fehdi November 6, 2007 Ohne Rohstoffe kein Essen, keine Kleidung, keine Pharma. Ich behaupte mal, wenn niemand da ist, der Rohstoffe verarbeitet, bringen auch Rohstoffunternehmen alleine nichts. Also ohne Pharma, Kleidung, Essen auch keine Rohstoffe! Der Rohstoffboom ist in meinen Augen auch eher eine Milchmädchen Rechnung. Klar, im ersten Moment (also jetzt in der Gegenwart) führt die starke ansteigende Nachfrage aus den Emerging Markets zu einem aktuell höheren Rohstoffpreis. Dies führt aber automatisch zu einer Reduktion der Nachfrage in Industrieländern, da dort bestimmte Produkte aufgrund der höhere Rohstoffpreise nicht mehr profitabel hergestellt werden können. Stattdessen kaufen die Konsumenten dann Substitutionsgüter aus alternativen Grundstoffen (z.B. Bambus statt Holz (s.aktuellen Börsengang aus China), oder Biogas statt Erdgas, fahren Brenstoffzellen Autos statt Benziner). Die Rohstoffproduzenten werden den höheren Preis natürlich nutzen um Kapazitäten aufzubauen, vielleicht früher nicht mehr wirtschaftlich ausbeutbare Vorkommen neu erschließen, Recycler bauen etc. Dagegen werden in den verarbeitenden Branchen Restruktuierungen vorgenommen, Kapazitäten abgebaut, was letztlich die Rohstoffnachfrage dämpft. Wie auch in jedem VWL 1 Lehrbuch zu lesen ist, muss zumindest langfristig ein in die Rohstoffbranche investierter Euro ähnlich viel Ertrag bringen, wie ein Euro in einer beliebigen anderen (überlebensfähigen) Branche. Das ist auch ganz einsichtig, denn sonst würde jeder Kleidungsfirmenbesitzer nämlich sofort seine Firma dicht machen und sich an einer Mine beteiligen. Oder formaler: Aufgrund negativer Skaleneffekte sinkt automatisch die durchschnittlich zu erzielende Rendite in der Rohstoffbranche, so dass jeder weitere neu investierte Euro immer weniger Gewinn generiert. In einer Branche mit momentan unterdurchschnittlichen Ertrag führt der Abfluß von Investionen dazu, dass die verbliebenen Investitionen profitabler werden. Dadurch passt sich der durchschnittlich zu erzielende Ertrag der beiden Branchen an. Die Kräfte des Marktes verteilen die Investitionen da so, dass langfristig gleiche Grenzerträge herrschen (Invisible hand!) Was heißt das jetzt für den Anleger an der Börse? Er kann auf zwei Arten sein Geld verdienen! 1) Er spekuliert auf einzelne Branchen und hofft, dass eine Branche zumindest mittelfristig einen höheren Gewinn pro investierten Euro abwirft als eine andere Branche. Dies würde zu einem überpropartionalen Gewinnanstieg der Unternehmen führen und letztlich zu stärker steigenden Aktienkursen. Letzteres ist aber ein Denkfehler: Auch wenn steigende Gewinne natürlich grundsätzlich gut für Aktien sind, lässt aber schon eine leichte Abschwächung des GewinnWACHSTUMS die Kurse fallen, wie man immer wieder nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen sehen kann. Entscheidend für Kursgewinne ist eine Übererfüllung der Wachstumserwartung. Es geht bei eine BranchenWETTE also darum, eine Branche zu finden, in die ein heute investierter Euro in Zukunft mehr Ertrag erzielt als die Börse es HEUTE erwartet. Nur die Anpassung der Börsenerwartung an die Realität verspricht dann einen hohen Kursgewinn. Sollten die Erwartungen nämlich nicht übererfüllt werden, kann man nur noch so wie bei 2.) beschrieben verdienen, trägt aber besonders dann, wenn die heutigen Erwartungen schon sehr hoch sind (abzulesen am kgv oder ähnlichem), das imense Risiko, dass die Börse auch negativ überrascht werden kann. 2) Die zweite Art sein Geld an der Börse zu verdienen, ist einfach sich an allem zu beteiligen. Die Gewichte wählt man so, wie sie die Börse vorgibt, d.h. anhand dem heute erwarteten Anteil an der Weltwirtschaft gemessen an der Marktkapitalisierung. Das Auf- und ab in den Branchen ist einem dann nämlich vollkommen egal. Der Anpassungsprozess unter 1) schiebt nun einfach Geld innerhalb des Portfolios hin und her. Die Marketcap passt sich ja automatisch der neuen Erwartung an. Kursgewinne des Gesamtportfolios hängen hier mehr an der Erwartung zum Wachstum der Weltwirtschaft, die weniger stark schwankt als eine einzelne Branchenkonjunktur, und die Schaffung von Buchwerten (nicht ausgeschüttete Gewinne). Als Risiko bleibt hauptsächlich eine Abkühlung der Weltwirtschaft. Dieses Risiko trägt man bei 1) allerdings auch. Dort kommt nur eben noch das spezifische Branchenrisiko dazu. Wie liest man die aktuelle Markterwartung an den Kursen ab: Beispiel Kreditkrise: Man schaut sich die Kurse von Banken an und sieht, dass sich die Kurse in der Nähe der Jahrestiefs bewegen. Man schaut die Kurse der Gesamtmarktindizes an und sieht, dass sich diese in Steinwurfweite zu den Alltimehighs befinden. Also ist die Marktmeinung zur Kreditkrise: Banken bekommen durch faule Kredite in der Zukunft Probleme mit dem Gewinnwachstum, die Weltwirtschaft wird dadurch aber nicht besonders stark in Mitleidschaft gezogen. Beispiel Börsencrash 1929: Weltwirtschaft rutscht in die Depression --> die Kurse aller Aktien brechen folgerichtig gemeinsam ein. Beispiel NeuerMarkt: Blasenbildung an der Börse, da der Markt glaubt, dass aufgrund des Internets sich vollkommen neue Märkte erschließen lassen, was auch für die Weltwirtschaft insgesamt ein deutlich höheres Wachstumspotenzial ergäbe --> Kurse aller Aktien steigen, besonders stark aber Technologie --> Realität sieht leider weniger rosig aus --> Folgerichtig kommt es zum Einbruch des Gesamtmarktes, wobei allerdings Technologie um 70% eingebrochen ist, während der Markt um etwa 40% korrigiert (zumindest bei den großen amerikanischen Indizes). Inzwischen wird für die Weltwirtschaft insgesamt ein ähnliches Wachstumspotential erwartet (diesmal ist es eben Asien, hohe Rüstungsausgaben der Amis, Rohstoffboom), womit sich der Gesamtmarkt auf sein altes Niveau erholen konnte. Da die Favoriten gewechselt wurden, sind Techaktien immer noch deutlich unten. Natürlich habe ich das jetzt hier alles stark vereinfacht. Die Vergangenheit lässt sich aber auch gründlich analysieren. Wer allerdings mit 1) sein Glück versuchen will, muss eine genauso gründliche Analyse für die Zukunft über die Dauer seine Anlage erstellen, will er sein Risiko senken. Und da stimme ich Grummel eindeutig zu: Ein Hochhaus voller Investmentbanker ist dazu besser in der Lage als der Privatanleger am heimischen Computer. Ist der Privatanleger aber nicht zu solchem Research fähig, dann ist eine Branchewette für ihn nichts anderes als ein Glücksspiel oder ein Schuß ins Blaue. Klar kann er auch Glück haben, aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit das er doch daneben lag? Bei 2) braucht er sich keine Meinung bilden, denn er übernimmt einfach die Marktmeinung, was allemal risikoärmer als ein Schuß ins Blau ist, wenn auch zweilsfrei nicht risikofrei!!! Viele Grüße! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
fehdi November 6, 2007 Soo, Ihr habt mich bisschen zur Vernunft gebracht. Mein jetziger Plan ist breiter gestreut bei weniger Fonds und verzichtet auf zu hohe Risiken. Findet Ihr den jetzt besser? HSBC TRINKAUS TOP INVEST LU0117128438 monatlich 75 Euro ASTRA-FONDS DE0009777003 monatlich 75 Euro PIONEER GLOBAL ECOLOGY LU0271656133 monatlich 75 Euro Einen der obigen könnte ich auch noch durch diesen hier ersetzen: M&G GLOBAL BASICS GB0030932676 Kann mich aber nicht entscheiden, welchen. Vielleicht habt Ihr ja eine Meinung dazu. Viele Grüße! Urmel "Etwas" konkreter zu Deiner Frage: Ja, die Auswahl ist in meinen Augen schon einmal besser. Da Du Dich auf die Diba als Bank festgelegt hast, möchte ich Dich noch darauf hinweisen,dass es auch noch andere globale Fonds gibt, die Du per Sparplan besparen kannst und die nicht alle in der Liste der "Spitzenfonds" auftauchen: Da wären zum Beispiel: PIONEER FUNDS GLOBAL SELECT LU0271651761 OEKOWORLD OEKOVISION CLASSIC LU0061928585 (als Alternative zu Deinem Pioneer Global Ecology) Generell solltest Du aber auch mal Fonds mit Ausgabeaufschlag angucken. Zu oft umschichten solltest Du bei der Auswahl auch nicht müssen, so dass bei einem Anlagehorizont von 30 Jahren der Ausgabeaufschlag kaum eine Rolle spielt. Außerdem lohnt sich auch der Aufwand eines Bankwechsels/Zweitdepots, wenn Du dafür woanders Deinen Traumfonds mit höherem Rabatt bekommst. Bei der Einzelfondsauswahl kann ich Dir aber nicht sehr helfen. Da gibt es hier kompetentere Mitglieder. Viele Grüße! Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
yggde November 9, 2007 Hallo Hallo! Die Zinsen aus sicheren Anlagen (Tagesgeld und Festgeld) möchte ich in einem Fondssparplan ca. 30 Jahre lang sparen, um die Chance zu haben, daß sich das Geld dann etwas stärker vermehrt, als nur duch Zinsen. Falls die Rechnung nicht aufgehen sollte, wäre ja meine sichere Anlage nicht weg, sondern "nur" die Zinsen, die diese Anlage gebracht hat - ein Trost. Deine Überlegungen gehen in die richtige Richtung! Und ich kann verstehen, dass es dir schwer fallen mag, dich von den Marketingmaschnen der Banken etc. zu lösen. Du verschenkst jedoch völlig unnötig eine Unmenge Geld, wenn du Festgeld als sichere Anlage auf den Zeitraum von 30 Jahren ansiehst. Hast du dir schon mal den Barwert deiner aktuell fest angelegten Summe in 30 Jahren bei 2% oder 3% Inflation ausgerechnet? => Und genau das steht dir in 30 Jahren sicher zur Verfügung! Wenn du schon davon ausgehst, dass Aktien/Fonds eine höhere Rendite bringen können als deine Festgeldanlage, warum dann nicht ein richtig ausbalanciertes Depot nach deinen Bedürfnissen und Risikoneigungen? Bewährt hat sich doch in jungen Jahren mit einem höheren Aktienanteil zu starten und später dann sukzessive durch Rebalancing umzuschichten. Du versucht gerade das Gegenteil, und ob das gut funktioniert bezweifle ich. Du wirst dann nämlich nicht mehr ruhig zuschauen können, wenns mal wieder kurz Ablauf deiner 30 Jahren turbulent zugeht. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Urmel November 9, 2007 also, mir ist bewusst, daß ich eine Möglichkeit verschenke, das Geld besser zu vermehren. Aber ich könnte dabei ja auch verlieren. Ich möchte keinerlei Risiko mehr eingehen für das Geld, was ich bereits habe. Das Risiko der Inflation, die gibt es, ja. Aber da wirke ich ja mit den Zinsen ein bisschen entgegen. Es ist also eher Werterhalt, als Vermehrung. Aber das ist in Ordnung für mich. Denn ich weiß seit 2000, daß man sehr schnell sehr viel verlieren kann, das man dann auch schwer wieder aufholen könnte. Damals waren das Einmalanlagen, zum Höchstand, fast 50 % verloren! Jetzt möchte ich lieber einen Sparplan machen, damit mir das nicht mehr passieren könnte. Und nur mit Geld, für welches ich nicht arbeiten muß, also Zinsen. Klar lege ich zusätzlich noch nach meinen Möglichkeiten regelmäßig für die Altersvorsorge etwas zurück und suche dafür die beste Anlageform. Hier im Forum bin ich jetzt auf ETFs aufmerksam geworden. Muß mich da aber erstmal einlesen. Ich fürchte, gescheite ETFs kann man kostengünstig aber nur als z.B. jährliche Einmalanlagen bekommen. Ich hoffe, damit verbrenne ich mir nicht wieder die Finger. Vielleicht gibts ja in den nächsten Jahren auch Sparpläne so wie für Fonds ohne AA. Das wäre perfekt. Gruß! Urmel Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
postguru Juli 15, 2013 Nachdem ich auf meinen allerersten Beitrag aufmerksam gemacht wurde siehe etwas weiter oben möchte ich euch das Ergebnis meiner Empfehlung nicht vorenthalten. Urmel hat mir zum 01.12.2007 das Mandat übertragen und ich habe nach meiner Empfehlung 55.480 Euro in einen 5jährigen Sparbrief mit einer Verzinsung von 4,00% angelegt. Weiterhin habe ich zum gleichen Tag 12.020 Euro in den Lyxor ETF MSCI Emerging Markets angelegt. Der Sparbrief hat zum Ende der Laufzeit (30.11.2012) einen Wert von 67.500 Euro gehabt, der ETF mit allen Ausschüttungen und Wiederanlage einen Wert von 11.739,72 Euro. Ergibt eine Verzinsung p.A. von 3,257 % Hiervon blieb nach Abzug meiner Provisionen leider für Urmel nur noch der Einstandwert von 67.500 Euro übrig, vielleicht auch ein Grund warum er sich mittlerweile hier gelöscht hat. Aktuelle Empfehlung den ETF behalten und das Kapital auf die stille Sparplantreppe setzen, einmal im Jahr die Zinsen in den ETF umbuchen und fertig. Umsetzung erfolgt gegen Erfolgsbeteiligung ohne HWM und solche Kinkerlitzchen. Ich nehme schon ordenliche Gebühren mit denen ich meinen WPF Ruhestand gestalten kann. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag