leinad Dezember 28, 2007 manager-magazin.de, 27. Dezember 2007, 14:04 Uhr http://www.manager-magazin.de/geld/geldanl...,525486,00.html GELDANLAGE Das kleine Einmaleins Welche Finanzangebote sind nur modische Gags? Welche haben versteckte Kosten zur Folge? Der Finanzexperte Friedrich Thießen hat einen Leitfaden zusammengestellt, mit dem Investoren ihre Anlageentscheidung überprüfen können - um künftig mehr Geld zu verdienen. Hamburg - Der Finanzwirtschaftsprofessor Friedrich Thießen will Anlegern zu besseren Anlageentscheidungen verhelfen. "Die Finanzmärkte verändern sich mit rasanter Geschwindigkeit. Das führt dazu, dass Handlungen, die sich früher einmal bewährten, jetzt besser unterlassen werden. Andere längst überkommen geglaubte Verhaltensregeln erfahren dagegen eine Renaissance", sagt der Wissenschaftler der Technischen Universität Chemnitz. Er hat deshalb elf Faustregeln aufgestellt, anhand denen Investoren die Chancen, aber auch die Risiken ihrer Anlageentscheidung überprüfen sollen: 1. Kaufen Sie keine modischen Produkte. Anlageangebote würden auf aktuelle Marktstimmungen hin getrimmt, ob Ökothemen oder Ostasien. Häufig sind sie zu teuer. 2. Kaufen Sie nur Produkte, die sie verstehen. Angebote könnten speziell auf die Verständnisunfähigkeit der Anleger hin zusammengebastelt werden. Versteckte Kosten und Risiken werden dort eingebaut, wo der Kunde erfahrungsgemäß nicht weiter recherchiert. 3. Bevorzugen Sie im Zweifel langfristige Anlagestrategien. Meiden Sie dagegen Varianten, bei denen schnell und hektisch Titel gekauft und wieder verkauft werden. Die Kosten für das Hin und Her können den Gewinn auffressen. 4. Vorsicht bei Zertifikaten zu Preisen um die "100". Die Magie der runden Zahl kann täuschen. Der finanzmathematisch korrekte Wert der Titel liegt unter Umständen niedriger. 5. Produkte, die eine Risikominderung versprechen, sind oft überteuert. 6. Meiden Sie komplexe Strategien im Rahmen teurer Produkte. So genannte strukturierte Produkte leisteten oft nicht genau das, was sich Anleger darunter vorstellen. Stattdessen sind sie überteuert oder enthalten versteckte Risiken. 7. Meiden Sie Anlagen, die mit dem Argument "Beimischung" zum Grundportfolio angeboten werden. Unter diesem Namen gibt es heute die verrücktesten Angebote mit hohen Risiken. 8. Trauen Sie Indexprodukten nur, wenn sie sich auf ältere Indizes beziehen wie den Dow Jones Industrial, den Dax, den Stoxx oder den Rex. Neue Indizes werden bisweilen speziell dazu geschaffen, neue Anlagemöglichkeiten zu vermarkten. 9. Verachten Sie die klassischen Einlageprodukte nicht. Ohne Transaktionskosten und ohne Risiken sind sie auch langfristig interessante Anlagen. 10. Orientieren Sie sich bei der Zusammenstellung Ihres Portfolios nicht an den Vorgaben des Ökonomen Harry Markowitz. Eine Portfoliooptimierung nach der Methode des Nobelpreisträgers führt beim derzeitigen Stand der Kapitalmärkte oftmals zu Investitionen, die langfristig nicht robust sind, ständig umgeschichtet werden müssen und so hohe Transaktionskosten verursachen. 11. Fühlen Sie sich nicht in jedem Fall durch neue Finanzmarktgesetze geschützt. Der Anlegerschutz ist zwar ein wichtiges Ziel der Regulierung des Finanzmarktes. Der Gesetzgeber lässt aber bewusst Schlupflöcher, damit Finanzanbieter die notwendigen Margen einstreichen können. manager-magazin.de mit Material von ap Gruss leinad Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
grmpf78 Dezember 28, 2007 8. Trauen Sie Indexprodukten nur, wenn sie sich auf ältere Indizes beziehen wie den Dow Jones Industrial, den Dax, den Stoxx oder den Rex. Neue Indizes werden bisweilen speziell dazu geschaffen, neue Anlagemöglichkeiten zu vermarkten. Ich muss ehrlich zugeben, das Gefühl hatte ich manchmal auch schon, das kuriose Indizes "gebastelt" werden, um dann eine Anlageprodukt darauf aufzubauen. Aber sehr schöne Zusammenstellung ! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
SumSum Dezember 28, 2007 10. Orientieren Sie sich bei der Zusammenstellung Ihres Portfolios nicht an den Vorgaben des Ökonomen Harry Markowitz. Eine Portfoliooptimierung nach der Methode des Nobelpreisträgers führt beim derzeitigen Stand der Kapitalmärkte oftmals zu Investitionen, die langfristig nicht robust sind, ständig umgeschichtet werden müssen und so hohe Transaktionskosten verursachen > Wenn man sein Depot monatlich oder so "optimiert", dann ist das sicherlich richtig. Dann sollte man Markowitz meiden, stattdessen zum Affen in den Zoo gehen und den auswählen lassen. Der kann das genauso gut... Im übrigen halte ich diese Aussage aber ein wenig für bedenklich: Wichtigter ist bei langfristigen Anlagen ganz einfach, den den dahinter liegenden Grundgedanken zu beachten: "Streue und vermindere damit das Klumpenrisiko". Hier liegt imo die eigentliche Kernaussage, auf die es ankommt. > Da muss man dann auch nicht oft umschichten, ev. sogar gar nicht (wenn die "richtigen" Werte gekauft wurden) Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
etherial Dezember 28, 2007 10. Orientieren Sie sich bei der Zusammenstellung Ihres Portfolios nicht an den Vorgaben des Ökonomen Harry Markowitz. Eine Portfoliooptimierung nach der Methode des Nobelpreisträgers führt beim derzeitigen Stand der Kapitalmärkte oftmals zu Investitionen, die langfristig nicht robust sind, ständig umgeschichtet werden müssen und so hohe Transaktionskosten verursachen. Aussagen, die wissenschaftliche Erkenntnisse angreifen sollten zumindest Beispiele anführen ... Was sind denn Markowitz-Portfolios? Sind das diejenigen die Assets genauso allokieren, wie es die Korrelationen und Volatilitäten in der Vergangenheit vorgeben. Oder sind das alle Portfolios, die diversifizieren? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Chemstudent Dezember 28, 2007 Infos über den Prof. Thießen gibt es übrigens hier: (für die, die es interessiert ) http://www.tu-chemnitz.de/wirtschaft/bwl4/thiessen.php Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
speedy_speed Dezember 28, 2007 · bearbeitet Dezember 28, 2007 von speedy_speed @SumSum @etherial Zu Punkt 10 solltet ihr einfach die ausführliche Version lesen. http://www.tu-chemnitz.de/wirtschaft/bwl4/...nGeldanlage.pdf Orientieren Sie sich nicht an Markowitz. Mehr und mehr Anlageberater empfehlen einePortfoliooptimierung nach der Methode des Nobelpreisträgers Markowitz. Vorsicht vor solchen Vorschlägen. Markowitz selbst wollte 1952 nur zeigen, dass man Risiko unter Beachtung von Kovarianzen beurteilen sollte. Das ist nach wie vor richtig. Problem ist, wie man diese Idee praktisch umsetzt. Markowitz selbst hat seine Umsetzungsvorschläge als vorläufig bezeichnet und darauf verwiesen, dass bessere entwickelt werden müssten. Dazu ist es bis heute nicht gekommen. Beim derzeitigen Stand der Kapitalmärkte führt eine Poortfoliooptimierung nach Markowitz oftmals zu prozyklischen Investments, die langfristig nicht robust sind, ständig umgeschichtet werden müssen und hohe Transaktionskosten verursachen. Genau darauf zielen viele Vorschläge ab. Man muss die Herkunft der Inputparameter überprüfen, um die Stichhaltigkeit der Vorschläge zu beurteilen. Wenn Sie das nicht können, dann lassen Sie die Finger von Markowitz. Der Prof hat doch vollkommen Recht. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
etherial Dezember 28, 2007 Der Prof hat doch vollkommen Recht. Mit dem was er sagt schon. Aber der Laie versteht davon doch gar nichts. Kernpunkt der These von Markowitz ist, dass man nur Portfolios auswählen sollte die auf der sog. Effizienzlinie liegen. Die Effizienzlinie wird vorgeschrieben durch die einzelnen Assets und deren Werte für: - Erwartungswert (Rendite) - Varianz (Volatilität) - Kovarianz (Korrelation Einige Zusammenhänge in der Markowitz-Theorie sind: - je höher der Erwartungswert, desto größer der Anteil im Effizienten Portfolio - je geringer die Varianz, desto größer der Anteil im Effizienten Portfolio - je geringer die Kovarianz zu anderen Werten, desto größer der Anteil im Effizienten Portfolio Leider kann man diese Werte nicht prognostizieren und verwendet deswegen Vergangenheitswerte. Das wiederum macht die reine Lehre von Markowitz untauglich: 1. Beispiel: In Vergangenheit ist China gut gelaufen. In einem auf Vergangenheitsdaten basierendem Markowitz-Portfolio müsste China einen großen Anteil haben. 2. Beispiel: In der Dotcom-Zeit sind die IT-Aktien erst hoch und dann abgestürzt. In einer langfristigen Kurs-Betrachtung würde man daraus schließen, dass IT-Aktien mittlere Gewinne (naja) machen, aber extrem hohe Volatilität (schlecht) haben. Folglich wären sie in keinem Markowitzportfolio enthalten. Dass diese Volatilität sich aber nur auf ein einziges Ereignis im letzten Jahrhundert stützt, ist in dieser Betrachtung nicht berücksichtigt worden. Mein Persönliches Fazit: Das Prinzip von Markowitz im Kopf behalten, aber den Kopf eingeschaltet lassen. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
leinad Dezember 28, 2007 Jedenfalls ist es schon immer so gewesen, dass Bankberater von ihren Chefs dazu angehalten werden die Kunden zum möglichst often Umschichten, Nackaufen, Neukaufen anzustacheln. Broker wie Consors oder Codi verleiden die Kundschaft auch immer wieder zum Handeln. Mit allen möglichen Mitteln. Da passt es doch dazu dass gerade Codi nach Markowitz Umschichtungen vorschlägt, in ihrer Depotanalyse. Nur mit Depots die verändert werden entstehen auch Gebühren. Gruss leinad Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
yashirobi Januar 3, 2008 · bearbeitet Januar 3, 2008 von yashirobi 2. Kaufen Sie nur Produkte, die sie verstehen. Angebote könnten speziell auf die Verständnisunfähigkeit der Anleger hin zusammengebastelt werden. Versteckte Kosten und Risiken werden dort eingebaut, wo der Kunde erfahrungsgemäß nicht weiter recherchiert. -> gerade der punkt ist gefährlich: glauben etwas verstanden zu haben und wirkliches verstehen sind für den betroffenen nicht/schwer unterscheidbar, machen aber "leider" einen riesigen unterschied. im prinzip kann man die punkte auch in einen satz zusammenfassen: Schaltet euer Gehirn ein und glaubt nicht alles! gruß Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Dendi Januar 4, 2008 Hab mich mit dem Prof schon bissle während meiner Diplomarbeit beschäftigt. Er gibt viele vernünftige Sätze von sich, ist mir teilweise aber zu reißerisch. Ein bissle weniger drastisch würde mir besser passen. Zu 1.: Machen das nicht viele, auch sehr erfahrene Anleger? Assets wie "Gold" sind auch eine Modeerscheinung, Dividendentitel können als "Mode" ausgelegt werden (warum schiessen sonst die ganzen Alpha-Produkte aus dem Boden?), eigentlich ist Alles, was man gut findet irgendwie auch Mode *g* Hier: Man sollte nicht allem hinterherlaufen, aber wovon man selber überzeugt ist, was man selbst nach gut findet - warum soll man das nicht kaufen? Ich hab auch einen Rohstofffonds (schreibt man das mit drei f *g*) in meinem Portfolio, ist das nun Mode oder Überzeugung? Zu Markowitz: Hier wurde ja schon einiges gesagt. Ich kann mich etherial nur vollumfänglich anschließen, ich find die Grundidee von Markowitz gut - selber denken hilft aber oft Gruß Dendi Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag