ben September 7, 2007 Ich habe in den vergangenen Wochen zu mehreren kleinen Privatbanken, die man der Liste desBundesverbands deutscher Banken entnehmen kann, Kontakt aufgenommen. Ziel war es, ein Haus mit konzernunabhängiger Wertpapierberatung zu bekommen, das sich nicht dafür zu schade ist, trotz fehlender Kick backs auch ETF zu verkaufen, darüber hinaus aber auch die ein oder andere Empfehlung zur Beimischung geben kann - beispielsweise in meinem Noch-Lieblingssteckenpferd, niedrigverzinslichen Renten. Bei den allermeisten Häusern war es kein Problem, dass mein Einstiegsdepotvolumen fünf- und nicht sechsstellig ist. Allen Häusern ist mehr oder minder gemeinsam, dass die Abwicklungsgebühr für ETF-Käufe analog Aktienkäufen bei 1 % liegt mit unterschiedlichen Mindestgebühren. Die Depotverwaltung kostet zwischen 0,1 % und 0,18 % p.a., überwiegend 0,15 % p.a. mit Mindestgebührensätzen zwischen 6 Euro und 30 Euro. Diese (von vielen hier als Makel betrachtete) Gebühren waren mir vor Kontaktaufnahme bewusst. Die Banken wurden gebeten, einen Anlagevorschlag für den Dividendenanteil meines Depots zu unterbreiten und zwar vornehmlich in ETF und hierbei auf eine vernünftige regionale Diversifizierung zu achten für eine Anlagedauer von 15 bis 20 Jahren. Kontakt aufgenommen habe ich unter anderem zu folgenden Häusern: Castell-Bank (Fürstlich Castell'sche Bank Credit Casse AG) Netter telefonischer Erstkontakt. Enttäuschende schriftliche Anlageempfehlung, die vollkommen am Thema vorbeiging: Empfohlen wurden Aktienzertifikate und Wandelanleihen von vier (!) deutschen (!) Standardwerten... Von ETF wollte man aufgrund der nicht deckelbaren Risiken Abstand nehmen! Otto M. Schröder Bank AG, Hamburg Nach einem telefonischen schnöseligen Erstkontakt erreichte mich drei Tage später eine E-Mail mit der Auskunft, man nähme mich gern als Kunden an und ich solle mir doch die ETF auf den Seiten von indexchange, Lyxor usw. aussuchen. Dafür war die Depotgebühr mit 0,26 % p.a. die höchste von allen... Bankhaus Seeliger KG, Wolfenbüttel Das früher zur NordLB, später zur HVB gehörende Haus, jetzt angabegemäß wieder im Privatbesitz, empfahl eine Aufteilung der Anlagesumme auf fünf Regionen (Welt, Europa, USA, Japan, EM) sowie als Megatrend Rohstoffe (A0JC8F), empfahl zu jeder Region mehrere ETF, auch immer einen Aktivfonds. Die regionale Gewichtung wurde nicht begründet, aber in einem Kuchendiagramm auf Excelbasis farbenprächtig dargestellt. Factsheets zu den empfohlenen Fonds fehlten. Bankhaus Gebr. Martin AG, Göppingen Der Berater gab konkrete Empfehlungen zu ETF ab (regionale Aufteilung eingehalten, jedoch mit Übergewichtung von Emerging Markets), Fact sheets fehlten. Einen Bock schoss er insofern, als er alternativ open end Zertifikate zu einer langfristigen Geldanlage empfahl (Abgeltungssteuer!). Ansonsten sehr angenehme Betreuung, recht umfangreiche Empfehlungsliste zu Rentenwerten, die netto abgerechnet werden (Kursstellung i.O.) vorhanden, guter Internetauftritt und Internetbanking (für Zocker: Orders leider nicht in real Time). Die Bank ist seit einigen Jahren eine AG (daher unter "Regionalbanken" zu finden), die Aktien werden aber von den Gründerfamilien gehalten. Anton Hafner oHG, Bankgeschäft, Augsburg Die einzige echte Privatbank, die ich kontaktiert habe: Rechtsform oHG, Privatinhaber, nie in Fremdbesitz. Man gab offen zu, sich mit ETF überhaupt nicht auszukennen, recherchierte aber im Netz, stellte mir einige Fact sheets zusammen, lehnte aber jede weitere Beratung zu dem Thema ab. Dafür stachen die angebotenen Depotgebühren (0,1 %) und Abwicklungsspesen (0,8 %) für ein Privatbankhaus wohlwollend von den sonstigen Standardkonditionen hervor. Hervorzuheben ist, dass man vernünftige Niedrigzinsanleihen bonitätsstarker Schuldner in der vorgegebenen Laufzeitrang (1-2 Jahre) heraussuchte zu sehr annehmbaren Kursstellungen (Nettogeschäfte). W. Fortmann & Söhne, Oldenburg Hier traf ich auf den engagiertesten Berater, der sowohl auf meine ETF-Wünsche einging, aber auch eigene Ideen einbrachte. Er teilte das Anlagevolumen auf fünf (gleichgewichtete) Positionen auf und empfahl neben ETF-Anlagen in Europa, USA und Japan ein bis 09/2008 laufendes Discount Zertifikat auf den DAX (diskutabel) sowie eine Anlage in einer geschlossenen Beteiligung IP I von König & Cie. Sicherlich sind die letzten beiden Positionen die Provisionsbringer für das Haus - wobei er sie nur als ergänzende Empfehlungen einbrachte, ohne jeglichen Druck. Da ich grundsätzlich eigentlich rein garnichts von geschlossenen Beteiligungen halte, stellte ich in einem anderen Thread die Empfehlung zur Diskussion und musste dabei erkennen, dass die Empfehlung garnicht soooo schlecht war. Hervorzuheben ist noch, dass er zu allen angebotenen ETF unaufgefordert das Factsheet übermittelte. Auch er wies alternativ auf die Anlage in Zertifikaten hin aufgrund möglicher niedrigerer Kosten, unterließ es aber nicht, sowohl auf das Abgeltungssteuerproblem als auch auf das Emittentenrisiko hinzuweisen. Vorbildlich. Wermutstropfen in dem Angebot ist zum einen, dass das Haus zum Allianz-Konzern gehört, also nicht wirklich konzernunabhängig ist, zum anderen mit den höchsten Depotgebühren aufwartet: Zu den ausgelobten 0,15 % p.a. gesellen sich hier noch die MWST., so dass man bei brutto 0,1785 % landet, was schon fast der TER von einigen ETF entspricht. Last but not least der Kontakt zum Bankhaus Lampe. Die Gewinner von einigen Beratungstests im Private Banking machen tatsächlich erst ab einem Depotvolumen von 1/4 Mio. die Türen auf, wobei man diesen Betrag auch unterschreitet, sofern Potenzial vorhanden ist. Aber, so die telefonische Auskunft, unter TEUR 150 wolle man nicht starten. Da ich ähnliches bei den sonstigen Big Names der Privatbankiers vermutete, erfolgte zu den Häusern Warburg, Sal. Oppenheim, deren Tochter BHF, Berenberg keine Kontaktaufnahme. Fazit: Der Brüller ist die Beratung bei Privatbanken/Privatbankiers auch nicht, wenngleich sie sich von der Beratung von Filialbanken insofern unterscheidet, als man auf die Anlagewünsche des Kunden eingeht (Ausnahme s.o.) und nicht versucht, mit Zwang Verbundprodukte zu verkaufen oder mit Ach und Krach doch von einem aktiven Fonds überzeugen zu wollen. Wirklich bereichernd sind die Gespräche in den wenigsten Fällen. In der Regel muss man schon mit einer sehr dezidierten eigenen Meinung kommen. Ein Tag Aufenthalt hier in den wichtigsten Threads hilft hier schon entscheidend weiter - da ist man auf jeden Fall schlauer als nach einem Gespräch mit dem Banker. Die Kunst im Forum besteht nur darin, die auch vorhandenen Labermeinungen, die einem sofort ihren 08/15-ETF-Mix als das non-plus-Ultra oktruieren wollen, von den wirklichen Virtuosen zu unterscheiden - das ist aber reine Übungssache. Der Service der Privtbanken ist in den meisten Fällen überdurchschnittlich gut: Sofortiger Rückruf, unmittelbare Zusendung von Informationen, feste Ansprechpartner. Ob dieser aber tatsächlich die o.g. Gebühren rechtfertigt, ist Geschmackssache. Schließlich sind bei einer Haltedauer von 15 Jahren und einem Durchschnittsdepotvolumen von meinethalben 100 TEUR bei einem Depotgebührensatz von 0,15 % p.a. im Laufe der Jahre 2.250 Euro allein an Depotgebühren fällig. Ich persönlich werde den Kontakt zu Fortmann & Söhne intensivieren, da der Berater sich wirklich intensiv mit der Materie beschäftigte, für die Anlage der Rentenpositionen stachen mit Gebr. Martin und Hafner oHG zwei sehr kompetente und engagierte Ansprechpartner hervor. Insgesamt kann ich sagen, dass sich der Berater von Fortmann am meisten und am kompetentesten mit dem Angebot auseinandersetzte. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Laser12 September 12, 2007 Moin, noch einige Infos zu Fortmann & Söhne: Die Bank ist eine Tochter der Oldenburgischen Landesbank. Die OLB gehört mehrheitlich zur Dresdner Bank, damit zum Allianz-Konzern. Die OLB ist eine Regionalbank im nordwestlichen Niedersachsen. Dort gibt es keine Dresdner Bank. Es gibt eine starke regionale Bindung. Das Filialnetz ist so dicht wie bei Sparkassen und Volksbanken. Wenn es um größere Geschäfte geht, ist sonst häufig die Deutsche Bank vorn, hier die OLB. Das Geschäftskonzept ist deutlich anders als das der Desdner Bank. Insofern wird eine gewisse Unabhängigkeit schon sichtbar. Auch wenn Fortmann eine Tochter der OLB ist, sieht man dort noch einiges anders. Fortmann hält etwas vom Bankgeheimnis. Es werden keine Daten mit der Schufa ausgetauscht. Statt dessen erbittet man eine Selbstauskunft, die der Steuerberater auszufüllen hat. Wegen der Konzerzugehörigkeit würde ich mir keine Sorgen machen. Sprich es doch einfach mal offen an. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag