Soyamehl. Hier theoretisch 6 Positionen long und 6 Positionen short möglich, so eine Situation dürfte aber kaum jemals entstehen. Weniger eng korrelierende Märkte sind z.B. Gold und Kupfer, Silber und Kupfer, Mais und Soyabohnen etc. Hier waren also 10 long und 10 shortpositionen möglich. Das maximale Initialrisiko pro Position wurde mit 2xN definiert. Dieses Risiko konnte durch eine spezielle Entry-Taktik, die "whipsaw entries" verändert werden. Bei 4 Positionen ist das maximale Risiko durch pyramidisieren 5xN, also 5% des Gesamtportfolios. Whipsaw-Entries: Hier wird der Initialstop absichtlich sehr eng gesetzt, bei 0.5xN. Immer wenn der Stop ausgelöst wird, wird die Position wieder eröffnet wenn sie den Originalpreis wieder erreicht. Die Position wird dreimal vergrössert, so dass schliesslich die vierfache Position offen ist wenn wirklich ein Trend entsteht. Dabei wird in Abständen von 0.5xN vergrössert. Wenn der 2xN Stop verwendet wurde, so wird dieser Stop für jede Position um 0.5xN nachgezogen. Normalerweise sind die Stops dann für alle Positionen am gleichen Ort, ausser wenn eine Position wegen Gaps zu weit weg eröffnet wurde. Bei "whipsaw entries" wird der Stop für jede Position an ihrem Originalstandort belassen. Wann immer ein Trader 10% seines Kapitals verloren hatte, so wurden weitere 10% abgezogen. Das verhindert, dass in sehr schlechten Zeiten zu viel des Kapitals verloren geht und sorgt dafür, dass der Trader im Rennen bleibt. Stock-picking (entry) Es gab zwei Pläne für entries. Die Trader konnten wahlweise Plan 1oder Plan 2 wählen, mussten aber vorher festlegen welchen Plan sie für jedes Instrument wählen. Plan 2 ist sehr einfach: es wird gekauft, wenn ein neues 55-Tage Hoch erreicht ist, es wird leerverkauft wenn ein neues 55-Tage Tief erreicht wird. Plan 1 nimmt normalerweise das 20-Tage Hoch und das 20-Tage Tief. Dieses Signal wird ignoriert, falls der letzte solche Ausbruch einen Gewinngeneriert hätte, unabhängig davon, ob das Signal gehandelt wurde oder nicht. Wird ein Signal ignoriert, so wird auf jeden Fall der 55-Tage Ausbruch gehandelt um keinen grossen Trend zu verpassen. Profit taking Profite werden beim Plan 1 genommen, wann immer ein neues 10-Tages Tief oder Hoch erreicht wird. Bei Plan 2 wenn ein neues 20-Tages Tief oder Hoch erreicht wird. Dies braucht Nerven und beinhaltet, dass u.U grosse Teile des Papiergewinnes wieder abgegeben werden müssen. Weiteres: - Auftragsarten: die turtles arbeiteten nur mit Limits. Die Positionen waren schlicht zu gross um mit market oder stop market Aufträgen zu arbeiten. Das bedeutet einerseits, dass man den Markt die ganze Zeit beobachten muss und andererseits, dass man in stark bewegenden Märkten Ruhe bewahren muss um den besten Ein- oder Ausstiegszeitpunkt zu erwischen. - Dieser Plan funktioniert nur, weil wenige Trades im Jahr Mega-Gewinner werden. Es kann gut sein, dass so ein Trade Dutzende von Verlusten ausgleicht und das Jahr zum Gewinner macht. Es ist also wichtig, jedes Signal zu handeln, Urlaub, Krankheit, Unfall oder ähnliches liegt nicht drin! - Die Turtels Strategie ist für Aktien relativ schlecht geeignet. Ein Grund ist die margin Anforderung bei Aktien. Weitaus wichtiger aber ist, dass Trends in Aktien seltener sind als in commodities und dass Aktien in trendlosen Zeiten zu stark schwanken. Es gibt allerdings einigen Abhandlungen der turtles Strategie die sich durchaus auch für Aktien eignen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag