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Lobster

Festzinsanleihen

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Hallo zusammen,

 

ich "arbeite" mich zur Zeit in das Thema Anleihen ein. Dazu habe ich mir den Link im Sticky sehr genau durchgelesen, leider sind dabei einige Fragen offen geblieben.

 

Bei Festzinsanleihen sind ja angeblich keine Kursschwankungen für die Rendite ausschlaggebend. Das würde ja heißen, dass leidglich die Kuponzahlungen die Rendite bestimmten. Demnach würde eine Festzinsanleihe mit einem 4% Kupon, die über 5 Jahre läuft, eine jährliche Rendite in Höhe von 4,33% (Zinseszinseffekt) abwerfen.

 

Wenn ich mir z.B. bei OnVista eine Übersicht ansehe, deckt das aber gar nicht meine Vermutung.

 

Dort gibt es z.B. Anleihen mit einem Kupon von 6,500% und einer Rendite von nur 3,93%. Wie kann bei einer Festzinsanleihe, denn die Rendite kleiner als der Kupon sein, wenn der Kurs keine Rolle spielt?

 

Ich danke euch vielmals für eure Hilfe!

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harryguenter

Nee, bei einer Festzinsanleihe setzt sich die Rendite aus Kupon und Kursgewinn zusammen. Der Kurs reagiert dabei auf die Änderung der Marktzinslage.

Festzinsanleihen werdne regelmäßig zu 100% zurückgezalht.

Beispiel:

Eine vor Jahren aufgelegte Anleihe hat einen 6% Kupon, die Restlaufzeit bis Fälligkeit beträgt genau 1 Jahr. Der marktübliche Zins für Anöeihen vergleichbaren Risikos sei 4%. Jetzt würde ja jeder gerne die 6% Anleihe statt einer 4%er kaufen wollen. Der Verkäufer weiß das aber auch. Deshalb reagiert der Kurs, so dass dieser aufgrund Angebot und Nachfrage bei 102% steht.

Kaufst Du diese Anleihe, so zahlst Du diese 102% an den Vorbesitzer. Nach einem Jahr erhälst Du 2% weniger Nennwert zurück (100% Rückzahlung) aber auch einen 6% Kupon. Untern Strich hast Du die 4% Marktrendite erzielt.

Wäre die Restlaufzeit 2 Jahre so stünde der aktuell bei 104% usw.

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Stephan09

Wo hast du gelesen, dass der Kurs keine Rolle spielt? Der Einkaufspreis ist ausschlaggebend für die Rendite: Man muss den Koupon durch den Kurs teilen, ist er unter 100 gibt es einen Renditeaufschlag, ist er über 100 gibt es einen Renditeabschlag. Und zwar in doppelter Weise.

1. bekommt man bei Fälligkeit immer 100 zurück, wenn man z.B. bei einem Kurs von 93 gekauft hat kriegt man zusätzlich zu den Kouponzahlungen noch 7% Rendite mehr, indem man 100% zurückgezahlt bekommt. Ebenso umgekehrt, wenn man zu einem Kurs zu über 100 gekauft hat.

2. Gibt es den besagten Renditeauf/abschlag bezogen auf den Kaufkurs. Bei dem Beispiel vom Kaufkurs 93% muss man den Koupun durch 0.93 teilen, womit man ein wenig mehr bekommt.

Allerdings darf man auch nicht die Stückzinsen vergessen, die auf den Kaufpreis noch einmal draufkommen und man dem vorherigen Inhaber zahlt.

Sprich die jährliche Auszahlung von z.B. 5% findet im Mai statt, wenn man aber die Anleihe im November erwirbt, muss man dem Verkäufer die 2,5% Zinsen bezahlen, auf die er durch seine halbjährige Haltezeit Anspruch hat.

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Lobster
· bearbeitet von Lobster

Vielen Dank schonmal für eure Antworten. Ich würde das gern mal anhand eines konkreten Beispiels betrachten:

BUNDESREP.DEUTSCHLAND ANL.V.1999(2009)

 

Letzte Zinszahlung: 04.07.2008

Fälligkeit: 04.07.2009

Kupon: 4,500%

Kurs: 101,40%

 

Tage seit letzter Zinszahlung: 189

Tage bis Fälligkeit: 171

 

 

Ich investiere 101,40 Euro.

 

Zur Fälligkeit bekomme ich 100 Euro. Dazu kommen:

4,5% von 100 = 4,50 Euro.

Das ich die Anleihe aber ja nur 171 von 360 Tagen halte, bekomme ich das nur anteilig.

4,50 Euro * 171 / 360 = 2,1375 Euro

 

Ich bekomme also 102,1375 Euro zurück zur Fälligkeit, macht eine Rendite von 102,1375 - 101,40 = 0,7375 Euro.

Das bedeutet bezogen auf 101,40 Euro eine Rendite von 0,727%.

 

Bei OnVista steht:

Rendite (nach ISMA) 1,44%

 

Was mache ich nur falsch?

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Delphin
· bearbeitet von Delphin
Vielen Dank schonmal für eure Antworten. Ich würde das gern mal anhand eines konkreten Beispiels betrachten:

BUNDESREP.DEUTSCHLAND ANL.V.1999(2009)

 

Letzte Zinszahlung: 04.07.2008

Fälligkeit: 04.07.2009

Kupon: 4,500%

Kurs: 101,40%

 

Tage seit letzter Zinszahlung: 189

Tage bis Fälligkeit: 171

 

 

Ich investiere 101,40 Euro.

 

Zur Fälligkeit bekomme ich 100 Euro. Dazu kommen:

4,5% von 100 = 4,50 Euro.

Das ich die Anleihe aber ja nur 171 von 360 Tagen halte, bekomme ich das nur anteilig.

4,50 Euro * 171 / 360 = 2,1375 Euro

 

Ich bekomme also 102,1375 Euro zurück zur Fälligkeit, macht eine Rendite von 102,1375 - 101,40 = 0,7375 Euro.

Das bedeutet bezogen auf 101,40 Euro eine Rendite von 0,727%.

 

Bei OnVista steht:

Rendite (nach ISMA) 1,44%

 

Was mache ich nur falsch?

Nur das mit den Stückzinsen.

 

Beim Kauf zahlst du 101,40€ plus 189/365 * 4,5€ = 2,33€, also 103,73€.

Am Ende bkeommst du: 104,50€ zurück.

 

104,50/103,73 = 1,00722, also 0,722% in etwa einem halben Jahr. Macht ein Jahresrendite von

 

1,00722^(2)-1 = 0,0144 = 1,44% p.a. :thumbsup:

 

(Die genau Anzahl der Stückzinstage müsste ich nochmal überprüfen).

 

EDIT: OK. Die Zahl der Zinstage seit der letzten Zinszahlung sind 195, Bundesanleihen rechnen nach der act/act-Methode, also mit der tatsächlichen Anzahl von Kalendertagen. Macht natürlich keinen riesigen Unterschied. ;)

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Lobster
Nur das mit den Stückzinsen.

 

Beim Kauf zahlst du 101,40 plus 189/365 * 4,5 = 2,33, also 103,73.

Am Ende bkeommst du: 104,50 zurück.

 

104,50/103,73 = 1,00722, also 0,722% in etwa einem hablen Jahr. Macht ein Jahresrendite von

 

1,00722^(2)-1 = 0,0144 = 1,44% p.a. :thumbsup:

 

(Die genau Anzahl der Stückzinstage müsste ich nochmal überprüfen).

Dann war ich ja doch gar nicht so schlecht dabei... ich verstehe: Ich bekomme also schon den ganzen Kupon ausgezahlt, muss aber beim Kauf die Stückzinsen zahlen. Damit sollte ich die Berehcnung jetzt verstanden haben.

 

Zwei Fragen noch dazu:

1) Wie groß ist denn in etwas der Anteil der festverzinslichen Anleihen in Bezug auf alle Anleihen?

2) Ist mein einziges Risiko, dass der Emittent nicht in der Lageist meine Anleihe zurück zu zahlen?

 

 

EDIT: OK. Die Zahl der Zinstage seit der letzten Zinszahlung sind 195, Bundesanleihen rechnen nach der act/act-Methode, also mit der tatsächlichen Anzahl von Kalendertagen. Macht natürlich keinen riesigen Unterschied. ;)

Ah, ok, ich hatte 30/360 zu Grunde gelegt.

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harryguenter
1) Wie groß ist denn in etwas der Anteil der festverzinslichen Anleihen in Bezug auf alle Anleihen?

2) Ist mein einziges Risiko, dass der Emittent nicht in der Lageist meine Anleihe zurück zu zahlen?

zu 1. ich weiß den Anteil nicht, aber es gibt eine riesige Auswahl an festverzinsten Anleihen. Ich würde auch sagen es ist die Mehrheit der Anleihen.

zu 2. Du trägst das Risiko eines "Kreditereignisses". Dazu gehören: Insolvenz, keine oder verspätete Rückzahlung, keine oder verspätete Zinszahlungen, Umstrukturierung der Schulden und ein entsprechendes Abfindsungsangebot (s. derzeit Argentinienanleihen) welches bei nichtannahme i.d.R. zu vorherstehenden Punkten führt. Desweiteren kann eine Ablehnung der Verbindlichkeiten (de jure oder de facto - hier scheinen Venezuela und Argentinien gerade dran zu sein) sowie vorzeitige Fälligkeit oder Ausfall der Verbindlichkeit durch einen Umstand der nicht in der Verbindlichkeit selbst begründet ist (kenn grad kein Beispiel).

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Lobster

Mir ist klar, dass einem keiner eine Garantie geben kann, dass ein von dir geschilderter Fall nicht eintritt, aber wie verlässlich ist denn das S&P Rating... Wenn ich da nur Anleihen in Betracht ziehe mit A aufwärts, sollte das doch ziemlich sicher sein oder kann man sogar niedriger ansetzen?

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vanity
· bearbeitet von vanity
Mir ist klar, dass einem keiner eine Garantie geben kann, dass ein von dir geschilderter Fall nicht eintritt, aber wie verlässlich ist denn das S&P Rating... Wenn ich da nur Anleihen in Betracht ziehe mit A aufwärts, sollte das doch ziemlich sicher sein oder kann man sogar niedriger ansetzen?

Von AAA bis BBB+ wird als Investmentrating bezeichnet, alles drunter als spekulativ. Die Ratings sind allerdings in letzter Zeit auch etwas ins Gerede gekommen, nicht zuletzt deshalb. weil sie teilweise nur zögerlich angepasst werden und daher dem Markt hinterherlaufen.

 

Unter A-Rating laufen z. B. Firmen wie VW, BMW, E.ON, DEUBA. Ziemlich sicher ist da vielleicht schon etwas zuviel gesagt. Island hatte zum Zeitpunkt des Crashs ein A-Rating (mittlerweile BBB). Selbst mit AAA-Rating gibt es Firmen, bei denen vom Markt ein ordentliches Risiko eingepreist wird (z. B. GE). Als (fast) ganz sicher gelten eigentlich nur Staatsanleihen von besten Emittenten (BRD, Frankreich, USA), das sind genau die, die zurzeit jämmerliche Renditen abwerfen.

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Lobster

Ja, statt Staatsanleihen bietet sich dann wohl eher Festgeld zur Zeit an, wenn man eine sehr sichere Anlageform sucht...

 

Wie ist es mit den Moody's Ratings? Ich gehe mal davon aus, dass es ähnlich wie bei S&P ist:: auch sie hängen den aktuellen Entwicklungen nach?

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vanity
Ja, statt Staatsanleihen bietet sich dann wohl eher Festgeld zur Zeit an, wenn man eine sehr sichere Anlageform sucht...

 

Hängt davon ab, was du willst. Mit Festgeld bist du halt wirklich fest gebunden (bis Ende Laufzeit), Anleihen könntest du auch vor Fälligkeit verkaufen (eventuell aber mit Verlust). Alternative zu Staatsanleihen sind bezüglich der Sicherheit (nicht aber der Verkaufbarkeit ) immer noch deutsche Pfandbriefe und Agencies.

 

Wie ist es mit den Moody's Ratings? Ich gehe mal davon aus, dass es ähnlich wie bei S&P ist:: auch sie hängen den aktuellen Entwicklungen nach?

 

Ja!

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harryguenter
Von AAA bis BBB+ wird als Investmentrating bezeichnet, alles drunter als spekulativ. Die Ratings sind allerdings in letzter Zeit auch etwas ins Gerede gekommen, nicht zuletzt deshalb. weil sie teilweise nur zögerlich angepasst werden und daher dem Markt hinterherlaufen.
Nicht nur zuletzt ins Gerede gekommen. Das ist schon jahrelang so. Schließlich können auch die Ratingagenturen nicht in die Zukunft schauen und Marktentwicklungen und daraus auftretende Folgen (wie eine Hypothekenkrise) vorhersagen. Dazu kommen die Abhängigkeiten von den bewerteten Firmen, die zugleich auch Kunden der Ratingagenturen sind und Umsatz machen.

Mein Fazit: Auf ratings kann man sich nicht verlassen - es gibt auch keine gute oder wenier gute Ratingagentur.

Beispiele: Lehman Brothers war nicht allzulange vor dem Zusammenbruch noch gut geratet. Als es dann abwärts ging war für Anleger (gerade in Anleihen im Bestand) eh schon zu spät. Die Rückstufung der USA Autohersteller auf CCC erfolgte erst im September 2008. Schon davor ha t GM jahrelang 1 Mrd. EUR jeden Monat verbrannt. Das wäre für mich kein B Rating mehr wert gewesen.

Nein, ich glaube das Risiko wirst Du mit dem nachschauen von Ratings vor einem Kauf nicht ausschalten können. Einer der Gründe warum ich Unternehmensanleihen nicht einsetze. Staaten scheinen mir da verlässlicher, sofern sie ein stabiles politisches System haben und eine gewisse Wirtschaftskraft gemessen an dem Schuldenstand. Solche Anleihen werfen aber eben auch nicht die höchsten Renditen ab.

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Delphin
Dann war ich ja doch gar nicht so schlecht dabei... ich verstehe: Ich bekomme also schon den ganzen Kupon ausgezahlt, muss aber beim Kauf die Stückzinsen zahlen.

Ja, genau so ist es. Eine Konvention halt, ist einfacher - der Emittent zahlt halt immer den ganzen Kupon an denjeniger der das "Papier" gerade hat. Dass man die Papiere am Zweitmarkt gebraucht weiterverkauft, ist ja sozusagen dein Privatvergnügen, da ist es am enfachsten, wenn man gleich beim Verkauf das mit den Stückzinsen auch klar macht, dann ist das Geschäft komlett. :thumbsup:

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Raccoon
zu 1. ich weiß den Anteil nicht, aber es gibt eine riesige Auswahl an festverzinsten Anleihen. Ich würde auch sagen es ist die Mehrheit der Anleihen.

zu 2. Du trägst das Risiko eines "Kreditereignisses". Dazu gehören: Insolvenz, keine oder verspätete Rückzahlung, keine oder verspätete Zinszahlungen, Umstrukturierung der Schulden und ein entsprechendes Abfindsungsangebot (s. derzeit Argentinienanleihen) welches bei nichtannahme i.d.R. zu vorherstehenden Punkten führt. Desweiteren kann eine Ablehnung der Verbindlichkeiten (de jure oder de facto - hier scheinen Venezuela und Argentinien gerade dran zu sein) sowie vorzeitige Fälligkeit oder Ausfall der Verbindlichkeit durch einen Umstand der nicht in der Verbindlichkeit selbst begründet ist (kenn grad kein Beispiel).

Zur Ergaenzung: Bei strukturierten Anleihen (COBOLD u.ae.) kommt noch das Risiko des Underlyings hinzu. Bei Anleihen mit unbegrenzter Laufzeit (meist nachrangige) kann es auch vorkommen, dass diese nicht zum ersten moeglich Kuendigungstermin gekuendigt wird. Letzteres ist vor kurzem bei einer Anleihe der Dt. Bank so geschehen.

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Lobster
Hängt davon ab, was du willst. Mit Festgeld bist du halt wirklich fest gebunden (bis Ende Laufzeit), Anleihen könntest du auch vor Fälligkeit verkaufen (eventuell aber mit Verlust). Alternative zu Staatsanleihen sind bezüglich der Sicherheit (nicht aber der Verkaufbarkeit ) immer noch deutsche Pfandbriefe und Agencies.

 

Verkaufen kann ich sie aber doch nur dann, wenn ich auch einen Käufer finde, oder? Ansonsten habe ich ja auch keinen, der mit die Stückzinsen zahlt...

 

Wenn das Papier kurz vor Fälligkeit auf über 100% steht, macht es doch im Prinzip immer Sinn, vorzeittig zu verkaufen, da ich ja sonst nur 100% bei Fälligkeit bekomme, oder? Ist das steuerlich irrelevant, ob ich die Anleihe bis zur Fälligkeit halte oder vorher verkaufe?

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Sapine

Bei den gängigen Staatsanleihen gibt es einen liquiden Handel, so dass ein Verkauf in der Regel kein Problem ist.

 

Bei einem Verkauf kurz vor Fälligkeit musst Du bedenken, dass bei einem Verkauf Spesen anfallen, bei der Einlösung hingegen nicht. Zudem bekommst Du den Nennwert plus Kupon zurück, beim vorzeitigen Verkauf nur den Kurs zuzüglich anteiliger Stückzinsen.

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harryguenter
· bearbeitet von harryguenter
Ist das steuerlich irrelevant, ob ich die Anleihe bis zur Fälligkeit halte oder vorher verkaufe?
Mittlerweile ja.

 

Wenn das Papier kurz vor Fälligkeit auf über 100% steht, macht es doch im Prinzip immer Sinn, vorzeittig zu verkaufen, da ich ja sonst nur 100% bei Fälligkeit bekomme, oder?
Nein, so stimmt das nicht. Du solltest nochmal über den Kurs als Regulator für Koupon und den Marktzins nachdenken. Derzeit ist es regelmäßig so, dass (zumindest Staatsanleihen) aufgrund der gefallenen Zinssätze Kurse von weit über 100% haben. Wenn Du diese heute kaufst, werden die schrittweise bis zur Fälligkeit sinken und dabei immer über 100% bleiben sofern der Marktzins sich nicht ändert.

Richtiger wäre: Aufgrund von Zinssenkungen kann es zu steigenden Kursen bei Anleihen kommen, welches zu einem ausserplanmäßigen Gewinn führen kann.

Beispiel:

Du kaufst eine 4%er Anleihe mit 2 Jahren Restlaufzeit bei einem Markzins von 5% zum Kurs von 98%. Ein Jahr später ist das Marktzinsniveau auf 3% gesunken. Damit Deine Anleihe das wiederspiegelt muß der Kurs auf 101% steigen. Nur wenn Du jetzt verkaufst erhälst Du für dieses Jahr 3% Kurssteigerung + 4% Koupon = 7% während im gleichen Zeitraum der Marktzins von 5 auf 3% runterging.

Bitte beachte, dass Du bei umgekehrter Marktzinsentwicklung aber auch Kursverluste hinnimmst!

