Fleisch März 4, 2008 Portfolio Indexfonds erfinden sich neu Vergangene Woche hat die amerikanische Börsenaufsicht SEC der Investmentgesellschaft Powershares Capital Management die Erlaubnis erteilt, vier aktiv gemanagte börsennotierte Fonds (ETFs) auf den Markt zu bringen. Damit erhält Powershares, eine Tochter der Fondsgesellschaft Invesco, die erste Zulassung solcher neuartigen Produkte. "Das ist ein wichtiger Meilenstein für die ETF-Branche" , sagt Bruce Bond, Präsident von Powershares. Deren Markenzeichen war bislang eigentlich, dass sie rein passiv sind. Damit steht die ETF-Branche vor einer Revolution. Denn bisher gehört die aktive Auswahl von Aktien, Anleihen oder Rohstoffen keineswegs ins Repertoire der eigentlich passiven Fonds. Allerdings haben sich ETFs bereits ohnehin davon gelöst, Indizes passiv eins zu eins abzubilden. Inzwischen gibt es in Deutschland bereits ETFs, die quantitativ arbeiten. Ein solcher quantitativer ETF nimmt Anpassungen strikt nach vorher festgelegten Regeln vor. Ein Management von Menschenhand findet hier noch nicht statt. Wirklich aktiv gemanagte ETFs gehen nun noch darüber hinaus und wählen auch einzelne Titel selbst aus. Damit beginnen die Grenzen zwischen aktiven und passiven Fondsprodukten immer mehr zu verwischen. ETFs, auch börsennotierte Indexfonds genannt, sind eigentlich wegen ihrer geringen Gebühren attraktiv. Ursprünglich orientierten sich die Fonds rein an einem Index, darum die niedrigen Kosten. Sie bilden die Indexwerte eins zu eins nach und schichten nur dann um, wenn sich die Zusammensetzung des Index ändert. In den USA werden ETFs vor allem von Profianlegern genutzt. Zu den prominenten Befürwortern zählt auch der Chefanleger der Yale-Stiftung, David Swensen. Er rät vor allem Privatanlegern zu Indexprodukten - in erster Linie wegen hoher Kosten vieler gemanagter Fonds, die oft hinter dem jeweiligen Benchmark-Index zurückbleiben. Weltweit steckten etwa 600 Mrd. $ (rund 410 Mrd. Euro) in passiven Fonds. Das verwaltete Vermögen stieg zuletzt auch in Europa stark. Laut der Deutschen Bank steckten Ende 2007 europaweit etwa 89 Mrd. Euro in Indexfonds, fast 30 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Branchenbeobachter erwarten, dass neben Invesco nun rasch weitere Anbieter aktive ETFs auf den Markt bringen. Barclays Global Investors (BGI) und Bear Stearns würden an entsprechenden Produkten arbeiten, hieß es in US-Medienberichten. "BGI prüft zurzeit aktive ETFs. Aber wir sind noch nicht in der Lage, ein Produkt öffentlich anzukündigen", sagt Rory Tobin, Chef der europäischen ETF-Sparte von BGI (iShares). "Das wird sicherlich auch nach Europa kommen", sagt der Chef eines deutschen Anbieters. ETFs, die quantitativ arbeiten, gibt es in Deutschland bereits. Dabei gehen Größen wie Umsatz, Buchwert, Dividende und Analystenempfehlungen in die automatisierte Auswahl ein. Entsprechende ETFs stammen von Lyxor und Invesco. Diese Produkte gelten jedoch noch nicht als aktiv. "Man muss aufpassen, was aktiv heißt. Alles, was ohne den Menschen steuerbar ist, passt in das ETF-Konzept", sagt Stefan Jaecklin, Direktor Kapitalmärkte der Beratungsgesellschaft Mercer Oliver Wyman. Die neuartigen ETFs, die selber eigene Anlageentscheidungen treffen, gehen jedoch deutlich darüber hinaus. Hier sind Experten in der Bewertung auch deutlich skeptischer. "Das Konzept verschwimmt ein wenig. In ein bis zwei Jahren wird es wahrscheinlich nicht mehr leicht sein, aktive ETFs von aktiven Investmentfonds zu unterscheiden", sagt Christian Michel, Fondsanalyst bei Feri Rating & Research. Die Frage ist, ob es wirklich ein passives Investment ist oder mehr ein quantitativer Ansatz." Zudem müssen die Investmentfirmen mit aktiven ETFs eine hohe Hürde nehmen. Sie müssen ihre Investments täglich veröffentlichen. Da macht die Aufsicht SEC keine Ausnahme. Daher müssen Gesellschaften wie Invesco bei den neuen Produkten auch ihre aktiven Anlageentscheidungen offenlegen - eine Einladung, das Konzept zu kopieren. "Es ist nicht so einfach, Transparenz zu gewährleisten", sagt Tobin von BGI. Sei die Durchsichtigkeit zu hoch, könne die Konkurrenz das Produkt nachbauen. Zudem besteht die Gefahr, dass sich die ETF-Branche durch die Aufnahme aktiver Investments ihren Ruf als Kostenhüter zerstört. Quelle: Börse-online (die es von FTD geklaut hat) vom 04.03.08 Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Stichling März 4, 2008 Interessanter Ansatz. Leider enthält der Artikel keine Angaben über die TER. Ich vermute, dass es prinzipiell nicht viel teuerer ist, einen Fonds aktiv zu managen als einen Index möglichst genau nachzubilden. Der Preisunterschied zwischen ETFs und aktiven Fonds dürfte viel mehr durch höhere Gewinnspannen der KAG und des Vertriebs verursacht werden als durch "Research". Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Grumel März 4, 2008 Powershares etfs sind meist ziemlich teuer. Das Geld dürfte im wesentlichen in Marketing Gewinnspanne und Vertriebsprovisionen - ja auch in diesem Bereich ist powershares "inovator" wie kann man etfs mit Ausgabeaufschlägen vertreiben ^^. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Anubis März 4, 2008 Verstehe überhaupt nicht, was daran so sensationell neu ist. Es gibt doch auch jetzt schon aktive Fonds, bei denen die Titelauswahl von Computerprogrammen mehr oder weniger stark unterstützt wird. Nur weil man den Menschen in einem weiteren Schritt gleich ganz einspart, bleibt das doch ein ganz stinknormaler aktiver Fonds. Also nur konsequent, wenn auch die Kosten dem entsprechen. Die Bezeichnung ETF dafür ist natürlich Blödsinn. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Shjin März 4, 2008 Verstehe überhaupt nicht, was daran so sensationell neu ist. Es gibt doch auch jetzt schon aktive Fonds, bei denen die Titelauswahl von Computerprogrammen mehr oder weniger stark unterstützt wird. Nur weil man den Menschen in einem weiteren Schritt gleich ganz einspart, bleibt das doch ein ganz stinknormaler aktiver Fonds. Also nur konsequent, wenn auch die Kosten dem entsprechen. Die Bezeichnung ETF dafür ist natürlich Blödsinn. Jo nennt sich Aktive quantitative Anlagestrategien, oder Aktive quantitative Fonds. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
otto03 März 4, 2008 Die Bezeichnung ETF dafür ist natürlich Blödsinn. Meines Wissens ist ist es völlig unerheblich für die Bezeichnung ETF ob er auf aktiver oder passiver oder quanttitativ passiver oder quantitaiv aktiver Grundlage beruht. Entscheidend ist der Creation/Redemption Prozess der Anteile und der permanente Handel an der Börse. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Berd001 März 5, 2008 Was soll daran besser sein, die Titelauswahl einem Computerprogramm zu überlassen? Das setzt auch nur das von einem Menschen vorher erarbeitete Modell um - und zwar stur und unflexibel. Vielleicht sind deshalb auch einige "computergestützte" Fonds in den letzten Monaten ein bißchen mehr unter die Räder gekommen. Gruß Berd Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Raccoon März 5, 2008 PortfolioIndexfonds erfinden sich neu Vergangene Woche hat die amerikanische Börsenaufsicht SEC der Investmentgesellschaft Powershares Capital Management die Erlaubnis erteilt, vier aktiv gemanagte börsennotierte Fonds (ETFs) auf den Markt zu bringen. Damit erhält Powershares, eine Tochter der Fondsgesellschaft Invesco, die erste Zulassung solcher neuartigen Produkte. "Das ist ein wichtiger Meilenstein für die ETF-Branche" , sagt Bruce Bond, Präsident von Powershares. Deren Markenzeichen war bislang eigentlich, dass sie rein passiv sind. Damit steht die ETF-Branche vor einer Revolution. Denn bisher gehört die aktive Auswahl von Aktien, Anleihen oder Rohstoffen keineswegs ins Repertoire der eigentlich passiven Fonds. Allerdings haben sich ETFs bereits ohnehin davon gelöst, Indizes passiv eins zu eins abzubilden. Inzwischen gibt es in Deutschland bereits ETFs, die quantitativ arbeiten. Ein solcher quantitativer ETF nimmt Anpassungen strikt nach vorher festgelegten Regeln vor. Ein Management von Menschenhand findet hier noch nicht statt. [...] Schlechte Recherche in dem Artikel bzw. es sollte wohl "die erste Zulassung an den am. Boersen" heissen, denn neuartig sind die Produkte nicht; die DWS hat als erste aktive ETFs herausgebracht, und das schon in 2000: World's First Active ETFs Begin Trading in Germany Siehe auch diesen Thread. (Vor kurzer Zeit sind die DWS Fonds aber AFAIK zu normalen Fonds degradiert worden.) Verstehe überhaupt nicht, was daran so sensationell neu ist. Es gibt doch auch jetzt schon aktive Fonds, bei denen die Titelauswahl von Computerprogrammen mehr oder weniger stark unterstützt wird. Nur weil man den Menschen in einem weiteren Schritt gleich ganz einspart, bleibt das doch ein ganz stinknormaler aktiver Fonds. Also nur konsequent, wenn auch die Kosten dem entsprechen. Die Bezeichnung ETF dafür ist natürlich Blödsinn. Bloedsinn ist es, ETFs als passive Indexfonds zu bezeichnen. Tun naemlich nur die, die nicht den Unterschied zwischen einem boersengehandelten Fonds und einem ETF verstehen. Mehr zum Thema: Active Vs. Passive Investing In ETFs Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag