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valueseeker

ich denke mal die vorgesetzten kassieren ja dann alle auch fettere boni, wenn die abteilung in der statistik gut dasteht. da kann ich mir das schon gut vorstellen, dass man da nichts sagt, solange alles wunderber zu klappen scheint.

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Die größten Händlerskandale

 

von Tobias Bayer (Frankfurt)

 

Betrügerische Aktionen eines Aktienhändlers haben die französische Bank Société Générale 4,9 Mrd. Euro gekostet. Doch sie ist nicht das erste große Institut, das wegen eines Traders in Schwierigkeiten gerät. FTD-Online gibt einen Überblick über Pleiten, Pech und Pannen.

 

Société Générale gelingt das Unmögliche: Selbst nach Milliardenabschreibungen von US-Großbanken wissen die Franzosen zu schocken. Ein Händler soll die unglaubliche Summe von 4,9 Mrd. Euro verzockt haben. "Der Feind in meinem Bett. Nick Leeson hat einen Schüler bei Société Générale", sagt Axel Pierron, Analyst beim Finanzberatungshaus Celent, mit einem Staunen. Leeson brachte 1995 mit Milliardenwetten die Barings Bank zu Fall. "Doch hier erstaunt nicht nur die Höhe des Verlusts, sondern auch die Tatsache, dass 13 Jahre danach etwas ähnliches passieren könnte", sagt Pierron.

 

In der Tat, Händlerskandale gibt es immer wieder. Hier ein Überblick:

 

2007: Crédit Agricole, 250 Mio. Euro

 

Richard Bierbaum kannten nur die wenigsten. Doch der Kredithändler der Crédit-Agricole-Tochter Calyon gelangte im Herbst vergangenen Jahres zur zweifelhaften Berühmtheit: Das Management der französischen Bank beschuldigte ihn, mit nicht autorisierten Transaktionen 250 Mio. Euro in den Sand gesetzt zu haben. Bierbaum findet das nicht Ordnung. Seine Antwort: "Meine Chefs wussten, was ich tat. Sie nannten mich nicht umsonst 'The Golden Child' des Kredithandels."

 

2007: WestLB, 604 Mio. Euro

 

Die Düsseldorfer Landesbank WestLB hatte schon viel erlebt. Doch das Jahr 2007 wird sicherlich in bleibender Erinnerung bleiben: Mit einer Wette auf die Differenz zwischen VW-Stamm- und Vorzugsaktien fuhren der WestLB-Händler Friedhelm Breuers einen heftigen Verlust ein, der zu einem Schaden von 604 Mio. Euro führte. Nicht nur das: Vorstandschef Thomas Fischer und weitere Kollegen mussten zurücktreten und sehen sich jetzt Klagen gegenüber, die Anteilseigner müssen 2 Mrd. Euro nachschießen, und der neue Mann an der Spitze, Alexander Stuhlmann, arbeitet an einer Notfusion mit der Helaba.

 

2007: Bank of Montreal, 663 Mio. $

 

Der Handel mit Erdgas an den US-Terminbörsen wird umgangssprachlich nur "Gas Vegas" genannt. Einen Grund für diese Bezeichnung lieferte die kanadische Bank of Montreal (BMO), die sich mit Wetten auf den Gaspreis kräftig verspekulierte. Hinter dem auf 663 Mio. $ geschätzten Debakel steht aber nicht nur eine falsche Einschätzung des Marktes, sondern auch eine Männerfreundschaft: Die zwischen dem damaligen Leiter des Energiehandels bei BMO, Kevin Lee, und Kevin Cassidy, damals Vorstandschef des elektronischen Brokerhauses Optionable. Der Vorwurf: Lee erhöhte stetig den Wetteinsatz, um die Verluste zu kompensieren. Cassidy half ihm dabei mit nicht korrekten Bewertungen der Positionen.

 

2006: Amaranth, 6 Mrd. $

 

Via dem Instant-Messaging-System ICQ schrieb Brian Hunter, Chefhändler des Hedge-Fonds Amaranth, an einen Kollegen: "Das wird uns eine CFTC-Untersuchung bescheren." Recht hatte er. Der Kollaps des kanadischen Hedge-Fonds, der sich mit Wetten auf den Erdgas-Preis verhob, beschäftigte nicht nur die Gerichte und die US-Terminbörsenaufsicht CFTC, sondern auch die amerikanischen Verbraucher: 100.000 Erdgaskontrakte soll Hunter zeitweise in seinem Portfolio gehabt haben. Das entspricht 23 Prozent des Jahresverbrauchs amerikanischer Haushalte. Mit schnellem Handeln an der leicht regulierten OTC-Plattform der Intercontinental Exchange (ICE) soll er auch den Börsenpreis beeinflusst haben. Das Resultat: Inzwischen arbeitet Washington daran, die Gesetzeslücke zu schließen und auch die ICE einer stärkeren Überwachung zu unterstellen.

 

2004: China Aviation Oil, 550 Mio. $

 

Es begann mit einer Wette auf den Ölpreis, die nicht aufging: Der Singapur-Tochter des Kerosin-Händlers China Aviation Oil (CAO) drohte ein Verlust in Höhe von 550 Mio. $. Doch CAO-Chef Chen Jiulin wollte das nicht wahrhaben und teilte weder der Börse noch der Öffentlichkeit etwas über das Minus mit. Noch im Oktober verkaufte er den unwissenden Investoren 15 Prozent an CAO, nur um einen Monat später Gläubigerschutz zu beantragen. Chen Jiulins Entschuldigung: Er sei davon ausgegangen, dass die Muttergesellschaft in Peking für die Verluste aufkomme.

 

2002: Allfirst, 691 Mio. $

 

Als der Währungshändler John Rusnak im Gefängnis bereits einige Zeit abgesessen hatte, sagte er in einem Interview: "Obwohl ich hinter Gittern sitze, bin ich erleichtert, davon weg zu sein." Doch das Gewissen dürfte ihn trotzdem drücken: Rusnak setzte als Trader bei Allfirst in Baltimore 691 Mio. $ in den Sand. Das führte zum Verkauf der Bank. Allied Irish Banks veräußerte den Mehrheitsanteil an Allfirst an M&T Bank Corp in Buffalo. Die krempelte den Laden um, 1100 Menschen verloren ihren Job.

 

1999: Plains All American, 160 Mio. $

 

Auch Pipeline-Gesellschaften können es nicht lassen: Ein Trader von Plains All American wettete im November 1999 an der US-Energiebörse Nymex auf den Ölpreis - und setzte 160 Mio. $ in den Sand. Damals hielt das Unternehmen Verkaufspositionen von 12 Millionen Barrel (ein Barrel entspricht 159 Litern) zur Lieferung im Dezember und einer Million Barrel für Januar. Nach Angaben von Plains All American betrug das Minus der Position 77 Mio. $. Weitere 83 Mio. $ kostete es, sie abzubauen.

 

1997: National Westminister Bank, 125 Mio. $

 

National Westminister hatte bis 1997 einen tadellosen Ruf. Dann kam Kyriakos Papouis. Der Juniortrader jonglierte mit Zinsoptionen - so erfolgreich, dass ihn die US-Investmentbank Bear Stearns abwarb. Doch kurz nach Papouis Abgang fiel dem Management von NatWest auf, dass die Bewertung des Optionsportfolios zu hoch ausfiel. Und zwar für die Jahre 1995 und 1996. Die Analysten fällten ein vernichtendes Urteil - und zwar über NatWest. "Zwei Jahre ist echt eine lange Zeit, um eine Bank an der Nase herumzuführen. Die Risikomanagement-Systeme sollte das eigentlich entdecken", sagte damals ein Bankanalyst von Bear Stearns.

 

1996: Deutsche Morgan Grenfell, 279 Mio. $

 

Er war ein Star: Peter Young leitete die European-Growth-Funds bei Deutsche Morgan Grenfell. Das verwaltete Vermögen überschritt Mitte der 90-er Jahre die Milliardenschwelle. Doch die Anerkennung reichte Young nicht. Mit komplizierten Deals investierte er in obskure Firmen und wirtschaftete in die eigene Tasche. Demnach soll er beispielsweise einen Optionsschein gekauft haben, der ihm das Recht gab, Aktien an dem Unternehmen Sensonor zu kaufen. Für seinen Fonds kaufte er weitere 1699 Optionsscheine, die er später in Aktien wandelte. Das Ergebnis: Mit seinem Optionsschein - dem "Golden Bond" - hatte Young auf einmal das Recht auf 441.800 Aktien. So wurde aus einem Investment von 8600 Pfund ein Gewinn von 2 Mio. Pfund. Für seinen Arbeitgeber aber war das Manöver teuer: Deutsche Morgan Grenfell zahlte 279 Mio. $, um die Fonds zu stützen. Young musste vor Gericht. Seine Verteidigungsstrategie: Er gab sich verwirrt und erschien in Frauenkleidern.

 

1996: Sumitomo, 2,6 Mrd. $

 

Zehn Jahre konnte Yasuo Hamanaka ungestört arbeiten. Der Kupferhändler handelte in diesem Zeitraum weit über seinen Limiten und wurde beschuldigt, durch physische Käufe des Metalls andere Marktteilnehmer mit Verkaufspositionen in die Enge zu treiben. Am Ende hatte Sumitomo den Schaden: Stolze 2,6 Mrd. $.

 

1995: Barings Bank, 1,4 Mrd. $

 

Nick Leeson fiel in der Schule nicht gerade als Talent auf. Seinen High-School-Abschluss verpasste er dank eines nicht bestandenen Mathe-Tests. Doch nur ein paar Jahre später hatte er es zum Manager of Futures Markets bei der 232 Jahre alten Barings Bank gebracht. Seine Wetten an den Terminmärkten gingen allerdings nicht auf. Leeson verbarg die Verluste in dem speziellen Handelskonto mit der Nummer 88.888 - einer chinesische Glückszahl. Es half nichts, Barings brach unter den Schulden zusammen.

 

1994: Codelco, 200 Mio. $

 

Am Ende hat es sich nicht gelohnt: 200 Mio. $ hatte Juan Pablo Davila bei Wetten auf den Kupferpreis verloren und musste dann noch drei Jahre wegen Steuerbetrugs ins Gefängnis. Doch das war nicht alles. Es stellte sich heraus, dass Davila von den Metallbrokern Sogemin Metals und Metallgesellschaft versteckte Zahlungen erhielt, um Handelsaufträge über diese Häuser abzuwickeln. Sogemin Metals zahlte 7,5 Mio. $ an Codelco, um den Gerichtsstreit beizulegen.

 

Financial Times Deutschland, 24.01.2008

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