 

Aber ich kann Dich beruhigen: Zumindest bei Staatsanleihen wird ein Kurssteigerungsszenario für eine längere Zeit nicht mehr vorkommen, da die Rendite der Staatsanleihen gerade im Keller sind. Hier besteht eher die Gefahr von Kursverlusten wenn Du vor Laufzeitende verkaufst.

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Lobster
Bei den gängigen Staatsanleihen gibt es einen liquiden Handel, so dass ein Verkauf in der Regel kein Problem ist.

 

Bei einem Verkauf kurz vor Fälligkeit musst Du bedenken, dass bei einem Verkauf Spesen anfallen, bei der Einlösung hingegen nicht. Zudem bekommst Du den Nennwert plus Kupon zurück, beim vorzeitigen Verkauf nur den Kurs zuzüglich anteiliger Stückzinsen.

Ok, die Spesen habe ich nicht bedacht... dass ich nur die Stückzinsen bekomme, ist klar. aber wenn die Anleihe bei 104% steht und ich sie wenige Tage vor Fölligkeit verkaufe, bekomme ich ja dennoch fast die komplette Couponzahlung in Form der Stückzinsen. Auf grund der Spesen rechnet sich das aber wahrscheinlich nur oder vor allem bei einem hohen Anlagebetrag.

 

Und wie ist es bei Unternehmensanleihen? Kann ich irgendwo ablesen, ob ich die Anleihen "einfach" wieder veräußern kann?

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Lobster
· bearbeitet von Lobster
Nein, so stimmt das nicht. Du solltest nochmal über den Kurs als Regulator für Koupon und den Marktzins nachdenken. Derzeit ist es regelmäßig so, dass (zumindest Staatsanleihen) aufgrund der gefallenen Zinssätze Kurse von weit über 100% haben. Wenn Du diese heute kaufst, werden die schrittweise bis zur Fälligkeit sinken und dabei immer über 100% bleiben sofern der Marktzins sich nicht ändert.

Richtiger wäre: Aufgrund von Zinssenkungen kann es zu steigenden Kursen bei Anleihen kommen, welches zu einem ausserplanmäßigen Gewinn führen kann.

Beispiel:

Du kaufst eine 4%er Anleihe mit 2 Jahren Restlaufzeit bei einem Markzins von 5% zum Kurs von 98%. Ein Jahr später ist das Marktzinsniveau auf 3% gesunken. Damit Deine Anleihe das wiederspiegelt muß der Kurs auf 101% steigen. Nur wenn Du jetzt verkaufst erhälst Du für dieses Jahr 3% Kurssteigerung + 4% Koupon = 7% währen dim gleichen Zeitreaum der Marktzins von 5 auf 3% runterging.

Bitte beachte, dass Du bei umgekehrter Marktzinsentwicklung aber auch Kursverluste hinnimmst!

 

Dass ich auch Kursverluste haben kann, ist klar, wenn ich zu einem schlechten Kurs verkaufe. Aber falls das Marktzinsniveau ansteigt und meine Anleihe im Kurs sinkt, kann ich sie ja einfach bis zur Fälligkeit halten, dann spielt das MArktzinsniveau für mich ja keine Rolle. Für den Fall dass das Marktzinsniveau sinkt und der Kurs meiner Anleihe steigt, ist ggf. ein Verkauf interessant.

 

Das bedeutet im Endeffekt ja, dass man von den ständigen Zinssenkungen als Anleiheninahber stark profitiert, da die Anleihenkurse nach oben gehen. Im Sinne einer Diversifikation ergänzen sie demzufolge doch gut Aktien oder Fonds, oder?

 

Vielen Dank nochmal, dass ihr mir hier so super helft. Ich hoffe immer, dass meien Fragen auch anderen Anfängern helfen und nicht nur für mich interessant sind.

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Delphin
Das bedeutet im Endeffekt ja, dass man von den ständigen Zinssenkungen als Anleiheninahber stark profitiert, da die Anleihenkurse nach oben gehen.

Aber hallo, was meinst das warum das letzte Jahr so bombastisch war für die "langweiligen" Bundesanleihen. Klar heute schimfpft wieder jeder, weil die Renditen, die man im Moment bekommt eben historisch niedrig sind. Letztes Jahr hat man geschimpft, weil die Renditen der Vorjahre so niedrig waren - kommt halt auch immer darauf an worauf man schaut.

 

Du bist aber dabei den entscheidenden Punkt zu verstehen: wenn die Renditen sinken (also die Kurse raufgehen), dann ist das gut für Besitzer von Anleihen (Wenn sie verkaufen wollen jedenfalls), aber schlecht für diejenigen, die noch Kaufen wollen - und umgekehrt. Man kann also nicht sagen, dass durch die sinkenden Renditen Staatsanleihen uninteressant werden, nur der Kauf wird unattraktiver. Wer im Moment Staatsanleihen besitzt, die er z.B. im letzten Frühsommer gekauft hat, steht super da.

 

Bei Aktien ist das genauso. Fallende Preise sind gut für die, die kaufen wollen, und schlecht für die die verkaufen wollen. - Immer dasselbe.

 

Im Sinne einer Diversifikation ergänzen sie demzufolge doch gut Aktien oder Fonds, oder?

Ja absolut. Das ist ja der Grund, warum die übliche Vermögensaufteilung immer erstmal aus Aktien + Staatsanleihen besteht. (Als Privatanleger brauchts in vielen Fällen auch eh nicht mehr als das.)

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Raccoon
Ok, die Spesen habe ich nicht bedacht... dass ich nur die Stückzinsen bekomme, ist klar. aber wenn die Anleihe bei 104% steht und ich sie wenige Tage vor Fölligkeit verkaufe, bekomme ich ja dennoch fast die komplette Couponzahlung in Form der Stückzinsen. Auf grund der Spesen rechnet sich das aber wahrscheinlich nur oder vor allem bei einem hohen Anlagebetrag.

Es wurde doch schon gesagt, dass sich der Kurs zum Laufzeitende dem Nennwert (100%) annaehert, d.h. kaum eine Anleihe wird kurz vorher noch bei 104% stehen; und falls doch, viel Glueck damit, einen Kaeufer zu finden, der freiwillig 4% Verlust machen will.

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vanity
· bearbeitet von vanity
Es wurde doch schon gesagt, dass sich der Kurs zum Laufzeitende dem Nennwert (100%) annaehert, d.h. kaum eine Anleihe wird kurz vorher noch bei 104% stehen; und falls doch, viel Glueck damit, einen Kaeufer zu finden, der freiwillig 4% Verlust machen will.

@lobster: Sehr schön hier zu sehen (Bundesanleihen nach Laufzeiten sortiert, Quelle: Börse Stuttgart, Anleihen-Finder):

 

113717 3,750% Bundesrepublik Deutschla... 13.03.2009 1,47 100,33 G EUR AAA Bond-X

114144 3,250% Bundesrepublik Deutschla... 17.04.2009 1,40 100,44 G EUR AAA Bond-X

113718 4,500% Bundesrepublik Deutschla... 12.06.2009 1,38 101,21 G EUR AAA Bond-X

113512 4,500% Bundesrepublik Deutschla... 04.07.2009 1,40 101,39 G EUR AAA Bond-X

113511 4,000% Bundesrepublik Deutschla... 04.07.2009 1,05 101,33 G EUR AAA Bond-X

113719 4,000% Bundesrepublik Deutschla... 11.09.2009 1,39 101,65 G EUR AAA Bond-X

114145 3,500% Bundesrepublik Deutschla... 09.10.2009 1,36 101,52 G EUR AAA Bond-X

113720 4,000% Bundesrepublik Deutschla... 11.12.2009 1,38 102,30 G EUR AAA Bond-X

113513 5,375% Bundesrepublik Deutschla... 04.01.2010 1,39 103,76 G EUR AAA Bond-X

113721 3,000% Bundesrepublik Deutschla... 12.03.2010 1,40 101,80 G EUR AAA Bond-X

114146 3,250% Bundesrepublik Deutschla... 09.04.2010 1,38 102,24 G EUR AAA Bond-X

113722 4,750% Bundesrepublik Deutschla... 11.06.2010 1,48 104,46 G EUR AAA Bond-X

113515 5,250% Bundesrepublik Deutschla... 04.07.2010 1,47 105,39 G EUR AAA Bond-X

113723 4,000% Bundesrepublik Deutschla... 10.09.2010 1,49 104,02 G EUR AAA Bond-X

114147 2,500% Bundesrepublik Deutschla... 08.10.2010 1,50 101,68 G EUR AAA Bond-X

113724 2,250% Bundesrepublik Deutschla... 10.12.2010 1,53 101,32 G EUR AAA Bond-X

113516 5,250% Bundesrepublik Deutschla... 04.01.2011 1,55 107,08 G EUR AAA Bond-X

114148 3,500% Bundesrepublik Deutschla... 08.04.2011 1,56 104,19 G EUR AAA Bond-X

113518 5,000% Bundesrepublik Deutschla... 04.07.2011 1,59 108,15 G EUR AAA Bond-X

114149 3,500% Bundesrepublik Deutschla... 14.10.2011 1,63 104,95 G EUR AAA Bond-X

113519 5,000% Bundesrepublik Deutschla... 04.01.2012 1,85 108,97 G EUR AAA Bond-X

114150 4,000% Bundesrepublik Deutschla... 13.04.2012 1,92 106,44 G EUR AAA Bond-X

113520 5,000% Bundesrepublik Deutschla... 04.07.2012 2,02 109,85 G EUR AAA Bond-X

114151 4,250% Bundesrepublik Deutschla... 12.10.2012 2,01 107,97 G EUR AAA Bond-X

113521 4,500% Bundesrepublik Deutschla... 04.01.2013 2,10 109,00 G EUR AAA Bond-X

....

Gut zu erkennen auch das Zusammenspiel zwischen Nominalzinssatz, Laufzeit, Rendite und Kurs.

Eine vollständige Auflistung tagesaktuell gibt's hier: Bundesfinanzagentur: Laufzeiten & Renditen

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Lobster

Ok, danke für den Hinweis! Ich denke, dass ich da durch eure Hilfe zumindest ein Grundwissen aufbeaut habe... ich baue mir mal ein kleines Muster-Bondsdepot auf... und mal schauen, wie das so läuft. Berücksichtigen diese Misterdepots denn eigentlich auch Kuponzahlungen, Stückzinsen etc.?

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vanity

Ich stelle es in diesen Thread, weil er von den halbwegs aktuellen thematisch noch am besten passt:

 

Erfreuliche Nachricht von der Börse Stuttgart: Der ohnehin sehr verlässliche Renditerechner, der sicher von dem einen oder anderen hier benutzt wird, beherrscht jetzt auch die Abgeltungssteuer (bis zuletzt hat er noch bei der Nachsteuerrendite die Kursgewinne steuerfrei gestellt). Voreinstellt ist als Steuersatz 25%, wer auch SolZ zahlt (ist im Ländle wohl nicht bekannt ;)), sollte den Wert anpassen.

 

Der Effekt, dass gezahlte Stückzinsen die Rendite geringfügig negativ beeinflussen, ist wie bisher berückichtigt. Auch der mit der AbgSt neu auftretende Effekt, dass bei gleicher Bruttorendite Papiere mit niedrigerem Kupon nach Steuern eine höhere Rendite aufweisen (mit Kupondifferenz und Laufzeit steigend, tw. nicht unerheblich), ist umgesetzt.

 

Dass bei exakt 10% Rendite 0% ausgewiesen werden, lässt sich verschmerzen. In derart risikoreiche Anleihen investieren wir sowieso nicht. :D

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