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Jose Mourinho

An der Börse lässt uns der Verstand im Stich

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Jose Mourinho
· bearbeitet von Chris1975_bayern
Der Wohlfühlfaktor bei Anlageentscheidungen kann trügerisch sein. Wir neigen dazu, die Kursgewinne im eigenen Portfolio in der Erinnerung zu verankern. Verluste verdrängen wir. Und natürlich sind wir bessere Anleger als Otto Normalverbraucher. Aber Hand aufs Herz: Wer von uns hat nachgerechnet, ob die Wertentwicklung des eigenen Portfolios tatsächlich über dem gewählten Referenzindex liegt? Was unserem Selbstbewusstsein gut tut, kann schädlich fürs eigene Vermögen sein. Wir haben gelernt, dass wir uns bei Aktienanlagen nicht auf unser Gefühl verlassen sollten. Was wir aber nicht wussten: Unser Verstand lässt uns dabei genauso im Stich.

 

Wer daran zweifelt, dem sei das neue Buch Your Money and Your Brain" von Jason Zweig empfohlen. Zweig beschreibt darin, welche Schlüsse Neurologen aus dem Studium der Aktivitäten unserer Gehirnzellen bei Anlageentscheidungen ziehen. Dabei stellt sich heraus, dass unser Geist für uns diverse Fallstricke bereithält. Wenn wir an der Börse erfolgreich sein wollen, müssen wir stetig gegen die Eingebungen unseres Gehirns ankämpfen.

 

 

 

Sind Profis die besseren Anleger?

 

 

 

Zweig räumt mit einer Reihe von liebgewonnen Einschätzungen auf. Beispielsweise jener, dass durch eingehende Beschäftigung mit den Finanzmärkten unsere Fähigkeit steigt, die zukünftige Kursentwicklung von Aktien oder Märkten besser zu prognostizieren. Dafür suchen wir nach Mustern, um aus vergangenen Entwicklungen Erkenntnisse über zukünftige Trends abzuleiten.

 

 

 

Unser Gehirn ist geradezu vernarrt in Muster. Wir sehen Muster selbst dort, wo sie nicht vorhanden sind. Man versorge uns mit ein paar beliebigen Fakten, und schon sind wir dabei, daraus eine logisch plausible Kausalität abzuleiten. So machen wir es auch mit Aktienkursen, die in beliebiger Anzahl verfügbar sind. Wir ordnen sie zu einem sinnvollen Zusammenhang", unabhängig davon, ob dieser besteht oder nicht.

 

 

 

Ein Test mit rot und grün

 

 

 

Diese Tendenz wurde in Studien am Dartmouth College, einer amerikanischen Spitzenuniversität im Bundesstaat New Hampshire, belegt. Dort ließen Forscher abwechselnd rote und grüne Farbsignale auf eine Leinwand projizieren. Die Versuchspersonen mussten Aussagen treffen, welche Farbe als nächstes erscheine. 80 Prozent der Signale waren grün. Die Abfolge war zufällig. Mit der Zeit lernten die Versuchspersonen, dass grün mit größerer Wahrscheinlichkeit zutreffen werde.

 

Im Tierversuch wurden Ratten und Tauben bei grün jeweils mit Futter belohnt. Schnell lernten die Tiere, fast immer auf grün zu tippen. Menschen hingegen beginnen zu grübeln und wollen herausfinden, wann das nächste Mal rot erscheint. Wir suchen nach Mustern, selbst dann, wenn wir wissen, dass die Farbe zufällig projiziert wird. Je länger wir uns damit beschäftigten, desto schlechter werden wir. Ratten schlagen uns jedes Mal.

 

 

 

Die süchtig machende Vorhersage"

 

 

 

Seit den späten sechziger Jahren wurde die Studie mehrfach wiederholt, immer wieder mit denselben Ergebnissen. Zweig nennt dieses Phänomen die süchtig machende Vorhersage". Das erschreckende daran ist, dass unser Gehirn damit loslegt. Wir können es nicht daran hindern. Schnell glauben wir, Muster zu erkennen. Wir liegen zwei Mal richtig mit unserer Einschätzung. Prompt neigen wir zur Ansicht, dass es ein drittes Mal ebenso verlaufen wird.

 

 

 

An der Wall Street wimmelt es nur so von Entscheidungsmodellen, die anhand von historischen Daten die Prognosequalität testen und durch Veränderung der Parameter optimieren". David Leinweber, ein Experte für quantitative Anlagestrategien, machte sich einen Spaß daraus: Er wühlte sich durch Zahlenberge und erstellte ein Modell zur Vorhersage der Entwicklung des amerikanischen Aktienmarkts im Zeitraum von 1981 bis 1993. Am Ende waren die zugrundeliegenden Parameter, die die Entwicklung in diesem Zeitraum zu 99 Prozent korrekt abbildeten, eine Kombination der jährlichen Butterproduktion in Bangladesh mit der Anzahl von Schafen in Amerika und eine Reihe weiterer Parameter.

 

 

 

Prognosen sind unser Leben

 

 

 

Wir können nicht davon lassen, Prognosen zu erstellen. Wir können uns aber gewissermassen Handschellen anlegen und auf Anlagestrategien konzentrieren, die ein bestimmtes Programm abbilden. Beispielsweise Strategien, die sich auf kaufen und liegen lassen" konzentrieren oder die sich den Durchschnittskosteneffekt regelmäßig in einem bestimmten Zeitintervall getätigter Transaktionen zunutze machen.

 

 

 

Auch die feste Zuordnung des Vermögens in verschiedene Anlageklassen ist hilfreich - beispielsweise 70 Prozent Aktien und 30 Prozent Anleihen, einschließlich der entsprechenden Anpassung bei Verschiebungen im Portolio.

 

Einfach geil! :blink:

 

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