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Wenn Anleger ihr (blaues) Index-Wunder erleben

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andy

26.07.2007 15:52

 

von Benjamin Feingold

 

Bau-Boom vor der Fußball-WM 2010. Klar, ein südafrikanischer Immobilienindex muss durch die Decke gehen. Und das passende Zertifikat natürlich auch. Oder? Mit exotischen Indizes lockt die Zertifikate-Branche die Anleger. Zertifikate, die meist nur einen Gewinner kennen: den Vertrieb.

 

Allein das Foto der Werbebroschüre mit der Skyline von Kapstadt in Südafrika, die vor rot leuchtenden, sanft ansteigenden Hügeln einer Gebirgskette zu sehen ist, hat etwas Verlockendes. Schauen sich Anleger auch noch den Chart vom südafrikanischen Immobilienindex in dieser Broschüre von ABN Amro an, steht fest: Das Zertifikat auf den südafrikanischen Immobilienindex muss ich kaufen. Denn in nur zwei Jahren konnte das Immobilienbarometer um knapp 60 Prozent zulegen. Was ABN Amro jedoch nicht erwähnt, ist die Höhe der anfallenden Dividenden aus dem Index, auf die der Anleger beim Zertifikateinvestment verzichten muss, nämlich aktuell 4,7 Prozent pro Jahr.

 

Nachholbedarf in Afrika

Abgerundet wird die Verkaufsstory durch die Argumentation vom großen Nachholbedarf Südafrikas. Dort soll es an Wohnraum und gewerblichen Immobilien mangeln, so dass eine Investition in ein südafrikanisches Immobilienindexzertifikat viel versprechend ist. Anhand von Zahlen und Fakten über den dortigen Immobilienmarkt wird diese These allerdings nicht belegt.

 

Einfaches Indexzertifikat

Indexzertifikate sind die einfachste Form, in einen Index zu investieren. Beim Kauf eines solchen Papiers beteiligen sich Anleger zu einem Teil an dem jeweiligen Index und partizipieren eins zu eins an Kursgewinnen wie Verlusten. Die den Papieren zu Grunde liegenden Basiswerte sind vielfach Aktienindizes, doch auch auf Rohstoffe, Anleihen, Hedgefonds oder Immobilien existieren Indexzertifikate.

 

Breit gestreutes Risiko

Beim Indexzertifikat investieren Anleger anteilig in viele Basiswerte, so dass ihre Risiken breit gestreut sind. Die Zertifikate verbriefen ein Hundertstel oder ein Zehntel vom Index. Steht der Euro Stoxx 50, der die größten Werte der Eurozone umfasst, beispielsweise bei 4000 Punkten, kostet ein Indexzertifikat 400 oder 40 Euro. Steigt das Marktbarometer um 100 Indexpunkte an, steigt der Preis des Indexzertifikats auf 410 oder 41 Euro.

 

Wie wird das Marktbarometer kalkuliert?

Die Fallstricke eines Indexzertifikats liegen auch nicht im Produktkonzept, sondern in der Kalkulation des jeweiligen Marktbarometers.

 

Wie das eingangs erwähnte Produktbeispiel vom südafrikanischen Immobilienzertifikat zeigt, müssen die anstehenden Dividenden der Indexmitglieder nicht mit in den Indexstand eingerechnet werden. Gewinnausschüttungen wirken sich aber auf die Wertentwicklung eines Index aus.

 

Keine Dividende, hohe Gebühren

Werden nämlich noch weitere Kosten wie die An- und Verkaufsspanne von 1,5 Prozent im südafrikanischen Immobilienzertifikat hinzugerechnet, addieren sich die Gebühren durch die außerdem entgangenen Dividendenzahlungen von 4,7 Prozent auf insgesamt 6,2 Prozent im ersten Anlagejahr, die der Anleger zu tragen hat. Auch wenn 6,2 Prozent ziemlich dreist sind, haben andere exotische Indizes oft ebenfalls recht hohe Kosten. Lediglich die großen Leitindizes sind mit moderaten Gebühren preiswerter.

 

Es bleibt das Währungsrisiko

Bei Indizes aus Schwellenländern beeinflusst noch die Währungsentwicklung die Performance maßgeblich. Beim südafrikanischen Immobilienindex hat eine gestiegene südafrikanische Währung (Rand) für zusätzliche Gewinne gesorgt. Allerdings kann eine sinkende Auslandswährung auch zu Performanceeinbußen führen. Um das Währungsrisiko auszuschalten sind manche Zertifikate, so genannte Quanto-Papiere, mit einer Währungsabsicherung ausgestattet. Das kostet in vielen Fällen aber weitere Gebühren.

 

Auf den Indextyp achten

Da die Dividenden einen großen Einfluss auf die Indexperformance haben, sollten Anleger darauf achten, dass der zu Grunde liegende Index eines gleichnamigen Zertifikats diese einschließt. Diese Indizes werden Performanceindizes oder Total-Return-Indizes genannt, da sie sämtliche Erträge, also auch Dividenden und Bezugsrechte im Index berücksichtigen. Bei der Berechnung von Performancebarometern werden die Erträge in den Index reinvestiert. Das Gegenstück sind so genannte Kursindizes, die nur die Indexentwicklung abbilden ohne jegliche Erträge aus dem Index. Wie groß die Unterschiede in der Performance zwischen einem Kurs- und Performanceindex sein können, zeigt ein Vergleich zweier Indexprodukte auf denselben Basiswert. Nur ist einer der Indizes ein Kurs- und der andere ein Performanceindex.

 

Quelle: boerse.ard.de

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andy
· bearbeitet von andy

26.07.2007 14:32

 

Teil 2: Der Teufel steckt im Gebührendetail

 

Zwei Index-Zertifikate - die gleiche Basis - eine völlig unterschiedliche Performance: Wer bei der Zertifikate-Auswahl nicht genau hinschaut, kann sein blaues Wunder erleben.

 

So haben die Citigroup und die Commerzbank jeweils ein Indexzertifikat auf den DivDAX emittiert. Dieser Index umfasst die 15 Aktien aus dem DAX 30 mit den höchsten Dividendenrenditen. Während die Commerzbank ein Zertifikat auf den Performanceindex entwickelt hat, damit Anleger in den Genuss der hohen Ausschüttungen kommen, hat die Citibank sich für einen Kursindex entschieden.

 

Bei der Citigroup profitieren Anleger also nicht von den hohen Dividendenzahlungen des DivDAX, der immerhin auf Basis der höchsten Dividendenrenditen zusammengestellt wurde.

 

Es ist also nicht verwunderlich, dass sich die beiden Zertifikate sehr unterschiedlich entwickelt haben. Seit Oktober 1999 hat sich der DivDAX-Performanceindex im Durchschnitt jedes Jahr um rund 3,2 Prozent besser entwickelt als der DivDAX-Kursindex. Das spiegelt sich auch in der Performance der beiden Zertifikate wider. Der untenstehende Chart zeigt dabei die Entwicklung seit Juni 2005.

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Lange Laufzeit, großer Unterschied

Im ersten Jahr ist der Unterschied nicht sehr groß, da sich die Reinvestition der Dividenden erst mit der Zeit zu einem größeren Betrag anhäuft. Erst ab Mitte 2006 schneidet das Zertifikat auf den Performanceindex deutlich besser ab. Je mehr Dividenden akkumuliert werden, desto weiter laufen die Zertifikate auseinander. Das bedeutet, dass der Performanceunterschied umso größer wird, je länger die Haltedauer ist. Performanceabweichungen kann es allerdings auch aus anderen Gründen geben (Siehe Text in der rechten Spalte: Augen auf beim Indexkauf).

 

Der Teufel steckt im Gebührendetail

In der Regel haben Indexzertifikate keine erfolgsabhängige Gebühr und auch keine jährlich wiederkehrende Managementgebühr. Doch bei manchen Papieren auf Performanceindizes können solche Kosten enthalten sein. So kann es sein, dass bei Produkten mit einem Performanceindex als Basiswert eine Managementgebühr verlangt wird oder die Spanne zwischen An- und Verkaufskurs des Zertifikats größer ist als bei einem vergleichbaren Kursindex. Der Teufel steckt hier also im Gebührendetail. Anleger sollten also das gesamte Angebot vom Basiswert bis zu den verschiedenen Kosten bewerten.

 

Managementgebühren bei Strategiepapieren

Das gilt auch für andere, Indexzertifikaten ähnliche Produkte wie beispielsweise so genannte Strategiezertifikate, die in vielen Fällen wie Indexpapiere eine unbegrenzte Laufzeit haben. Im Gegensatz zu Indexzertifikaten werden diese Papiere nach bestimmten Anlagethemen zusammengestellt und können auch von einem Verwalter aktiv gemanagt werden. Bei der aktiven Auswahl von Basiswerten für ein Zertifikat fallen dann Managementgebühren an.

 

Hält nicht, was die Werbung verspricht

Das gilt auch für das von der Zeitschrift Zertifikatejournal entwickelte ZJ Portfolio Strategie Zertifikat. Hier wird nicht in einen Index, sondern in verschiedene Zertifikate investiert. Als Ziel wird in der Produktbroschüre angegeben, basierend auf der modernen Portfoliotheorie die besten Zertifikate aller Klassen [zu] bündeln. Die Auswahl der Papiere trifft das Zertifikatejournal selbst.

 

Wie die nächste Grafik zeigt, hält die Performance des Zertifikats nicht das was die Werbung verspricht. Während das ZJ-Portfolio-Zertifikat seit Auflegung im August 2004 bis Anfang Juli 2007 auf einen Zuwachs von knapp 40 Prozent kam, schaffte der Euro Stoxx 50 Performanceindex einen Gewinn von 86 Prozent. Sehr deutlich ist die Outperformance seit dem Kurseinbruch vom Mai 2006. Während das ZJ-Zertifikat stagniert, konnte der Euro Stoxx 50 Performanceindex um mehr als zehn Prozent zulegen.

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Hohe Gebühren, schwache Performance

Neben der schwachen Performance stecken noch hohe Gebühren in dem Zertifikatejournal-Zertifikat. Der Spread zwischen An- und Verkaufskurs beträgt einmalig 1,5 Prozent und die jährliche Verwaltungsgebühr ebenfalls 1,5 Prozent. Da das Papier aus Zertifikaten besteht, die wiederum Transaktionsgebühren wie beispielsweise An- und Verkaufsspannen der Zertifikate enthalten, belaufen sich die jährlichen Kosten auf etwa 2 Prozent, ohne die Anrechnung der entgangenen Dividenden.

 

Checkliste vor dem Kauf

So verlockend die Zertifikateangebote auch aussehen oder klingen, Anleger sollten vor dem Kauf auf einige Punkte achten:

 

Welcher Index liegt einem Produkt zu Grunde, ein Kurs- oder Performanceindex?

 

Welche Gebühren gibt es, Management- oder Erfolgsgebühren?

 

Wie hoch ist der Spread zwischen An- und Verkaufskurs?

 

Bei Auslandsinvestments: Ist das Papier währungsgesichert und wie teuer ist die Währungsabsicherung?

 

Performance regelmäßig mit dem geeigneten Vergleichsmaßstab überprüfen

 

Und noch ein Tipp zum Schluss:

In der Regel sollten Anleger kein Zertifikat auf einen Basiswert kaufen, auf den nur ein Emittent ein Papier anbietet. Dort dürften die Gebühren in der Regel höher sein als auf Basiswerte, bei denen mehrere Zertifikate zur Auswahl stehen.

 

Quelle: boerse.ard.de

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