Zum Inhalt springen
DON

Seid ihr gläubig - Der offizielle Religionsthread

Glaubt ihr an Gott?  

176 Stimmen

Du hast keine Berechtigung, an dieser Umfrage teilzunehmen oder die Umfrageergebnisse zu sehen. Bitte melde dich an oder registriere dich, um an dieser Umfrage teilzunehmen.

Empfohlene Beiträge

Gast Leonardo 322

Da ich auch mein Scherflein dazutun möchte, hier mein Beitrag:

 

"Diskutiere nicht mit Idioten, sie ziehen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung."

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
DON

Und da bin ich wieder :P

 

Ein sehr interessanter Gedankengang - auf die Antwort darauf bin ich gespannt.

 

Auch hierzu hat sich noch keiner wirklich geäußert, denn es geht hier nicht um die Frage, was dann später jemand oder eine Gruppe mit der Religion macht, sondern erst mal darum, warum sie entsteht.

 

Zu Punkt 1: Für die Evolution sind die paar Tausend Jahre menschlicher Religion Peanuts, in der kurzen Zeit findet noch keine echte Selektion statt. Außerdem: genau so wenig wie Gläubigen ausgestorben sind, sterben auch die Atheisten evolutionsbedingt aus, sie vermehren sich eher in den letzten Jahrhunderten.

 

 

Zu Punkt 2: Der Mensch als hochkompßlexes, intelligentes Wesen stellt sich Fragen nach dem Sinn seines Daseins, zu seiner Entstehung und einem möglichen Leben nach dem Tod. Diese Fragen kann ihm (noch) keine Wissenschaft beantworten, da er sich mit dieser Unwissenheit hilflos fühlt, erfindet er die Religion.

Daher auch die Abnahme der Religiösität mit zunehmend höheren Stand der Wissenschaft. Bitte packt mich jetzt nicht in die Schublade mit denen, die einen krassen Widerspruch zu Religion und Wissenschaft sehen, aber die negative Korrelation zwischen Glauben und Bildung wird wohl niemand hier von der Hand weisen können.

In welchen Gebieten dieser Welt wird der strengste Glaube gelebt? Da, wo der Zugang zur Bildung am schwierigsten ist, schaut doch nur mal nach Lateinamerika oder den nahen Osten. Damit möchte ich jetzt keinen Gläubigen als ungebildet bezeichnen, es gibt sicherlich sehr viele hochgebildete Gläubige, aber dieser o.g. Zusammenhang ist nun mal da.

 

 

 

 

Gruß

 

 

 

Don

 

 

Da ich auch mein Scherflein dazutun möchte, hier mein Beitrag:

 

"Diskutiere nicht mit Idioten, sie ziehen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung."

 

 

Wär schön, wenn Du noch verraten würdest, wen Du mit Idioten meinst, dann würdest Du diesen tollen Beitrag mit noch mehr Stil bereichern.

 

 

Bis jetzt fand ich die Diskussion hier ganz nett, auch wenn man sich bissl im Kreis gedreht und in die Haare gekriegt hat.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Gast Leonardo 322
· bearbeitet von Leonardo 322
Wär schön, wenn Du noch verraten würdest, wen Du mit Idioten meinst, dann würdest Du diesen tollen Beitrag mit noch mehr Stil bereichern.

Wen? Vieles, das Meiste, was von beiden Seiten kam, fand ich idiotisch. Oder, um es genauer zu sagen, denn idiotisch heißt ja eigensinnig; das wäre je geradezu ein Kompliment, nein, das ist nicht eigensinnig, es sind Gemeinplätze, banale Vorurteile, Stammtischgeplapper, angesichts der Komplexität und Wichtigkeit des Themas von einer erschütternden Ignoranz gekennzeichnet.

Aggressiv lärmendes Halbwissen, wie man es an jeder Bushaltestelle unter Jugendlichen hört.

Ich kann nur hoffen, daß die Beiträge hier nicht repräsentativ sind für die "Gebildeten unter den Verächtern."

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
LagarMat

Dann erhelle doch mal dieses Forum mit Wissen.

Bin immer offen für neue Gedanken.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
DON
Wen? Vieles, das Meiste, was von beiden Seiten kam, fand ich idiotisch. Oder, um es genauer zu sagen, denn idiotisch heißt ja eigensinnig; das wäre je geradezu ein Kompliment, nein, das ist nicht eigensinnig, es sind Gemeinplätze, banale Vorurteile, Stammtischgeplapper, angesichts der Komplexität und Wichtigkeit des Themas von einer erschütternden Ignoranz gekennzeichnet.

Aggressiv lärmendes Halbwissen, wie man es an jeder Bushaltestelle unter Jugendlichen hört.

Ich kann nur hoffen, daß die Beiträge hier nicht repräsentativ sind für die "Gebildeten unter den Verächtern."

 

Dann erleuchte uns doch bitte mit Deinem Vollwissen, großer Schamane!

 

Hier rumzustänkern, ohne die eigene Meinung kundzutun, ist auch nicht die feine englische Art.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
LagarMat

"Erhelle", "erleuchte".

Wir sind wahrlich im Religionsthread. :)

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Carlos
· bearbeitet von Carlos
Wen? Vieles, das Meiste, was von beiden Seiten kam, fand ich idiotisch. Oder, um es genauer zu sagen, denn idiotisch heißt ja eigensinnig; das wäre je geradezu ein Kompliment, nein, das ist nicht eigensinnig, es sind Gemeinplätze, banale Vorurteile, Stammtischgeplapper, angesichts der Komplexität und Wichtigkeit des Themas von einer erschütternden Ignoranz gekennzeichnet.

Aggressiv lärmendes Halbwissen, wie man es an jeder Bushaltestelle unter Jugendlichen hört.

Ich kann nur hoffen, daß die Beiträge hier nicht repräsentativ sind für die "Gebildeten unter den Verächtern."

 

Leonardo,

 

wir haben uns bisher die Mühe gemacht das direkt zu kommentieren was ein Jeder für sich konträr zu seinen eigenen Ideen und Überzeugungen empfand. Bisher wurde auch Fant ziemlich attackiert, weil er ohne grosse Kommentare seine ablehnende Haltung hier breit kundgetan hat. Jetzt kommst Du mit einer starken Attacke, ohne jedoch einen Deut dazu beizutragen was Dich am bisher gesagten so stört.

 

Zu sagen, dass ist Deinerseits "nicht die feine englische Art" ist schon sehr tolerant Dir gegenüber... Wenn Du dich schon so vehement in diese Diskussion einmischt, dann bitte mit dem Verstand den Du bei anderen voraussetzt, [Edit: nein, verlangst, weil es sonst Idiotie ist] sonst kann Dir jeder mit Recht auch "aggressiv lärmendes Halbwissen" - oder gar nur Lärm - vorwerfen. Mit Steinen werfen ist leicht. Wir wollen hier aber nicht mit Steinen beworfen werden, sondern die Erkenntnisse eines Jeden, der hier erscheint.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Gast Leonardo 322
· bearbeitet von Leonardo 322
Leonardo,

 

wir haben uns bisher die Mühe gemacht das direkt zu kommentieren was ein Jeder für sich konträr zu seinen eigenen Ideen und Überzeugungen empfand. Bisher wurde auch Fant ziemlich attackiert, weil er ohne grosse Kommentare seine ablehnende Haltung hier breit kundgetan hat. Jetzt kommst Du mit einer starken Attacke, ohne jedoch einen Deut dazu beizutragen was Dich am bisher gesagten so stört.

 

Zu sagen, dass ist Deinerseits "nicht die feine englische Art" ist schon sehr tolerant Dir gegenüber... Wenn Du dich schon so vehement in diese Diskussion einmischt, dann bitte mit dem Verstand den Du bei anderen voraussetzt, [Edit: nein, verlangst, weil es sonst Idiotie ist] sonst kann Dir jeder mit Recht auch "aggressiv lärmendes Halbwissen" - oder gar nur Lärm - vorwerfen. Mit Steinen werfen ist leicht. Wir wollen hier aber nicht mit Steinen beworfen werden, sondern die Erkenntnisse eines Jeden, der hier erscheint.

Wer ein komplexes Thema, für das es eine lange akademische Ausbildung in verschiedenen Disziplinen gibt (Theologie, Religionswissenschaften, Vergleichende Kulturwissenschaften, Geistesgeschichte, Philosophie), mit Dreizeilern abhandeln will, der beweist damit nur, daß er keine Ahnung von eben dieser Komplexität des Themas hat.

 

Es gilt hier dasselbe, was der deutsche Schachweltmeister Emanuel Lasker zu einem Kiebitz (Einer, der beim Schach zusieht) sagte, der ihm einen Verbesserungsvorschlag machte: Wenn Sie auf das Schachbrett starren, das ist Dasselbe, wie wenn ein Schimpanse in ein Uhrwerk blickt und die Bewegungen der Räder beobachtet.

 

Oder angesichts der in diesem Faden prominent sich hervortuenden technischen Intelligenz, die sich also hier anscheinend kompetent fühlt, obwohl fachfremd: Wer würde denn einem Physiker abverlangen, sein Wissen einem absoluten Laien aufzutischen, aber kurz bitte, möglichst als Drei-Zeiler. Schließlich fehlt dem Laien die Zeit, die Geduld und das Interesse an wirklich tiefgehenden Studien.

Aber dem Philosophen, dem Geisteswissenchaftler, dem Theologen will man den Dreizeiler abverlangen. Und hier glaubt anscheinend noch blutigste Noob, seine Meinung hätte Gewicht.

 

Es ist einfach nur lächerlich. Schon allein der Versuch, in einem Finanzforum mal eben in einem off-topic-Faden das Thema Religion abzuhandeln, was soll dabei Anderes herauskommen als Dummschwätzen?

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
LagarMat
· bearbeitet von Stezo

Boah was für eine Arroganz!

Verschone uns doch bitte ganz einfach.

Du hättest Dir also schon Deinen ersten und zweiten Beitrag dazu sparen können, wenn Du diese Einsicht hast!

Vielleicht verrätst Du ja mal den Schimpansen, warum Du Dich dann überhaupt dazu herab gelassen hast, uns mit Deiner Arroganz zu beglücken!?

 

Nur nochma so aus reiner Neugier: Hast Du eigentlich alles studiert worüber Du Dich so den ganzen Tag unterhältst?

Ob Du es nun wahrhaben willst oder nicht, Religion und Glauben sind Themen zu denen fast jeder Mensch dieser Welt eine Meinung haben wird.

Und das auch ohne Studium!

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Valeron
· bearbeitet von Valeron

Aber na klar Leonardo! Alle, die nicht Politikwissenschaften studiert haben, bleiben um Himmels Willen bitte von den nächsten Wahlen fern; jeder, der nicht BWL studiert hat, soll gefälligst aufhören hier seine Vorstellung zur aktuellen Finanz- und Wirtschaftslage abzugeben; über die DDR und Nazideutschland dürfen ab jetzt nur noch Historiker reden und sowieso, es kommt ja nie vor, dass man sich Privat über ein Thema Wissen aneignet.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
LagarMat

@Leonardo: Du brauchst übrigens (zumindest auf meinen Beitrag) nicht zu antworten.

Bei Kommentaren wie Deinem vergeht einem jede Lust auf Konversation.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Chemstudent
Zu Punkt 1: Für die Evolution sind die paar Tausend Jahre menschlicher Religion Peanuts, in der kurzen Zeit findet noch keine echte Selektion statt. Außerdem: genau so wenig wie Gläubigen ausgestorben sind, sterben auch die Atheisten evolutionsbedingt aus, sie vermehren sich eher in den letzten Jahrhunderten.

 

Paar Tausend Jahre?

Schon der Neandertaler zeigte (meines Wissens nach) religiöse Tendenzen.

So einfach ist das also nicht. ;)

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
LagarMat

Der Neanderthaler ist ein gutes Beispiel um die Entstehung von Religion oder "religiöse(n) Tendenzen" mit unverstandenen Vorkommnissen und daraus folgendem Glauben an höhere Mächte zu erklären.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Gast Leonardo 322
Vielleicht verrätst Du ja mal den Schimpansen, warum Du Dich dann überhaupt dazu herab gelassen hast, uns mit Deiner Arroganz zu beglücken!?

 

Nur nochma so aus reiner Neugier: Hast Du eigentlich alles studiert worüber Du Dich so den ganzen Tag unterhältst?

Ob Du es nu wahrhaben willst oder nicht Religion und Glauben sind Themen zu denen fast jeder Mesch dieser Welt eine Meinung haben wird.

Erstens kann sich aus dem dümmlich-selbstbewußten Kiebitz beim Schach durchaus ein ernstzunehmender Schachspieler entwickeln: nur braucht er dazu tiefergehendes Interesse, Geduld und Ausdauer.

 

Studium läßt sich eben nicht abkürzen oder mit Gemeinplätzen ersetzen, sonst wäre ja Jeder, der ein 5-jähriges Studium absolviert, ein Narr. Der Kiebitz nimmt Laskers Schachpartie als Abendgag, so wie er die BLÖD-Zeitung liest, aus Langeweile. Er hat sich in seinem Leben keine 2 Wochen mit Schach beschäftigt, allenfalls ein paar Partien gespielt.

Lasker hat 30 Jahre das Schachspiel studiert, denkt 5-10 Züge voraus, wie auch sein Gegenspieler, beide haben eine Bibliothek von Partien, Eröffnungen, Schachbüchern im Kopf.

Der Kiebitz weiß im wahrsten Sinn des Wortes nicht, was vor sich geht.

 

Studiert habe ich durchaus, ja, aber das tut hier nichts zur Sache. Es ist übrigens egal, welches Fach man studiert hat, wer ein Fach gründlich studiert hat und annimmt, daß ihn in anderen Fächern ähnliche Erkenntnisfortschritte erwarten würden - diese Annahme ist bei genügend Intelligenz und Abwesenheit von Größenwahn absolut naheliegend -, der wird in fachfremden Gebieten bescheiden auftreten, ganz einfach, weil er weiß, daß er nichts weiß.

 

Eine Meinung wird jeder haben. Meinungen gibt's wie Sand am Meer. Meinungen sind wertloses Geplapper. Sie sind noise, wie an der Börse der kurzfristige bias. Wer zu einem Thema Wissen erworben hat, hat sich ein Urteil erworben.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Sapine
· bearbeitet von Sapine
Zu Punkt 1: Für die Evolution sind die paar Tausend Jahre menschlicher Religion Peanuts, in der kurzen Zeit findet noch keine echte Selektion statt. Außerdem: genau so wenig wie Gläubigen ausgestorben sind, sterben auch die Atheisten evolutionsbedingt aus, sie vermehren sich eher in den letzten Jahrhunderten.

Der älteste mir spontan bekannte Fund zu religiösen Kultgegenständen ist die Venus von Willendorf und die ist gute 30.000 Jahre alt. Es ist aber gut möglich, dass es noch deutlich ältere gibt.

v136200a.jpg

Wie man unschwer erkennen kann, geht es hier nicht um die Erklärung von Blitz und Donner und auch nicht unbedingt um den Sinn des Lebens sondern mehr um die Würdigung der Fruchtbarkeit. :)

 

 

Die Evolution ist mitnichten ein Prozess, der über Jahrhunderte und Jahrzehntausende verlaufen muss, sagen Forscher um Diethard Tautz vom Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie in Plön.
Quelle: 3sat

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
€-man
Der Neanderthaler ist ein gutes Beispiel um die Entstehung von Religion oder "religiöse(n) Tendenzen" mit unverstandenen Vorkommnissen und daraus folgendem Glauben an höhere Mächte zu erklären.

 

Chemstudent meint die Grabbeigaben, die bis in die jüngere Altsteinzeit zurückreichen.

Warum gibt man Toten etwas mit, das die Lebenden doch auch gebrauchen konnten? Waffen, Gefäße usw.

 

Stezo und DON, jetzt denkt mal darüber (und nicht nur über das) genauer nach. Legt euch entspechende Lektüre zu und wenn dann noch Interesse besteht, dann können wir uns auf einem anderen (höheren) Level wieder unterhalten.

 

Da ihr euch beide gegenseitig die Gegenargumente um die Ohren haut, solltet ihr meinen Rat befolgen.

Einer schreibt: Es waren doch nur ein paar tausend Jahre (zu kurz für die Evolution), der Andere greift dafür das Argument des Neandertalers freudig auf, um beispielhaft die "Blitz und Donner Religion" zu rechtfertigen. Da greift dann aber das "paar tausend Jahre Argument" nicht mehr. :(

 

Gruß

-man

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
LagarMat
· bearbeitet von Stezo

Ich denke religiöse Bräuche und Kulte wird es geben so lang es Menschen gibt und nicht erst seit dem Homo sapiens sapiens.

Die monotheistischen Religionen kamen eben erst später dazu.

 

€-Man, vielleicht solltest Du bedenken, dass Du auch nicht weißt wie Religionen entstanden sind.

Die "Blitz-Donner-Theorie" ist einfach ein Erklärungsansatz.

 

Die entsprechende Lektüre ist auch nur die Meinung von irgendjemandem der nicht dabei war. ;)

 

Wie Religionen genau entstanden sind werden wir erst erfahren, wenn Zeitreisen in die Vergangenheit möglich sind.

Sollte dies nie möglich werden, werden wir auch nie erfahren, welcher Ansatz der Richtige ist.

Auch wenn Dir dies Möglichkeit banal erscheinen mag, heißt das nicht, dass es nicht trotzdem richtig sein könnte.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
roadi

nun, leonardo liegt mit seinem affen-vergleich gar nicht so falsch, jemand hatte es hier aber schon besser

ausgedrückt mit leute die keinen glauben haben/hatten wissen doch gar nicht wirklich was glaube ist.

wenn ich hier so mitlese, dann sinds leider immerwieder die gleichen comments mit glauben = hokuspokus

und "wer ist gott und was macht er und warum ist er gott"

 

logisch gibt es übernachtürliches welches durch glauben versucht wird zu erklären, aber primär gehts beim glauben doch

um eine ganz andere sachen, schade, dass diese sache so schwer zu verstehen ist für viele, dies zeigt aber ganz einfach

die unwissenheit an der christlichen religion.

 

der glaube versucht werte zu vermitteln und nur bedingt zu erklären warum ist die erde rund, wo ist das ende im all und was gabs davor und warum gibts das überhaupt und wer gott ist.

 

der glaube steht hauptsächlich für eines und das ist die liebe.

sowie die 10 gebote. diese sachen sind die wichtigsten dinge die der glaube versucht

zu vermitteln, logisch sind viele dieser dinge mittlerweile selbstverständlich aber sie

sind selbstverständlich weil der glaube seit 2000 jahren um genau das bemüht ist.

 

gäbe es unserem glauben nicht, würde es bei uns heute vermutlich nicht anders aussehen als jetzt im kongo, in afghanistan

oder weis der schinder wo, WEIL der glaube uns über jahrtausende zu vernünftigeren menschen erzogen hat

(auch wenn es in der zwischenzeit manche dummheiten gab).

 

natürlich steht dieser verdienst nicht allein dem glauben zu, aber maßgeblich schon behaupte ich.

 

und somit ein neues unterthema: denkt ihr, dass der fortschritt in europa im lauf der letzten 1000 jahre hauptsächlich durch den glauben geprägt wurde - oder nur nebensächlich?

auch in bezug auf andere länder u. regionen.

 

finde die diskussion hier übrigens nicht übel, auch wenn es viele total unterschiedliche ansichten gibt, aber soviel wurde hier schon lange nicht mehr geschrieben.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Carlos

@ Leonardo,

 

Zu alldem was Du da vor Sapine's Post mit der Venus geschrieben hast, fällt mir nur eine Frage ein: Ist Dir bewusst, dass das Thema dieses Faden's lautet: Seid Ihr gläubig? Und dazu wird sich ein Jeder frei äussern dürfen, denn das ist subjektiv. Benötigt also kein von aussen angeeignetes Wissen (obschon dies in vielerlei Hinsicht behilflich ist, aber mehr zu historischen, theologischen und/oder philosophischen Zwecken, also wissenschaftlicher Natur).

 

Hier geht es um die simple, persönlich gerichtete Frage: Seid Ihr gläubig. Ja oder Nein, eventuell noch ein "ich weiss nicht", das wurde später hinzuaddiert. Wenn Einige aus dem Thema abgedriftet sind, oder ihre Ablehnung auf nicht passende Art formuliert haben, ist es noch lange kein Grund, das mit Idiote abzustempeln. Ich bin schockiert, gelinde gesagt.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
LagarMat
· bearbeitet von Stezo
der glaube versucht werte zu vermitteln und nur bedingt zu erklären warum ist die erde rund, wo ist das ende im all und was gabs davor und warum gibts das überhaupt und wer gott ist.

 

der glaube steht hauptsächlich für eines und das ist die liebe.

 

Um Werte zu vermitteln brauche ich keine Religion und keinen Glauben.

Und: Kann ich nicht lieben ohne zu glauben?

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Carlos
· bearbeitet von Carlos
(...) und somit ein neues unterthema: denkt ihr, dass der fortschritt in europa im lauf der letzten 1000 jahre hauptsächlich durch den glauben geprägt wurde - oder nur nebensächlich?

auch in bezug auf andere länder u. regionen.

 

Der Fortschritt wurde mMn sehr wohl vom christlichen Glauben geprägt, aber auch stark durch die ablehnende Haltung der offiziellen Doktrin der Kirche. Genauso wie es weriterdenkende Menschen wie Martin Luther hervorgebracht hat, sind genauso Gallilei's Ideen gewesen, die unsere Gesellschaft so weit getrieben haben. Hätte es seine Ideen gegeben, wenn er nicht so herausgefordert worden wäre mit der offiziellen Theorie des geozentrischen Weltbildes? Vielleicht nicht. Aber wiederum eine rein persönliche Glaubenssache, ich kann ihn ja nicht mehr fragen...

 

Edit: Obwohl Gallileo Gallilei sich ja an die Ideen von Kopernikus angelehnt hat, mir geht es hier aber um den "Anreiz" den der christliche Glaube - besser: seine damalige Darlegungen - den Wissenschaftlern gegeben hat.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
el galleta
Um Werte zu vermitteln brauche ich keine Religion und keinen Glauben.

Hm, heute vielleicht nicht mehr unbedingt. Aber zu früheren staatenlosen oder kleinstaaterischen Zeiten gab es keine regulierende Kraft der allgegenwärtigen Gesetzgebung und -durchsetzung auf humanem Niveau. Da waren die religiösen Gebote die Grundlage, um ein anständiges Miteinander zu gewährleisten. Der Gläubige würde ergänzen: Deshalb hat Gott die Gebote vorgegeben.

 

Religiöse "Bräuche" und "Kulte" haben also durchaus Sinn. Oder hatten ihn. Seit der Erfindung des Kühlschranks ist die muslimische Vorgabe, keinen Alkohol zu trinken und kein Schweinefleisch zu essen - beides in sehr warmen Gegenden sonst sehr sinnvoll - eigentlich obsolet geworden.

 

saludos,

el galleta

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Gast Leonardo 322

zum Fall Galilei:

Wer sich einmal kundig machen will über Details jenseits der "Mythen" und populären Vorurteile, der kann hier sich einlesen:

http://histor.ws/galilei/

Da steht unter anderem:

2. Entwicklungen in der Astronomie

 

Der Streit um Galilei diskutierte die Frage, welche Struktur der Kosmos hat. Herrschende Ansicht war der wissenschaftsgeschichtlich jüngere "Geozentrismus" (auch: Ptolemäisches/Aristotelisches System), der die Erde als Mittelpunkt des Kosmos ansah. Der entsprechend ältere "Heliozentrismus" (auch: Pythagoräisches/Kopernikanisches System) sah die Sonne im Mittelpunkt. Der kaiserliche Hofastronom Kepler (Bild rechts) war einer der inhaltlich bedeutsamsten Pioniere des erneuerten Konzepts.

 

* Philosoph Pythagoras (580-497) lehrt Heliozentrismus.

* Philosoph Aristoteles (384-322 v.C.) lehrt Geozentrismus im Werk Physik, fortgesetzt durch Peripatetiker.

* Naturkundler Claudius Ptolemäus v.Alexandria (100-180) lehrt Geozentrismus im Werk Großes Astronomisches System (Almagest) Fixsterne, Planeten, Erdzentrum.

* Bischof Prof. N. Dorsesme (um 1350) in Paris lehrt die Achsendrehung der Erde.

* Can. Nikolaus v. Kues (1401-1464) lehrt die Erdrotation, ideelle Anregung für Fahrten des Columbus.

* Prälat Calgagnini (1520) lehrt in Italien die Bahnbewegungserde im feststehenden Himmel. (Che il cielo sta fermo e la terra si muove).

* Can. Kopernikus (1473-1543) löst das Problem fehlender Planeten-Opposition im Geozentrismus 1536 durch das Konzept Dreherde (De revolutionibus orbium celestium).

* Dänischer Astrologe Tycho de Brahe (1546-1601), Geozentriker, führt exakte Messungen der Gestirne mit aufwendiger Technik ein (Meridianmessung), was für seinen Schüler Kepler Grundlage weiterer Entdeckungen wird.

* Protestant Prof. Joh. Kepler (1571-1630): findet die Ellipsenbahn der Planeten. Um 1593 folgen seine Beweise für die Drehbahnerde. Er wurde wegen dieser unorthodoxen Ansichten in seiner protestantischen Heimat drangsaliert und beruflich behindert, seine Mutter als Hexe angeklagt. Er erhielt Asyl und Gelegenheit zur Publikation am Hof des kath. Kaisers Rudolf II. und seiner dortigen Jesuiten. Später profilierter Vertreter des Heliozentrismus.

* Newton 1686: Massenschwere als Erklärung der Ellipsenbahnen.

* Bradley 1728: Lichtaberration als Nachweis der Erdbewegung.

 

Irrig ist die Vorstellung, Fortschritt habe mittelalterlichen Geozentrismus durch klügeren Heliozentrismus überwunden. Letzterer war vielmehr schon in der Antike eines unter anderen Konzepten. Nach Ende der Antike waren es vor allem Kleriker der Kirche und kirchliche Universitäten, durch die astronomisches Wissen erweitert wurde. Erst mit Kepler und Newton wurden entscheidende Fortschritte erreicht, durch die letztlich das früheste aller diskutierten Kosmoskonzepte, der Heliozentrismus, erneuert und bestätigt wurde.

 

@ Leonardo, Ist Dir bewusst, dass das Thema dieses Faden's lautet: Seid Ihr gläubig? Und dazu wird sich ein Jeder frei äussern dürfen, denn das ist subjektiv. Benötigt also kein von aussen angeeignetes Wissen ...

Hier geht es um die simple, persönlich gerichtete Frage: Seid Ihr gläubig. Ja oder Nein, eventuell noch ein "ich weiss nicht"

Und welchen Diskussionswert/Unterhaltungswert/Erkenntnisgewinn hätte so eine Aneinanderreihung von Ja/Nein/Weiß nicht - posts?

Hier wurde doch versucht, die eigene "Meinung" darzustellen und zu begründen, was sonst...

Allerdings auf eine geradezu alberne Weise...

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Carlos

Mal wieder ein sehr inhaltvoller Beitrag!

 

Hm, heute vielleicht nicht mehr unbedingt. Aber zu früheren staatenlosen oder kleinstaaterischen Zeiten gab es keine regulierende Kraft der allgegenwärtigen Gesetzgebung und -durchsetzung auf humanem Niveau. Da waren die religiösen Gebote die Grundlage, um ein anständiges Miteinander zu gewährleisten. Der Gläubige würde ergänzen: Deshalb hat Gott die Gebote vorgegeben.

 

Das könnte auch in die Kategorie der Antworten fallen auf die Frage, ob unser Glaube unsere Gesellschaft im letzten Jahrtausend weitergebracht hat. Obwohl, ich weiss, das sehr oft und stark missbraucht wurde (Inquisition, Glaubenskriege, Machtspiele, usw.) aber das ist nicht "Schuld" der Glaubensdoktrin sondern derer die sie ausübten.

Religiöse "Bräuche" und "Kulte" haben also durchaus Sinn. Oder hatten ihn. Seit der Erfindung des Kühlschranks ist die muslimische Vorgabe, keinen Alkohol zu trinken und kein Schweinefleisch zu essen - beides in sehr warmen Gegenden sonst sehr sinnvoll - eigentlich obsolet geworden.

 

saludos,

el galleta

 

1. Deswegen gibt es heute weit weniger Anhänger des christlichen Glaubens, für viele macht das heutige Leben Sinn auch ohne Glauben. Wir haben die oben angesprochene "regulierende Kraft" (der Staat und die Gesetzgebung) und die Wissenschaften die unseren Lebensstandard ermöglichen, Religion ist mittlerweile ein "intellektuelles Acessoire" geworden.

 

2. Das mit dem Beispiel der Erhaltung der Lebensmittel und dem Verbot im Islam trifft den Nagel auf den Kopf. Aber für diese Glaubensdoktrin tabu überhaupt diskutiert zu werden. Leider. Hätten die eine Art religiöses Oberhaupt und eine Kurie die ganze Zeit gehabt, wäre auch diese Doktrin aller Wahrscheinlichkeit nach zu etwas modernerem evoluiert.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Gast Leonardo 322

Na gut, dann stell ich mal etwas zur Diskussion.

Wer mal etwas ernsthafter darüber nachdenken will, hier kann man einem interessanten Denker beim Nachdenken "über die Schulter schauen", es handelt sich um einen gewissen Ratzinger, Vortrag von 1999, nicht polemisch, sondern versucht eine ernsthafte Diskussion des Verhältnisses von Glaube/Religion und Wissenschaft.

Joseph Cardinal Ratzinger:

Die Christenheit, die Entmythologisierung und der Sieg der Wahrheit über die Religionen

Vortrag von Kardinal Joseph Ratzinger, gehalten am 27. November 1999

anläßlich eines Kolloquiums der Pariser Sorbonne zum Thema: »2000 ans après quoi?«

 

Am Ende des zweiten christlichen Jahrtausends befindet sich das Christentum gerade im Raum seiner ursprünglichen Ausdehnung, in Europa, in einer tiefgehenden Krise, die auf der Krise seines Wahrheitsanspruches beruht. Diese Krise hat eine doppelte Dimension: Zunächst stellt sich immer mehr die Frage, ob der Begriff Wahrheit sinnvollerweise überhaupt auf die Religion angewandt werden könne, mit anderen Worten, ob es dem Menschen gegeben ist, die eigentliche Wahrheit über Gott und die göttlichen Dinge zu erkennen. Der Mensch von heute findet sich viel eher in dem buddhistischen Gleichnis vom Elefanten und den Blinden wieder: Ein König in Nordindien habe einmal alle blinden Bewohner der Stadt an einem Ort versammelt. Darauf ließ er den Versammelten einen Elefanten vorführen. Die einen ließ er den Kopf betasten. Er sagte dabei: So ist ein Elefant. Andere durften das Ohr betasten oder den Stoßzahn, den Rüssel, den Rumpf, den Fuß, das Hinterteil, die Schwanzhaare. Darauf fragte der König die einzelnen: Wie ist ein Elefant? Und je nachdem, welchen Teil sie betastet hatten, antworteten sie: »Er ist wie ein geflochtener Korb ... Er ist wie ein Topf ... Er ist wie eine Pflugstange ... Er ist wie ein Speicher ... Er ist wie ein Pfeiler ... Er ist wie ein Mörser ... Er ist wie ein Besen.« Daraufhin so sagt das Gleichnis kamen sie in Streit, und mit dem Ruf »Der Elefant ist so und so« stürzten sie aufeinander und schlugen sich mit den Fäusten zum Ergötzen des Königs.

 

Der Streit der Religionen erscheint den Menschen von heute wie dieser Streit der Blindgeborenen. Denn blind geboren sind wir den Geheimnissen des Göttlichen gegenüber, so scheint es. Das Christentum befindet sich für das heutige Denken keineswegs in einer positiveren Perspektive als die anderen Gegenteil: Mit seinem Wahrheitsanspruch scheint besonders blind zu sein gegenüber der Grenze all unserer Erkenntnis des Göttlichen, durch einen besonders törichten Fanatismus gekennzeichnet, der das in eigener Erfahrung betastete Stück unbelehrbar für das Ganze erklärt.

Das Ende der Metaphysik und die Symbolwelt des Christentums

Diese ganz generelle Skepsis gegenüber dem Wahrheitsanspruch in Sachen Religion ist dann zusätzlich untermauert durch die Fragen, die die moderne Wissenschaft den Ursprüngen und Inhalten des Christlichen gegenüber aufgerichtet hat: Durch die Evolutionstheorie scheint die Schöpfungslehre überholt, durch die Erkenntnisse über den Ursprung des Menschen die Erbsündenlehre; die kritische Exegese relativiert die Gestalt Jesu und setzt Fragezeichen gegenüber seinem Sohnesbewußtsein; der Ursprung der Kirche in Jesus erscheint zweifelhaft, und so fort. Die philosophische Grundlage des Christentums ist durch das Ende der Metaphysik problematisch geworden, seine historischen Grundlagen stehen in Folge der modernen historischen Methoden im Zwielicht. So liegt es auch von daher nahe, die christlichen Inhalte ins Symbolische zurückzunehmen, ihnen keine höhere Wahrheit zuzusprechen als den Mythen der Religionsgeschichte sie als Weise der religiösen Erfahrung anzusehen, die sich demütig neben andere zu stellen hätte. In diesem Sinn kann man dann wie es scheint fortfahren, ein Christ zu bleiben; man bedient sich weiterhin der Ausdrucksformen des Christentums, deren Anspruch freilich von Grund auf verändert ist: Was als Wahrheit verpflichtende Kraft und verläßliche Verheißung für den Menschen gewesen war, wird nun zu einer kulturellen Ausdrucksform des allgemeinen religiösen Empfindens, die uns durch die Zufälle unserer europäischen Herkunft nahegelegt ist.

 

Ernst Troeltsch hat zu Beginn dieses Jahrhunderts diesen inneren Rückzug des Christentums aus seinem ursprünglich universalen Anspruch, der nur auf dem Anspruch der Wahrheit gründen konnte, philosophisch und theologisch formuliert. Er war zur Überzeugung von der Unübersteiglichkeit der Kulturen und von der Bindung der Religion an die Kulturen gekommen. Das Christentum ist dann nur die Europa zugewandte Seite des Antlitzes Gottes. Die »individuellen Besonderheiten der Kultur- und Rassenkreise« und die »Besonderheiten ihrer großen zusammenfassenden Religionsbildungen« bekommen den Rang einer letzten Instanz: »Wer also will hier wagen, wirklich entscheidende Wertvergleichungen zu machen. Das könnte nur Gott selbst, der diese Verschiedenheiten aus sich entlassen hat.« Ein Blindgeborener weiß, daß er nicht zum Blindsein geboren ist und wird daher nicht aufhören, nach dem Warum seiner Blindheit und nach einem Weg aus ihr heraus zu fragen. Nur scheinbar hat sich der Mensch mit dem Verdikt abgefunden, dem Eigentlichen gegenüber, auf das es letztlich in unserem Leben ankommt, blind geboren zu sein.

Abschied von der Wahrheit

Der titanische Versuch, die ganze Welt in Besitz zu nehmen, aus unserem Leben und für unser Leben herauszuholen, was nur möglich ist, zeigt ebenso wie die Ausbrüche eines Kultes der Ekstase, der Selbstüberschreitung und der Selbstzerstörung, daß der Mensch sich bei diesem Urteil nicht bescheidet. Denn wenn er nicht weiß, woher er kommt und wozu er da ist, ist er dann nicht in seinem ganzen Sein ein fehlgeschlagenes Geschöpf? Der scheinbar gleichgültige Abschied von der Wahrheit über Gott und über das Wesentliche unseres Selbst, die scheinbare Zufriedenheit, sich damit nicht mehr befassen zu müssen, täuscht. Der Mensch kann sich nicht damit abfinden, für das Wesentliche ein Blindgeborener zu sein und zu bleiben. Der Abschied von der Wahrheit kann nie endgültig sein.

 

Weil es so steht, muß die altmodische Frage nach der Wahrheit des Christentums neu gestellt werden, so überflüssig und unbeantwortbar sie vielen erscheinen mag. Aber wie? Zweifellos wird die christliche Theologie die einzelnen Instanzen, die gegen den Wahrheitsanspruch des Christentums im Bereich der Philosophie, der Naturwissenschaften, der Geschichte aufgerichtet worden sind, sorgsam überprüfen, sich ihnen aussetzen müssen. Zum anderen aber muß sie auch versuchen, eine Gesamtvision der Frage nach dem wahren Wesen des Christentums, nach seiner Stellung in der Geschichte der Religionen und nach seinem Ort in der menschlichen Existenz zu gewinnen. Ich möchte einen Schritt in diese Richtung tun, indem ich die Frage beleuchte, wie in den Ursprungszeiten des Christentums dieses selbst seinen Anspruch im Kosmos der Religionen gesehen hat.

Marcus Terrentius Varro und die Arten der Theologie

Varro unterscheidet demgemäß drei Arten von Theologie, wobei er unter Theologie die ratio versteht, quae de diis explicatur das Verstehen und Erklären des Göttlichen, könnten wir übersetzen. Es sind dies die theologia mythica, die theologia civilis und die theologia naturalis. Mit vier Bestimmungen klärt er dann näher, was unter diesen Theologien zu verstehen sei. Die erste Bestimmung bezieht sich auf die den drei Theologien zugeordneten Theologen: Die Theologen der mythischen Theologie sind die Dichter, weil sie Gesänge über die Götter verfaßt haben und so Gottessänger sind. Die Theologen der physischen (natürlichen) Theologie sind die Philosophen, das heißt die Gelehrten, die Denker, die über die Gewohnheit hinaus nach der Wirklichkeit, der Wahrheit fragen; die Theologen der Ziviltheologie sind die Völker, die sich bei ihrer Wahl nicht den Philosophen (nicht der Wahrheit), sondern den Dichtern angeschlossen hatten, ihren poetischen Visionen, ihren Bildern und Gestalten.

 

Die zweite Bestimmung gilt dem Ort in der Wirklichkeit, dem die betreffende Theologie zugeordnet ist. Da entspricht der mythischen Theologie das Theater, das durchaus einen religiösen, kultischen Rang hatte; die Schauspiele sind nach der herrschenden Meinung auf Weisung der Götter in Rom eingerichtet worden. Der politischen Theologie entspricht die urbs, der Raum der natürlichen Theologie aber sei der Kosmos. Die dritte Bestimmung nennt den Inhalt der drei Theologien: Die mythische Theologie habe als Inhalt die von den Poeten geschaffenen Götterfabeln; die staatliche Theologie den Kult; die natürliche Theologie antworte auf die Frage, wer die Götter seien. Hier lohnt es sich, genauer zuzuhören: »Ob sie mit Heraklit aus Feuer sind oder mit Pythagoras aus Zahlen oder mit Epikur aus Atomen, und so noch anderes, was die Ohren leichter innerhalb der Schulwände ertragen können als draußen auf dem Marktplatz.« Hier wird ganz deutlich sichtbar, daß diese natürliche Theologie Entmythologisierung, oder besser gesagt: Aufklärung ist, die kritisch hinter den mythischen Schein blickt und ihn naturwissenschaftlich aufgeschlossen löst. Kult und Erkenntnis fallen auseinander. Der Kult bleibt als Sache der politischen Zweckmäßigkeit notwendig; die Erkenntnis wirkt religionszerstörend und sollte daher nicht auf den Marktplatz getragen werden.

 

Schließlich ist da noch die vierte Bestimmung: Welche Art von Wirklichkeit ist Inhalt der einzelnen Theologien? Varros Antwort lautet: Die natürliche Theologie hat es mit der »Natur der Götter« zu tun (die es gar nicht gibt), die beiden anderen Theologien handeln von den divina instituta hominum von den göttlichen Einrichtungen der Menschen. Damit aber ist letztlich der ganze Unterschied reduziert auf den von Physik im antiken Sinn und von Kultreligion andererseits. »Die civilische Theologie hat letztlich keinen Gott, nur ,Religion; die ,natürliche Theologie hat keine Religion, sondern nur eine Gottheit.« Ja, sie kann gar keine Religion haben, denn ihr Gott ist religiös nicht ansprechbar: Feuer, Zahlen, Atome. So stehen religio (womit wesentlich Kult gemeint ist) und Wirklichkeit, die rationale Erkenntnis der Realität, als zwei getrennte Sphären nebeneinander. Die religio empfängt ihre Rechtfertigung nicht aus der Realität des Göttlichen, sondern aus ihrer politischen Funktion. Sie ist eine Einrichtung, deren der Staat für seine Existenz bedarf. Zweifellos stehen wir hier vor einer Spätphase von Religion, in der die Naivität des Religiösen zerbrochen und damit seine Auflösung eingeleitet ist.

Religion als staatlicher Kultus

Aber die wesentliche Bindung der Religion an die staatliche Gemeinschaft reicht doch viel tiefer. Der Kult ist letztlich eine positive Ordnung, die nicht als solche an der Wahrheitsfrage gemessen werden darf. Während Varro in seiner Zeit, in der der politische Zweck der Religion noch stark genug war, um sie als solche zu rechtfertigen, noch eine eher krude Auffassung von Aufklärung und von Wahrheitslosigkeit des politisch motivierten Kultes vertreten konnte, wird recht bald der Neuplatonismus einen anderen Ausweg aus der Krise suchen, auf den dann Kaiser Julian bei seinem Versuch der Wiederherstellung der römischen Staatsreligion aufbaute: Was die Dichter sagen, sind Bilder, die man nicht physikalisch fassen darf; aber es sind doch Bilder, die das Unaussprechliche für alle jene Menschen ausdrücken, denen der Königsweg der mystischen Einung versagt ist. Obwohl die Bilder als solche nicht wahr sind, werden sie nun doch gerechtfertigt als Annäherungen an das, was immer unaussprechlich bleiben muß.

 

Damit haben wir vorgegriffen. Denn die neuplatonische Position ist ihrerseits schon eine Reaktion auf die christliche Stellungnahme zur Frage nach der christlichen Kultbegründung und der ihr zugrunde liegenden Ortsbestimmung des Glaubens in der Typologie der Religionen. Kehren wir also zu Augustinus zurück. Wo siedelt er das Christentum in der varronischen Trias der Religionen an? Das Erstaunliche ist, daß er ohne jedes Zögern dem Christentum seinen Platz im Bereich der physischen Theologie, im Bereich der philosophischen Aufklärung zuweist. Er steht damit in vollkommener Kontinuität mit den frühesten Theologen des Christentums, den Apologeten des zweiten Jahrhunderts, ja, mit der Ortsbestimmung des Christlichen durch Paulus im ersten Kapitel des Römerbriefs, die ihrerseits auf der alttestamentlichen Weisheitstheologie beruht und über sie zurückreicht bis in die Verspottung der Götter in den Psalmen.

Das Christentum, eine physikalische Theologie

Das Christentum hat nach dieser Sicht seine Vorläufer und seine innere Vorbereitung in der philosophischen Aufklärung, nicht in den Religionen. Das Christentum beruht nach Augustinus und nach der für ihn maßgebenden biblischen Tradition nicht auf mythischen Bildern und Ahnungen, deren Rechtfertigung schließlich in ihrer politischen Nützlichkeit liegt, sondern es bezieht sich auf jenes Göttliche, das die vernünftige Analyse der Wirklichkeit wahrnehmen kann. Anders gesagt: Augustinus identifiziert den biblischen Monotheismus mit den philosophischen Einsichten über den Grund der Welt, die sich in verschiedenen Variationen in der antiken Philosophie herausgebildet haben. Dies ist gemeint, wenn das Christentum seit der Areopag-Rede des heiligen Paulus mit dem Anspruch auftritt, die religio vera zu sein. Das will sagen: Der christliche Glaube beruht nicht auf Poesie und Politik, diesen beiden großen Quellen der Religion; er beruht auf Erkenntnis. Er verehrt jenes Sein, das allem Existierenden zugrunde liegt, den wirklichen Gott. Im Christentum ist Aufklärung Religion geworden und nicht mehr ihr Gegenspieler.

 

Weil es so ist, weil das Christentum sich als Sieg der Entmythologisierung, als Sieg der Erkenntnis und mit ihr der Wahrheit verstand, deswegen mußte es sich als universal ansehen und zu allen Völkern gebracht werden: nicht als eine spezifische Religion, die andere verdrängt, nicht aus einer Art von religiösem Imperialismus heraus, sondern als Wahrheit, die den Schein überflüssig macht. Und eben deshalb muß es in der weiträumigen Toleranz der Polytheismen als unverträglich, ja als religionsfeindlich, als Atheismus erscheinen: Es hielt sich nicht an die Relativität und Austauschbarkeit der Bilder, es störte damit vor allem den politischen Nutzen der Religionen und gefährdete so die Grundlagen des Staates, in dem es nicht Religion unter Religionen, sondern Sieg der Einsicht über die Welt der Religionen sein wollte.

 

Andererseits hängt mit dieser Ortsbestimmung des Christlichen im Kosmos von Religion und Philosophie auch die Durchschlagskraft des Christentums zusammen. Schon vor dem Auftreten der christlichen Mission hatten gebildete Kreise der Antike in der Figur der Gottesfürchtigen den Anschluß an den jüdischen Glauben gesucht, der ihnen als religiöse Gestalt des philosophischen Monotheismus erschien und so zugleich den Forderungen der Vernunft wie dem religiösen Bedürfnis des Menschen entsprach, auf das die Philosophie allein nicht antworten konnte: Zu einem bloß gedachten Gott betet man nicht. Wenn aber der Gott, den das Denken findet, nun im Innern einer Religion als sprechender und handelnder Gott begegnet, dann sind Denken und Glauben versöhnt.

Die vollkommene, zur Wahrheit durchgestoßene Philosophie

Bei diesem Anschluß an die Synagoge blieb ein unbefriedigender Rest: Der Nichtjude konnte doch immer nur ein Außenstehender sein und nie ganz zugehörig werden. Diese Fessel war im Christentum durch die Gestalt Christi, wie Paulus sie auslegte, gesprengt. Nun erst war der religiöse Monotheismus des Judentums universal geworden und damit die Einheit von Denken und Glauben, die religio vera, allen zugänglich. Justin der Philosoph, Justin der Märtyrer ( 167) kann als symptomatische Figur für diesen Zugang zum Christentum gelten: Er hatte alle Philosophien studiert und schließlich im Christentum die vera philosophia erkannt. Mit seiner Christwerdung hatte er seiner eigenen Überzeugung nach die Philosophie nicht abgelegt, sondern war erst ganz Philosoph geworden. Die Überzeugung, daß das Christentum Philosophie sei, die vollkommene, das heißt zur Wahrheit durchgestoßene Philosophie, blieb noch weit über die Väterzeit hinaus in Geltung. Sie ist im 14. Jahrhundert in der byzantinischen Theologie bei Nikolaus Kabasilas noch ganz selbstverständlich gegenwärtig. Freilich war Philosophie dabei nicht als akademische Disziplin rein theoretischer Natur verstanden, sondern vor allem auch praktisch als die Kunst des rechten Lebens und Sterbens, die jedoch nur im Licht der Wahrheit gelingen kann.

 

Die Verschmelzung von Aufklärung und Glaube, die sich in der Entwicklung der christlichen Mission und im Aufbau der christlichen Theologie vollzog, brachte freilich auch einschneidende Korrekturen am philosophischen Gottesbild hervor, deren vor allem zwei zu nennen sind. Die erste besteht darin, daß der Gott, dem die Christen glauben und den sie verehren, im Unterschied zu den mythischen und politischen Göttern wirklich natura Deus ist; darin liegt die Deckung mit der philosophischen Aufklärung. Aber gleichzeitig gilt nun: non tamen omnis natura est Deus nicht alles, was Natur ist, ist Gott. Gott ist seiner Natur nach Gott, aber nicht die Natur als solche ist Gott.

 

Es geschieht eine Trennung zwischen der allumfassenden Natur und dem sie begründenden, ihr Ursprung gebenden Sein. So erst treten nun Physik und Metaphysik deutlich auseinander. Nur der wirkliche Gott, den wir denkend in der Natur erkennen können, wird angebetet. Aber er ist mehr als Natur. Er geht ihr voraus, und sie ist sein Geschöpf. Dieser Trennung von Natur und Gott tritt eine zweite, noch einschneidendere Erkenntnis zur Seite: Zu dem Gott, der Natur, Weltseele oder was auch immer war, hatte man nicht beten können; er war kein religiöser Gott, hatten wir festgestellt. Nun aber, so sagt schon der Glaube des Alten Testaments und erst recht der des Neuen Testaments, hat dieser Gott, der der Natur vorausgeht, sich den Menschen zugewandt. Eben weil er nicht bloß Natur ist, ist er kein schweigender Gott. Er ist in die Geschichte eingetreten, dem Menschen entgegengegangen, und so kann der Mensch nun ihm entgegengehen. Er kann sich Gott verbinden, weil Gott sich dem Menschen verbunden hat.

Die Vernünftigkeit und der moralische Ernst des Christentums

Die beiden immer auseinanderfallenden Seiten der Religion, die ewig waltende Natur und die Heilsbedürftigkeit des leidenden und ringenden Menschen sind ineinander verbunden. Die Aufklärung kann Religion werden, weil der Gott der Aufklärung selbst in die Religion eingetreten ist. Das eigentlich Glauben heischende Element, das geschichtliche Reden Gottes, ist doch die Voraussetzung dafür, daß die Religion sich nun dem philosophischen Gott zuwenden kann, der kein bloß philosophischer Gott mehr ist und doch die Erkenntnis der Philosophie nicht abstößt, sondern aufnimmt. Hier zeigt sich etwas Erstaunliches: Die beiden scheinbar konträren Grundprinzipien des Christentums: Bindung an die Metaphysik und Bindung an die Geschichte bedingen sich gegenseitig und gehören zusammen; sie bilden zusammen die Apologie des Christentums als religio vera.

 

Wenn man demgemäß sagen darf, daß der Sieg des Christentums über die heidnischen Religionen nicht zuletzt durch den Anspruch seiner Vernünftigkeit ermöglicht wurde, so ist dem hinzuzufügen, daß ein zweites Motiv gleichbedeutend damit verbunden ist. Es besteht zunächst, ganz allgemein gesagt, im moralischen Ernst des Christentums, den freilich wiederum schon Paulus in Zusammenhang gebracht hatte mit der Vernünftigkeit des christlichen Glaubens: Das, was das Gesetz eigentlich meint, die vom christlichen Glauben ins Licht gestellten wesentlichen Forderungen des einen Gottes an das Leben des Menschen, deckt sich mit dem, was dem Menschen, jedem Menschen, ins Herz eingeschrieben ist, so daß er es als das Gute einsieht, wenn es vor ihn hintritt. Es deckt sich mit dem, was »von Natur gut ist« (Röm 2,14 f.).

 

Die Anspielung auf die stoische Moral, auf ihre ethische Interpretation der Natur, ist hier ebenso offenkundig wie in anderen paulinischen Texten, etwa im Philipperbrief: »Was immer wahrhaft, edel, recht, was lauter, liebenswert, ansprechend ist, was Tugend heißt und lobenswert ist, darauf seid bedacht!« (4,8). Die grundsätzliche (wenngleich kritische) Einheit mit der philosophischen Aufklärung im Gottesbegriff bestätigt und konkretisiert sich nun in der gleichfalls kritischen Einheit mit der philosophischen Moral. Wie im Bereich des Religiösen das Christentum gerade dadurch die Grenzen philosophischer Schulweisheit überschritt, daß der gedachte Gott als lebendiger Gott begegnete, so gab es auch hier den Überschritt über die ethische Theorie zu gemeinschaftlich gelebter und konkretisierter moralischer Praxis, in der die philosophische Sicht vor allem durch die Konzentrierung aller Moral auf das Doppelgebot von Gottes- und Nächstenliebe überboten und in reales Handeln übersetzt wurde.

Julian Apostata, Kopist christlicher Sittlichkeit

Das Christentum, könnten wir vereinfachend sagen, überzeugte durch die Verbindung des Glaubens mit der Vernunft und durch die Ausrichtung des Handelns auf die caritas, auf die liebende Fürsorge für die Leidenden, Armen und Schwachen, über alle Standesgrenzen hinweg. Daß dies die innere Kraft des Christentums war, kann man wohl am deutlichsten an der Art und Weise sehen, wie Kaiser Julian das Heidentum in erneuerter Form wiederherzustellen versuchte. Er, der pontifex maximus der wiederhergestellten Religion der alten Götter, richtete nun ein, was es bisher nicht gegeben hatte: eine heidnische Hierarchie mit Priestern und Metropoliten. Die Priester mußten moralische Vorbilder sein; sie sollten Liebe zu Gott (der höchsten Gottheit über den Göttern) und den Nächsten pflegen. Sie waren verpflichtet, Taten der Liebe gegenüber den Armen zu setzen, durften die lasziven Komödien und die erotischen Romane nicht mehr lesen und sollten an den Festtagen über ein philosophisches Argument predigen, um das Volk zu belehren und zu bilden. Teresio Bosco sagt dazu mit Recht, daß der Kaiser auf diese Weise in Wirklichkeit nicht das Heidentum wiederherzustellen, sondern es zu verchristlichen suchte in einer nun auf den Götterkult umgebogenen Synthese von Aufklärung und Religion.

 

Rückschauend können wir sagen, daß die Kraft des Christentums, die es zur Weltreligion werden ließ, in seiner Synthese von Vernunft, Glaube und Leben bestand; genau diese Synthese ist in dem Wort von der religio vera zusammenfassend ausgedrückt. Um so mehr drängt sich die Frage auf: Warum überzeugt diese Synthese heute nicht mehr? Warum gelten heute im Gegenteil Aufklärung und Christentum als einander widersprechend, ja, ausschließend? Was hat sich an der Aufklärung, was am Christentum geändert, daß es so ist? Damals hatte der Neuplatonismus, besonders Porphyrius, der christlichen Synthese eine andere Interpretation des Verhältnisses von Philosophie und Religion entgegengestellt, die sich als philosophische Neubegründung der Religion der Götter verstand. Auf ihr hatte Julian aufgebaut und war gescheitert. Aber heute scheint sich gerade diese andere Form, Religion und Aufklärung in Ausgleich zu bringen, als die dem modernen Bewußtsein angemessenere Weise von Religiosität durchzusetzen. Ihr erster Grundgedanke ist bei Porphyrius so formuliert: Latet omne verum die Wahrheit ist verborgen. Erinnern wir uns an das Elephantengleichnis, das genau von diesem Gedanken bestimmt ist, in dem sich Buddhismus und Neuplatonismus begegnen. Demgemäß gibt es über die Wahrheit, über Gott nur Meinungen, keine Gewißheit.

Verlust der Wahrheit und Toleranzzwang

In der Krise Roms im späten vierten Jahrhundert hat der Senator Symmachus Gegenbild nun zu Varros Religionstheorie die neuplatonische Auffassung auf einfache und pragmatische Formeln gebracht, die wir in seiner 384 vor Kaiser Valentinian II. gehaltenen Rede zur Verteidigung des Heidentums und für die Wiederaufstellung der Göttin Victoria im römischen Senat finden können. Ich zitiere nur den entscheidenden und berühmt gewordenen Satz: »Das Gleiche ist es, was alle verehren, eines, das wir denken, dieselben Sterne schauen wir, der Himmel über uns ist eins, dieselbe Welt umfängt uns; was macht es aus, auf welche Art von Klugheit der einzelne die Wahrheit sucht? Man kann nicht auf einem einzigen Weg zu einem so großen Geheimnis gelangen.« Genau dies sagt heute die Aufklärung: Die Wahrheit als solche kennen wir nicht; in unterschiedlichen Bildern meinen wir doch dasselbe. Ein so großes Geheimnis, das Göttliche, kann nicht auf eine Gestalt festgelegt werden, die alle anderen ausschlösse auf einen Weg. der alle verpflichtete. Der Wege sind viele, der Bilder viele, alle spiegeln etwas vom Ganzen, und keines ist selbst das Ganze. Dem gehört das Ethos der Toleranz zu, das in jedem ein Stück Wahrheit erkennt, das Eigene nicht höher stellt als das Fremde und sich friedvoll in die vielgestaltige Symphonie des ewig Unzugänglichen einfügt, das sich in Symbolen verhüllt, die doch unsere einzige Möglichkeit zu sein scheinen, irgendwie nach dem Göttlichen zu greifen.

 

Ist demnach der Anspruch des Christentums, religio vera zu sein, durch den Fortgang der Aufklärung überholt? Muß es von seinem Anspruch heruntersteigen und sich in die neuplatonische oder buddhistische oder hinduistische Sicht von Wahrheit und Symbol einfügen, sich wie Troeltsch es vorgeschlagen hatte damit bescheiden, die den Europäern zugewandte Seite des Antlitzes Gottes zu zeigen? Muß es vielleicht sogar einen Schritt weitergehen als Troeltsch, der noch meinte, das Christentum sei die für Europa angemessene Religion, während doch heute gerade Europa an dieser Angemessenheit zweifelt? Dies ist die eigentliche Frage, der sich heute Kirche und Theologie zu stellen haben. Alle Krisen im Inneren des Christentums, die wir gegenwärtig beobachten, beruhen nur ganz sekundär auf institutionellen Problemen. Die Probleme der Institutionen wie der Personen in der Kirche rühren letztlich von der gewaltigen Wucht dieser Frage her. Niemand wird erwarten, daß diese grundsätzliche Herausforderung am Ende des zweiten christlichen Jahrtausends in einem Referat auch nur von ferne abschließend beantwortet wird. Sie kann überhaupt nicht rein theoretisch beantwortet werden, wie denn Religion als das Letztverhalten des Menschen nie nur Theorie ist. Sie verlangt jenes Zusammenspiel von Einsicht und Tun, das die Überzeugungskraft des Christentums der Väter begründete.

 

Dies bedeutet beileibe nicht, daß man sich dem intellektuellen Anspruch des Problems mit dem Verweis auf den notwendigen Praxisbezug entziehen dürfte. Ich versuche zum Schluß nur einen Ausblick, der die Richtung zeigen könnte. Wir hatten gesehen, daß die ursprüngliche, freilich nie ganz unbestrittene Beziehungseinheit zwischen Aufklärung und Glaube, die schließlich bei Thomas von Aquin auf eine systematische Form gebracht worden war, weniger durch die Entwicklung des Glaubens als vielmehr durch die neuen Schritte der Aufklärung zerrissen worden ist. Als Stationen dieses Auseinandertretens könnte man Descartes, Spinoza, Kant nennen. Der Versuch einer umfassenden neuen Synthese bei Hegel gibt nicht dem Glauben seinen philosophischen Ort zurück, sondern versucht, ihn ganz in Vernunft umzusetzen und als Glauben aufzuheben. Dieser Absolutheit des Geistes stellt Marx die Einzigkeit der Materie entgegen; Philosophie soll nun ganz auf exakte Wissenschaft zurückgeführt werden. Nur noch exakte wissenschaftliche Erkenntnis ist überhaupt Erkenntnis. Der Gedanke an das Göttliche ist damit abgedankt. Die Ankündigung von Auguste Comte, eines Tages werde es eine Physik des Menschen geben und die bisher der Metaphysik überlassenen großen Fragen würden in Zukunft genauso positiv zu behandeln sein wie alles, was jetzt schon positive Wissenschaft ist, hat in unserem Jahrhundert in den Humanwissenschaften ein beeindruckendes Echo hinterlassen.

 

Die durch das christliche Denken vollzogene Trennung von Physik und Metaphysik wird immer mehr zurückgenommen. Alles soll wieder Physik werden. Immer mehr hat sich die Evolutionstheorie als der Weg herauskristallisiert, um Metaphysik endlich verschwinden, die »Hypothese Gott« (Laplace) überflüssig werden zu lassen und eine streng wissenschaftliche Erklärung der Welt zu formulieren. Eine umfassend das Ganze alles Wirklichen erklärende Evolutionstheorie ist zu einer Art erster Philosophie geworden, die sozusagen die eigentliche Grundlage für das aufgeklärte Verständnis der Welt darstellt. Jeder Versuch, andere als die in einer solchen positiven Theorie erarbeiteten Ursachen ins Spiel zu bringen, jeder Versuch von Metaphysik muß als Rückfall hinter die Aufklärung, als Ausstieg aus dem Universalanspruch der Wissenschaft erscheinen. Damit muß der christliche Gottesgedanke als unwissenschaftlich gelten. Ihm entspricht keine theologia physica mehr: Die einzige theologia naturalis ist in solcher Sicht die Evolutionslehre, und die kennt eben keinen Gott, weder einen Schöpfer im Sinn des Christentums (des Judentums und des Islam), auch keine Weltseele oder innere Triebkraft im Sinn der Stoa. Allenfalls könnte man im Sinn des Buddhismus diese ganze Welt als Schein und das Nichts als das eigentlich Wirkliche betrachten und in diesem Sinn mystische Religionsformen rechtfertigen, die wenigstens mit der Aufklärung nicht direkt konkurrieren.

 

Ist damit das letzte Wort gesprochen, sind Vernunft und Christentum demnach definitiv voneinander getrennt? Jedenfalls führt an dem Disput über die Reichweite der Evolutionslehre als erster Philosophie und über die Ausschließlichkeit positiver Methode als einziger Weise von Wissenschaft und von Rationalität kein Weg vorbei. Dieser Disput muß daher von beiden Seiten sachlich und hörbereit in Angriff genommen werden, was bisher nur in geringem Maß geschehen ist. Niemand wird die wissenschaftlichen Beweise für die mikroevolutiven Prozesse ernstlich in Zweifel ziehen können. Reinhard Junker und Siegfried Scherer sagen dazu in ihrem kritischen Lehrbuch über die Evolution: »Solche Vorgänge (mikroevolutive Prozesse) sind vielfach aus natürlichen Variations- und Ausbildungsprozessen bekannt. Ihre Erforschung durch die Evolutionsbiologie ergab bedeutende Einsichten in die genial erscheinende Anpassungsfähigkeit lebender Systeme.« Sie sagen dementsprechend, man könne Ursprungsforschung mit Fug und Recht als die Königsdisziplin der Biologie bezeichnen.

Evolution oder Schöpfung?

Nicht darauf bezieht sich daher die Frage, die ein Gläubiger der modernen Vernunft gegenüber stellen wird, sondern auf die Ausdehnung zu einer philosophia universalis, die zur Gesamterklärung des Wirklichen werden will und keine andere Ebene des Denkens mehr übriglassen möchte. Innerhalb der Evolutionslehre selbst deutet sich das Problem an beim Übergang von der Mikro- zur Makroevolution, zu dem Szamarthy und Maynard Smith, beide überzeugte Anhänger einer umfassenden Evolutionstheorie, immerhin erklären: »Es gibt keinen theoretischen Grund, der erwarten lassen würde, daß evolutionäre Linien mit der Zeit an Komplexität zunehmen; es gibt auch keine empirischen Belege, daß dies geschieht.«

 

Die Frage, die hier zu stellen ist, reicht freilich tiefer: Es geht darum, ob die Evolutionslehre als Universaltheorie alles Wirklichen auftreten darf, über die hinaus weitere Fragen nach Ursprung und Wesen der Dinge nicht mehr zulässig und auch nicht mehr nötig sind oder ob solche Letztfragen nicht doch den Bereich des rein naturwissenschaftlich Erforschbaren überschreiten. Ich möchte die Frage noch konkreter stellen. Ist alles gesagt mit einem Typus von Antworten, wie wir ihn etwa bei Popper in folgender Formulierung finden: »Das Leben, so wie wir es kennen, besteht aus physikalischen ,Körpern (besser aus Prozessen und Strukturen), die Probleme lösen. Das haben die verschiedenen Arten durch die natürliche Auslese ,gelernt, das heißt, durch die Methode von Reproduktion plus Variation; eine Methode, die ihrerseits nach der gleichen Methode erlernt wurde. Das ist ein Regreß, aber er ist nicht unendlich ...«? Ich glaube nicht. Letzten Endes geht es um eine Alternative, die sich bloß naturwissenschaftlich und im Grunde auch philosophisch nicht mehr auflösen läßt. Es geht um die Frage, ob die Vernunft bzw. das Vernünftige am Anfang aller Dinge und auf ihrem Grunde steht oder nicht.

 

Es geht um die Frage, ob das Wirkliche aufgrund von Zufall und Notwendigkeit (oder mit Popper im Anschluß an Butler aus luck und cunning glücklicher Zufall und Voraussicht ), also aus dem Vernunftlosen entstanden ist, ob also die Vernunft ein zufälliges Nebenprodukt des Unvernünftigen und im Ozean des Unvernünftigen letztlich auch bedeutungslos ist, oder ob wahr bleibt, was die Grundüberzeugung des christlichen Glaubens und seiner Philosophie bildet: In principio erat Verbum am Anfang aller Dinge steht die schöpferische Kraft der Vernunft. Der christliche Glaube ist heute wie damals die Option für die Priorität der Vernunft und des Vernünftigen. Diese Letztfrage kann nicht mehr, wie schon gesagt, durch naturwissenschaftliche Argumente entschieden werden, und auch das philosophische Denken stößt hier an seine Grenzen. In diesem Sinn gibt es eine letzte Beweisbarkeit der christlichen Grundoption nicht. Aber kann eigentlich die Vernunft auf die Priorität des Vernünftigen vor dem Unvernünftigen, auf die Uranfänglichkeit des Logos verzichten, ohne sich selbst aufzuheben? Das von Popper vorgeführte Erklärungsmodell, das in anderen Darstellungen der ersten Philosophie in verschiedenen Variationen wiederkehrt, zeigt, daß die Vernunft gar nicht anders kann, als auch das Unvernünftige nach ihrem Maß, also vernünftig zu denken (Probleme lösen, Methode erlernen!), womit sie implizit doch wieder den eben geleugneten Primat der Vernunft aufrichtet. Durch seine Option für den Primat der Vernunft bleibt das Christentum auch heute Aufklärung, und ich denke, daß eine Aufklärung, die diese Option abstreift, allem Anschein zuwider nicht eine Evolution, sondern eine Involution der Aufklärung bedeuten müßte.

 

Wir hatten vorhin gesehen, daß in der Konzeption der frühen Christenheit die Begriffe von Natur, Mensch, Gott, Ethos und Religion unlösbar ineinander verknotet waren und daß zur Einsichtigkeit des Christentums in der Krise der Götter und in der Krise der antiken Aufklärung gerade diese Verknüpfung beigetragen hatte. Die Orientierung der Religion an einer vernünftigen Sicht der Wirklichkeit überhaupt, das Ethos als Teil dieser Vision und seine konkrete Anwendung unter dem Primat der Liebe verbanden sich miteinander. Primat des Logos und Primat der Liebe erwiesen sich als identisch. Der Logos erschien nicht nur als mathematische Vernunft auf dem Grund aller Dinge, sondern als schöpferische Liebe bis zu dem Punkt hin, daß er Mit-Leiden mit dem Geschöpf wird. Der kosmische Aspekt der Religion, die den Schöpfer in der Macht des Seins verehrt und ihr existentieller Aspekt, die Erlösungsfrage, traten ineinander und wurden ein einziges.

 

Tatsächlich muß jede Erklärung des Wirklichen ungenügend bleiben, die nicht auch ein Ethos sinnvoll und einsichtig begründen kann. Nun hat in der Tat die Evolutionstheorie, wo sie sich zur philosophia universalis auszuweiten anschickt, auch das Ethos evolutionär neu zu begründen versucht. Aber dieses evolutionäre Ethos, das seinen Schlüsselbegriff unausweichlich im Modell der Selektion, also im Kampf ums Überleben, im Sieg des Stärkeren, in der erfolgreichen Anpassung findet, hat wenig Tröstliches zu bieten. Auch wo man es auf mancherlei Weise zu verschönern strebt, bleibt es letztlich ein grausames Ethos. Das Bemühen, aus dem an sich Vernunftlosen das Vernünftige zu destillieren, scheitert hier recht augenfällig. Zu einer Ethik des universalen Friedens, der praktischen Nächstenliebe und der nötigen Überwindung des Eigenen, die wir brauchen, ist dies alles wenig tauglich.

 

Der Versuch, in dieser Krise der Menschheit dem Begriff des Christentums als religio vera wieder einen einsichtigen Sinn zu geben, muß sozusagen auf Orthopraxie und Orthodoxie gleichermaßen setzen. Sein Inhalt wird heute letztlich wie damals im Tiefsten darin bestehen müssen, daß Liebe und Vernunft als die eigentlichen Grundpfeiler des Wirklichen zusammenfallen: Die wahre Vernunft ist die Liebe, und die Liebe ist die wahre Vernunft. In ihrer Einheit sind sie der wahre Grund und das Ziel alles Wirklichen.

 

+ Joseph Cardinal Ratzinger

http://ivv7srv15.uni-muenster.de/mnkg/pfnu...r-Wahrheit.html

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden

×
×
  • Neu erstellen...