Bärenbulle März 14, 2009 Nicht viel neues von der Spread-Front. Hier die aktuellen Daten: Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Carlos März 14, 2009 Danke für Deine Aktualisierungen. Nicht dass Du eventuell meinst, niemand lese mit... Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bärenbulle März 14, 2009 · bearbeitet März 14, 2009 von Bärenbulle Der Herr Spörer ist ja sehr positiv gestimmt. Allerdings nun schon seit geräumer Zeit und das obwohl es doch noch immer weiter nach unten geht. Hier der neue KID-Report: http://www.markt-daten.de/kommentare/kid/kid-aktuell.htm Im Fazit des Datenkranzes, unter Berücksichtigung der zeitnahen weichen und der mit zwei Monaten Zeitversatz jetzt publizierten harten Daten ist die Stimmungswende inzwischen unübersehbar - und mit ihr die Chance auf eine bald mögliche Wende der Realwirtschaft. Höchste Zeit also für selbsternannte "Crash-Gurus" und alle sonstigen Freunde des nahenden Weltuntergangs, hier so kräftig wie destruktiv dagegen zu halten. Die Weltbank holte einmal mehr das "Gespenst von 1929" aus der historischen Mottenkiste und erklärte in offensichtlicher Unkenntnis der jüngsten Frachtraten-Entwicklung den weiteren Niedergang des Welthandels und die damit unausweichlich globale große Rezession. Traditionell steigen in der Wende meist zuerst die Baltic Frachtraten (Schüttgutfrachter), anschließend folgen (diesmal mit dem Ölpreis) die Tanker, zum Schluss die Containerfrachtraten, die zunächst noch ein zahlenmäßig hohes Überangebot aus dem letzten Boom abzutragen haben. Das IfW Kiel, das im beginnenden Abschwung noch stolz verkündet hatte, dass der wirklich kräftige Boom in Deutschland jetzt überhaupt erst noch kommen würde, setzte seine Tradition der spät verkündeten Extreme wacker fort und revidierte die Ganzjahreswachstums-Prognose auf minus 4% herunter. Norbert Walter zog auf minus 5% sofort nach. Findige Köpfe kamen schließlich auch noch auf die ebenso blödsinnige wie kontraproduktive Idee, eine Schätzung fürs deutsche BIP 2009 nach amerikanischem Muster ("Seasonal Adjusted Annual Rate") auf das Gesamtjahr hochzuquadrieren: minus 8.4 Prozent Wachstum 2009 in Deutschland lautete das kümmerliche Ergebnis. Was wird ein mittelständischer Unternehmer, der mit sorgenschwerem Kopf an seinem Schreibtisch über die Zukunft grübelt, nach Lektüre dieser und ähnlicher Expertenprognosen wohl tun? Möglicherweise 200 Arbeitnehmer entlassen und alle geplanten Investitionen für 2009 sicherheitshalber komplett streichen. Damit erfüllt dann die selbsterfüllende Prophezeiung ihren Zweck im negativen Sinn. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
XYZ99 März 14, 2009 Der Herr Spörer ist ja sehr positiv gestimmt.... "Positiv denken" scheint für ihn Berge versetzen zu können. Er schreibt doch allen Ernstes: .... werden die nächsten acht Wochen besonders spannend, denn jetzt müssen der verbesserten Stimmung und den überall ins Positive gedrehten Zukunftserwartungen auch Fakten und entsprechende harte Daten folgen. Also: die Fakten richten sich nach der Stimmung - und nicht ungekehrt. "Magisches Denken". Und daher soll die Trendwende kommen. Na, wer es glaubt Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
H.B. März 14, 2009 Ob die Aussagen eines "Herrn Spörer" in diesem Zusammenhang relevant sind, mag jeder für sich selbst beurteilen. Auch in den USA gibt es Hybrid-Anleihen. Anders als hier, wo die Genussscheinfonds reihenweise dicht machen, geben die beiden "preferred-Shares"-ETF's gerade wieder Lebenszeichen von sich. Hier ein Chartbild des Powershares-ETF, der Ishares läuft analog. Die Kursentwicklung der Hybrid-Anleihen kann man schon als Fiberthermometer für das Vertrauen in den Finanzsektor benutzen, da hier, anders als bei den reinen Aktienkursen, die Risiken überproportional einfließen und die Fonds überwiegend Finanztitel enthalten. Und weil es so schön ist, ein aktuelles Chartbild des High-Yield-Bond-ETF, das auch Bände spricht: Charttechnisch sind das lupenreine Kaufsignale, die mit den sinkenden Renditen aber auch eine deutliche Entspannung an dieser Front anzeigen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
XYZ99 März 14, 2009 Charttechnisch sind das lupenreine Kaufsignale... Wenn man meinen kann, dass die Kurse dabei sind, sich zu "normalisieren" schon. Sollte es aber zu Kreditausfällen oder zum haircut für diese Papiere kommen (können), dann ist der Wert der junk oder hybriden bonds schnell ein sehr zweifelhafter und die Kurse sollten noch weiter fallen. Das sollte dann schnell geschehen, während die Erholung bestimmt ziemlich lange braucht... Ein sehr gewagtes Geschäft! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bärenbulle März 15, 2009 Wie Torman ja schon weiter oben schrieb: Ein gutes Indiz ist aber die Nutzung der Einlagenfazilität bei der EZB. Solange die Banken dort Milliarden über Nacht parken, kann der Interbankenverkehr nicht normal funktionieren. Die EZB Einlagenfazilität ist ja zuletzt doch dann wieder sehr stark gesunken. Hier mal ein Rückblick über die Entwicklung: Sieht doch gar nicht mal so schlecht aus oder? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
H.B. März 15, 2009 · bearbeitet März 15, 2009 von ficoach Sieht doch gar nicht mal so schlecht aus oder? Kannst du das auch logarithmisch (am Besten mit 'ln(x)') darstellen? Erst dann würde ich eine Interpretation wagen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
XYZ99 März 15, 2009 Betreffend der EZB "Einlagenfazilität" las ich diese merkwürdige Sache von bloomberg, vom 12.3.09: "ECB Approaches Zero Rates by Stealth With New Weapon" - Der Artikel behauptet, dass die Einlagenfazilität den allgemeinen Zins (der ja durch den 1,5%igen Leitzins bestimmt wird) klammheimlich (das "by stealth") runterzudrückt, weit unter den Leitzins. Trichet is allowing the ECBs deposit rate, which lenders earn on overnight deposits with the central bank, to usurp the benchmark refinancing rate and become the main driver of short- term borrowing costs. Niederschlagen tut sich das in der EONIA (dem Inter-Banken-Tagesgeldzinssatz), der weit unter dem Leitzins liegt: The euro overnight index average, or Eonia, fell to 0.85 percent yesterday after the ECBs latest rate cuts took effect -- about 0.7 percentage point below the 1.5 percent benchmark rate. Auch in der 6-monatigen Euribor-Rate schlage sich das nieder (ist etwas höher als Leitzins). Wenn die EZB zu 1,5 % leiht... ... wie kann es überhaupt sein, dass Banken die viel niedriger verzinste Einlagenfazilität der EZB nutzen? Sie müssen doch Verlust durch den Zinsspread machen. Und vor allem ... wie kommen sie dazu, durch die niedrigen Zinsen der Einlagenfazilität dazu animiert zu sein zuweit unter einem Prozent anderen Banken ihr Geld zu leihen??? Das verstehe ich alles überhaupt nicht :'( Eine Art Erklärung, wie das funktioniert, wird in dem bloomberg-Artikel schon gegeben: The ECBs decision to offer banks unlimited amounts of cash, announced on Oct. 8, has culminated in the deposit rate setting the new de facto cost of short-term money. The measure removed the need for banks to borrow in the money market to meet their reserve requirements. Und die Absicht, damit eine Refinanzierungsrate gegen 0 % zu erreichen, wird seitens der EZB auch unmissverständlich herausgestellt: Unlimited cash results in refinancing costs for banks well below the current benchmark interest rate, ECB council member Axel Weber said on March 5. We expect banks to pass this on to consumers and companies to stimulate the economy. Der "unlimited amount of cash" oder die im Artikel erwähnten "unlimited liquidity operations" der EZB - die könnten das natürlich erkären. Aber wie sehen die "Unbeschränkten Liquiditätsbereitstellungen" (so meine Übersetzung) überhaupt aus? Die können doch nicht zum Leitzins erfolgen!?!?! Das Resumee des Artikels ist übrigens: That is allowing Trichet to argue that the ECB does not have such a different monetary-policy stance from the Fed and Bank of England, said Gilles Moec, an economist at Bank of America Merrill Lynch in London. He (also: Trichet) is driving home the point that the ECB is doing much more than people think. Und warum diese ganze indirekte Heimlichtuerei? .... das "by stealth"? Ist also die Nutung der Einlagenfazilität ein Mass für die Wirksamkeit eines stealth-Leitzinses weit unter der offiziellen Rate? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bärenbulle März 15, 2009 · bearbeitet März 15, 2009 von Bärenbulle Und warum diese ganze indirekte Heimlichtuerei? .... das "by stealth"? Ist also die Nutung der Einlagenfazilität ein Mass für die Wirksamkeit eines stealth-Leitzinses weit unter der offiziellen Rate? Wird hier http://www.faz.net/s/Rub09A305833E12405A80...n~Scontent.html ganz gut erklärt. @ficoach: Logaritmisch sieht das ganze nicht sehr beeindruckend aus. Aber eine logarithmische Darstellung verwendet man doch eigentlich nur bei längeren Zeiträumen wegen dem Zinseszinseffekt oder? Also hierbei finde ich die LN-Darstellung nicht so hilfreich. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
H.B. März 15, 2009 @ficoach: Logaritmisch sieht das ganze nicht sehr beeindruckend aus. Aber eine logarithmische Darstellung verwendet man doch eigentlich nur bei längeren Zeiträumen wegen dem Zinseszinseffekt oder? Also hierbei finde ich die LN-Darstellung nicht so hilfreich. Danke. log(10) geht natürlich auch. Die Aussagekraft ist jetzt eine ganz andere. Hier werden jetzt Größenordnungen wiedergegeben. Und man sieht, dass wir immer noch auf dem Niveau nach der Lehman-Pleite sind. Interessant wird es jetzt aber wirklich: Wenn die Werte jetzt weiter runter gehen, ist dies gerade in der Verknüpfung mit den Aussagen der Banken zum Jahresauftaktgeschäft ein guter Indikator für ein Ende der akuten Finanzkrise. Dann kann man auch so langsam ans "Aufräumen" denken. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bärenbulle März 15, 2009 · bearbeitet März 15, 2009 von Bärenbulle Danke. log(10) geht natürlich auch. Die Aussagekraft ist jetzt eine ganz andere. Hier werden jetzt Größenordnungen wiedergegeben. Und man sieht, dass wir immer noch auf dem Niveau nach der Lehman-Pleite sind. Interessant wird es jetzt aber wirklich: Wenn die Werte jetzt weiter runter gehen, ist dies gerade in der Verknüpfung mit den Aussagen der Banken zum Jahresauftaktgeschäft ein guter Indikator für ein Ende der akuten Finanzkrise. Dann kann man auch so langsam ans "Aufräumen" denken. Ja okay ich will jetzt auch nicht über die richtigen Größenordnungen streiten, aber lies bitte mal den Artikel in der FAZ http://www.faz.net/s/Rub09A305833E12405A80...n~Scontent.html sorgfältig. Der ist ein bisschen schwer zu verstehen, aber wirklich hochinteressant!!! Dort wird geschrieben: Ein Teil des überschüssigen Geldes wird aber auch auf dem Geldmarkt verliehen. Der Umsatz dieser Übernachtgeschäfte fällt zu Krisenhöhepunkten regelmäßig auf Werte zwischen 10 und 20 Milliarden Euro - weil dann keine Bank einer anderen Geld leihen will. Inzwischen hat sich die Stimmung wieder etwas gebessert, und die Umsätze liegen nach Angaben von Händlern zwischen 35 und 55 Milliarden Euro. Dass es nicht mehr ist, liegt weniger am Misstrauen der Banken, die zu viel Liquidität halten, als an der Vorsicht der Banken mit Liquiditätsbedarf. Zweiter Leitzins Es handelt sich also um einen Nachfragermarkt, weshalb der Geldmarktzins deutlich unter dem Leitzins liegt. Die Untergrenze wird durch den Satz für die Einlagenfazilität vorgegeben, denn diesen Satz können sich liquiditätsstarke Banken risikolos von der EZB bezahlen lassen. Also wenn ich das richtig verstehe, dann ist der Interbankenverkehr bereits wieder angelaufen. Die Banken trauen sich auch bereits wieder über den Weg und würden sich auch wieder deutlich mehr Geld über Nacht leihen. Der Bedarf ist aber zur Zeit schlicht noch zu gering, weil die Banken vorsichtshalber noch eine mögliche künftige Wieder-Verschlechterung in Ihre Erwägungen miteinbeziehen und daher Banken mit höherem Liquiditätsbedarf sich doch noch über die wöchentlichen Refinanzierungsgeschäften der EZB (zu Leitzinsniveau) vorsichtshalber mit mehr Liquidität versorgen als Sie eigentlich bräuchten. Daher haben Sie dann wenig Bedarf sich über Nacht Geld bei anderen zu leihen. Vielmehr haben Sie tendenziell selber zuviel Liquidität. So ist mittlerweile ein Nachfragermarkt entstanden. Trotzdem hat sich das Volumen des Interbankenverkehr gegenüber dem Krisenbeginn schon in etwa wieder verdreifacht. Dass Ganze ist also zur Zeit in einem "schwebenden Übergangszustand". Ich würde sagen, dass ist ein ausgesprochen positives Signal. Im Prinzip läuft der Interbankenverkehr ja demnach bereits wieder signifikant an. Weiteres Zutrauen, dass die Krise sich nicht doch wieder verschärft, kann sich sowieso nur langfristig bilden. Erst langsam werden die Banken wieder Ihre "Puffer" reduzieren und knapper kalkulieren und dadurch wird erst in kleinen Schritten eine Nachfrage an ein gesteigertes Volumen beim Interbankenverkehr entstehen. Ich finde das sind wahrhaft gute Nachrichten, oder verstehe ich da was falsch? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Torman März 15, 2009 Mit der unbegrenztem Zuteilung von Geld zum Mindestbietungssatz (1,5%) alimentiert die EZB die Vorsichtshaltung der Banken. Diese Vorsichtshaltung (mehr Zentralbankgeld zu halten als man braucht) kostet aber weiterhin Geld, da man die Überschüsse nur bei der EZB parken (für 0,5%) oder sie zu einem geringfügig höheren Satz an andere Banken verleihen kann. Dies eröffnet mutigen und am Markt als kreditwürdig angesehenen Banken eine Möglichkeit tatsächlich für gut 0,5% das Geld von den anderen Banken zu bekommen. Die vorsichtigen Banken zahlen also an die mutigen/kreditwürdigen Banken. Bei der EZB geparktes Geld ist also weiterhin ein guter Indikator für den Interbankenmarkt. Keiner wird gezwungen, zuviel Geld zu nehmen und angesichts der Kosten besteht ein Anreiz diese Überschußliquidität auf ein Minimum zu reduzieren. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bärenbulle März 15, 2009 · bearbeitet März 15, 2009 von Bärenbulle Mit der unbegrenztem Zuteilung von Geld zum Mindestbietungssatz (1,5%) alimentiert die EZB die Vorsichtshaltung der Banken. Diese Vorsichtshaltung (mehr Zentralbankgeld zu halten als man braucht) kostet aber weiterhin Geld, da man die Überschüsse nur bei der EZB parken (für 0,5%) oder sie zu einem geringfügig höheren Satz an andere Banken verleihen kann. Dies eröffnet mutigen und am Markt als kreditwürdig angesehenen Banken eine Möglichkeit tatsächlich für gut 0,5% das Geld von den anderen Banken zu bekommen. Die vorsichtigen Banken zahlen also an die mutigen/kreditwürdigen Banken. Bei der EZB geparktes Geld ist also weiterhin ein guter Indikator für den Interbankenmarkt. Keiner wird gezwungen, zuviel Geld zu nehmen und angesichts der Kosten besteht ein Anreiz diese Überschußliquidität auf ein Minimum zu reduzieren. Vielleicht wäre mal eine Abschätzung der Größenordnungen interessant: Weiß jemand wie hoch das Volumen des Interbankenverkehrs in normalen Zeiten ist? Ich könnte mir das nur in etwa so herleiten: In Hochzeiten der Krise haben sich die Banken offenkundig bis 300 Mrd. an Puffer-Liquidität besorgt (sieht man an dem Hochpunkt der EZB-Einlagenfazilität (Chart oben). Dass das Interbankenverkehrsvolumen in Normalzeiten so hoch ist glaube ich aber kaum, denn sonst könnte die Fazilität kaum auf 50 Mrd (zur Zeit) absinken und das Interbankenvolumen gleichzeitig wie oben beschrieben "nur" auf 45-55 Mrd anwachsen. Zusammen wären dass dann ja in etwa 100 Mrd. oder? (also 50 + 50). Das hiesse dann ja, dass im Prinzip in etwa der halbe Weg der Strecke bis zur Normalisierung zurückgelegt worden wäre, oder? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
XYZ99 März 15, 2009 Schönen Dank für den faz-Aufsatz. Er bestätigt das was bloomberg schrieb: Nach dem Lehman-Konkurs im September 2008 ist sie (die EZB) dazu übergegangen, bei den wöchentlichen Ausleihungen die gesamte Nachfrage der Banken nach Liquidität in unbegrenzter Höhe zum Leitzins zu erfüllen. (meine Hervorhebungen). Also: ZUM LEITZINS wird die "unbegrenzte Liquidität" bereitgestellt. Die "überschüssige Liquidität" wird aber bei der EZB Einlagenfazilität weit unter dem Leitzins "geparkt". Also zahlen die Banken nur 1 % Zinsen für Geld, welches sie besitzen und welches für sie jederzeit bereitsteht. Sie zahlen dann 1,5 %, wenn sie es dann wirklich verwenden, etwa weiterverleihen. Wieso sie aber zum Eonia-Kurs im Interbankengeschäft verleihen können, kann ich immer noch nicht verstehen. Zu 1,5% geliehenes Geld verleiht man doch zu ca. 0,8 % nicht weiter.... Da macht man doch zwangsläufig Verluste! Das Paradoxon löst sich aber, wenn man denkt, viele Banken seien über alle Massen liquide und wissen nicht wohin mit ihrem Geld. Dieses Überangebot an barer Liquidität würde die niedrigen Zinssätze bei Einlagenfazilität und im Eonia zwanglos erklären. Wir hätten dann also eine Liquiditätskrise, wobei zu viel Liquidität von Banken, deren Bilanzen gleichzeitig total durcheinandergeraten sind (Stichwort "mark-to-market) vorhanden ist, was lediglich ihre mittel- und langfristige Liquidität in Frage stellt. Hierzu kommt mir ein Beitrag im Bronte-Blog in den Sinn. Ich zitiere mal: The view that this is a liquidity crisis and not a solvency crisis has long been a staple of the Bronte Capital blog. It is radical though. Krugman, Naked Capitalism and Felix Salmon think alike asserting seemingly without proof that the problem is solvency. Buffett doesnt even think the US banks (on average) require capital a view that most people would find startling (though again I think is correct provided appropriate regulatory forbearance is given). Das widerspricht natürlich der Intuition, dass die Banken irgendwie "insolvent", "illiquide" oder "pleite" seien. Überall wird das ja so versichert. Und Warren Buffett glaubt, dass die Banken im Allgemeinen gar keinen Kapitalbedarf haben! Aus dem Problem, welches mit "überschüssiger Liquidität" zu bestehen scheint, könnte man folgern, dass die Banken im Allgemeinen meinen, dass ihnen bei Investition ihrer Mittel ihnen grosse Verluste kurz- und mittelfristig drohen. Ähnlich parken ja so viele ihr Geld auf dem Tageskonto, weil sie einen heftigen Verlust, ob sie nun in Aktien, Anleihen oder sonstwas investieren, befürchten. .... hat sich das Volumen des Interbankenverkehr gegenüber dem Krisenbeginn schon in etwa wieder verdreifacht. .... Ich finde das sind wahrhaft gute Nachrichten, oder verstehe ich da was falsch? Man könnte das auch anders sehen: ein Rückgang des Interbankenverleihs oder ein Steigen von Eonia, Euribor wäre positiv. Weil Investitionen wieder rentabel werden und die Zinsen ansteigen, zumindest über den Leitzins. Vielleicht ist das das Signal der Erholung: Anstieg dieser Raten über den Leitzins, auf "normale" Niveaus (1 % darüber?, schätze mal). Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bärenbulle März 15, 2009 · bearbeitet März 15, 2009 von Bärenbulle Wieso sie aber zum Eonia-Kurs im Interbankengeschäft verleihen können, kann ich immer noch nicht verstehen. Zu 1,5% geliehenes Geld verleiht man doch zu ca. 0,8 % nicht weiter.... Da macht man doch zwangsläufig Verluste! So ganz verstehe ich nicht wo Du den Widerspruch siehst, denn Torman Erläuterung hat es nochmal gut erklärt indem er schreibt: "Mit der unbegrenztem Zuteilung von Geld zum Mindestbietungssatz (1,5%) alimentiert die EZB die Vorsichtshaltung der Banken. Diese Vorsichtshaltung (mehr Zentralbankgeld zu halten als man braucht) kostet aber weiterhin Geld, da man die Überschüsse nur bei der EZB parken (für 0,5%) oder sie zu einem geringfügig höheren Satz an andere Banken verleihen kann. Dies eröffnet mutigen und am Markt als kreditwürdig angesehenen Banken eine Möglichkeit tatsächlich für gut 0,5% das Geld von den anderen Banken zu bekommen. Die vorsichtigen Banken zahlen also an die mutigen/kreditwürdigen Banken." Man könnte das auch anders sehen: ein Rückgang des Interbankenverleihs oder ein Steigen von Eonia, Euribor wäre positiv. Weil Investitionen wieder rentabel werden und die Zinsen ansteigen, zumindest über den Leitzins. Vielleicht ist das das Signal der Erholung: Anstieg dieser Raten über den Leitzins, auf "normale" Niveaus (1 % darüber?, schätze mal). Bei einer vollkommener Normalisierung müßte der Eonia wieder auf Leitzinsniveau steigen, dass ist klar. Aber wieso soll ein Rückgang des Interbankenverkehrs positiv sein? Positiv wäre ein Rückgang der Liquiditätspuffer! Ein Messgrad dafür ist ja die Nutzung der Einlagenfazilität. Ginge die Angst und damit die Liquiditätspuffer zurück, dann würde die Einlagenfazilität weniger genutzt (was ja offenkundig auch schon der Fall ist, siehe Rückgang von 300Mrd auf 55Mrd). Bei vollkommener Normalisierung würde der reale und dann niedrigere Liquiditätsbedarf im Nachtfenster nahezu vollständig via Interbankenverkehr gedeckt, so dass die Einlagefazilität wieder nahe null wäre. Aber ich meine er müßte schon noch steigen, denn dann würden ja alle Banken den kompletten Liquiditätsbedarf über den Interbankenverkehr decken. Wo der Interbankenverkehr dann liegen müßte, wäre in der Tat mal interessant zu wissen. Allerdings kann er ja eigentlich nicht höher liegen als die 55 Mrd die zur Zeit noch über Nacht geparkt werden. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bärenbulle März 15, 2009 2 Interessante Artikel: http://www.calculatedriskblog.com/2009/03/...st-suckers.html http://www.calculatedriskblog.com/2009/03/...correction.html Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Torman März 15, 2009 Vielleicht wäre mal eine Abschätzung der Größenordnungen interessant:Weiß jemand wie hoch das Volumen des Interbankenverkehrs in normalen Zeiten ist? Allerdings kann er ja eigentlich nicht höher liegen als die 55 Mrd die zur Zeit noch über Nacht geparkt werden. Ich habe auch keine genauen Zahlen und denke, dass es auch höchstens Schätzungen dafür gibt, da der Interbankenmarkt nicht über einen zentralen Makler wie an der Börse läuft, sondern direkt von Bank zu Bank. Somit dürfte eigentlich niemand das genaue Volumen kennen, es sei den, alle Banken würden dies an irgendjemand melden. Das wäre mir neu. Ich denke aber, dass das Volumen in normalen Zeiten deutlich höher als die 55 Mrd. lag. So war es früher üblich, dass nur relativ wenige/große Banken an den Auktionen der EZB teilnahmen. Diese haben also Geld für die anderen mit aufgenommen und es dann weiterverliehen. Die Geldmarktsätze lagen in der Regel wenige Basispunkte über dem Zuteilungssatz, sodass damit etwas Geld verdient werden konnte. Für die kleinen Banken hatte dies den Vorteil, dass sie sich nicht dem Auktionsrisiko aussetzten, also wegen zu geringem Gebot gar nichts bekamen oder bei zu hohem Gebot deutlich mehr bezahlten als die Konkurrenz. Zudem kam es häufig zu Leihketten, wenn eine Bank aus welchen Gründen auch immer doch weniger brauchte als sie sich von einer anderen Bank zuvor geliehen hatte, gibt sie es an die nächste Bank weiter usw. Dadurch geht das Volumen natürlich stark nach oben. Inzwischen decken die meisten Banken ihren Geldbedarf direkt bei der EZB, ein Auktionsrisiko besteht nicht mehr. Deshalb müsste die EZB sobald die Einlagenfazilität wieder normal genutzt wird und der EONIA in Richtung Leitzins steigt, das alte Auktionsverfahren wieder einführen, um einen echten Anreiz für einen Interbankenmarkt zu schaffen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
XYZ99 März 15, 2009 So ganz verstehe ich nicht wo Du den Widerspruch siehst, denn Torman Erläuterung hat es nochmal gut erklärt indem er schreibt: "Mit der unbegrenztem Zuteilung von Geld zum Mindestbietungssatz (1,5%) alimentiert die EZB die Vorsichtshaltung der Banken. Diese Vorsichtshaltung (mehr Zentralbankgeld zu halten als man braucht) kostet aber weiterhin Geld, da man die Überschüsse nur bei der EZB parken (für 0,5%) oder sie zu einem geringfügig höheren Satz an andere Banken verleihen kann. Dies eröffnet mutigen und am Markt als kreditwürdig angesehenen Banken eine Möglichkeit tatsächlich für gut 0,5% das Geld von den anderen Banken zu bekommen. Die vorsichtigen Banken zahlen also an die mutigen/kreditwürdigen Banken." Da ist ein Widerspruch. Ich mache ihn mal an Tormans schön formulierter Erklärung fest. Die "vorsichtigen" Banken sind also die, die zu 1,5 % sich Geld von der EZB besorgen und dies dann für 0,8 % an die "mutigen und kreditwürdigen" Banken verleihen. Ich würde mal sagen, dass es diese "vorsichtigen" Banken sind, die insbesondere auch das Attribut "kreditwürdig" verdienten. Oder leiht die EZB bevorzugt an weniger kreditwürdige, dafür aber "vorsichtige" Banken? Wohl kaum. Ausserdem passt "mutig", also risikobereit, auch nicht besonders zu "kreditwürdig"... Also: die "vorsichtigen und kreditwürdigen" Geldhäuser leihen sich zu 1,5 % und geben das Geld mit Verlust zu 0,8 % weiter. Sie leihen an weniger kreditwürdige und risikoscheue, "mutige" Banken, die sich einen Profit grösser 0,8 % versprechen. Aber: sind die "vorsichtigen" Banken nicht waghalsig, ihr Geld für das sie der EZB gegenüber haften den "mutigen" Banken zur Verfügung zu stellen? Und dafür bezahlen sie auch noch? Sie begnügen sich nicht mit dem Risiko der Haftung, sondern geben den Kredit sogar noch verbilligt weiter? Wo liegt mein Denkfehler? Oder liegt der Fehler in den Darstellungen z.B. der faz? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Torman März 15, 2009 Wo liegt mein Denkfehler? Ein Mißverständnis ist hier, glaube ich, die Verwendung des Wortes kreditwürdig. Grundsätzlich holen sich alle Banken ihr Geld aktuell direkt bei der Zentralbank. Die EZB diskriminiert nicht, alle bekommen solange sie genügend Wertpapiere als Sicherheiten hinterlegen, was sie wollen. Banken die eher weniger kreditwürdig sind, also solche mit hohem Verlustpotenzial leihen sich von der EZB tendenziell mehr Geld über den aktuellen Durst, da sie eventuell damit rechnen müssen kurzfristig Einlagen zu verlieren oder bei Geschäften Barsicherheiten zu hinterlegen, also ein überraschender Liquiditätsbedarf entsteht. Eine Bank, die eher nicht mit solchen kurzfristigen Liquiditätsbelastungen rechnen muss, kann dagegen knapper kalkulieren. Sie wird als weniger risikoreiches oder bereits verstaatlichtes Institut auch eher zusätzliches Geld am Interbankenmarkt bekommen und kann somit ein Teil des Geldes für gut 0,5% bekommen. Das wird dann von den weniger kreditwürdigen Banken an die besseren Risiken verliehen. Andersrum würde es tatsächlich nicht funktionieren. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bärenbulle März 15, 2009 · bearbeitet März 15, 2009 von Bärenbulle Ich würde mal sagen, dass es diese "vorsichtigen" Banken sind, die insbesondere auch das Attribut "kreditwürdig" verdienten. Oder leiht die EZB bevorzugt an weniger kreditwürdige, dafür aber "vorsichtige" Banken? Wohl kaum. Ausserdem passt "mutig", also risikobereit, auch nicht besonders zu "kreditwürdig"... Die Kreditwürdigkeit und die Risikobereitschaft würde ich gedanklich mal trennen. Du vermischt das miteinender und Deine Schlüsse "Kreditwürdig = vorsichtig" und "mutig = nicht kreditwürdig" ergeben sich nicht zwingend. Sie leihen an weniger kreditwürdige und risikoscheue, "mutige" Banken, die sich einen Profit grösser 0,8 % versprechen. Mein Verständnis ist, dass die verleihenden Banken nur an sehr kreditwürdige Banken verleihen, denn nur diese kommen in den Vorteil, dass Sie sich im Interbankenverkehr das Geld zu diesem niedrigen Zins nahe 0,5% leihen können. Die kreditwürdige Bank, die sich das Geld leiht ist deshalb mutig, weil Sie sich auf Ihre Kreditwürdigkeit verläßt und darauf das Sie via Interbankenverkehr benötigte Liquidität des Nachts besorgen kann. Streiche vieleicht mal das Attribut "mutig" in Tormans Aussage, den es ist anders gemeint als Du es - glaube ich - interpretierst. Edit *** Torman war schneller und hat's wie immer besser erklärt Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
XYZ99 März 15, 2009 Aber wie kann diejenige Bank, die zu 1,5 % bei der EZB leiht und dieses Geld zu nicht einmal 1 % an eine andere Bank weiterverleiht, Gewinne machen? Muss sie nicht Verluste machen? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Torman März 15, 2009 Aber wie kann diejenige Bank, die zu 1,5 % bei der EZB leiht und dieses Geld zu nicht einmal 1 % an eine andere Bank weiterverleiht, Gewinne machen?Muss sie nicht Verluste machen? Ja, natürlich macht sie Verlust bei diesem Geschäft, das ist ihr die Sicherheit selbst nicht in Liquiditätsprobleme zu kommen wert. Das wäre höchstwahrscheinlich ihr Ende. Und wenn sie das Geld nicht weiterverleiht, macht sie noch mehr Verlust, also ist das Verleihen auch zu diesem niedrigen Satz eine Verlustminimierung. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Bärenbulle März 15, 2009 · bearbeitet März 15, 2009 von Bärenbulle Aber wie kann diejenige Bank, die zu 1,5 % bei der EZB leiht und dieses Geld zu nicht einmal 1 % an eine andere Bank weiterverleiht, Gewinne machen? Muss sie nicht Verluste machen? Die richtigen Gewinne macht die Bank indem Sie z.B. Industrieunternehmen Geld zu höheren Zinsen leiht. So wie ich das verstehe geht es hierbei ja immer nur um "kleine" Dispositive Beträge. Also kann man sich so vorstellen, wie wenn Du ständige Deine kleineren Ein-und Ausgänge auf Deinen Girokonto optimieren würdest indem Du die die Deltas an andere verleihst oder in die Einlagefazilität der EZB steckst und aber parallel Dein Millionen-Vermögen in vielen unterschiedlichen Anlageformen stecken hast, die dann unterschiedliche Fristen haben. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
XYZ99 März 15, 2009 Da ja niemand ohne Not einen vorprogrammierten Verlust erleiden will, müsste der Interbankenverleih ein Gegengeschäft beinhalten.... Ich würde dann mal annehmen, dass Bank A, die mit knapp 1% Verlust Geld weiterverleiht, dies macht, um ihre anderweitigen Verpflichtungen gegenüber Bank B (ihrer Gläubigerbank) "gut zu machen". So werden vielleicht die illiquiden liabilities von Banken stabilisiert, über die Einlagenfazilität... Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag