IefTina April 2, 2008 Ich bin zu wenig Verschwörungstheoretiker um hier eine fundierte Theorie aufzustellen - vielleicht wollen wir dennoch mal über Abladestrategien von grossen Marktteilnehmern sprechen. Also, wenn Kurse bei schlechter Lage steigen ist das nicht nur für den kurzfristigen Zock schön, sondern bietet bessere Ausstiegschancen auf höherem Niveau. "Jesse Livingston - Reminiscences of a stock operator" soll für das Abladen im grossen Stil Experte gewesen sein. Livngston schreibt auch in etwa: Abgeladen wir immer am Weg nach unten Dann erinnere ich mich noch dunkel an 2000/2001, wo einige Grosse noch Kaufempfehlungen gegeben haben und kurz danach mächtig selbst abgeladen haben sollen. Gibts hier Meinungen, Beobachtungen, ... vielleicht zu Volumen, Blocktrades, ... Ich freu' mich natürlich selbst wenns momentan hochgeht, den einen oder anderen Trade noch positiv beenden, und dann Gurt anlegen für die Fahrt nach unten .... Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Stichling April 2, 2008 FAZ.NET vom 2.4.08 erklärt die derzeit irrational erscheinenden Kursbewegungen mit Rückkäufen von kurzfristig orientierten Short-Sellern, die bei schlechten Nachrichten Ihre Gewinne realisieren. Trendwende oder Bärenmarktrally? Zitat Selbst jedoch, wenn man Zweifel an der Nachhaltigkeit der Kurserholung an den Börsen haben sollte, kann in Bärenmärkten immer wieder zu massiven und überraschend weiter führenden Kursbewegungen nach oben kommen. Dazu genügt nur ein geringer Impuls nach oben. Denn rasch werden sich all jene Anleger bemühen, jene Papiere zurückzukaufen, die sie sich zuvor in der Hoffung auf fallende Kurse geliehen und am Markt verkauft hatten. Kurzfristig gilt das vor allem für die Finanzwerte, die noch bis vor wenigen Tagen deutlich nach unten gelaufen waren und die den so genannten „Short Sellern“ auf diese Weise satte Gewinne beschert hatten. Bislang hatten sie diese Gewinne jedoch nur auf dem Papier. Nun scheinen sie zunehmend dazu überzugehen, diese zu realisieren, indem sie die Aktien zurückkaufen. Auf diese Weise entsteht eine Eigendynamik nach oben. Sie ist nicht nur unabhängig von der fundamentalen Entwicklung der Unternehmen, sondern sie kann sich sogar selbst verstärken, sobald trendorientierte Anleger als zusätzliche Käufer in den Markt kommen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
IefTina April 2, 2008 Nimbus schrieb: die leute in diesem thread vergessen immer wieder, dass die wirtschaft von der börse entkoppelt ist. was passiert, wenn unternehmen keine kapazitäten mehr ausweiten müssen? richtig, es ist geld übrig...was wird damit gemacht? richtig, angelegt, und das möglichst gewinnbringend. und das sind dann oft aktien. so entsteht in einer wirtschaftlichen rezession ein aktienboom. in einer zeit steigender nachfrage wird viel kapital in investitionen gebunden. unglaublich viel sogar. das ist in der rezession nicht der fall. Naja, da gibts schon Möglichkeiten der Mittelverwendung - Umstrukturierungen, interne Programme, F&E (davon gibt es eh immer zu wenig), Übernahmen und Expansion, Dividendenausschüttungen. Aktienrückkauf bei guter Aussicht auf billigere Kurse ist nicht zu empfehlen. Irgendwo hatte ich mal aufgeschnappt, dass in unsicheren Zeiten Geld auch mal in den Konsum geht - also mal lieber jetzt den Ferrari kaufen, anstatt ein übermässiges Risiko in instabiler Zeit einzugehen. Ist schon richtig, dass in einer Rezession ein Aktienboom entsteht. Die Frage ist halt, wie weit wir schon in der Rezession sind, bzw. wie lange sie dauert. Bei Anzeichen von Ausklingen der Rezession läuft die Börse schon voraus - sie steigt. Ob aktuell nicht noch andere Blasen platzen und sich andere Rezessionen dazugesellen bleibt noch abzuwarten - schaut eher schon danach aus. Nachdem sich noch eine mächtige und nicht durchschaubare Finanzkrise dazugesellt wird die Abschätzung des Bodens noch etwas schwieriger. An weiteren Zutaten noch die Rezessionsbegleiter - Inflation, Rohstoffpreise, Wechselkurs-Extreme, Gewinnwarnungen und Abstufungen, gute Aussicht auf steigende Arbeitslosigkeit. Stimmt, es kann ja nun nurmehr besser werden - dafür scheints mir aber noch etwas früh, die Realwirtschaft ist noch nicht so weit ... unten. Die momentane Rally ist für mich pervers. 20% plus nach Milliardenabschreibungen und ungewissem Ausblick auf die Jahresergebnisse ist mir selbst bei vorheriger Einpreisung nicht geheuer, denn das Ende der Fahnenstange ist beim Abschreibungsbedarf der Banken noch nicht erreicht, Stichwort Salamitaktik. Wie man hört ist die Salamitaktik für Finanzinstitute die einzige Möglichkeit, ohne Kapitalerhöhungen auf eine Erholung der Märkte zu hoffen. Banken/Finanzer haben recht hohe Gewichte in den Indizes, nachdem sich die Geschäftsmodelle der Banken angeblich radikal ändern müssen bzw. werden (weniger Kreditgeschäft aka Leverage) scheint eine Cash-Cow weniger zur Verfügung zu stehen. Bis die alten Bewertungen hergestellt sind, sollte es also noch ein langer Weg sein. Dementsprechend werden alte Indexhöchststände wohl noch auf sich warten lassen. Kapitalerhöhungen verwässern noch dazu die zukünftigen Ergebnisse. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Marktfrau April 3, 2008 IefTina schrieb: Ich freu' mich natürlich selbst wenns momentan hochgeht, den einen oder anderen Trade noch positiv beenden, und dann Gurt anlegen für die Fahrt nach unten .... Onassis hat sicherlich noch einen Platz für einen Sozius frei in seiner Seifenkiste. Ob er aber auch an Gurte gedacht hat, da bin ich nicht ganz sicher. B) Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
peanuts April 3, 2008 · bearbeitet April 3, 2008 von peanuts IefTina schrieb: Die momentane Rally ist für mich pervers. 20% plus nach Milliardenabschreibungen und ungewissem Ausblick auf die Jahresergebnisse ist mir selbst bei vorheriger Einpreisung nicht geheuer, denn das Ende der Fahnenstange ist beim Abschreibungsbedarf der Banken noch nicht erreicht, Stichwort Salamitaktik. Wie man hört ist die Salamitaktik für Finanzinstitute die einzige Möglichkeit, ohne Kapitalerhöhungen auf eine Erholung der Märkte zu hoffen. Banken/Finanzer haben recht hohe Gewichte in den Indizes, nachdem sich die Geschäftsmodelle der Banken angeblich radikal ändern müssen bzw. werden (weniger Kreditgeschäft aka Leverage) scheint eine Cash-Cow weniger zur Verfügung zu stehen. Bis die alten Bewertungen hergestellt sind, sollte es also noch ein langer Weg sein. Dementsprechend werden alte Indexhöchststände wohl noch auf sich warten lassen. Kapitalerhöhungen verwässern noch dazu die zukünftigen Ergebnisse. offensichtlich hast du die Börse (noch) nicht begriffen. Die Börse ist kein 1:1-Abbild der Wirtschaft, der aktuellen Konjunktur oder was auch immer. Das Verhältnis zwischen Wirstchaft und Börse ist ungefähr wie das berühmte Beispiel mit dem Hund und dem Herrchen. Jeder, der einen Hund hat, weiß, dass der beim Spazierengehen fast nie Schritt hält mit dem Herrchen, machmal läuft er hinter dem Herrchen, in den meisten Fällen läuft er dem Herrchen voraus. Für einen Menschen ist das Verhalten des Hundes rational meistens nicht nachvollziehbar und genauso ist es mit der Börse. Manchmal läuft die Börse in Einklang mit der aktuellen bzw. der zukünftig prognostizierten Konjunktur und manchmal, so wie jetzt, ist sie einfach nur spekulativer Natur. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Rinderfond April 3, 2008 peanuts schrieb: ...Manchmal läuft die Börse in Einklang mit der aktuellen bzw. der zukünftig prognostizierten Konjunktur und manchmal, so wie jetzt, ist sie einfach nur spekulativer Natur. Oder anders gesagt: Normalerweise nimmt die Börse die Erwartung vorweg. Derzeit nimmt sie die Hoffnung vorweg. Finanz- oder Bankenkrise hin oder her: Kaum ein Mensch macht sich derzeit ernsthafte Sorgen wegen der fatalen Entwicklungen des US-Privatkonsums. 1996 hat Alan Greenspan vor dem Platzen der US-Immobilienblase nach japanischem Vorbild gewarnt. 1996! Na, denn, prost! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Gaspar April 3, 2008 Rinderfond schrieb: Finanz- oder Bankenkrise hin oder her: Kaum ein Mensch macht sich derzeit ernsthafte Sorgen wegen der fatalen Entwicklungen des US-Privatkonsums. 1996 hat Alan Greenspan vor dem Platzen der US-Immobilienblase nach japanischem Vorbild gewarnt. 1996! Na, denn, prost! 1997 hat Warren Buffet vor einer Spekulationsblase an der Börse "gewarnt". Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Ca$hflow April 3, 2008 · bearbeitet April 3, 2008 von Ca$hflow Gaspar schrieb: 1997 hat Warren Buffet vor einer Spekulationsblase an der Börse "gewarnt". und diesmal? Es ist doch so, wenn die Krise wirklich so schlimm sein sollte wie befürchtet (Beispielsweise hat Herr Sanio von der BaFin bevor die Börsen weltweit die größere Korrekturen hatten gesagt, dass das die größte Krise an den Märkten seit den 30iger ist, es gibt einige die ähnlicher Meinung sind) dann sind die bisherigen Korrekturen in Wirklichkeit erst der Anfang gewesen bzw. ist das was wir jetzt momentan haben nur eine Erholung in einem generellen volatilen Markt, der bald wieder erheblich nach unten gehen müsste. Die Frage ist nur die, in welchen Umfang die Krise sich wirklich abspielt. Sie wurde bereits als Krise der Profis bezeichnet, sodass insbesondere wir als "kleine" Investoren kaum einen Überblick darüber haben, ob es wirklich noch weiter nach unten geht oder das schlimmste bereits überstanden ist. Zum Teil sollen Banken selbst nicht wissen wie sie gewisse Posten bewerten sollen, wie dann erst wir ? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Zephyr750 April 3, 2008 Also ich weiß nicht aber irgendwie hab ich das Gefühl wir jammern auf hohem Niveau. Der DAX ist seid Anfang 2003 von ~2500 auf über 8000 Punkte in 2007 gestiegen. Dieser Anstieg war auch nicht normal. Selbst wenn der DAX auf 4000 Punkte fällt kommen wir mal wieder in normale Regionen. Mein Gott was solls, die Suprime-Geschäfte waren doch teils nur nen Zock und das man Firmen mit 5% EK oder was weiß ich kaufen konnte (siehe Hedgefonds), ist auch nicht normal. Langsam hab ich das Gefühl, man vergisst wie man wirtschaftet. So jetzt kann auf mich eingestürmt werden und der Post zerrissen werden. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Marktfrau April 15, 2008 · bearbeitet April 15, 2008 von Marktfrau Seit 14 Tagen kein Eintrag mehr von den MegaCrash-Prophetem. Wo seid ihr? Seit ihr alle tot? Wann kommen denn die 5200 oder 4600 Punkte im Dax? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Carlos April 15, 2008 So weit würde ich nicht gehen, aber wir müssen - wie schon woanders gesagt wurde - abwarten was die nächsten Quartalsergebnisse bringen. Und wieviel die Finanzinstitute noch abschreiben werden. Dann erst können wir darüber reden, Gnä' Frau. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
ibelieve April 15, 2008 Marktfrau schrieb: Seit 14 Tagen kein Eintrag mehr von den MegaCrash-Prophetem. Wo seid ihr? Seit ihr alle tot? Wann kommen denn die 5200 oder 4600 Punkte im Dax? Zitat Klaus SingerWebsite: www.timepatternanalysis.de 10. April 2008 Quartalssaison die Hoffnung stirbt zuletzt Mit Alcoa hat am Montag dieser Woche der Reigen der Quartalsberichte begonnen. Der Aluminium-Hersteller verfehlte die Erwartungen um 5 Cent je Aktie, er macht den schwachen Dollar und höhere Energiekosten dafür verantwortlich. Die Entwicklung der Unternehmensgewinne ist der zentrale Faktor für die Entwicklung der Aktienkurse. Der S&P 500 notiert etwa 14 Prozent unter seinen im Juli und Oktober 2007 erreichten Hochpunkten. Wenn man daran glaubt, dass der Markt künftige Entwicklung mit einem Vorlauf von rund sechs Monaten vorweg nimmt, so ist in den Kursen gegenwärtig ein Gewinnrückgang von rund 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingepreist. Natürlich ist das sehr grob gerechnet, aber als Anhaltspunkt dafür, was die Akteure für die angelaufene Quartalssaison erwarten, mag das erst einmal ausreichen. Diese Erwartungen werden im wesentlichen von professionellen Aktien-Analysten generiert. Da denen angeblich niemand glaubt, lohnt es sich, näher hinzusehen. Innerhalb der vergangenen drei Monate haben sie ihre Gewinnerwartungen für die USA um rund 4 Prozent nach unten revidiert, nachdem sie in den letzten Monaten des vergangenen Jahres in etwa auf dem im Sommer erreichten Niveau stehen geblieben sind. Wer hat recht? Die Aktien-Analysten? Dann wären die Kurse aktuell zu weit gefallen und die laufende Quartalssaison böte deutlich positives Überraschungspotenzial. Oder haben die Kurse recht? Dann würden die Analysten der Wirklichkeit gehörig hinterher laufen. Vieles spricht für die zweite Variante. In der Tat zeigen Untersuchungen, dass die oberen Wendepunkte bei der tatsächlichen und bei der von Analysten erwarteten Gewinnentwicklung sechs bis neun Monate auseinanderliegen. Damit lässt sich an dieser Stelle sagen, das die Wahrscheinlichkeit für negative Überraschungen in dieser Quartalssaison deutlich überwiegt. Für die kurzfristige Kursentwicklung ist entscheidend, wie groß diese sind und wie der von den Unternehmen gegebene Ausblick ausfällt. Untersuchungen haben ergeben, dass die Unternehmensgewinne über einen vollen Konjunkturzyklus hinweg seit 1970 nie um mehr als sieben Prozent jährlich angewachsen sind. Auf der anderen Seite liegt der Boden der Entwicklung der Unternehmensgewinne etwa 45 bis 50 Prozent unter dem vorherigen Topp. Linear auf die Kursseite übersetzt, entspricht das einem Indexstand von rund 850 im S&P 500. Zugegeben, auch das ist wieder sehr grob gerechnet. Andererseits wenn sich die US-Wirtschaft in einer Rezession befindet und diese nach allem Dafürhalten eher zu den ernsteren und länger andauernden zählt, könnte 850 auch noch ein eher optimistischer Zielbereich sein. Weitere Einzelheiten zum Thema in einem bei Investorsinsight erschienen Artikel von James Montier, der mit den Worten schließt: So the idea that the equity markets are anticipating a recession unfortunately looks to be yet another example of the triumph of hope over reality. I guess I really haven't learnt to stop worrying and love the bomb just yet! Eine übergeordnete Bewegung in Richtung des angedeuteten Zielbereichs setzt zunächst voraus, dass die Gewinnentwicklung im aktuellen Zyklus tatsächlich ihr Topp ausgebildet hat. Auch wenn dies aus meiner Sicht ziemlich wahrscheinlich ist, wird die laufende Quartalssaison hierzu sehr wichtige Einblicke liefern. Ökonomen wie Marty Feldstein glauben, die US-Rezession werde doppelt so lange dauern wie der Durchschnitt von acht Monaten. Nouriel Roubini sieht einen U- oder W-förmigen Verlauf, jedoch kein L wie in Japan. Dies könne durch ein aggressives Eingreifen der Politik verhindert werden. Er taxiert die Länge der Rezession ebenfalls auf weit überdurchschnittlich. Demnach haben wir aktuell vielleicht ein Viertel des Weges hinter uns. Einige bullische Beobachter machen hingegen Anzeichen dafür aus, dass sich die gegenwärtige Rezession bereits ihrem Tief nähert. Nach ihrem Dafürhalten hat sich der makroökonomische Datenkranz zuletzt nicht weiter verschlechtert. Da moderne Rezessionen sechs bis acht Monate dauerten und die aktuelle im Dezember gestartet ist, sei zudem die Hälfte des Wegs durchschritten. Da die aktuelle Rezession vom Verbraucher ausgeht und das Verbrauchersentiment nun einen Boden auszubilden scheint (was sich im Nachhinein lediglich als Zwischenboden entpuppen könnte), könnte das ebenfalls bedeuten, dass das Schlimmste hinter uns liegt. Und schließlich ziehen bullisch eingestellte Beobachter Hoffnung aus der Charttechnik: Das einfache 20-Tage-Mittel im S&P 500 schickt sich an, die 50-Tage-Linie von unten nach oben zu durchkreuzen und der Index selbst steuert von unten auf den 200-Tage-Durchschnitt zu. Natürlich wird es immer wieder Zwischenerholungen geben, wenn sich die geschilderten oder andere bullische Argumente zeitweilig durchsetzen. Es liegt in der Natur von Bären-Märkten, dass die Akteure etliche Male auf den Boden wetten. Erst wenn niemand mehr daran glaubt, besteht die Chance, dass die Rutschpartie zu Ende ist. Fundamental ist es aber gegenwärtig äußerst unwahrscheinlich, dass der Teufelskreis Mangel an Liquidität deckt Kredit-Risiken unzureichend Asset-Preise fallen sinkende Einkommen/Gewinne lösen Rezession aus die hierdurch schwache Gewinnentwicklung der Unternehmen drückt die Asset-Preise weiter - und so fort schon wieder davor steht, durchbrochen zu werden. Ganz im Gegenteil - die Spirale hat sich gerade erst zu drehen begonnen. Werfen wir dazu einen Blick auf den amerikanischen Arbeitsmarkt: Im März wurden erneut 80.000 Arbeitsstellen abgebaut, mehr als erwartet und der dritte Abbau in Folge. Seit Dezember sind nun 232.000 Jobs verloren gegangen. Die Arbeitslosenquote sprang im März auf 5,1 Prozent, dem höchsten Wert seit September 2005. Aktuell sind 4,2 Millionen US-Bürger ohne Arbeit, in den vergangenen 12 Monaten wuchs ihre Zahl um 914.000. Beobachter sehen für das Jahresende eine Arbeitslosenquote von 6 Prozent voraus. Natürlich, der Arbeitsmarkt läuft der Konjunktur hinterher, das gilt besonders für die Phase des Aufschwungs, aber auch (mit deutlich geringerer Verzögerung) für den Abschwung. Die negative Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hat gerade erst Formen angenommen da ist es ebenfalls sehr unwahrscheinlich, dass hier schon ein Boden erreicht ist. Hinzu kommt, dass die mittleren Stundenlöhne zuletzt um 3,6 Prozent gestiegen sind, während die Preise um 4,5 Prozent zulegen. Zusammen mit den übrigen widrigen Rahmenbedingungen v.a. aus der Immobilien- und Kreditkrise spricht das nicht dafür, dass der amerikanische Verbraucher schon wieder unbekümmert nach vorne blickt. Im Gegenteil - sein Spielraum für Konsum wird noch enger werden. Dass in einem solchen Umfeld bereits ein langfristig tragfähiger Boden in der Verbraucherstimmung erreicht ist, ist unwahrscheinlich. Ein weiterer Fundamental-Punkt, die Kredit-Krise: Der IWF schätzt in seinem jetzt erschienen Global Financial Stability Report die hier bis März aufgelaufenen Verluste (einschließlich Abschreibungen) auf 945 Mrd. Dollar. Der auf den privaten Immobiliensektor entfallende Anteil kommt auf 565 Mrd. Dollar, Aktivitäten im kommerziellen Immobilienbereich schlagen mit 240 Mrd. Dollar zu Buche. Ausleihungen an Unternehmungen tragen 120 Mrd. Dollar bei, Verluste aus Verbraucherkrediten werden auf 20 Mrd. Dollar beziffert. In der historischen Perspektive stellt der IWF die gegenwärtige Krise auf dieselbe Stufe wie die japanische Bankenkrise der 1990er Jahre. Die Verfasser weisen darauf hin, dass bei der Bewertung der Verluste ein weiter Spielraum besteht, da viele Marktsegmente gegenwärtig keine Bildung von Marktpreisen zulassen. Insgesamt rechnet der IWF an ausstehenden US-Schulden 23,2 Bill. Dollar vor, verbrieft und verteilt sind davon 10,84 Bill. Dollar. Damit machen die jetzt geschätzten Verluste 4 Prozent der gesamten Verschuldung aus. Die Verluste aus dem verbrieften und verteilten Teil der Verschuldung kommen laut IWF absolut auf insgesamt 720 Mrd. Dollar, ihr Anteil am entsprechenden Aggregat beträgt schon 6,6 Prozent. Hier zeigt sich klar, dass die Sekurisation mitnichten Risiken minimiert, wie immer wieder behauptet. Das scheint noch nicht der Weltuntergang zu sein. 945 Mrd. Dollar sind gerade einmal 2 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts, andererseits aber auch das eines mittelgroßen Landes wie etwa Australien. Die dot-com-Blase hat 2 Bill. Dollar platzen lassen - das waren damals 5 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. ABER: Sinken die Hauspreise in den USA um 10 Prozent, bedeutet das einen Vermögensrückgang von 2 Bill. Dollar. Dies ist bereits erreicht und ein Boden bei der Entwicklung ist nicht in Sicht. Experten rechnen mit einem Rückgang um insgesamt 20 bis 30 Prozent, was einem Vermögensverlust von 4 bis 6 Bill. Dollar entspricht. Dies ist der ganz große Rahmen, in dem sich die Verluste bewegen. Dieser Rahmen muss natürlich nicht ausgeschöpft werden, wobei Länge und Schwere der Rezession eine wichtige Rolle spielen. Das gilt auch für Verluste außerhalb des Immobiliensektors, etwa aus Ausleihungen an Unternehmen, aus fallenden Aktienkursen und anderen rückläufigen Asset-Märkten, sowie aus Konsumentenkrediten. Man kann etwas kühn auch so rechnen: Die Schulden im Finanzbereich belaufen sich bis jetzt auf 50 Prozent des Vermögensrückgangs im privaten Haussektor. Nimmt man optimistisch an, dass der Boden (schon) bei 20 Prozent Preisrückgang erreicht wird, kämen 2 Bill. Dollar Verluste heraus. Demnach stünde also noch einmal der gleiche Betrag aus wie bis jetzt. Dabei dürfte das Verhältnis der Verluste zu Vermögensrückgang eher steigen, folglich dürften auch die Verluste eher höher ausfallen. Wie gesagt - "kühn"; es geht hierbei nur um die grobe Richtung. Noch etwas anderes sollte man im Auge behalten: Bis jetzt sind nur etwa 200 Mrd. Dollar abgeschrieben worden. Wo steckt der Rest der vom IWF errechneten Verluste im Gesamtwert von knapp 1000000000000 Dollar? Es tut mir leid angesichts all dieser Faktoren halte ich es für äußerst unwahrscheinlich, dass der Boden der gegenwärtigen Finanzkrise schon erreicht ist, geschweige denn, bald bereits Talfest der Rezession gefeiert werden kann. Ich denke, es wird im Laufe der Quartalsaison zu einem erneuten Test der Kursregion von Anfang März kommen. Wenn diese hält, dürfte sich die Überzeugung durchsetzen, dass dann erst einmal die negative Gewinnentwicklung eingepreist ist. Dies könnte sich in einer kräftigeren Kurserholung umsetzen. Aber wie oben bereits angedeutet, es wäre nur eine von mehreren, noch kommenden Bärenmarktrallyes. Singer Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Marktfrau April 15, 2008 Carlos G. schrieb: Und wieviel die Finanzinstitute noch abschreiben werden. Dann erst können wir darüber reden, Gnä' Frau. Die schreiben gar nichts mehr ab. Die werden außerordentliche Erträge einbuchen, weil sie zu viel abgeschrieben haben. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Dagobert April 15, 2008 Marktfrau schrieb: Die schreiben gar nichts mehr ab. Die werden außerordentliche Erträge einbuchen, weil sie zu viel abgeschrieben haben. Dein ungebremster Optimismus ist wirklich ansteckend, gute Marktfrau Hätte gute Lust Dir mal einen ordentlichen Berg Ducktaler rüber zu schieben damit Du sie mir auf profit sharing Basis Bullish anlegst - ich trau' mich nämlich nicht........ Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Marktfrau April 15, 2008 · bearbeitet April 15, 2008 von Marktfrau Dagobert schrieb: Dein ungebremster Optimismus ist wirklich ansteckend, gute Marktfrau Hätte gute Lust Dir mal einen ordentlichen Berg Ducktaler rüber zu schieben damit Du sie mir auf profit sharing Basis Bullish anlegst - ich trau' mich nämlich nicht........ Na ich hab ja heute sogar mal in unserem Intraday Daxwett-Spiel bärisch getippt auf ein Kursziel von 6480. Aber die Bären haben es ja wieder nicht geschafft. Bei 6515 war Schluß. Der Dax arbeitet gerade an der zweiten Schulter der umgekehrten SKS Formation. Maximal 6400 sind für die Bären noch mal drin. Entweder innerhalb der nächsten 10 Tage oder aber Mitte/Ende Mai. Dannach ist Schluß mit lustig für die nächsten 18 Monate für die Bären. Es kann aber auch sein, daß heute das letze Tief war. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Carlos April 15, 2008 Dagobert schrieb: Dein ungebremster Optimismus ist wirklich ansteckend, gute Marktfrau Schade dass es nicht mehr von der Sorte gibt, Dago... bei dem Umfeld was wir derzeit haben, könnten wir's brauchen. Und ich rede nicht von "Schwarzmalerei" sondern von "real business". Obwohl ja noch etliche Unternehmen sehr gut vom ungebremsten Bergaufdrang bis Ende 07 leben. Was ich hier aber bräuchte ist nicht Optimismus, sondern reale Beweise dass es nicht so schlecht kommt wie wir's hören... bzw.: man kann's ja nicht mehr hören... Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Marktfrau April 15, 2008 Carlos G. schrieb: Schade dass es nicht mehr von der Sorte gibt, Dago... bei dem Umfeld was wir derzeit haben, könnten wir's brauchen. Und ich rede nicht von "Schwarzmalerei" sondern von "real business". Obwohl ja noch etliche Unternehmen sehr gut vom ungebremsten Bergaufdrang bis Ende 07 leben. Was ich hier aber bräuchte ist nicht Optimismus, sondern reale Beweise dass es nicht so schlecht kommt wie wir's hören... bzw.: man kann's ja nicht mehr hören... Beweise gibt es immer erst hinterher. Börse ist Spekulation. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Dagobert April 15, 2008 Marktfrau schrieb: Beweise gibt es immer erst hinterher. Börse ist Spekulation. ...und Spekulation heisst immer eine 50/50 Chance daß man richtig liegt, wobei....wenn man sich Statistiken anschaut kann man eigentlich mit Aktieninvestments (solange gut diversizifiert) nie falsch liegen, on the long run steigen sie immer weiter...... Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Marktfrau April 15, 2008 · bearbeitet April 15, 2008 von Marktfrau Dagobert schrieb: ...und Spekulation heisst immer eine 50/50 Chance daß man richtig liegt, wobei....wenn man sich Statistiken anschaut kann man eigentlich mit Aktieninvestments (solange gut diversizifiert) nie falsch liegen, on the long run steigen sie immer weiter...... Das genau ist die Crux. Es ist eben nicht 50/50. Es gibt ein paar Bullen, die ander Börse sehr reich geworden sind. Es gibt aber keinen einzigen Bären, der reich geworden ist. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Dagobert April 15, 2008 Marktfrau schrieb: Das genau ist die Crux. Es ist eben nicht 50/50. Es gibt ein paar Bullen, die ander Börse sehr reich geworden sind. Es gibt aber keinen einzigen Bären, der reich geworden ist. das 50/50 bezog sich mehr auf kurzfristige Trades! Also mit den Bären, ich weiss es nicht wirklich, deshalb kann ich nichts dazu sagen, nur denke ich mir: auch wenn sie nicht reich geworden sind sind sie zumindest auch nicht arm (ärmer) geworden, aber ich denke viele Bullen haben Ihre Hörner verloren.... :- Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
IefTina April 15, 2008 Marktfrau schrieb: Die schreiben gar nichts mehr ab. Die werden außerordentliche Erträge einbuchen, weil sie zu viel abgeschrieben haben. Das sehe ich auch so ... wenn der Markt mit Gross-Derivaten, Anleihen wieder 'normal' funktioniert. Es gibt auch Marktteilnehmer (z.B. Hedgefonds) die sich nun nicht grundlos billigst mit den schwierigen Teilen eindecken. Die Königsfrage ist und bleibt aber, wann das passiert. Was mich nach-wie-vor extrem irritiert, ist der Umstand, dass von der grössten Finanzkrise seit den 30er gesprochen wird. Und zwar von bedeutenden Branchen-Kennern und nicht den notorischen Krisenwarnern. Von der grossen Krise sehe ich trotz den bisherigen Einbrüchen noch nicht viel. Also wenn das die grosse Krise sein soll .... da war ja 2001/02 heftiger. Ich bin aber voll bei dir - wer wagt gewinnt. Gilt für Bullen und Bären - und zwar dann, wenn sie sich nicht geirrt haben und die Kohle weg ist. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
DerFugger April 15, 2008 Zitat Es gibt aber keinen einzigen Bären, der reich geworden ist. Einspruch Euer Ehren. Joseph P. Kennedy (der Vater von John F. Kennedy) verdiente das Vermögen des Kennedy-Clans 1929, in dem er zum richtigen Zeitpunkt short ging und damit das für damalige Verhältnisse ungeheure Vermögen von 400 Mill. US$ verdiente. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Marktfrau April 15, 2008 · bearbeitet April 15, 2008 von Marktfrau Dagobert schrieb: das 50/50 bezog sich mehr auf kurzfristige Trades! Warum sollte es da anders sein? Es ist da nur 50/50, wenn man long/short gleichverteilt tradet. Wer auch da überwiegend long tradet, für den gilt das gleiche wie für den Langfrist-Investor nur daß er über den Hebel auch noch Fremdkapital nutzt. Aber man hat nur eine Chance, wenn man nicht zu viele Tradingkosten (spread,Zinese etc ) verursacht. Leider halte ich mich in trendlosen Zeiten nicht immer daran. Da wird dann leider nervös hin- und hergezockt, was nur den Brokern nutzt. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Marktfrau April 15, 2008 DerFugger schrieb: Einspruch Euer Ehren. Joseph P. Kennedy (der Vater von John F. Kennedy) verdiente das Vermögen des Kennedy-Clans 1929, in dem er zum richtigen Zeitpunkt short ging und damit das für damalige Verhältnisse ungeheure Vermögen von 400 Mill. US$ verdiente. Was ist das gegen Warren Buffets 100 Milliarden und gegen Kostolanys Vermögen. Aber ich akzeptiere, daß es dann doch einen gibt. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Carlos April 15, 2008 · bearbeitet April 15, 2008 von Carlos G. Marktfrau schrieb: Das genau ist die Crux. Es ist eben nicht 50/50. Es gibt ein paar Bullen, die ander Börse sehr reich geworden sind. Es gibt aber keinen einzigen Bären, der reich geworden ist. O je... dieser Satz ist den Verdacht wert, als Signatur aufgenommen zu werden... (mit Erwähnung der Ausnahme des Herrn Kennedy sen.) Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag