Bärenbulle November 23, 2008 · bearbeitet Mai 27, 2009 von Bärenbulle Was sind die wichtigsten Indikatoren der Risiken in dieser Krise und wie lassen sich daraus Trendwenden erkennen? Was sind die Lehren aus vergangenen Krisen? Wie haben sich diese Indikatoren damals verhalten? Die Wirtschaftsweisen prognostizieren ein Ende der Krise im 2 HJ 2009. Liegen sie richtig? Wann ist der Tiefpunkt erreicht? Wann kann man in den Aktienmarkt einsteigen? Welche Risiken drohen und welchen Verlauf nehmen die zugehörigen Risikoindikatoren? Mit Eurem geballten Wissen lassen sich die wichtigsten Risikoindikatoren auswählen und monitoren. Vielleicht schaffen wir es so gemeinsam die Vorzeichen einer "Kernschmelze" der Weltwirtschaft oder auch eine Trendwende zum Besseren etwas eher als der Markt zu erkennen. Aus meiner Sicht sind folgende Indikatoren aussagekräftig (Update April 2009): Indikatoren für Kernschmelze oder Erholung der Märkte (Inhaltsverz.) - Grafik und Erklärung weiter unten: A. Indikatoren Bank & Finanzkrise A1) Interbankenverkehr und Kreditvergabe 1a) Interbankenverkehr EURO: Differenz zwischen EURIBOR und 3-Monats EONIA-Swap <70 Basispunkte) zusammen mit der Höhe der EZB Einlagenfazilität 1b) Interbankenverkehr USD: TED Spread und ggf. Höhe der Excess Reserves of Depository Institutions bei der FED (Pendent der EZB-Einlagenfazilität) A2) Entwicklung Hauspreise USA - A3) CDS Volumen (Volumen des Marketes für Kreditausfallversicherungen) und Indicatoren für die Kreditkartenkrise (Indicator?)B. Indikatoren Realwirtschaft B1) Fundamentalbewertungen an denen eine Trendwende in vergangene Krisen erfolgt: B1.1) Aktienmarkt Kurs/Buchwert-Verhältnis B1.2) KGV (10 jährig gleitend) B1.3) Kurs/Umsatz-Verhältnis B2) Rohstoffpreise (insbes. Ölpreis) B3) Geeignete Branchenentwicklungen als vorlaufende Indikatoren für eine Erholung (vor allem der Baltic Dry Index) B4) Frühindikatoren für eine Erholung (Composite Index, ECRI, Early Bird, IFO, Richmond Fed Mfg. Survey) 5x C. Technische, kurzfristige Signale C1) Trin/Arms-Index C2) VIX C3) Momentum/Trendfolge-Indicatoren C4) COTS-Daten Legende: = Risiko ist gering/verbessert sich; = Risiko ist hoch/verschlechtert sich; = neutral = ? In der Folge werden die Risikoindikatoren/-Diagramme erläutert. A) Indikatoren Bank & Finanzkrise A1) Interbankenverkehr (Differenz zwischen 3-Monats-EURIBOR und 3-Monats-EONIA-Swap< 70 Basispunkte) Woran läßt sich erkennen, ob der Interbankenverkehr wieder läuft? Das Versiegen des Interbankenverkehrs war der Indikator, der die Krise dramatisch verschärfte. Die Differenz zwischen den Interbanksätzen für Termingeld, hier 3-Monats-EURIBOR, und den Sätzen für sogenannte Overnight-Index-Swaps mit entsprechender Laufzeit, hier 3-Monats-EONIASwap, kann als Gradmesser für das Vertrauen der Banken untereinander interpretiert werden. Der 3- Monats-EURIBOR ist der Zinssatz, zu dem sich Kreditinstitute im Euroraum gegenseitig für 3 Monate Geld leihen. Dagegen ist der 3-Monats-EONIASwap ein Geschäft zur Absicherung gegen Risiken aus Zinsänderungen. Dabei werden zwischen den Kontraktparteien nur Zinsdifferenzen getauscht, wobei fast keine Liquidität fließt. Der Abstand zwischen den beiden Sätzen symbolisiert folglich das drchschnittliche Ausfallrisiko, dass die Marktteilnehmer im sogenannten Interbankengeldmarkt den Kreditinstituten zuordnen. Dieser Geldmarktspread zeigte in der Vergangenheit über einen langen Zeitraum hinweg einen sehr stabilen Verlauf. Der durchschnittliche Spread lag im Zeitraum von Anfang 1999 bis Ausbruch der Finanzmarktkrise bei 6,6 Basispunkten. Nach Lehman hat der Spread etwa 170 Basispunkte betragen. Die Politik hat daraufhin reagiert. Normalität sollte bei einem Abstand von ca. 50-70 Basispunkten einkehren (Experten gehen davon aus das eine Annäherung auf 10 Basispunkte wie vor der Krise erstmal nicht zu erwarten ist). Fazit: Bisher ist eine signifikante Besserung erkennbar (z.B. hat sich die EZB-Einlagenfazilität auf 20 MRd reduziert von über 170 zu Hochzeiten der Krise, als der Thraed hier gestartet wurde). Aber normalisiert hat sich der Interbankenverkehr noch nicht. Der TED-Spreads beträgt immer noch ca. 100 Basispunkte (allerdings von vormals bis über 300 Basispunkte). Allerdings hat der Spread zwischen 3 Monats Euribor und Enonia-Swap seit dem 14.4.09 die magische Grenze von 70 Basispunkten unterschritten. Also (deutlicher Trend zur Besserung, vor allem in Europa, aber noch keine finale Entwarnung). Aktuelle Daten zum 3-Monats-EONIA-Swap: http://www.eoniaswap.org/Content/Default.asp? (s. Historical data) Aktuelle Daten Euribor hier: http://www.ariva.de/chart/index.m?secu=333...id=1&t=year Artikel dazu hier: http://www.faz.net/s/Rub645F7F43865344D198...n~Scontent.html (Aussagen aber eher umstritten) Für den US-Dollar läßt sich als ähnlicher Indicator der Ted Spread verwenden (siehe auch https://www.wertpapier-forum.de/index.php?s...st&p=398852). Außerdem ist die Höhe der EZB Einlagenfazilität noch ein guter Indicator für einen funktionierenden Interbankenverkehr. Solange die Banken in der Einlagenfazilität Milliarden über Nacht parken, kann der Interbankenverkehr nicht normal funktionieren. Links: http://www.ecb.int/mopo/implement/sf/html/index.en.html#data http://sdw.ecb.europa.eu/quickview.do?SERI...2.C.L022.U2.EUR Das Penant zur EZB-Einlagefazilität (Excess Reserves of Depository Institutions) findet man hier: http://research.stlouisfed.org/fred2/series/EXCRESNS -> Hier ist noch keine Entspannung erkennbar. A2) Entwicklung Hauspreise (USA: S&P/Case-Shiller Home Price Indices) Am Case Shiller Index läßt sich erkennen, wie weit die Luft aus der Hauspreisblase entwichen ist und die Übertragung der Risiken über die verhängnisvolle Kette ABS (Asset-Backed Securities -> CDOs/CDS (Colateralized Debt Obligations/Callateralized Debt Securities) sich in die Bankbilanzen überträgt. Ein starkes Sinken der Preise bringt Druck auf diese Kette. Ausserdem wird das Consumverhalten der Amerikaner negativ beeinflusst. Würde der Abwärtstrend gestoppt bzw. würden die Preise gar wieder steigen, so wäre dies ein Indicator für eine deutliche Reduktion der Risiken. Allerdings erfolgt die Veröffentlichung von Hauspreisen leider generell immer mit 2-3 Monaten Verzögerung. Die Entwicklung der Hauspreise findet man z.B. hier: Quelle: http://investmenttools.com/median_and_aver...d_in_the_us.htm Ein gute Quelle findet sich auch hier: http://www.ofheo.gov/newsroom.aspx?q1=1&q2=1 bzw. http://www.ofheo.gov/newsroom.aspx?ID=501&q1=0&q2=0. Hier scheint sich eine Bodenbildung zu vollziehen. Aktuelle Daten Case Shiller Index hier: http://www2.standardandpoors.com/portal/si...,0,0,0,0,0.html Leider gibt es keine Grafik mit stets aktuellen Daten. Ein Anziehen der Construction Spendings von Residentials soll ebenfalls ein guter Frühindicator sein. Quelle: http://www.census.gov/const/www/c30index.html Fazit: Eine klare Trendwende ist noch nicht sicher, obwohl einige Häuserpreise eine Bodenbildung erkennen lassen. A3. CDOs/ABS und CDS Volumen (Volumen des Marketes für Kreditausfallversicherungen), Kreditkartenkrise, toxische Papiere Verlässliche Indikatoren für diese Themen konnten bisher nicht identifiziert werden. Der anstehende Bankenstresstest der USA wird ggf. nochmals wichtige Erkenntnisse bringen. Trotzdem nochmal der ursprüngliche Text zur Erinnerung: Deleveraging heißt das Zauberwort mit der die zweite und noch viel gigantischere Blase langsam auf die Normalität zurückgeführt werden soll. Von 2004 an stieg der Markt für Kreditausfallversicherungen (CDS) von 6,3 Billionen auf unglaubliche 57,3 Billionen $ (Anfang 2008). Wie die Entwicklung in letzter Zeit ist weiß ich aber nicht. Wo bekommt man die Daten einigermassen aktuell her? Vor allem Hedgefonds standen am Ende der verhängnisvollen Nahrungskette: Ramschhypotheken/ABS (Asset-Backed Securities -> CDOs/CDS (Colateralized Debt Obligations/Callateralized Debt Securities) und haben sich massenhaft die kontaminierten CDS-Happen einverleibt. Nun muss ge-deleveraged werden "bis die Schwarte kracht". Deleveragen bedeutet vor allem, dass Banken weniger Kredit geben. Den Hedgefond fehlt aufgrund Liquidität da die Banken die Kreditvergabe drosseln. Mit mangelnder Fremdfinanzierung brechen die Renditen der Fonds ein, die Anleger ziehen Geld ab. Die Folge ist, dass Hedge-Fonds überstürzt liquide Anlagepositionen am Markt auflösen müssen. Das erklärt die hohe Geschwindigkeit, mit der die Preise an den Finanzmärkten derzeit in die Knie gehen. Kann man das direkt messen? B. Indikatoren Realwirtschaft B1. Aktienmarkt - Indikatoren, die eine Trendwende in vergangenen Börsencrachs angezeigt haben Quelle für aktuelle KGV, KBV, KUV eines Weltportfolios gemäß Dow Jones STOXX Global 1800: http://www.stoxx.com/indices/factsheets/global.html Historische KPIs DJIA: http://www.investmenttools.com/equities/fu...__from_1926.htm Im den folgenden Abschnitten wird gezeigt welche KGVs, KUVs, KBVs die Aktien am Tiefpunkt der Krise in 1929 und in den anderen Krisen hatten und wie die Fundamentalbewertung der Aktienmärkte ausschaut: B1.1 Kurs/Gewinn-Verhältnis Zur Fundamentalbewertung eignet sich ein 10-jähriger gleitender KGV-Durchschnitt, wie ihn Shiller verwendet. Historische Entwicklung: Ganz so einfach ist das aber nicht. Man muss noch das aktuelle Zinsniveau berücksichtigen. Dies ist über das FED-Modell möglich. Mehr dazu hier: https://www.wertpapier-forum.de/index.php?s...st&p=409205 Fazit: Gemessen an den Zinsen sind die Aktienmärkt derzeit extrem unterbewertet. B1.3 Kurs/Umsatz-Verhältnis Zwei gute Artikel zum Thema Fundamentalbewertung mittels Price/Sales-Ratio: Quelle: http://www.hussmanfunds.com/rsi/valuerecessions.htm Quelle: http://www.hussmanfunds.com/rsi/psratio.htm Das Price/Sales-Ratio ist hervorragend geeignet für eine Fundamentalbewertung und sollte daher miteinbezogen werden. Die Grafik ist von 2007. Daher würde der Graf, wenn er aktuell wäre am rechten Rand steil nach unten zeigen. Der langfristige Durchschnitt liegt bei eins. Der Das P/S für ein Weltportfolio gemäß Dow Jones STOXX Global 1800 lage Ende März 09 bei 0,64. Hier die oberen und unteren Wendepunkte der bisherigen Krisen: Fazit also: B1.3 Kurs/Buchwert-Verhältnis Der KBV-Ansatz macht ebenfalls Sinn um eine Fundamentalbewertung durchzuführen. Allerdings vernachlässigt er genauso wie der KUV auch das Zinsniveau. Der Vorteil des Ansatzes ist, dass er die Wirschaftskapazität relativ stabil reflektiert. Ein kurzfristig gleitender KGV-Ansatz schwankt ja extrem stark. Im Prinzip dürfte der KBV-Ansatz aber ähnliche Ergebnisse zeigen wie der KGV-Ansatz mit einem langfristig gleitenden Durchschnitt, bei dem ja auch die Schwankungen rausgenommen wurden. Shiller nimmt ja daher auch einen 10J-gleitenden KGV. Stellt sich die Frage nach einem geeigneten Mittelwert. Der KBV der letzten 100 Jahre betrug glaube ich 1,94. Allerdings war der KBV der letzten 30 Jahre deutlich höher: Ende März 09 für Dj Global 1800: KBV 1,48 Fazit also: B2. Rohstoffpreise Der Ölpreis wirkt auf viele Volkswirtschafte und vor allem auf die Emerging Countries wie z.B. China. Hier sieht's gut aus: http://www.rohstoffe-kurse.de/oelpreis.htm B3. Vorlaufende Branchenindikatoren Der Dow Jones Transportation Average und Baltic Dry Index (Schifffahrt) gelten als vorlaufend. http://investmenttools.com/futures/bdi_baltic_dry_index.htm Vor allem der Baltic Dry Index ist sehr sensitiv und ein hervorragender Frühindikator. Weitere Links: http://index.onvista.de/charts.html?ID_NOT... http://www.bloomberg.com/apps/cbuilder?ticker1=BDIY%3AIND B4. Frühindikatoren Der Composite-Index des Conference Boards ist gewichtet und besteht aus zehn verschiedenen Schlüsselindikatoren, das Basisjahr des Index ist seit dem Berichtsmonat März 2008 das Jahr 2004 (2004 = 100). Er soll die konjunkturellen Bedingungen in nächster Zukunft voraussagen; die Vorlaufzeit soll 6-9 Monate betragen. Grundsätzlich dreht der Index nach unten vor einer bevorstehenden Rezession und dreht nach oben vor einer Phase der Expansion. Bevor man aber von tatsächlichen Wendepunkten spricht, müssen die Veränderungen von signifikantem Umfang und Dauer sein. Ihrer Bedeutung nach sind dies die einzelnen Komponenten; (Gewichtung April 2008): Zinsspanne zwischen den 10-jährigen Anleihen und dem Zinssatz der Fed Funds Rate (0,1021) Die Geldmenge M2, inflationsbereinigt (0,3550) Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit im verarbeitenden Gewerbe (0,2552) Die Auftragseingänge für Konsumgüter im verarbeitenden Gewerbe, inflationsbereinigt (0,0773) Der S&P 500 (0,0391) Die durchschnittlichen Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung (0,0307) Die "Zulieferer"-Komponente des nationalen Einkaufsmanagerindex (Unternehmen erhalten langsamere Lieferungen der Zulieferer) (0,0668) Die Anzahl der privaten Baugenehmigungen (0,0271) Die Komponente "Erwartungen in die Zukunft" des Verbrauchervertrauens der Universität Michigan (0,0284) Auftragseingänge des verarbeitenden Gewerbes für nicht-militärische Kapitalgüter (0,0183) Eine einfache Faustregel besagt, dass drei aufeinanderfolgende Monate, in denen der Index rückläufig ist, ein Anzeichen sind, dass die Wirtschaft in eine Rezession fällt. Das Conference Board selber billigt eine so einfache, feste Regel nicht. In der Ausgabe vom Januar 1997 des Business Cycle Indicators wird als verlässliches, aber nicht perfektes Rezessionsanzeichen ein 1%iger Rückgang (2% auf Jahresbasis umgerechnet) gekoppelt mit Abschlägen bei der Mehrzahl der 10 Komponenten diskutiert. Der ECRI ist als ein gewichteter Durchschnitt von sieben Schlüsselindikatoren der Wirtschaft konstruiert worden, um die konjunkturellen Bedingungen rechtzeitig vorherzusagen. Der Index ist so struktuiert, dass er nach unten dreht vor einer Rezession und wieder aufwärts zeigt bevor die Wirtschaft in eine Wachstumsphase übergeht. Die einzelnen Komponenten: Geldmengen ECRI Preisindex für industrielle Märkte Hypothekenanträge Spanne bei der Qualität von Anleihen Aktienkurse Erträge bei Anleihen Erstanträge auf Arbeitslosigkeit Survey of Fifth District Manufacturing Activity: Der Bericht stellt Indikatoren der Region der Richmond Federal Bank, des 5. Fed Distriktes, einschliesslich des Distriktes von Columbia, Maryland, Nord- und Süd-Carolina, Virginia und Westvirginia zur Verfügung. Wichtigster Vorteil: Es besteht nur eine kurze zeitliche Verzögerung zwischen der Erhebung und Veröffentlichung der Daten. Der Bericht gibt gute Auskunft über die aktuellen Bedingungen des verarbeitenden Gewerbes wie auch über die Erwartungen der Hersteller in der näheren Zukunft. Dieser Index ist gewichtet und besteht aus den saisonbereinigten Auslieferungen (33%), Auftragseingängen (40%) und den Beschäftigungen (27%). Im Bericht des fünften Fed-Distriktes werden ungefähr 211 Betriebe des verarbeitenden Gewerbes, die die industrielle wie geographische Zusammensetzung des Fed Distriktes repräsentieren, befragt. Die Befragungen werden an die Geschäftsführer der Fabrikanlagen, den Einkaufsmanagern und den Financial Controllern' geschickt. 100 Fragebögen werden verwertet. Der Index wird erstellt, indem der Prozentsatz der Unternehmen, die ein Ansteigen vermelden, von denen, die einen Rückgang sehen, subtrahiert wird. Der Index, der so von 100 bis -100 reichen kann, gibt die Hauptrichtung der Indikatoren an, indem geschaut wird, inwiefern die Anzahl der Fabrikanlagen mit aufsteigenden Bedingungen die Anzahl mit schlechteren Bedingungen aufwiegt. Ein Indexwert grösser als Null impliziert eine Expansion, während ein Indexwert unter Null eine Kontraktion anzeigt. Für die aktuelle wie die zukünftige, konjunkturelle Lage werden folgende Beobachtungspunkte angeboten: Auslieferungen Auftragseingänge Auftragsrückstand Kapazitätsauslastung Zulieferervorlaufzeit Anzahl der Beschäftigten Durchschnittliche Arbeitswoche Löhn Lagerbestände für Endprodukte Lagerbestände für Rohmaterialien und wie bereits erwähnt seit Jan. 2005 ein Index zur allgemeinen Geschäftstätigkeit Aktuell hier: http://www.markt-daten.de/research/indikatoren/richmond.htm IFO Geschäftserwartung ist für Deutschland ein wichtiger Frühindikator und da Deutschland extrem exportabhängig ist auch für die Weltwirtschaft recht gut geeignet: Immer wenn die Geschäfterwartung von unten nach oben schneidet bzw. dann nach oben abweicht, dann resultiert daraus ein positiver Erwartung für den Aktienmarkt und die wirtschaftliche Entwicklung. Quelle IFO: http://www.cesifo-group.de/portal/page/por...ndex/10indexgsk Der Early Bird der Commerzbank ist vor allem in Kombination mit dem IFO ein guter Frühindicator, der idr. noch etwas eher als der IFO ausschlägt. Hier mal die Märzbewertung als Beispiel: Zitat Commerzbank: Die Ifo-Geschäftserwartungen sind zuletzt drei Mal in Folge gestiegen. Allerdings hat dieser Indikator für sich genommen in der Vergangenheit erst dann ein verlässliches Wendesignal gesendet, wenn sein 6-Monats-Durchschnitt gedreht hat. Dies ist bisher noch nicht der Fall. Ein positiver Wert des Early Bird erhöht die Zuverlässigkeit jedoch auch: Bei einem Early Bird über null hat sich ein Anstieg der Ifo-Geschäftserwartungen in den vergangenen 17 Jahren nie als Fehlsignal erwiesen (Grafik). Quelle: https://cbcm.commerzbank.com/de/site/resear...13ABDB3C4A1D4F6 Fazit: Ein Boden hat sich bei allen 5 Frühindikatoren gebildet. Von hier an bestehen gute Chancen einer Besserung. Daher: C. Technische Bewertung C1) Trin/Armsindex TRIN: Der vom US-Investmentbanker Richard W. Arms entwickelte ARMS-Index (auch TRIN = Trading Index) steigt, wenn das Volumen der Verliereraktien höher ist als die Umsätze der Gewinner. Geschieht das über einen längeren Zeitraum hinweg, entsteht eine überverkaufte Marktsituation, die eine Gegenbewegung nach oben erwarten läßt. Der Index berechnet sich wie folgt: Gewinner/Verlierer durch Volumen aus Gewinner/Verlierer. Als Faustformel gilt: Indexstand über 1 = kaufen, unter 1 = verkaufen. Aktuelle Daten für NYSE und NASDAQ findet man hier: http://www.investmenttools.com/equities/ar...site__trin_.htm http://www.investmenttools.com/equities/ar...ite__trin__.htm Fazit: Beim letzten Tief hat der TRIN kräftig ausgeschlagen. C2) VIX Die Volatilität ist ebenfall ein wichtiger Indikator für eine mögliche Bodenbildung. Die Bodenbildung bzw. Trendwenden erfolgen nicht selten nach folgendem Schema: Aktuelle Daten für den VIX findet man hier: http://www.investmenttools.com/equities/vi...ility_index.htm Fazit: Die stark nachlassende Volatilität würde auch für eine Trendwende sprechen. Allerdings ist das Schema schwer zu beurteilen, da sich das ganze auch als Bärenmarktrally entpuppen kann, die schon durchaus ähnliche Symptome hat. Dies wird zz. kontrovers diskutiert. Viele sagen wir sehen zz. noch eine extreme Bärenmarktrally. Einigen fehlt noch der letzte brutale Abschwung. Einige sagen die Volatilität müsse nun doch wieder anziehen (Quelle: http://www.hussmanfunds.com/rsi/rallyvolume.htm). Trotzdem das Schema paßt, auch wenn es nicht als alleiniger Indikator taugt . C3) Momentum und Trendfolgeindikatoren Technische Ein- und Ausstiegssignale gibt es viele. Die einfachsten für die Zeit nach einem Aktiencrash sind ein Anstieg vom letzten Tief um 20% oder der Schnitt der 200-Tageslinie von unten nach oben, so wie er im Bild (DJIA als schwarze Kurve) möglichweise bald erreicht ist: Man kann das ganze auch mit viel Aufwand betreiben wie der liebe Herr Goerke hier: http://www.teleboerse.de/987115.html (Analysen recht) oder auch mit diversen gewichteten gleitenden Durchschnitten aus diversen Märkten. Letzlich kann man sich aber auch schlicht ein 10 Jahreschart anschauen und die Biegung eines möglichst breiten Aktienindexes wie dem MSCI Worl oder dem S&P500 in der Bodenbildung mit gesundem Menschenverstand einschätzen. Die Ergebnisse laufen alle auf ein ähnliches Ergebnis hinaus. Fazit: Der Einstiegszeitpunkt dürfte nun langsam gekommen sein. C4) COT-Daten Die CoT-Daten haben Sentiment-Charakter und unterscheiden folgende Anlegertypen: Der Commitment of Traders (CoT-Daten)-Report stellt die Positionierung der Trader - eingeteilt in drei Gruppierungen - dar. Die sogenannten "Commercials" sind die professionellen Hedger, die Trades der "Large Speculators" sind aufgrund ihrer Größe meldepflichtig, während die Small Speculators die Gruppe der nicht-meldepflichtigen Trades repräsentieren. Allerdings ist das auch eher ein kurzfristiger Indikator wie man an den Schwankungen sieht. Etwas platt ausgedrückt werden die Small-Specs eher als Kontraindikatoren betrachtet und die Coms als diejenigen, die die Marktrichtung vorgeben. Wenn die Coms long sind, also "committed" ist das tendenziell ein Zeichen für eine positive Marktentwicklung, da die Profis idR. über einen Informationsvorsprung gegenüber den Small Specs verfügen. Oder wie es hier glaube ich auch schon mal gesagt wurde: Lieber nicht gegen die Coms traden. Ausführlichere Erklärungen hier: https://www.wertpapier-forum.de/index.php?s...st&p=444380 COT-Daten findet man z.B. hier: http://www.wellenreiter-invest.de/index.html --------------------- Erläuterung zum Vorgehen Das Ganze soll in 3 Phase ablaufen: 1) Bitte um Vorschläge für Indikatoren mit denen sich Trendwenden in der Krise erkennen lassen. Möglichst mit konkreten Diagrammen, Kennzahlen erläutert 2) Diskussion der Indicatoren und ihrer Aussagekraft (also z.B. Diskussion bei welchen Schwellwerten eine Trendwende in vergangenen Krisen erfolgte und was das für diese Krise bedeutet) 3) Monitoring der Indikatoren und Kommentierung Hoffentlich lernen alle viel dabei. Zwar haben wir nicht die Mittel wie die Wirtschaftsweisen, Fondmanager und Think Tanks der Banken. Aber jeder Krise ist anders. Risikoindikatoren funktionieren daher in dieser Krise anders als in früheren Krisen. Auch die Etablierten Marktteilnehmer sind ratlos. In diesem Forum finden sich viele Leute mit Spezialwissen. Wenn es uns gelingt das zu bündeln werden wir zumindest besser sein als die breite Masse und Trends früher erkennen. PS: Für besserere, aktuellere Digramm-Links und Formulierungsvorschläge wäre ich dankbar. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Torman November 23, 2008 A1) Interbankenverkehr (Abstand Euribor 3 Monate zu EZB Leitzins < 70 Basispunkte)Woran läßt sich erkennen, ob der Interbankenverkehr wieder läuft? Das Versiegen des Interbankenverkehrs war der Indikator, der die Krise dramatisch verschärfte. Der 3-Monats-Euribor entfernte sich in Hochzeiten um 150 Basispunkte vom EZB-Leitzins (vor der Krise ca. 10 Basispunkte). Die Politik hat daraufhin reagiert. Experten gehen davon aus das es nie wieder eine Annäherung auf 10 Basispunkte geben wird. Aber Normalität sollte bei einem Abstand von ca. 50-70 Basispunkten einkehren. Beim 3-Monats-Euribor kann man eine deutliche Tendenz zum Besseren erkennen (siehe Grafik). EZB Leitzins liegt zur Zeit bei 3,25%. Ist leider eine optische Täuschung. Der 3-Monats-Euribor ist nur deshalb so stark gefallen, weil der Markt mit weiteren massiven Zinssenkungen rechnet. Ein Vergleich mit dem aktuellen Leitzins führt deshalb nicht weiter. Der richtige Vergleichsmaßstab wäre der 3-Monats-EONIA-Swap (also die Erwartung für den durchschnittlichen Leitzins in den nächsten 3 Monaten). Mir ist aber keine öffentliche Quelle für diesen bekannt. Ein Blick in den Bloomberg letzte Woche zeigt keine Besserung. Seit Lehman beträgt der Spread weitgehend konstant etwa 170 Basispunkte. Wertung also weiterhin Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
otto03 November 23, 2008 Mir ist aber keine öffentliche Quelle für diesen bekannt. Ein Blick in den Bloomberg letzte Woche zeigt keine Besserung. Seit Lehman beträgt der Spread weitgehend konstant etwa 170 Basispunkte. EONIA Swapsätze 1w- 24m http://ebf.irisb2b.com/docs/2/MLMPJAEAADDG...-02352-01-E.xls Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bärenbulle November 23, 2008 Danke, aber der Link tut's nicht. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
TerracottaPie November 23, 2008 · bearbeitet November 23, 2008 von TerracottaPie Hmm, ich gebe zu, ich verstehe nicht, was der EONIA-Swap genau ist und warum er ein besserer Indikator ist. Aber was wäre denn, wenn man sich kürzerfristige Euribor- oder Libor-Sätze anschaut (Libor overnight, Euribor 1 Woche)? Da sollten doch Erwartungen über künftige Leitzinssätze keine so große Rolle spielen, oder? Und die entsprechenden Sätze sinken auch kontinuierlich. Oder wo liegt mein Fehler? Tolle Thread-Idee übrigens, finde ich. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Torman November 23, 2008 B3. Ausfallrate / Pleiterisiko In Anbetracht der Tatsache, dass sich die Finanzkrise auf die Realwirtschaft übertragen hat und in Anbetracht der Probleme der Autoindustrie liegt hier das größte Risiko. Aber das ist eher Bauchgefühl. Mit welchem Indicator kann man das Messen? Insolvenzzahlen sind in der Regel nachlaufend. Ich halte sie daher für keinen geeigneten Indikator. C. Vertrauen und weiche Faktoren Verbraucherumfragen sind meist Quark. Die wichtigsten Stimmungsumfragen sind der ISM in den USA bzw. der IFO in Deutschland. EONIA Swapsätze 1w- 24m Da kommt bei mit nur eine leere Seite. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
otto03 November 23, 2008 · bearbeitet November 23, 2008 von otto03 Sorry, die direkte Verlinkung klappt wohl nicht. Auf dieser Website unter HISTORICAL DATA http://www.eoniaswap.org/Content/Default.asp Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Torman November 23, 2008 Hmm, ich gebe zu, ich verstehe nicht, was der EONIA-Swap genau ist und warum er ein besserer Indikator ist. Aber was wäre denn, wenn man sich kürzerfristige Euribor- oder Libor-Sätze anschaut (Libor overnight, Euribor 1 Woche)? Da sollten doch Erwartungen über künftige Leitzinssätze keine so große Rolle spielen, oder? Und die entsprechenden Sätze sinken auch kontinuierlich. Oder wo liegt mein Fehler? Swap-Vertrag bei dem die variable Seite aus dem EONIA besteht. Die feste Seite ergibt deshalb die Erwartung für den durchschnittlichen EONIA über die abgeschlossenen Laufzeit. Der EONIA entspricht im Mittel aber nicht täglich dem Leitzins. Die Idee mit der kürzeren Laufzeit behebt tatsächlich das Erwartungsproblem. Allerdings gab es bei so kurzen Laufzeiten kaum Verspannungen. Für eine Woche vertrauen sich die Banken noch. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bärenbulle November 23, 2008 Ist leider eine optische Täuschung. Der 3-Monats-Euribor ist nur deshalb so stark gefallen, weil der Markt mit weiteren massiven Zinssenkungen rechnet. Ein Vergleich mit dem aktuellen Leitzins führt deshalb nicht weiter. Der richtige Vergleichsmaßstab wäre der 3-Monats-EONIA-Swap (also die Erwartung für den durchschnittlichen Leitzins in den nächsten 3 Monaten). Mir ist aber keine öffentliche Quelle für diesen bekannt. Ein Blick in den Bloomberg letzte Woche zeigt keine Besserung. Seit Lehman beträgt der Spread weitgehend konstant etwa 170 Basispunkte. Wertung also weiterhin Habe meine Einschätzung aus dem folgenden Artikel bezogen: http://www.faz.net/s/Rub645F7F43865344D198...n~Scontent.html Demnach und nach der Grafik müßte doch eine leichte Besserung eingesetzt haben oder? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Carlos November 23, 2008 Alles schön und gut, lässt aber die US-Regierung GM fallen, beginnen wir das Karusell wieder von Neuem. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Torman November 23, 2008 Demnach und nach der Grafik müßte doch eine leichte Besserung eingesetzt haben oder? In der Zeitung steht auch viel ... Dank otto03 hier nun die richtige Grafik. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Aktiencrash November 23, 2008 [/size]B1.2 Kurs/Gewinn-VerhältnisDa weltweit die meisten Aktien ein einstelliges KGV haben ist die Bewertung positiv . Läßt sich gut auf Onvista besichtigen http://index.onvista.de/top-flop.html: Welchen KGV hatten die Aktien am Tiefpunkt der Krise in 1929 und in den anderen Krisen? Viele Firmen werden Produktionslinien stilllegen, Personal entlassen und Verlustbringer verkaufen. Das alles dürfte noch dazu beitragen, das die Gewinne nicht rapide in den nächsten 2 Quartalen einbrechen. Gewinnt die Konjuktur im 2. Halbjahr 2009 nicht deutlich an Schwung, dann geht es mit den Gewinnen deutlich in den Keller. Das KGV basiert auf Gewinnschätzungen ! Sollten die Gewinne 2009 rückläufig sein, dann wird auch das KGV bei vielen Aktien im Dax zwei.- bis dreistellig ausfallen. Man sollte vielmehr damit rechnen, das bei einer Bodenbildung ein negatives bzw. hohes KGV vorhanden ist. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bärenbulle November 23, 2008 Viele Firmen werden Produktionslinien stilllegen, Personal entlassen und Verlustbringer verkaufen. Das alles dürfte noch dazu beitragen, das die Gewinne nicht rapide in den nächsten 2 Quartalen einbrechen. Gewinnt die Konjuktur im 2. Halbjahr 2009 nicht deutlich an Schwung, dann geht es mit den Gewinnen deutlich in den Keller. Das KGV basiert auf Gewinnschätzungen ! Sollten die Gewinne 2009 rückläufig sein, dann wird auch das KGV bei vielen Aktien im Dax zwei.- bis dreistellig ausfallen. Man sollte vielmehr damit rechnen, das bei einer Bodenbildung ein negatives bzw. hohes KGV vorhanden ist. Ja sehe ich ein, dann nehme ich KGV mal raus, ist wohl für den Zweck kein wirklich sinnvoller Indikator. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Antonia November 24, 2008 · bearbeitet November 24, 2008 von Antonia Unter Punkt B, Indikatoren Realwirtschaft, könnte man den Dow Jones Transportation Average einordnen, der vorlaufend sein soll. Ich habe versucht, den Chart dieses Index´mit dem vom Dow zu vergleichen - nun ja - ich erkenne da nicht viel.... Ebenso wäre der Baltic Dry Index interessant. Ebenso vorlaufend, da dieser Index die Verschiffung von Basisgütern anzeigt. Ohne Basisgüter keine Produktion. Zum US-Immobilienmarkt wäre vielleicht noch die Entwicklung von Zwangsversteigerungen interessant. Das sind dann die faulen Kredite. http://www.realtytrac.com/ Wo man da aufbereitete Statistiken bekommt, keine Ahnung.... Edit: Zwangsvollstreckte Häuser finden sich natürlich auch im CaseShiller Home Price Index wieder. Aber die Anzahl der Zwangsvollstreckungen zeigen vielleicht eine gewisse Veränderung der Dramatik an. Weitere US-Wirtschaftsindikatoren findet man hier: http://www.markt-daten.de/research/indikatoren/treasury.htm Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
H.B. November 24, 2008 Hi, interessanter Ansatz, zu versuchen, einige Schlüsselfaktoren für einen Trendwechsel zu identifizieren. Anstatt die gewählten Indikatoren en Detail zu diskutieren, ist aus meiner Sicht eine kurze methodische Auseinandersetzung notwendig. Wenn ich Wendepunkte einer unbekannten komplexen Funktion analytisch identifizieren möchte, bleibt mir nichts anderes übrig, als von Bekanntem auf Unbekanntes zu schließen. (Ich gehe mal davon aus, das der Punkt, dass die Preisfunktion der Finanzmärkte analystisch nicht zu greifen ist, unstrittig ist) Unbekannt ist der Zeitpunkt des Wendepunkts, Bekannt hingegen ist dessen Existenz. Das heisst: wir erwarten irgendwo in der Zukunft diesen Punkt. Nun die Frage: woran erkenne ich, dass ich mich unmittelbar davor der dahinter befinde? Die Antwort: In Echtzeit erkenne ich es gar nicht und aufgrund der Komplexität der Funktion habe ich auch keine Möglichkeit, hieran etwas zu ändern. Deshalb muss ich mich mit Wahrscheinlichkeiten herumplagen, die mir eine Antizipation an von mir erwarteten Extrempunkten der Funktion ermöglichen. Und nun schlägt "bärenbulle" hierfür einen Satz von Indikatoren vor, die einige Facetten der aktuellen Ausprägung des Funktionsverlaufs zu greifen versuchen. Das hat einen systemischen Nachteil: Eine Regimänderung ist stets mit einem Auftauchen neuer, vorher völlig unbedeutender Faktoren begleitet. Diese verändern den Funktionsverlauf auch wenn die übrigen Parameter einfach konstant bleiben. Konkret: Selbst wenn die Indikatoren in den einzelnen Rubriken keine "Besserung" suggerieren, kann trotzdem viel passieren. Es gibt keinen befriedigenden Ausweg aus diesem Dilemma. Die Wahrscheinlichkeit, nur Anhand dieser Indikatoren das Krisenende vor der Masse zu "entdecken", beträgt aus meiner Sicht deutlich weniger als 50%. Durch eine Verknüpfung mit anders gelagerten Betrachtungen könnte man diese Wahrscheinlichkeit möglicherweise vergrößern. Eine Möglichkeit hierfür wäre z.b. eine dezidierte Betrachtung der "Krisenlösungen" des 20.Jahrhunderts. Einfach um zu erkennen, was jeweils die Engpassfaktoren einer jeden Lösung waren und (möglicherweise wichtiger) was die kritischen Faktoren des anschließenden Regims waren. Um zu verdeutlichen, was ich meine: Der Abschwung 2000-3 trat mit den Bilanzskandalen (Enron & co) in seine kritische Phase. Die Lösung waren Carry-Trades, d.h. so lange der JPY schwach war, hielt die Aufwärtsbewegung. Im Jahre 2001 war die New-Ökonomie-Blase weitgehend geplatzt und bis 2002 gingen viele von einer Lösung durch niedrige US-Leitzinsen aus. Woran hätte man im Frühjahr 2002 erkennen können, dass die "Lösung" nicht in niedrigen US-Leitzinsen, sondern in niedrigen JP-Leitzinsen bestand und dass vorher noch eine weitere Schwächephase zu durchstehen war? Und nun die kritische Frage: Ist der Indikatorsatz hierfür gerüstet? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Antonia November 24, 2008 Den Baltic Dry Index findest du z.B. hier: http://www.bloomberg.com/apps/cbuilder?ticker1=BDIY%3AIND Problem: Dieser massive Absturz könnte durch eine Kreditklemme entstanden sein, Frachtraten werden wohl durch Kreditlinien abgesichert (oder so ähnlich), und das läuft nicht mehr so einfach. Wurde hier im Forum diskutiert. Das verzerrt natürlich die Aussage. Deshalb z.Zt vielleicht kein so geeigneter Index Antonia Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bärenbulle November 24, 2008 · bearbeitet November 24, 2008 von Bärenbulle Um zu verdeutlichen, was ich meine:Der Abschwung 2000-3 trat mit den Bilanzskandalen (Enron & co) in seine kritische Phase. Die Lösung waren Carry-Trades, d.h. so lange der JPY schwach war, hielt die Aufwärtsbewegung. Im Jahre 2001 war die New-Ökonomie-Blase weitgehend geplatzt und bis 2002 gingen viele von einer Lösung durch niedrige US-Leitzinsen aus. Woran hätte man im Frühjahr 2002 erkennen können, dass die "Lösung" nicht in niedrigen US-Leitzinsen, sondern in niedrigen JP-Leitzinsen bestand und dass vorher noch eine weitere Schwächephase zu durchstehen war? Eine Trendwende mit 50% Wahrscheinlichkeit vorherzusagen wäre ja schon ausgesprochen eindrucksvoll. Aber so weit würde ich gar nicht gehen wollen. Mir geht es nur darum, dass wir die Risikenfaktoren und ihre Veränderungen besser zu verstehen. Sofern sich Risikoindikatoren erkennbar verändern z.B. die Umkehr der sinkenden Hauspreise, so läßt das meiner Meinung nach schon Rückschlüsse auf eine Besserung zu. Zumindest sofern man diese Entwicklung eher als die breite Masse der Marktteilnehmer erkennt. Und diesen Vorteil kann man nutzen. Ich finde andere Threads zum Thema wie z.B. "Wie Entwickelt sich der Dow" oder "Wann steigen wir wieder ein" zwar sehr unterhaltsam oder zumindest trostspendend , aber der Lerneffekt ist meiner Meinung doch deutlich höher, wenn man versucht die Zusammenhänge an konkreten Indikatoren nachzuvollziehen. Um zu verdeutlichen, was ich meine:Und nun die kritische Frage: Ist der Indikatorsatz hierfür gerüstet? Noch nicht, aber wenn Du mitmachst, dann vielleicht schon bald . Ich würde die "Schwarmintelligenz" eines solchen Forums übrigens nicht unterschätzen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bärenbulle November 25, 2008 Interbankenverkehr bewegt sich nicht Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bärenbulle Dezember 7, 2008 Melde gehorsamst: Minischlenker nach unten . Aber eigentlich tut sich nicht wirklich was . Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bärenbulle Dezember 9, 2008 Holla! Täusche ich mich, oder tut sich da was? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Carlos Dezember 9, 2008 Ich würde die "Schwarmintelligenz" eines solchen Forums übrigens nicht unterschätzen. Es ist schon erstaunlich, was man hier zu lesen bekommt! Euch wirklich ein grosses Lob ausgesprochen! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Antonia Dezember 9, 2008 Holla! Täusche ich mich, oder tut sich da was? Das ist doch mal wirklich etwas Positives - hoffentlich geht es so weiter. Bei so vielen anderen Indikatoren kann man gar nicht sagen, liegt es an der wirtschaftlichen Situation oder an der Kreditklemme. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bärenbulle Dezember 10, 2008 Interessant wäre ja eigentlich vor allem wie die Entwicklung des Interbankenverkehrs in den USA aussieht. Weiß jemand, wie man an diese Daten kommt? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Torman Dezember 10, 2008 Interessant wäre ja eigentlich vor allem wie die Entwicklung des Interbankenverkehrs in den USA aussieht. Weiß jemand, wie man an diese Daten kommt? Die wohl überraschende Antwort ist, es gibt keine Daten vom Interbankenmarkt in den USA. Für den Dollar werden die Daten vom Londoner Interbankenmarkt genommen (LIBOR). Die Daten gibt es z.B. bei der EZB oder der Bundesbank. Overnight Interest Rate Swap (OIS) Daten sollte es auch aus London geben. Eine öffentliche Quelle kenne ich hierfür aber nicht. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bärenbulle Dezember 10, 2008 · bearbeitet Dezember 10, 2008 von Bärenbulle Habe mal ein bisschen gesurft. Also hier die Ergebnisse: Es gibt wohl zwei Indicatoren für den USD Interbankenverkehr bzw. den diesem zugrundeliegenden Kreditrisiken. 1) den 3 MO LIBOR - OIS SPREAD (wie Torman ja schon geschrieben hat) Libor Historydaten findet man als xls hier: http://www.bba.org.uk/bba/jsp/polopoly.jsp?d=141 leider habe ich das xls-Pendant für den OIS Swap nicht gefunden . Könnte man höchstens händisch zusammentragen über den folgenden Link: http://www.bloomberg.com/apps/quote?ticker=USSOC%3AIND 2) den TED Spread Erklärung dazu: Aktuelle Sicht findet man hier: http://www.bloomberg.com/apps/cbuilder?ticker1=.TEDSP%3AIND Also bzgl. des USD hat sich der Ted Spread deutlich zum Höhepunkt der Krise verbessert. Allerdings ist das alte Niveau noch nicht erreicht. Liegt in etwa so wie Anfang des Jahres. Also wohl eher nicht so schlecht. Dazu gibt es eine ziemlich wilde Diskussion hier: http://www.endtimesroundtable.com/phpBB3/v...=a&start=40 Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag