Guru Mai 16, 2008 Hallo, ABN Amro und ING Bank haben Inflation Linker-Zertifikate begeben. Hat jemand schon einmal Erfahrungen mit einer inflationsindexierten Anleihe oder ein Produkt mit Inflationsschutz gemacht? Und warum er das gekauft hat? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Torman Mai 16, 2008 Im Prinzip reagieren inflationsindexierte Anleihen ähnlich wie normale Anleihen. Der größte Teil der zyklischen Schwankung der Zinsen geht auf eine Änderung des Realzinses zurück. Boomt die Wirtschaft und erhöht die Zentralbank die Zinsen, so sinken auch die Kurse von inflationsindexierten Anleihen. Die Inflationserwartungen, der zweite Teil des Zinses bei normalen Anleihen ist in den Industrieländern Dank der Arbeit der Zentralbanken weitgehend stabil. Mit inflationsindexierten Anleihen geht man zusätzlich eine Wette ein, dass die Inflation höher ausfällt als allgemein erwartet. In diesem Fall hat man einen zusätzlichen Ertrag. Ist die Inflation aber niedriger, so verringert dies den Ertrag gegenüber einer normalen Anleihe. Man sollte sie deshalb nicht als Versicherung sehen (feste Prämie gegen Risikoabsicherung), sondern als aktive Wette (Verlust- und Gewinnchance halten sich die Waage). Wegen des Anstiegs der Rohstoffpreise hat sich diese Wette zuletzt ausgezahlt. Normalerweise sinkt während eines Abschwungs auch die Inflationsrate (Extremfall: Deflation in Japan). Deshalb entwickeln sich Linker in dieser für Anleihen positiven Zeit in der Regel schlechter als normale Anleihen. Im Prinzip sind Linker also eine Wette auf einen anhaltenden Rohstoffboom (dafür gibt es sicher bessere Instrumente) oder eine Ende der stabilitätsorientierten Geldpolitik in den Industrieländern. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Grumel Mai 16, 2008 Hallo, ABN Amro und ING Bank haben Inflation Linker-Zertifikate begeben. Hat jemand schon einmal Erfahrungen mit einer inflationsindexierten Anleihe oder ein Produkt mit Inflationsschutz gemacht? Und warum er das gekauft hat? Wieso ein Zertfikat mit all seiner Intransparenz ? Es gibt auch ganz normale inflationsindexierte Staatsanleihen z.b. von den Franzosen. Ishares hat glaube auch einen ETF drauf. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
paranoid Mai 16, 2008 Wieso ein Zertfikat mit all seiner Intransparenz ? Es gibt auch ganz normale inflationsindexierte Staatsanleihen z.b. von den Franzosen. Ishares hat glaube auch einen ETF drauf. Zertifikate sind doch nichts anderes als nachrangige Anleihen? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
DrFaustus Mai 23, 2008 Zertifikate sind doch nichts anderes als nachrangige Anleihen? Ja, auf Banken, die mittlerweile nen Spread von zum Teil 100 BP und mehr zahlen müssen und du willst ihnen das Nachrangkapital schenken??? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Peanut Mai 25, 2008 Guten Tag, liebe Anleihenfreunde, als Einstand in diesem Forum möchte ich die inflationsindexierte Anleihe 103051 näher betrachten. Wenn ich diese Anleihe mit der praktisch laufzeitgleichen 114152 vergleiche, die Zinsen zu 4,5% anzulegen unterstelle und -selbstverständlich- die Abgeltungssteuern auf Zins und Kapitalrückzahlung berücksichtige, schlägt der Linker die Standardanleihe bereits ab einer unterstellten Erhöhung des Referenzindex (= Inflationsrate) von durchgehend 1,95% bis zum Laufzeit 2013. Bereits bei einer Inflationsrate von 2,5% wäre der Ertrag des Linkers fast 15% höher als der der Standardanleihe. Da ich an so niedrige Inflationsraten nicht glauben kann, wäre der Linker eigentlich ein Schnäppchen. Zum Vergleich: Refenzindex vom 15.4.2007 zum 15.4.2008 +3,23% Aber an Schnäppchen im Anleihenhandel mag ich auch nicht so recht glauben... Kann es denn sein, dass der Markt wirklich mit Inflationsraten < 2% rechnet? Grüsse P. Nut Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Delphin Mai 25, 2008 Guten Tag, liebe Anleihenfreunde,als Einstand in diesem Forum möchte ich die inflationsindexierte Anleihe 103051 näher betrachten. Wenn ich diese Anleihe mit der praktisch laufzeitgleichen 114152 vergleiche, die Zinsen zu 4,5% anzulegen unterstelle und -selbstverständlich- die Abgeltungssteuern auf Zins und Kapitalrückzahlung berücksichtige, schlägt der Linker die Standardanleihe bereits ab einer unterstellten Erhöhung des Referenzindex (= Inflationsrate) von durchgehend 1,95% bis zum Laufzeit 2013. Bereits bei einer Inflationsrate von 2,5% wäre der Ertrag des Linkers fast 15% höher als der der Standardanleihe. Da ich an so niedrige Inflationsraten nicht glauben kann, wäre der Linker eigentlich ein Schnäppchen. Zum Vergleich: Refenzindex vom 15.4.2007 zum 15.4.2008 +3,23% Aber an Schnäppchen im Anleihenhandel mag ich auch nicht so recht glauben... Kann es denn sein, dass der Markt wirklich mit Inflationsraten < 2% rechnet? Willkommen im Forum! Magst du das mal vorrechnen? Ich habe die Anleihe schon eine Weile im Auge. Ohne Steuern betrachtet sehe ich einen break-even-Inflationsrate von etwa 2,2%. (Laut der Renditeliste von der Bundesfinanzagentur: 4,22%-1,88%. Genauer müsste man wohl rechnen: 1,0422/1,0188 - 1 = 2,3%.) Das wäre schon eine Menge: mehr als 2,3% Inflation durchschnittlich für die nächsten 5 Jahre, um mit dem Linker besser zu fahren? Wie rechnest du mit Steuern? Die BO 152 notiert ja "unter pari" und würde steuerlich noch unter den Bestandsschutz fallen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
paranoid Mai 25, 2008 Ja, auf Banken, die mittlerweile nen Spread von zum Teil 100 BP und mehr zahlen müssen und du willst ihnen das Nachrangkapital schenken??? Ich kaufe keine Zertifikate. Bei Grumel klang es nur so, als wären Zertifikate keine Anleihen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Peanut Mai 25, 2008 Hallo Delphin, Dank für den Willkommensgruss. Klar rechne ich das vor. Wenn die Aktienfreaks von der Hoffnung leben, leben die Anleihenfreunde vom Rechnen:-) Ich versuche morgen, meine Works-Tabelle hochzuladen oder sonst irgendwie was rüberzubringen und würde mich über Kritik freuen. Vorab: die ungleiche steuerliche Behandlung bei der Rückzahlung ist berücksichtigt. Grüsse P. Nut Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Asterix1970 Mai 26, 2008 Wie wäre es mit einem Floater mit quartalsweiser Ausschüttung? Da passt sich der Zins laufend an und es existieren kaum Stückzinsen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Peanut Mai 26, 2008 · bearbeitet Mai 26, 2008 von Peanut Asterix, Zinsentwicklung und Inflationsrate können aber schon mal heftig auseinanderlaufen. Also, hier die Tabelle zum Vergleich von Linker und BO. Ist ein wüster Zahlenfriedhof. Die Datei durfte ich nicht hochladen, ich denke, aus gutem Grund. Ab einer Inflationsrate von 1,92% für die nächsten 5 Jahre wäre der Linker -nach dieser Rechnung- günstiger. Wäre für eine kritische Betrachtung dankbar. Es tut sich was am kurzen Ende: einjährige Finanzierungsschätze ab heute 4,1%. Hoppla! Gruss P. Nut Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Torman Mai 26, 2008 Das ist schon eine verzwickte Sache mit diesen inflationsindexierten Anleihen. Ich habe mir die Sache mal angesehen. Zwei Punkte sind mir bei deiner Rechnung der indexierten Anleihe aufgefallen. Zum einen hast du beim Kauf die Stückzinsen wohl nicht berücksichtigt. Der Nennwert ergibt sich bei dir direkt aus 1000/1.06363=940,18. Ein Teil des Preise sind aber Stückzinsen. Der Nennwert müsste also niedriger liegen. Zum zweiten verwendest du den Referenzindex als Multiplikator. Dies ist aber der Verbraucherpreisindex auf Tagesbasis. Dieser lag bei Emission der Anleihe nicht bei 100, sondern höher. Dies berücksichtigt die Index-Verhältniszahl, welche den richtigen Multiplikator darstellt. Kaufkurs, Zinszahlungen und Rückzahlungsbetrag sind deshalb alle etwas zu hoch. Da alle Werte praktisch im gleichen Verhältnis nach unten korrigiert werden müssten, dürfte der Unterschied für die Rendite aber vernachlässigbar sein(?). Du bist der Sache schon ziemlich nahe gekommen. In der Realität ist die Berechnung sogar noch komplizierter, da der Verbraucherpreisindex nicht saisonbereinigt ist und daher z.B. im Januar und Juli regelmäßig sinkt. Weicht der Kauftag vom Emissionstag ab, so kann dies einen erheblichen Einfluss darauf, wie stark der Index bis zum nächsten Zinstermin oder der Fälligkeit noch steigt. Die einfache Annahme einer gleichmäßigen Inflationsentwicklung ist vor allem bei kurzen Restlaufzeiten sehr problematisch. P.S. Die Berechnung mit einem Wiederanlagezins liegt mir nicht so, ich bevorzuge die Berechnung des Effektivzinses. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Peanut Mai 27, 2008 · bearbeitet Mai 27, 2008 von Peanut Guten Tag, Torman, dank Dir für die sachliche Kritik. Das Thema Stückzinsen ist in der Tat wacklig. Die eigentlichen Stückzinsen sind bei Kauf jetzt etwa 0,2%, der Rest zum clean-Preis ist ja wohl der Inflationsbonus. Recht schwierig. Zum Zweiten: die Index-Verhältniszahl ist eben genau das, nämlich eine Verhältniszahl (Referenzindex/Basisindex). Insofern bei rechnerisch korrekter Handhabung Jacke wie Hose. Alles sehr schwierig, Aktienkauf ist einfacher (Kaufkurs x pi x Erwartung = Verkaufskurs). Allerdings treibt mich immer noch die Frage um, ob im Anleihemarkt tatsächlich die Inflationserwartung um die 2% pendelt oder ob ich -wie meist- was verpenne? Gruss P. Nut Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Torman Mai 28, 2008 · bearbeitet Mai 28, 2008 von Torman Für das genaue Nachrechnen fehlt mir derzeit die Zeit. Ich denke aber das Delphin mit seiner Überschlagsrechnung ganz gut liegt. Solange die Laufzeit 10 Jahre nicht überschreitet und die Inflationserwartungen einstellig sind, dürfte diese Methode für den Hausgebrauch völlig ausreichend sein. Also die gepreiste Inflationsrate dürfte bei etwa 2,3% liegen. Wenn der Ölpreis so weiter macht, ist dies leicht zu übertreffen. Andererseits wäre ein Crash am Rohstoffmarkt ziemlich unangenehm. Wichtiger als die eingepreiste Infaltionserwartung ist beim Kauf von inflationsindexierten Anleihen auf den Realzins zu achten. Der ist sicher die Inflation steht in den Sternen. Meine Vermutung ist aber, dass die indexierten Anleihen in der Tendenz überteuert sind gegenüber normalen. Schließlich gibt es sonst kaum ein Instrument über das man höhere Inflation absichern kann. Diejenigen für die dies besonders wichtig ist, sind deshalb sicher bereit eine ordentliche Prämie zu zahlen. Ab einem gewissen Volumen gibt es auch noch OTC-Inflationsswaps. Für Privatanleger sind die aber außer Reichweite. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Delphin Mai 28, 2008 · bearbeitet Mai 28, 2008 von Delphin Für das genaue Nachrechnen fehlt mir derzeit die Zeit. Mir leider auch. Stückzinsen bei Leinkern sind auch nicht trivial für mich als Laien. Aber wenn ich Zeit hab, kram ich mal mein Lehrbuch raus... Die Dinger sind schon nicht so einfach zu verstehen, zumal wemm man Steuern mit berücksichtigen will. Aber wenn es nur um die Inflation geht, die der Markt einpreist, dann glaube ich auch, dass man das mit der Renditeaufstellung der Bundesfinanzagentur gut überschlagen kann, die beiden Renditen stehen ja direkt untereinander. Ansonsten haben die Franzosen, die ja mit Abstand der größten Linker-Emmittend im Euro-Raum sind, Berechnungen zur Break-Even-Inflation auf ihrer Internet-Seite, auch mit Excel-Tabelle. (Alles natürlich ohne Berücksichtigung der Steuersituation eines deutschen Privatanlegers, der 2008 ja bei den normalen Anleihen noch Bestandsschutz vor der Abgeltungssteuer hat...) Übrigens hier noch der Link zu dem Haupt-Thread über Linker Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Peanut Juni 3, 2008 Guten Tag, Delphin, Torman, dank Euch für die Unterstützung. Heute steht die Hausgebrauch-Formel von Delphin bei 1,0424/1,0185-1=2,34. Die 114152 hat erwartungsgemäss nachgegeben, aber der Linker hat zugelegt. Ich denke, wir sollten uns bezüglich der Inflation der nächsten 2-3 Jahre gut warm anziehen:-( Gruss P.Nut Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Torman Juni 4, 2008 Die 114152 hat erwartungsgemäss nachgegeben, aber der Linker hat zugelegt. Das heißt, aus Anlegersicht ist die normale Anleihe relativ attraktiver geworden. Renditen von 4,3% sind gar nicht so schlecht für risikolose Staatsanleihen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Peanut Juni 7, 2008 Habe heute frisch gewaschen und rasiert nochmal nachgerechnet, die Index-Verhältniszahl verwendet und einen Fehler bei der Besteuerung verbessert und siehe da: Die Inflationsrate müsste bis zur Endfälligkeit bei 3,75% p.a. liegen, wenn sich der Linker rechnen soll. Das wollen wir aber nicht hoffen! Danke, Delphin und Torman für eure Tipps. Mit einem Satz heissen Ohren P. Nuts Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Peanut Juli 4, 2008 Wenn, wie heute geschehen, der Bund den Linker 103051 von 7 auf 9 Mrd. aufstockt, heisst das: - der Bund braucht Geld? - der Herr Steinbrück setzt ein Signal: Leute, habt euch nicht so, alles im Griff? - derselbe Herr weiss, dass er bessere Kurse so schnell nicht mehr kriegt? - der Bund geht von stark reduzierten Inflationsraten 2009-2013 aus? - die Anleihe ist auch bei hoher Inflation eine cash-cow? - die wissen nicht, was sie tun? Unn nu? ratlos P. Nut Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Torman Juli 4, 2008 Es gibt von der Bundesfinanzagentur einen Terminplan für die geplanten Neuemissionen und Aufstockungen. Meistens läuft das also alles nach Plan. Zusätzlich können aber auch außerplanmäßige Aufstockungen stattfinden. Wie es in diesem Fall ist, weiß ich nicht. Im Moment sind die Break-even-Inflationsraten aber so hoch, dass das Ganze für den Bund auch finanziell interessant sein könnte. Die Anleger lechzen nach Inflationsschutz, also ist die Aufstockung leicht zu platzieren. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag