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Hannah

Warum legen DBX, Lyxor usw. Swap-ETFs oder Index-Zertifikate auf?

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Hannah

warum will man als Bank eigentlich ein Index-Zertifikat bzw. Swap-Index-Fonds/Swap-ETF verkaufen? Wie kann man als Bank damit erwarten, langfristig einen Gewinn zu machen?

 

Über diese Frage rätsele ich seit einigen Tagen. Habe bei einer Internetrecherche nichts gefunden, auch im Forum nicht. Habt Ihr Ideen? Für Anleger ist die Frage vielleicht nicht direkt relevant, aber 1. sie ist spannend, 2. ist die Tragfähigkeit eines Geschäftsmodells schon für den Kunden als Vertragspartner interessant und 3. man will ja dem heutigen Mantra "Kaufe nur Finanzprodukte, die du verstehst" genügen.

 

Es muss einen Grund geben, schließlich machen das ja viele Anbieter.

 

 

Abgrenzung:

-Unten stehende Überlegungen gelten nicht für kompliziert konstruierte Zertifikate wie z.B. eines mit einer garantierten Untergrenze, wofür nach oben bei einem bestimmten Wert gedeckelt ist (also Eigenschaften eines Discountzertifikats), zusätzlich vielleicht noch in diesem umgrenzten Bereich verschiedene Hebelwirkungen (wenn Kurs steigt wird das verdopplelt und wenn der Kurs fällt wird der Verlust nur vereineinhalbfacht; aber bei extremen Verlust wird dieser mit 2,8 malgenommen usw.) und das ganze noch multipliziert mit einem Faktor, der sich daraus ergibt, wie Bayern München im Vergleich zu Bremen in der Champions League abschneidet. Hier glaube ich kann man sehr gut verstecken, dass die Bank eigentlich immer Gewinn macht. Zurück zum Thema:

-Ich möchte nicht auf das Thema hinaus, ob man per Replikation oder Swap einen Index abbilden soll und was besser sein könnte. Dazu gibt es ja unzählige Diskussionen.

 

 

 

-Wenn ich als Bank einen ETF mit Full Replication auflege mache ich Gewinn allein durch die minimalen Verwaltungsgebühren. Minimale Verwaltungsgebühren reichen sind aber für den Aufwand, (vereinfacht gesprochen) ein Computerprogramm laufen zu lassen, relativ viel. Das Geschäftsmodell verstehe ich.

 

-Als Bank einen ETF per partieller Replikation machen, verstehe ich auch: Das Nachdenken über die richtigen Titel kostet zwar etwas, dafür spart man sich aber viele Handelskosten. Außerdem kann man den Tracking-Error an den Kunden weitergeben.

 

-ETF per Swap oder ein Indexzertifikat verstehe ich weniger: Da fallen mir 2 grundsätzliche Gewinnmöglichkeiten ein: 1. Steuerliche Gründe oder 2. die eigene Geldanlage schlägt den Markt.

 

Zu 1.: könnte zutreffen: zB Aktien kurz vor Dividendenausschüttung verkauft, kurz nachher rückkauft usw. Aber ob das alles erklärt? Denn was für zB DBX steuerlich vorteilhaft ist, wäre auch für alle anderen Anleger steuerlich vorteilhaft. Das dürfte in den Preis der Aktien vor/nach Dividenausschüttung eingerechnet sein. Anderseits richtet sich Steuern nach Ländern und vielleicht machen Doppelbesteuerungssachen etwas aus. Diesen Vorteil scheint es zu geben. Das würde eine Strategie erklären, bei der man den abzubildenden Index einigermaßen abbildet. Abweichungen kann es geben, aber das macht nichts, diese werden im Durchschnitt durch Steuervorteile aufgewogen.

 

 

Zu 2.: diesen Grund kann man als vernünftige Bank nicht annehmen, oder?

Vgl folgende 2 wohl weitgehend akzeptierte Aussagen:

-Eine einen Index abbildende Anlage ist idR besser als eine gezielte Auswahl von Aktien. Bei einem guten Index landet man zumindest immer in der Mitte: 50% besser, 50% schlechter. Langfristig sollte man aber deutlich besser sein, allein schon weil man Indexanlagen praktisch umsonst machen kann, bei aktiver Aktienwahl hingegen muss man Fonds teuer bezahlen.

-Nachwievor dürfte herrschende Meinung sein, dass Aktien langfristig eine sehr gute Anlage sind. Idee wohl insbesondere, dass man für das Risiko von Kursschwankungen und Verlusten eine Risikoprämie erhält und dass so kurzfristige Verluste nicht so schlimm sind.

 

Wenn man beide o.g. Aussagen als wahr unterstellt , frage ich mich, warum man als vernünftige Bank ein Indexzertifikat/Swap-ETF (auf einen nicht allzubreiten Standardindex) anbietet.

 

Wenn ich als Zertifiakteanbieter um keinerlei Risiko einzugehen die zugrundeliegenden Aktien kaufe und auf Lager lege, könnte ich diese gleich als Fonds anbieten. (Ausnahme: Zertifikateverpackung ist vielleicht steuerlich günstiger, siehe oben? Obwohl rein steuerlich Gründe fallen mir spontan keine ein. In Deutschland waren zumindest aus Anlegerperspektive im Gegenteil Fondsanteile steuerlich eher besser. Auf Anbieterebene dürfte es keine Unterschiede geben (?).) Spätestens nach der Lehmann-Pleite dürfte aber ein echter Fondsmantel ein gutes Verkaufsargument sein.

 

Also vermute ich, dass ein Zertifikateanbieter Geld für sein DAX-Zertifikat nicht entsprechend DAX-Aktien kaufen wird. Also was macht man dann mit dem Geld?

 

In festverzinsliches anlegen? langfristig keine gute Idee, denn nach Aussage 2 bieten Aktien langfristig die beste Rendite. Das sollte man also nur machen, wenn man weiß, dass Aktienkurse fallen bzw. stagnieren. Das hieße aber, man wäre langfristig schlauer als der Markt. Als vernünftiger Mensch kann man das aber nicht annehmen, vgl. Aussage 1. Ähnliches gilt, wenn ich als Bank Standardaktien kaufe.

 

Und selbst wenn man meint, schlauer als der Markt zu sein, würde ich als Anbieter nicht das Fehlschlagrisiko auf mich nehmen wollen: Das tue ich aber wenn ich dem Anleger die Indexentwicklung garantiere. Man könnte doch besser einen klassischen Aktien/Mischfonds auflegen. Bei dem trägt der Anleger das Risiko, wenn meine Anlagepolitik schief geht. Das ist viel attraktiver.

 

 

Also, warum lege ich als Bank ein Index-zertifikat auf?

-Mir fällt momentan nur folgendes ein: Das eingeworbene Geld investiert die Bank in Start-ups/Venture-Capital, mittelständige Unternehmensbeteiligungen, kauft ein Schiff, Flugzeug, Ölbohrfeld usw. Alles Dinge, die man als Normalkunde nicht direkt kriegt, bzw. die man nur auf dem sog. grauen Kapitalmarkt von obskuren Anbietern (z.B der weltbekannten Dr. Müller-Meier-xxx Beteiligungs-KG usw) kriegt. Solch Unternehmensanlagen sollten auch einigermaßen mit dem Aktienmarkt korrelieren. Zwar ist fraglich, warum wir einen bestimmten Aktienkurs haben. Bei der Entstehung spielen aber auch Methoden der Unternehmensbewertung eine Rolle. Das sind dieselben für große und kleine Unternehmen. Das wäre ein Transaktionskostenansatz.

-Vielleicht ergibt sich etwas anderes daraus, dass man mit Kauf-/Verkauf-Optionen arbeiten kann. ZB investiert man das erhaltene Geld in festverzinsliches und wettet auf extreme Kursverluste. Die sind selten, deshalb kauft man entsprechend extrem billige Verkaufsoptionen. Irgendwann mal rentieren sie sich und damit hat man für Jahre seine Rendite sichergestellt. Diese Strategie dürfte aber da wir gerade in einer Krise sind und jetzt alle aufs Risiko hingewiesen worden sind für die nächsten Jahre nicht funktionieren: Die Optionen dürften zu teuer sein. (Hinweis: Dieser Strategie bin ich in den Büchern von Nassim Taleb begegnet). Bei genauerem Nachdenken setzt aber auch diese Strategie voraus, dass ich als Bank schlauer als der Markt bin (Der Preis für Optionen wird ja auch auf dem Markt gebildet, insofern drückt der Optionspreis vermutlich eine der besten Risikoeinschätzungen). Und will man das als Bank wirklich annehmen?

 

 

Noch schlimmer würde es bei Index-Fonds, die die Indexentwicklung nicht durch Kauf der entsprechenden Aktien replizieren, sondern irgendwelche Aktien kaufen und dann per Swap die Rendite des Index in den Fonds hereitauschen, wie DBX, Lyxor oder Comstage. Da müssen die Fondsgesellschaften Aktien kaufen und haben noch nicht einmal die Möglichkeit diese tollen alternativen Anlagen zu nehmen. Was da?

Da fiele mir allenfalls ein, dass die Deutsche Bank Aktien bei DBX kostengünstig parken könnte, die sie sonstwo im Konzernverbund übrig hat. Das sparte Handelskosten von Börsen. Aber das dürfte sehr wenig sein u

nd leicht durch das Risiko schlechter als der Markt zu sein aufgewogen werden. Weiterer Punkt wäre, wenn ein Kunde der Deutschen Bank sehr viele Aktien auf einmal loswerden möchte, das Risiko bestünde, dass kurzfristig der Aktienkurs sinken würde. Also würden sie bei DBX zwischengeparkt. Aber dieser Erklärungsansatz setzte wieder voraus, dass die Deutsche Bank/DBX den Preis besser kennt als der Markt, und das ist wie gesagt eine zweifelhafte Annahme. Zumindest könnte man sich fragen, ob das eine Annahme ist, deren Fehlschlagrisiko man auf die eigene Kappe nehmen will

 

 

Habt Ihr Ideen? Vielen Dank.

 

PS Leider oben ein wenig konfus.

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langzeitsparer

Gründe für KAG des ETF:

- Managmentgebühren

- geringer Aufwand durch Swap

 

Gründe für Swappartner:

- Swaps haben auch Gebühren

- Flexibilität

- Absicherung auf verschiedene Arten möglich, z.B. durch Gegenswap (Swap auf Dax und Swap auf Shortdax) oder Emmision von geeigneten Zertifikaten oder Optionen (-> 2x Einnahmen durch Gebühren)

 

Reicht das?

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Raccoon

Bei 08/15 Indexzertis auf Performance-Indizes, vor allem bei solchen ohne Spread, gibt es meist nichts zu verdienen und solche Produkte sind daher nur Lockangebote, aber bei Indexzertis auf Kursindizes behaelt der Emittent meist die Dividenden.

 

Swap-ETFs sind attraktiv aufgrund dem geringeren Trackingerror und weil dort meist keine ausschuettungsgleiche Ertraege anfallen, so dass man sich mit diesen Vorteilen von der Konkurrenz abheben kann. Verdienen tut die KAG an den Gebuehren.

 

Bei den meisten Produkten kommt dann noch der Spread dazu.

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Hannah

Vielen Dank für Eure Antworten. Indexzertis auf Kursindizes. Das wäre stimmig. Obwohl, wer so doof solch Zertfikate zu kaufen. Gut viele Privatanleger haben eh keine Ahnung und würden das auch kaufen. Hingegen bei den anderen Punkten bin ich nicht ganz überzeugt:

 

-fehlender Tracking-Error als Verkaufsargument: Für praktisch Privatkunden irrelevant, da die große Anzahl eh keine Ahnung haben was das ist. Gut, ETFs werden wohl va von institutionellen gehalten und die wissen was das ist. Für die aber ist auch Sicherheit wichtig. Gerade in jetziger Krise könnten die ein zusätzliches Kontrahentenrisiko doof finden. Vgl dazu auch die Diskussionen der Informierten hier im Forum: Ein erheblicher Anteil hält Swap-ETFs für Teufelszeug.

 

-ausschüttungsgleiche Erträge sind ein Argument für den Anleger, für den Fondsanbieter direkt ist das egal. Für institutionelle Anleger dürfte das auch weitgehend egal sein, da auch sie steuerlich auch privilegiert sind (zB Dachfonds, Lebensversicherungen usw.) (?). Für Privatanleger wäre das ein gutes Werbeargument, aber tatsächlich werben DBX, Lyxor, Comstage damit meines Wissens nicht. Gut vielleicht sind sie sich nicht sicher, ob das so bleibt und wollen hinterher nicht haften, also schreiben sie das Steuerargument nicht in ihre Broschüren, sondern erzählen ihre Mutmaßungen an Journalisten, die sie dann verbreiten und so mittelbar die Werbung machen.

 

 

-Spreads: das ist eine Verdienstquelle. Stimmt. Aber kommt die beim Börsenhandel wirklich den Fonds bzw. deren Marketmakern zugute (die sie dann an die Fonds zurückgeben bzw. deshalb weniger Gebühren von den Fonds wollen) oder kriegt die Gebühr nicht die Börse?

 

Selbst wenn Spreads Einnahmequelle der Fonds wären, müsste es verdammt viel Umschlag geben: Bei großen Standardfonds dürfte der Spread nur etwa 0,2% betragen. (gut bei kleinen Exoten vielleicht anders, da eher 1%)

 

Man vergleiche 0,2% mit folgendem Risiko: zB hatte DBX letztes Jahr nur Japanaktien für alle Fonds gehalten. Dass Japanaktien sich zB 5% schlechter entwickeln als europäische Aktienindizes ist gut möglich, nicht zuletzt weil bei Fremdwährungsanlagen die Wechselkurse eine Rolle spielen. Mit dem Risiko der Schlechterentwicklung muss man natürlich das Potential einer Überrendite verrechnen. Aber - siehe mein erstes Post - als Bank geht man vernünftigerweise nicht von davon aus, dass man in 50% der Fälle besser, in 50% der Fälle schlechter ist, sich das Risiko also neutralisiert. Besser geht man davon aus, dass man etwas häufiger schlechter abschneidet. Dazu kommen noch die eigenen Kosten für die aktive Auswahl der Aktien.

Und als Bank hat man immer das geringe Restrisiko eines katastrophalen Fehlers; zB im DBX-Fall: wegen eines Erdbebens in Tokio sind japanische Aktien leider auf 30% ihres Wertes gefallen. Das ist zwar sehr unwahrscheinlich, kann aber binnen 100 Jahren gut einmal passieren. Leider fehlt mir das mathematische know-how, aber allein für dies Extremrisiko müsste die Bank doch pro Jahr - was weiß ich - etwa 0,5% der Anlagesmme rückstellen. 0,5% sind aber bei den geringen Kosten von ETFs schon ein hoher Betrag. usw.

 

 

Nochmals Danke für eure Überlegungen.

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