600 Milliarden Dollar futsch?

[23r0]

Hallo,

 

ich hätte da mal eine naive aber ernst gemeinte Verständniss Frage: Vorhin bin ich in der Euro am Sonntag über einen Artikel zum Thema gestolpert. Dort wird von 400 bis 600 Milliarden Verlust insgesamt für die Unternehmen gesprochen. Aber: Wer ist denn der Gewinner der ganzen Angelegenheit? Will meinen - alte Regel - das Geld ist ja nicht weg - verpufft oder so. Wenn nun die ganzen notleidenden Kredite ausgefallen sind, entsteht da nicht auch eine Liquidität der gebeutelten Ex-Häuslebesitzer die sich eventuell im Einzelhandel bemerkbar macht? Will meinen, verlierer sind die Unternehmen, Gewinner die Verbraucher (indirekt, bestimmt noch nicht bewusst, aber Mittelfristig eben schon?). Das Haus ist weg, die Schulden aber doch auch, oder nicht? Sind die nicht aus genau diesem Grund jetzt eben abgeschrieben? Oder werden die doch noch, über Jahrzehnte eingetrieben (wie sieht das Privatinsolvenzrecht in den USA aus?) und sind eben doch noch nicht zu 100% ausgefallen? Warum dann jetzt schon abgeschrieben?

 

Beispiel:

Ich finanziere ein Haus, kann nicht mehr bezahlen. Meine Bank hat sich gegen Ausfall Rückversichert, bekommt also auf jeden Fall ihr Geld. Wie funktioniert das Spiel weiter? Schliesslich wird das Haus ja zwangsversteigert, ich auf immer vollstreckt, usw. Fliest dieses Geld dann an den Rückversicherer? Ich schätze ich hab' das alles nicht verstanden? (Das hier soll natürlcih nur ein Beispiel sein, und mir ist schon klar dass es hier nicht um einzelne Häuslebauer, sondern um Bulks in riesigen Dimensionen geht, aber so isses halt recht anschaulich.)

 

Was ich also frage: Hat diese ganze Kriese nicht auch etwas 'befreiendes' und könnte den Konsum also, wenn der ganze Trubel vorrüber ist, erst recht ankurbeln, da neue Liquidität?

 

Grüsse!

[DOEDEL]

Naja durch die zwangsversteigerun kriegen sie ja weniger wieder als sie geliehen haben, weil die immobilienpreise stark gefallen sind desweiteren werden kredite nicht mehr so leicht vergeben womit vieleicht auch weniger häuser gekauft werden. Und da die Häuserbauer das geld ja nicht zurück zahlen können wird das geld wahrscheinlich durch privat insolvenzen verpuffen. Daher kommt wohl der Verlust der Banken

[23r0]

Ich dachte die Bank ist Rückversichert? Also sind das alles (durch den Handel und die Spekulation mit diesen Teilen) Verluste von vermeintlichen (und wahrscheinlich auch unfreiwilligen) Rückversicherern?

[Ca$hflow]

Naja es ist doch so, ein Häuslebauer leiht sich Geld (aufgrund des damaligen niedrigen Zinses) um ein Haus zu bauen. Um gleich zu einem Teil deiner Frage zu kommen. Das geliehene Geld ist jetzt nicht weg, sondern es wird dem Unternehmen gegeben, dass dieses Haus baut. Damit ist primär das Geld bei der Firma, die das Haus gebaut hat. Nebenbei der niedrige Zins war natürlich deswegen da, um gerade diesen Effekt, dass dieses Geld dazu verwendet wird um die Wirtschaft zu stützen.

Infolgedessen bauten viele andere ebenfalls Häuser was natürlich zu steigenden Hauspreisen führte, einer erstarkten Wirtschaft und natürlich somit auch einer deutlichen Inflation. Um der Inflation zu entgegnen, musste die Zentralbank die Zinsen erhöhen. Aber viele, die das geliehene Geld bekommen hatten, besaßen eine schlechte Bonität. Mit gestiegenen Zinsen fiel es genau diesen immer schwieriger das Geld zurückzuzahlen, sodass mehr und mehr ihre Häuser veräußern mussten. Das wiederum setzte eine umgekehrte Spirale in Kraft. Gerade weil einige die Schulden nicht mehr zurückzahlen konnten waren diese gezwungen ihre Haus zu verkaufen, was zur Folge hatte, das die Preise für Häuser rückläufig wurden mit all den bekannten Nebeneffekten wie ein rückläufiges Wirtschaftswachstum. Ein Teil des Geldes haben sicherlich die Banken durch Versteigerungen zurückerhalten, doch saßen/sitzen diese immer noch auf einer großen Last.

Die Banken können sich natürlich schlecht sich im vollen Umfang gegen so was versichern. Ginge sicherlich schon, wäre aber relativ teuer. Da bestimmt einige Banken durchaus Risiken sahen und genau diese streuen wollten, haben sie diese Schulden z.B. in Form von strukturierten Anleihen weiter veräußert. Jedoch blieben sie ein Teil darauf sitzen was zu Liquiditätsengpässen und Milliardenabschreibungen führte. Beispiele dürften ja noch aus den Medien allseits bekannt sein.

Um zur letzten Frage zu kommen, also wirklich befreiendes oder positives gibt es zumindest meiner Ansicht nach nicht. Schulden sind Schulden und müssen, wenn dies mal möglich ist gezahlt werden, sofern derjenige der diese zu vertreten hat mal wieder zahlungsfähig wird.

Die Frage ist die, in welchem Umfang bzw. wie viel überhaupt davon betroffen sind in Summe. Je mehr umso schwieriger wird es wieder aus der Sache raus zu kommen, also dass die Wirtschaft sich erholen kann.

[DOEDEL]

Die Gewinner sind wohl kurzfristig die Bauunternehmen gewesen die aber jetzt aufgrund der rückläufigen Auftragsmenge wieder Probleme haben sollten.

[klausk]

Die Gewinner sind wohl kurzfristig die Bauunternehmen gewesen die aber jetzt aufgrund der rückläufigen Auftragsmenge wieder Probleme haben sollten.

Nicht nur Probleme haben sollten -- sie haben sie, und zwar gewaltig. Hier die Grössten der Branche. TOL=Toll Brothers, DHI=DR Horton, CTX=Centex, PHM=Pulte Homes, LEN=Lennar. Im Februar gabs eine Brise Hoffnung, aber der Sturm ist immer noch schwer. In Boomzeiten haben diese Firmen nicht auf Aufträge gewartet, sondern Land gekauft und Häuser auf Vorrat gebaut. Der Überhang muss erst mal abgebaut werden. Ebenso muss der Überhang an vorhandenen Häusern verringert werden, weil die Immobilienpreise in den am meisten betroffenen Staaten, wie z.B. California, im Keller sind. Oder, wenn dir die andere Blickrichtung besser gefällt: wieder im realistischen Rahmen sind. Was aber auch noch keinen Anstieg garantiert, denn zum Hausbauen gehört auch eine Hypothek -- und bis die Banken wieder bereit sind zu leihen :'( :-